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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ernst I. (Herzog v. S.-Cob. u. Gotha) - Ernst II. (Herzog v. S.-Cob. u. Gotha)
Sammlungen bedacht. Er starb 29. Jan. 1844. Ihm
folgte sein Sohn Ernst II.; sein zweiter Sohn Albert
war der Gemahl der Königin Victoria von England.
Ein schönes Denkmal der Pietät hat der erstere dem
Vater im 1. Vande seiner Denkwürdigkeiten "Aus
meinem Leben und aus meiner Zeit" (Berl. 1887)
gesetzt. - Vgl. A. Beck, Geschichte des gothaischcn
Landes (Bd.1, Gotha 1868).
Ernst II., August Karl Johannes Leopold
Alexander Eduard, Herzog von Sachsen-Coburg
und Gotha, als Herzog von Sachsen-Gotba
Ernst IV. genannt, Sohn des.Herzogs Ernst I. (111.)
dam. 1853 verlieh er den aktiven Militärdienst, ver-
mählte sich (28. April 1853) mit der Prinzessin Agnes
von Anhalt-Dessau (geb. 24. Juni 1821) und folgte
3. Aug. 1853 seinem Vater in der Regierung. Er
schloß 1862 eine Militärkonvention mit Preußen,
nahm Aug. 1863 an dem Fürstenkongreß in Frank-
furt teil und trat 1866 dem Bündnis mit Preußen
bei. Am Kriege gegen Frankreich 1870 beteiligte
er sich anfangs im Hauptquartier der zum Schutz
der norddeutschen Küsten gebildeten Armee, dann
in der vom Großherzog von Mecklenburg komman-
dierten 18. Division und nahm teil an der Ein-
nabme von Toul und Soissons, an den Kämpfen
gegen die franz. Südarmee und an der Belagerung
von Paris. Sein einziges Kind, Prinzefsin Marie
(geb. 2. Aug. 1854), ist seit 19. April 1873 mit
Prinz Albrecht von Preußen vermählt; eventueller
Thronfolger ist sein Bruder, Prinz Moritz, geb.
24. Okt. 1829, vermählt seit 15. Okt. 1862 mit
Prinzessin Auguste von Eachsen-Meiningen, aus
welcher Ehe außer drei Töchtern ein Sobn, Prinz
Ernst, geb. 31. Aug. 1871, hervorgegangen ist.
Ernst I. (III.), Herzog von Sachfen - Coburg
und Gotha, der Sohn des Herzogs Franz von Co-
burg-Saalfeld und derAugusteKarolineSophie von
Reu'ß, geb. 2. Jan. 1784, folgte als Ernst III. seinem
Vater9. Dez. 1806. Da er sich an dem Feldzuge gegen
Napoleon 1806, namentlich an der Schlackt deiAuer-
städt beteiligt hatte, wurde sein Land von Frankreich
in Besitz genommen, jedoch im Tilsiter Frieden auf
Fürsprache des Kaifers Alexander zurückgegeben.
Seitdem war er vorzüglich mit der Organisation
der zerrütteten Verwaltung seines erschöpften Lan-
des beschäftigt, mußte aber trotz seiner gut deutschen
Gesinnung dem Rheinbund beitreten, schloß sich
jedoch nach der Schlacht bei Leipzig an die Verbün-
deten an, übernahm den Oberbefehl über das 5.
deutfche Armeekorps und brachte Mainz zur Über-
gabe. Auf dem Wiener Kongreß wurde ibm in
dem jenfeit des Rheins gelegenen Fürstentum Lich-
tenbcrg eine Landesvergrößerung mit 20000 E. zu-
gefprocken, die im zweiten Parifer Frieden, nachdem
er als Oberbefehlshaber der fächf. Truppen wieder
am Feldzug gegen Napoleon I. teilgenommen hatte,
durch eine weitere mit 5000 E. vermehrt wurde.
Doch trat er Lichtenberg 22. Sept. 1834 für 2 Mill.
Thlr. an Preußen ab und erkaufte dafür 1836 die
Domänen Wandersleben, Mühlberg und Nohrenfee
oberhalb Erfurt, 1837 Thal und 1838 Meckterstedt
im Gothaischen. Eine bedeutendere Gebietsver-
gröherung fiel ihm nach Erlöschen des gotbaiscken
Etammhausesdurch denStaatsvertragvoni 12.Nov.
