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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eumeniden - Eunus
ihn aufzuwiegeln. Bevor es zum offenen Bruche
kam, starb E. 159 v. Chr. Die pergamenische Biblio-
thek, die sein Vater gegründet hatte, vermehrte E.
ansehnlich; den großen Altar zu Pergamon mit dem
Gigantenfries vollendete er und zeichnete sich über-
haupt als Freund der Wissenschaften und Vil-
Eumentden, s. Erinnyen. ftung aus.
ÜUIUSN1NA.0, s. Faltenwespen.
Gumenius, röm. Rhetor, geb. um 255 n. Chr.
in Augustodunum (Autun), zeichnet sich in den ihm
beigelegten vier Reden (wovon neuerdings drei an-
gezweifelt worden sind) durch männliche Haltung
und Patriotismus aus. Die Reden finden sich in
den "?an6F)'rici I^tiui Xil" von Vährcns (Lpz.
1874). - Vgl. Kilian, Der Panegyrist E. (Würzb.
1869); Brandt, E. von Augustodunum und die ihm
zugeschriebenen Reden (Frcib. i. Br. 1882).
Gumetrie (grch.), Ebenmaß; eumetrisch, eben-
Gumolpiden, s. Emnolpos. >.nläßig.
Gumolpos <d. h. der schön Singende), Sohn
des Poseidon und der Chione, wurde von seiner
Mutter, die den Zorn ihres Vaters fürchtete, ins
Meer geworfen, aber von Poseidon gerettet und
nach Äthiopien zu Venthcsikyme gebracht, die den
Knaben aufzog. Später erhielt er ihre Tochter zur
Frau; als er aber auch nach deren Schwester Ver-
langen trug, wurde er vertrieben, gelangte nach
Thrazien und dann nach Eleusis. Hier lebte er als
Hirte und war einer von denen, welche Demeter die
Mysterien lehrte, und übte sie zuerst aus. Er warder
Heros, von dem das Geschlecht der Eumolpidcn
in Athen, welchem der Hierophant bei den Myste-
rien in Eleusis (s. d.) angehören mußte, abstammen
sollte. - E. ist auch Anführer in einem Kriege gegen
Athen; nach einigen als Fürst der Eleusinier, nach
andern als thrazischer König, der einen Einfall in
Attika machte, weil er als Sohn des Poseidon An-
spruch auf das attische Land erhob, nachdem sein
Vater im Streite mit Athene um dasselbe unter-
legen war. Nach einer dritten vermittelnden Mei-
nung war E. von den Eleusiniern zu Hilfe gerufen.
(S. Ercchtheus.)
üuinoipus, Gattung der Blattkäfer (s. d.), mit
dickem, ziemlich plumpem Körper, großem, nach
unten überhängendem Kopfe und dünnen faden-
förmigen Fühlern voi: mehr als halber Körper-
länge. Im tropischen Südamerika giebt es stattliche
Arten von lebhaftem Metallglanze; in Deutschland
kommen nur zwei kleine, unscheinbare vor, deren
eine (N. viti8 2^"^., der Weinstock-Fallkäfer)
etwas über 4 min lang und von schwarzer Farbe
ist und unter Umständen den jungen Trieben der
Weinstöcke sehr schädlich wird.
Gumörphie (grch.), Wohlgestalt.
Gunapius, griech. Geschichtschreiber aus Sar-
des, lebte um 4W n. Chr. Am bekanntesten ist er
durch seine "Lebensbeschreibungen von Philosophen
und Sophisten", eine Hauptquelle für die Geschichte
der spätern Sophistik, hg. von Voissonade (2. Aufl.
in "?1iii08tl'Htoi'uiii 0P613.", Par. 1849).
üunootss inurinns, Schlange, s. Anakonda.
Guneos,SohndesIasonundderHypsipyle(s.d.).
Unnioiäas, Kiefer wurm er, Familie der po-
lychäten Vorstenwürmer (s. d.), langgestreckt, mit
zahlreichen, kurzen Segmenten, im Schlundkopf
mit kompliziertem, aus Ober- und Unterkiefer be-
stehenden: Kauapparat. Sie besitzen meist 2 Augen.
