Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

426

Europa (Klima)

strahlung größer, die Schneedecke schwächer. Gegen O. wird diese Differenz zwischen Sommer und Winter noch stärker. Die mitteldeutschen und franz. Gebirge, die Norwegens, Ungarns, Schottlands, Wales' und die Alpen haben Höhenklima.

Die folgende Übersicht, in der nenn Gruppen von Orten ungefähr gleicher Breite zusammengestellt sind, giebt ein Bild von der Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse von West-, Mittel-, Süd- und Osteuropa.

Orte Nördliche Breite Länge O. oder W. von Greenwich Seehöhe in m Januar Juli Jahr

Hammerfest 70° 42' 23° 44' 10 -5,2 11,8 1,9

^[Leerzeile]

Bronö 65° 28' 12° 14' 11 -1,1 13,2 4,9

Haparanda 65° 51' 24° 11' - -13,1 15,2 0,0

Archangelsk 64° 33' 40° 32' 10 -13,6 15,8 0,4

^[Leerzeile]

Bergen 60° 24' 5° 20' 15 0,8 14,5 6,9

Kristiania 59° 55' 10° 45' 23 -5,1 16,5 5,2

Falun 60° 36' 15° 37' 126 -6,6 16,2 3,7

Stockholm 59° 17' 18° 3' - -3,7 16,4 5,2

St. Petersburg 59° 56' 30° 16' 10 -9,4 17,7 3,6

^[Leerzeile]

Edinburgh 55° 56' 3° 11' 82 3,0 14,6 8,2

Göteborg 57° 42' 11° 58' - - 1,3 16,7 6,9

Riga 56° 57' 24° 6' 10 - 5,2 18,0 6,0

Moskau 55° 46' 37° 40' 160 -11,1 18,9 3,9

Kasan 55° 47' 49° 8' 80 -13,8 19,6 2,9

^[Leerzeile]

Valentia (Irland) 51° 55' 7° 27' 17 -0,6 14,9 6,6

London 51° 33' 0° 7' 37 3,5 17,9 10,3

Brüssel 50° 51' 4° 22' 57 2,0 18,0 9,9

Köln 50° 55' 6° 57' 60 1,6 18,7 10,1

Cassel 51° 19' 9° 28' 204 1,3 17,7 9,2

Leipzig 51° 20' 12° 21' 119 -1,2 18,0 8,5

Posen 52° 25' 16° 55' 82 -2,6 18,4 7,9

Warschau 52° 13' 21° 2' 120 -4,4 18,6 7,2

Orel 52° 57' 36° 5' 170 -10,3 19,9 4,8

Kursk 51° 45' 36° 8' 210 -9,9 19,3 5,2

^[Leerzeile]

Brest 48° 23' 4° 27' 65 6,3 17,9 11,7

Paris 48° 50' 2° 20' 34 2,0 18,3 10,3

Stuttgart 48° 46' 9° 10' 268 0,4 18,8 9,6

München 48° 9' 11° 34' 528 -3,0 17,3 7,5

Wien 48° 12' 16° 22' 197 -1,7 20,5 9,7

Nikolajew 46° 58' 31° 58' 20 -4,1 23,0 9,8

Sarepta 48° 30' 44° 34' 50 -10,6 23,9 7,5

^[Leerzeile]

Bordeaux 44° 51' 0° 34' 12 5,6 20,6 12,8

Lyon 45° 45' 4° 49' 280 2,4 21,2 11,5

Genf 46° 12' 6° 9' 408 0,1 19,3 9,5

Agram 45° 49' 15° 59' 163 -0,5 22,3 11,3

Hermannstadt 45° 47' 24° 9' 414 -3,9 19,3 8,6

Sewastopol 44° 37' 33° 31' 40 1,9 23,2 12,1

Astrachan 46° 21' 48° 2' -20 -7,1 25,5 9,4

^[Leerzeile]

Coimbra 40° 13' 8° 26' - 9,6 20,9 14,8

Barcelona 41° 22' 2° 10' 15 8,9 26,0 16,9

Ajaccio 41° 55' 8° 44' 18 10,2 25,6 17,6

Rom 41° 54' 12° 29' 50 6,7 24,8 15,3

Korfu 39° 37' 19° 56' 30 10,2 26,3 17,8

Konstantinopel 41° 0' 28° 59' - 5,8 23,5 16,3

^[Leerzeile]

Gibraltar 36° 6' 5° 21' 15 12,2 23,5 17,3

Malta 35° 53' 14° 30' 34 13,0 26,2 19,0

Athen 37° 58' 23° 42' 90 8,2 26,9 17,3

Besonders wichtig sind die Temperaturschwankungen zwischen dem kältesten und dem wärmsten Monat. Hier zeigt sich der ausgleichende Einfluß der Meere im W., NW. und S.; nur im O. wird eine Differenz von 30° erreicht, während die Atlantische und Mittelmeerküste nur 15, fast ganz Mitteleuropa und Skandinavien (bis auf die Hochgebirge) nur bis 20° Unterschied aufweisen.