1826 in dem Herzogtum Gotha zu, wofür er das
kleine Fürstentum Saalfeld nebst der Herrschaft
Kranichfeld an Meiningen abtreten mußte. Hier-
durch wurde er als Ernst I. Gründer des nunmeh-
rigen Hauses Coburg-Gotha. In Coburg gab er
1821 eine repräsentative Verfassung; in Gotha
aber lieh er die alten Stände bestehen und führte
nur eine der preuß. nachgebildete Stadtcverfafsung
ein. Mit den beiden andern herzogt. Linien, Alten-
burg und Meiningen, erneuerteer 1833 den Ernesn-
nifcken Hausorden. Seine Länder verschönerte
er durch Bauten und Parkanlagen, wie das herzogl.
Schloß, die Rosenau und den .ttahlenberg, das
Schauspielhaus in Coburg, das Eckloh Rcinbards-
brunn u. s. w. Auch Wissenschaft und Kunst unter-
stützte er und war namentlich auf die Vermehrung
der Bibliothek in Gotha und der dort befindlichen
und der Herzogin Luife, einer Tochter des Herzogs
August von Sachsen-Gotha-Altenburg,geb.21.Juni
1818 zu Coburg, erhielt eine wissenschaftliche Bil-
dung realistischer Richtung, bereiste 1836 Eng-
land, Frankreich und Belgien, studierte dann in
Bonn besonders Staatswissenschaften und trat als
Rittmeister in königlich sächs. Militärdienste. Nach
verschiedenen Reisen in Spanien, Italien, Portugal
und Nordafrika vermählte er sich 3. Mai 1842 mit
Alerandrine Luife Amalie Friederitc Elisabeth So-
phie (geb. 6. Dez. 1820), der Tochter des Großherzogs
Leopold von Baden. Am 29. Jan. 1844 folgte er fei-
nem Vater als Herzog von Coburg-Gotha und Chef
des Gefamthaufes Coburg. Er fuchte den langen
Zwistigkeiten mit der Co burger Ständeversammlung
ein Ende zu machen und vereinbarte mit ihr 1846 ein
neues Wahlgesetz. 1848 und 1849 wußte er durch
rechtzeitige Zugeständnisse und feste Haltung sein
Land vor Unruhen zu bewahren. Die Delegierten
von Gotha wurden zur Beratung eines Landtags-
wahlgesetzes einberufen und der Abgeordnetenver-
sammlung der Entwurf zu einer neuen Verfassung
vorgelegt, die 1849 ins Leben trat. Die engere
Vereinigung der beiden Herzogtümer Coburg und
Gotba erfolgte durch das Staatsgrundgesetz vom
3. Mai 1852. In den deutschen Angelegenheiten er-
kannte der Herzog die Frankfurter Reichsverfassung
an und suchte Friedrich Wilhelm IV. zur Annahme
der Kaiserkrone zu bewegen; dann übernahm er
März 1849 ein selbständiges Kommando (über eine
tbüring. Reservebrigade) im Kriege gegen Dänemark.
Unter seinen Augen wurde 5. April 1849 der Sieg
bei Eckernförde gewonnen. Als die Reichsverfassung
gescheitert war, schloß sich E. dem sog. Dreikönigs-
bündnis an und veranlaßte den Fürstentongreß zu
Berlin (Mai 1850), wo er mit Wärme sür die Be-
dürfnisse und Wünsche des Volks eintrat.
In der solgenden Reaktionszeit war er eifrig be-
müht, die nationalen und liberalen Ideen lebendig
zu erhalten und die deutfchen Interessen zu wah-
ren. Deshalb fuchte er während des Krimkrieges
Österreich und Preußen zu entschiedenem Auftreten
gegen Rußland zu veranlassen und knüpfte als der
erste europ. Fürst durch einen Besuch in Paris
März 1854 persönliche Beziehungen zu Napoleon III.
an. Angesichts der Gefahren, mit denen die nach
dem Ende des Krieges sich vollziehende Annäherung
zwischen Rußland und Frankreich Deutschland be-
drohte, verfolgte der Herzog den Plan, einen litterar.-
polit. Verein zur Aufklärung des deutschen Publi-
kums zu begründen, aber erst die Übernahme der
Regentschaft" in Preußen durch Prinz Wilhelm 1858
gab ibm die Hoffnung auf eine günstige Wendung in
den deutfchen Dingen. Im Italienischen Kriege von
1859 bemühte er sick, freilich vergeblich, um ein österr.-
preuh. Bündnis. Dann aber entstand unter seinem
Schutze der Nationalverein, und indem er den deut-