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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eugen (Vicekönig von Italien) - Engen (Prinz von Savoyen)
geblich bemühte er sich um Beilegung der mono-
thcletischen Streitigkeiten. Er starb 1. Juni 65?
und ward heilig gesprochen; Gcdächtnistag 2. Juni.
E. II. (14.'Febr. 824 bis 27. Aug. 827), ein
Römer, räumte dem Kaiser ein Oderaufsichtsrecht
über die Papstwahl ein; Klerus und Volk ver-
pflichteten sich, daß jeder frei gewählte Papst vor
seiner Konsekration dem Kaiser den Eid der Treue
leiste. Eine Synode zu Paris 1. Nov. 825 sprach
sich gegen die Verehrung der Bilder aus und er-
hielt die päpstl. Genehmigung. Eine Synode zu
Rom im Nov. 826 gab Verfügungen zu stren-
gerer Handhabung der Kirchenzucht und Förde-
rung thcol. Gelehrsamkeit.
E. III. (27. Febr. 1145 bis 8. Juli 1153), ein
Pisaner, Schüler Bernhards von Elairvaur, vor-
her Abt im Cistcrcienserkloster des heil. Anastasius
zu Rom, mußte aus Rom flüchten, weil das von
Arnold (s. d.) von Vrescia aufgeregte Volk die welt-
liche Herrschaft des Papstes stürzen und die Re-
publik aufrichten wollte, ging nach Viterbo und
lonnte erst nach längern Verhandlungen in Rom
einziehen, mußte es aber schon 1146 wieder ver-
lassen. Er zog nach Trier, dann nach Paris, kehrte
1148 nach Italien zurück, erzwang mit Hilfe des
Normannenfürsten Rogcr von Sicilien den Einzug
in Rom, mußte aber schon 1150 den Republikanern
wieder weichen, lebte dann meist zu Scgni und starb
in Tivoli. E. veranlaßte den zweiten erfolglosen
Kreuzzug. Der beil. Bernhard richtete an E. die
Schrift "1)6 con8iä0ration6 8ui lidii V", worin er
ihm ein ideales Bild kirchlicher Hierarchie vorhält
und ihn ermahnt, der überhandnehmenden Vcrwelt-
lichung der Kirche entgegenzuwirken.
E. IV. (3. März 1431 bis 23. Febr. 1447), aus
Venedig stammend, eigentlich Gabriel Condol-
mieri, seit 1408 Bischof von Siena und Kardinal,
war fromm und sittenstreng, aber ohne polit. Klug-
heit und Festigkeit des Willens. Die Verwandten
seines Vorgängers, die mächtigen Colonna, reizte
er zu offener Auflehnung, woraus ein Bürgerkrieg
hervorging, der E. zur Flucht nach Florenz zwang.
Das Baseler Konzil (s. d.) sprach die Absetzung
über ihn aus und wählte Felix V. zum Papst; doch
gelang es E. durch Verlegung des Konzils nach
Ferrara (1437) und von da nach Florenz und durch
Unterhandlungen mit den einzelnen Fürsten seine
Stellung zu behaupten. In König Sigismund hatte
er einen mächtigen Freund, aber unter dessen Nach-
folger Albrecht II. wurden in Deutschland durch
die Acceptationsurknnde (26. März 1439) die Be-
schlüsse des Baseler Konzils angenommen. Erst
unter Friedrich III. (seit 1440) gelang es dem
päpstl. Geheimschreibcr 'Aneas Sylvius (später
Papst Pius 11.) durch geschickte Unterhandlungen
die deutschen Fürsten für E. zu gewinnen. Dieser
mußte sich zwar verpflichten, die Dekrete des Kon-
stanzer Konzils über die Würde eines allgemeinen
Konzils zu bestätigen, den Beschwerden der deut-
schen Nation abzuhelfen, die abgesetzten Erzbischöfe
von Köln und Trier zu restituiercn und die während
des Baseler Konzils in Deutschland ersolgten Ver-
leihungen kirchlicher Amter zu bestätigen; aber schon
6. Febr. 1447 erklärte er in einer Bulle alle Zu-
geständnisse für ungültig, die dem päpstl. Stuhl nach-
leilig werden könnten oder gegen die Lehre der Väter
stritten. - Vgl. Abert, Papst E. IV. (Mainz 1885).
Eugen (Bcau harn ai s), Vicekönig von
Italien, s. Leuchtcnderg, Herzog von.
