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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Erzlagerstätten
Cornwall, Malata, Banka, Australien. Die Ge-
winnung dieser Erze aus den Seifen ist viel loh-
nender als die von der ursprünglichen Lagerstätte,
wo sie meist fein verteilt und spärlich eingestreut
sind, auch leichter wegen der Oberflächlichkeit und
Lockerheit des sie führenden Schuttes. Fig. 7 stellt
den Querschnitt eines Goldseifeniagers am Ural
dar, wo die Goldkörner aus den Sand-, Lehm- und
Geröllschichten d und c gewonnen werden, die bier
die unebene Oberfläche von krystallinischen Sckicfcr-
gesteinen (a) überdecken und selbst noch von einer jün-
gern unbaltigen Bodenschicht (<1) überlagert werden.
Erz gange nennt man diejenigen Erzanhäufun-
gen, die frühere, in dem festen Gestein gerissene
spalten ausgefüllt haben und sich daher als mehr
oder weniger plattenförmige Körper darstellen, die
je nach dem Verlauf der ursprünglichen Spalte
das Gestein (Nebengestein genannt) wie fremde
Massen unter irgend einem Winkel durchschneiden,
also auch in einem geschichteten Gebirge allermeist
cine von der Schichtung ganz unabhängige Nich-
tung verfolgen (Fig. 1, d, c, ä, e, i, k). Tiefe sog.
durchgreifende Lagerung ist sehr charakteristisch
im Gegensatz zu den Erzlagern. Doch giebt es auch
echte Gänge, d. h. unzweifelhafte Spaltenausfül-
lungen, die der Schichtung eines Gesteins parallel
laufen (wie in Fig. 1 bei t) und wohl als Lagcr-
gänge bezeichnet werden, weil sie in ihrer äußern
Erscheinungsweise eine große Ähnlichkeit mit Lagern
besitzen und leicht mit letztern verwechselt werden
können; tritt jedoch der Fall ein, daß ein der Schich-
tung des Nebengesteins paralleler Gang einen an-
dern oder mehrere durchschneidet ("durchsetzt"), wie
es k gegenüber den eigentlichen Gängen c bewirkt,
so ist damit (abgesehen von der vielleicht vorhande-
nen lagenweisen Struktur) seine Gangnatur, d. h.
seine Entstehung als Spaltenausfüllung, insofern
offenbar erwiefen, als ein echtes Lager, dem l viel-
leicht an andern Stellen gleicht, niemals einen
Gang zu durchsetzen im stände ist, indem ihm die
durchgreifende Lagerung abgeht. Auch kommt es
vor, daß ein folcker Lagergang, nachdem er eine
Strecke weit parallel zwischen den Schichten sich ein-
hergczogen hat, plötzlich in bezeichnender Weise seine
Richtung ändert und die Schichten durchquert.
Kontakt gange heißen die Spaltenausfüllungen,
die sich auf der Grenze zwischen zwei verschieden-
artigen Gesteinen, z. B. bei i in Fig. 1, finden, ein
Fall, der gar nicht selten ist, wahrscheinlich weil auf
solchen Grenzflächen besonders leicht Spalten rissen,
die nachher zu Gängen ausgefüllt wurden.
Den Durchschnitt des Erzganges mit der Gebirgs-
oberfläche nennt man das Ausgehende, das
Ausstreichen, Ausbeißen, feine beiden Seiten,
also die den vormaligen Spaltenwänden zunächst
gelegenen Gangteile, die Salbänder. Es giebt
Gänge, die nicht zu Tage ausgehen, indem entweder
die ursprüngliche Spalte im Gestein nicht bis zur
Oberfläche reichte oder neuere Ablagerungen das
den Gang enthaltende Gebirge bedeckt haben. Die
Mächtigkeit (Dicke) der Erzgänge ist sehr wechselnd,
nach Maßgabe der alten Spalte. Selbstverständlich
bat auch ein und derselbe Gang zufolge feiner
Spaltennatur nicht allenthalben eine gleichbleibende
Mächtigkeit, bald "verdrückt er sich", bald "thnt er
sich wieder auf". Auch in der Länge, nach dem
Streichen walten große Verschiedenheiten ob.