Die zahlreichen (über 250) Arten sind meist rötlich mit
Metallschiller, manche haben rotes Blut, einzelne
werden über 1 m lang. Es sind freilebende, teils
aber auch im Sande sich einbohrende oder auch
Sandhülsen bauende Naubwürmer, die besonders
in wärmern Meeren, in untiefem Wasser hausen.
Gumke, der 185. Planetoid.
Gunonna (d. i. Gesetzlichkeit), eine der Hören
(s. d.); auch der Name des 15. Planetoiden.
Gunomlus, das Haupt der strengen Arianer (s.d.)
oder Anomöer, die nach ihm auch Eunomianer
genannt werden, geboren in Dakora in der Provinz
Kappadocien, war Schüler und Gesinnungsgenosse
des Aetius zu Alerandria, ward um 360 Bischof von
Cyzikus, aber bald als arianischer Ketzer abgesetzt.
Kaiser Theodosius verbannte ihn 383 nach Cäsarea
in Kappadocien und später nach seinem Geburtsort,
wo er nach 392 starb. Von seinen Schriften ist
wenig erhalten.
Eunuchen (grch., "Vctthüter"), vm allgemeinen
gleichbedeutend mit Kastraten (f. Kastration), beson-
ders Bezeichnung für die Verschnittenen, denen im
Orient die Obhut über die Harems anvertraut ist. Die
Sitte, E. als Frauenwächter zu halten, ist eine Folge
der Vielweiberei; sie wird daher besonders im Orient
und in Nordafrika angetroffen. In Ländern, wo
Monogamie Sitte ist, kam sie nur vor, wenn asiat.
Wollüste und Sitten eindrangen, wie z. V. in der
Zeit der röm. und byzant. Kaiser. Die Sitte der
Entmannung zu dem Zweck, Haremswächter zu ge-
winnen, ist sehr alt. Syrien und Kleinasien waren
in dieserVeziehung besonders berühmt. In Griechen-
land gewann die Sitte, E. zu halten, weniger Aus-
breitung, weil eigentliche Vielweiberei daselbst nicht
heimisch war. Von den spätern Römern wurden
E. zwar gehalten, doch die Verschneidung, um
solche zu gewinnen, war bei ihnen nicht gebräuch-
lich. Von den Christen der ersten Zeit wurde
nicht selten die Selbstentmannung vorgenommen,
um leichter das Himmelreich zu erwerben. Die
christl. Sekte der Valesier im 3. Jahrh, soll alle
ihre Mitglieder zu E. gemacht haben. Später ward
in der Kirche die Selbstverstümmelung entschieden
verdammt. Die größte Rolle spielten die E. im
Byzantinischen Reiche. An: oström. Hofe pflegten
sie namentlich die hohe und einflußreiche Stelle
eines "Vorgesetzten des heiligen Schlafgemachs" zu
bellciden und waren häufig die Günstlinge der
Kaiser und Großen. Gegenwärtig herrscht die Sitte,
E. zu halten und zu machen, vorzüglich noch unter
den mohammed. Völkern, denen das Gesetz die Poly-
gamie förmlich gestattet. Man findet bei ihnen
zweierlei E., weihe, denen bloß die Hoden, und
schwarze, denen alle Geschlechtsteile genommen sind.
Letztere bezieht man als Sklaven aus Afrika; ihr
Oberhaupt am türk. Hofe ist der Kislar-Aga.
Gunus, ein aus Apamca in Syrien stammender
und nach Enna in Sicilien verkaufter Sklave, wurde
in dem ersten großen sicil. Sklavenkriege im 2. Jahrh,
v. Chr., der mit der Ermordung eines reichen
Grundbesitzers von Enna und der Wegnahme dieser
Stadt durch die Sklaven begann, unter dem Titel
eines Königs Antiochus Haupt der vielen Tau-
sende von Sklaven, die raubend und mordend
durch Sicilien zogen und denen sich selbst eine
Anzahl freier Bauern angeschlossen hatte. Die
Sklaven besiegten vier röm. Prätoren, hatten
Sicilien jahrelang in ihrer Gewalt und erhoben
Tauromeninm zu ihrer Hauptstadt. Die Römer
mußten zuletzt 3 Jahre hintereinander (134-132
v. Chr.) Konsuln mit konsularischen Heeren nach der