Eugen, Franz, Prinz von Savoyen, österr.
Feldherr und Staatsmann, geb. 18. Okt. 1663 in
Paris als der jüngste von den fünf Söhnen des
Prinzen E. Moritz von Savoycn-Carignan, Grafen
von Soifsons, und der Olympia Mancini, einer
Nichte des Kardinals Mazarin. Mit 10 Jahren
schon im Besitz des Titels und der Einkünfte eines
Abbe, bewarb sich E. gleichwohl um eine Stelle in
der Armee, jedoch vergeblich. Das brachte ihn dazu,
seinen Dienst der Krone Frankreich aufzusagen. Er
ging nach Österreich, wohin ihm sein älterer Bruder
Ludwig Julius schon vorangegangen war, und traf
1683 in dem Augenblick daselbst em, als die Türken
zur Belagerung Wiens heranzogen. Mit dem Rang
eines Obersten trat er unter das Kommando des
Markgrafen Ludwig von Baden. Bei Petronell,
wo sein Bruder siel, legte er 7. Juli 1683 zum ersten-
mal Proden seiner Tapferkeit ab. Er kämpfte dann
12. Sept. die Schlacht mit, die den Entfatz der
Hauptstadt und die Niederlage der Türken herbei-
fübrte. Zum Obersten des Dragynerregimcnts Kuef-
stein ernannt, das noch jetzt seinen Namen führt,
folgte er dem kaiserl. Heere nach Ungarn, erfocht
mit Karl von Lothringen den Sieg bei Gran als
Generalfeldwachtmeister, nahm hervorragenden An-
teil an der Einnahme von Ofen (1686) und entfchied
(1687) die Schlacht am Berge Harsan bei Mohacs.
Schon bei einem Sturm auf Ofen leicht verletzt, wurde
er bei der Einnahme von Belgrad (1688) schwer ver-
wundet. Durck 6 Jahre kämpfte mm E. in dem
Kriege gegen Ludwig XIV. als Korpsführer im
! nordwestl. Italien gegen die Franzosen. Schon
165)3 zum Feldmarschall ernannt, erhielt er 1696
den selbständigen Oberbefehl über das kaiferl. Heer
gegen die Türken, erfocht 11. Sept. 1697 den großen
Sieg bei Zenta und beendigte den Fcldzug durch
einen Streifzug nach Bosnien, wo er überall die
Huldigung der christl. Bevölkerung empfing. Der
Karlowitzer Friede (1699) sicherte dem Kaiser den
Besitz von Ungarn und Siebenbürgen.
Im Epanischen Erbfolgekriege machte E. (1701)
den kühnen Zug über die Alpen, siegte bei Carpi
(9. Juli) und Chiari (I.Sept.) über die Franzosen,
gcwann eine Reihe von Festungen und hielt (1702)
den an Zahl weit überlegenen Streitlräften Ven-
dömes vorLuzzara mit seinen geschwächten und durch
die Schlaffheit der Kriegsleitung in Wien verwahr-
losten Truppen stand. 1703 ließ er sich das Prä-
sidium des Hofkriegsrats übertragen, wandte sich
mit Energie gegen die Insurrektion des jüngern
Nakoczy in Ungarn, übernahm dann aber bei dem
Vordringen der bayr.-franz. Armee in Obcrschwaben
den Oberbefehl über das kaiscrl. Heer in Deutsch-
land und brachte, mit Marlborough vereint, den
Franzosen und Bayern 13. Aug. 1704 bei Höch-
städt eine vernichtende Niederlage bei, die alles
Land bis zum Rhein von den Franzosen säuberte.
Hierauf eilte er nach kurzem Aufenthalt in Wien
1705 wieder nach Italien, wo zwar die Schlacht
bei Casfano, in der E. wieder einen Streiffchuß
am Halse erhielt, erfolglos blieb, der Sieg bei
Turin aber 7. Sept. 1706 die gänzliche Vertreibung
der Franzofen aus Italien nach sich zog. Zum
Neichsfeldmarschall, kaiserl. Generallieutenant und
Statthalter von Mailand ernannt, führte E., der
damals den durch Peter d. Gr. ihm gemachten Vor-
fchlag, König von Polen zu werden, ausschlug,
1707 das Heer der Verbündeten nach Südfrantrcich,
vermochte jedoch Toulon nicht zu nehmen. Um so