Oft geschieht es^ daß mehrere oder viele Erzgänge
ziemlich parallel nebeneinander verlaufen, sowobl in
ihrer Längsrichtung als in ihrer Neigung (in ihrem,
Steigen und Fallen), und den Komplex derselben
nennt man alsdann einen Gangzug. Wenn da-
gegen eine größere Anzahl von Gängen in einer
Gegend sich nach verschiedenen Richtungen durch-
schneiden (wie bei k in Fig. 1), so bezeichnet man
dieselben als Netzgänge, auch als einen Gang-
stock, oder bei schmaler Ausbildung der Gänge als
einen Trum er stock (z. B. die den Granit durch-
schwärmenden Zinnerzgänge von Geyer und Alten-
berg im Erzgebirge). Wo irgend zwei Gänge sich
in ihrem Verlauf einfach durchschneiden, da bilden
sie ein sog. Gangkreuz (wie z. B. mehrfach in
Fig. 6 und bei k in Fig. 1), und zwar bei fast recht-
winkligem Durchfchnitt ein sog. Winkelkrcuz, bei
ziemlich spitzem Durchschnitt ein Scharkreuz. Auf
derartigen Gangkreuzcn pflegen oft reichlichere oder
bessere Erze vorzukommen als sie die einzelnen
Gänge in ihrem getrennten Verlauf enthalten. Gehl
der eine Erzgang einfach mit feinem Körper durch
den andern hindurch, fo wird dies eine Durch-
setzung genannt, und zwar ist in solchem Falle
allemal der durchsetzende Gang jünger als der durch-
setzte, weil der letztere schon als solcher vorhanden
sein mußte, bevor diejenige Spalte durch ihn hin-
durchrisi, die dann mit dem Material des durch-
setzenden Ganges erfüllt wurde (z. B. Fig. 9, wo
der Schwerspatgang d durch den mit Blende und
Bleiglanz massig erfüllten ältern Gang a hindurch-
fetzt). Sehr häusig aber ist mit einer folchen Durch-
setzung zugleich eine sog. Verwerfung verbunden,
d. h. die beiden isolierten Teile des durchsetzten
Ganges haben eine gegenseitige Verrückung oder
Verschiebung längs der durchsetzenden Spalte er-
fahren, so daß diesseit und jenseit der letztern die
Stücke nicht mehr aufeinander passen (z. B. mehr-
fach in Fig. l,); auch hier ist natürlicherweise der
verworfene Gang stets der ältere.
Fig. 5, worin die Pfeile die Richtung des Ein-
fallens bezeichnen, stellt einen eigentümlichen Fall
von Verwerfung dar, bei dem es auf den ersten
Blick den Anschein hat, als ob gegen alle Wahr-
scheinlichkeit der jüngere Gang d, der einen ältern
H sehr deutlich durchsetzt hat, dennoch von dem äl-
tern ll sogar zweimal verworfen fei, was nach der
streng mathem. Theorie der Verwerfungen durch-
aus unmöglich ist. Dieser Widerspruch löst sich in-
dessen sehr einfach durch die Voraussetzung, daß an
den Wänden des ältern Doppelganges a., nach-
dem er bereits von d durchsetzt war, nochmals
spalten aufgerissen sind, die mit einer Verschiebung
der Massen verbunden waren, ohne ausgefüllt Zu
werden, d. h. ohne wirkliche Gänge zu bilden, wie
dies sehr häufig geschehen zu sein pflegt. Solche
Spalten beißen Verwerfungsklüfte. Aber nicht
alle Erzgänge, die in ihren Richtungen aufeinander
stoßen, brauchen sich zu durchfetzen, bisweilen sind
ihre Massen, zum Zeugnis einer fast gleichzeitigen
Ausfüllung, an den Kreuzungspuntten innig mit-
einander verwachsen, bisweilen schleppen oder scharen
sie sich, d. h. der eine oder beide Gänge ändern ihre
Richtung und laufen eine Strecke weit parallel mit-
einander fort. Wenn ein Gang sich in zwei zer-
spaltet, "gabelt" oder "zerschlägt", wie c in Fig. I
oder d in Fig. 9, so wird die kleinere Abgrenzung
derselben als Seirentrum bezeichnet.
Die Malse des Erzganges besteht nun einer-
seits aus metallischen Mineralien (Erzen), anderer-
seits aus nichtmetallischen Mineralsubstanzen der
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