Ein anderer wichtiger Faktor für das Klima ist die Höhe über dem Meeresspiegel. Die Gebirge, wie vor allem die Alpen (s. d., Bd. 1, S. 441), bilden Kälteinseln, sie tragen ewigen Schnee, dessen untere Grenze je nach der geogr. Breite und besondern Verhältnissen höher oder tiefer liegt. Im Dovre-Fjeld in Norwegen, in 63° nördl. Br., geht die Schneelinie bis zu 1600 m hinab, liegt aber, wie in Norwegen überhaupt, auf der Nord- und Nordostseite höher als auf der West- und Südwestseite, weil letztere bei den vorherrschenden Seewinden die dickere Schneelage empfangen. In Lappland liegt sie beim Meere etwas unter 1000 m, in der Schweiz, in 47° nördl. Br., zwischen 2700 und 2800 m.

Was die Niederschläge betrifft, so erhält der O. und die Mitte weniger Regen als der W., im allgemeinen der N. weniger als der S. Die Westseite Großbritanniens und Norwegens empfangen drei- bis viermal soviel Regen als die Mitte Deutschlands und Rußlands, bis wohin die Winde vom Atlantischen Meere ihre Feuchtigkeit nicht tragen. Unendlich verschieden zeigen sich die Regenverhältnisse im einzelnen. In Frankreich z. B. fallen in Dünkirchen nur 350 mm, in einem Teile von Isle-de-France und der Champagne 400 mm; dagegen in Teilen der Hochgebirge über 2 m. In Spanien fallen auf Castilien, Murcia und Aragonien 300, 400, 500 mm, aber auf Santiago 1739 mm und in Oporto 1430 mm. In Italien empfängt Rom 760 mm, Tolmezzo 2435, Cosenza 1177 mm, in Österreich-Ungarn die Donautiefebene 460 mm, der Südabfall der Alpen 1470 mm; in Deutschland fallen in einer Gegend 500, in andern 800 und 1000 mm; in England empfangen die trockensten Striche 500 mm, die regenreichsten über 2000 mm, also mehr als das Vierfache jener. Die maritime Westhälfte ist mehr mit Feuchtigkeit gesegnet als der kontinentale O.; eine Linie vom Kurischen Haff zur Donaumündung scheidet beide Hälften. Nur die span. Hochebenen erscheinen abnorm. Deutlich zeigt sich dieser Unterschied zwischen West- und Ostseite auf den brit. Inseln und in Südskandinavien. Auf der Westseite empfangen Galway 1295, Skye 2578, Penzance 1054, Bergen 2258, Göteborg 827 mm; auf der Ostseite Dublin 742, Aberdeen 748, London 624, Kristiania 537, Stockholm 401 mm; ferner Norderney 924, Hamburg 732, Frankfurt a. O. 523 mm. Im nördlichern E. kann jeder Tag Regen bringen; in der Mitte und im O. fällt der meiste im Sommer, im W. und auf den Inseln im Herbst, im S. im Winter und im Frühlinge, an den Südküsten im Herbst. Die in Lissabon im Dezember fallende Regenmenge verhält sich zu der im Juli wie 55 zu 2, zu Palermo wie 37 zu 2½; in Neapel fällt im November 11mal so viel als im Juli, in Rom im Oktober 10mal so viel als im Juli; in Palermo ist von 1806 bis 1853 im Juli nicht ein Tropfen gefallen. Hier im S. muß man also bewässern, während der Boden im N. vielfach Entwässerung verlangt. Im nördl. Italien ist die Regenmenge im Frühling und Herbst etwa gleich, im südl. Frankreich mindert sich der Frühlingsregen, in der Bretagne ist er Null. In Irland und Schottland fällt der meiste Regen im Winter, in Norwegen im Herbst. Die stärkste Regenmenge in E. haben Bergen und die Insel Skye. Im Mittel kann man für Westeuropa 800 mm annehmen; wo über 850 fallen, ist das Land feucht, wo unter 600, ist es trocken. (Hierzu: Regenkarte von Europa.)

In ganz Süd- und Westeuropa sind die wärmern Süd- und Westwinde, in Osteuropa Nordwest-,