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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Evolution - Evora
Verzahnung der Zahnräder (s. d.) praktische Ver-
wertung findet; Fig. 12a stellt eine Kettenlinie (s. d.)
mit zugehöriger Evolvente dar.
Evolution (lat.), Entwicklung, Entfaltung; Be-
wegung, insbesondere die Bewegungen geschlossener
Truppenkörper (s. Bewegungen); in der Physiologie,
s. Entwicklung.
Evolutionstheorien oder Entwicklungs-
theorien, diejenigen Theorien, welche zur Er-
llärung aller Vorgänge in der Natur zuerst nach
den mechanisch und nach bestimmten Gesetzen
wirkenden Ursachen in der Natur selbst forschen,
an der Hand derselben diese Vorgänge erklären,
somit den Hypothesen einer außerhalb der Natur
stehenden schaffenden Kraft, welche die Vorgänge
auf dualistischem Wege erklären möchte, diametral
entgegenstehen. In neuerer Zeit versteht man unter
Entwicklungstheorie meist den Darwinismus (s.d.).
- Vgl. auch Entwicklungsgeschichte.
Evolvente, s. Evolute und Kreisevolvente.
Gvolvöntenräder, s. Zahnräder.
Gvolvieren llat.), entwickeln, entfalten.
Gvomieren (lat.), ausspeien, erbrechen.
Gvonynttt, s. Dulcit.
HvonS-nius /^. oder NN0N)'MU8, Spindel-
oder Spillbaum, Pflanzengattung aus der Fa-
milie der Celastraceen (s. d.). Sie umfaßt gegen
40 Arten, die größtenteils in^er nordl. gemäßigten
Hone vorkommen. Es sind Sträucher oder Bäume
init einfachen Blättern und kleinen grünlichen Blüten,
die Frucht ist eine vier- bis fünffächerige Kapfel.
Die drei europ. Arten der Gattung sind ^. 6uroM6H
/v., der gemeine Spill bäum, die verbreitetste,
ll. latitolm Fco^"., die V r e i t f p i l l e,in Österreich und
Schlesien, und V. v6iruc08Ä I>.,die Warzenspille,
in Ostpreußen einheimisch. Die erstgenannte Art
lst ein bis 6 m hoher Strauch, der im Herbst, wenn
er mit den lebhaft roten, vierkantigen Früchten,
sog. Pfaffenhütchen (weil sie einer Bischofsmütze
ähnlich sehen) bedeckt, und später, wenn das Laub
dunkelpurpurrot gefärbt ist, ein prächtiges Ansehen
hat, weshalb er oft als Parkgehölz angepflanzt
wird. Der Genuß feiner von einem orangegelben
Hamenmantel überzogenen Samen erzeugt Er-
drechen. Sein feinfaseriges, gelbliches Holz wird
gern für feine Schnitzarbeiten wie auch zur Her-
stellung von Zahnstochern benutzt. Auch zwei seiner
Spielarten verdienen im Park mit verwendet zu
werden, die eine (var. leucoeai-M) mit weißen, die
andere (vlu-. coeowka) mit scharlachroten Früchten.
Die Breit spille hat weit größere, zugespitzte,
glänzend dunkelgrüne Blätter und größere rote,
sünfkantige Früchte. Sie ist die schönste Art der
Gattung und wird als Bäumchen gern einzeln in
den Gartenrasen gepflanzt. Die Warzenspille
ist ein sehr malerischer Strauch von 70 cm Höhe,
mit warzigen Zweigen und schöner, lebhaft grüner
Belaubung. Im Herbst färben sich die Blätter der
Zweigspitzen schön karminrot in mannigfachen
Nuancen. Man pflanzt diesen Strauch einzeln in
den Gartenrasen oder stellt ihn an den Rand der
Parkgehölze. Bei allen diesen Arten muß man das
^o^i.) zu verhindern suchen, deren Raupen dieBlä't-
:er abweiden und den Strauch mit ihren häßlichen,
durch Kot verunreinigten Gespinsten verunzieren.
Von den exotischen Spillbaumarten verdienen
besonders zwei japan. Arten als Ziergewächse Be-
achtung, 1i'. M^Onica 3^nnb. und raäicaii8 H'eb.
^ Die erstere ist ein eleganter Strauch mit gegenstän-
^ digen Ästen und immergrünen, glänzenden,'ovalen,
! gesägten Blättern. Man hat von ihr auch einige
sehr schöne Kulturformen mit weißgerandeten oder
gelbgeflecktcn oder auch mit größern Blättern. Die-
ser immergrüne Strauch mit seinen Spielarten
eignet sich vortrefflich zur Kultur in kühlen und
lichtarmen Wohnräumen, da er, ausgenommen zur
Zeit des nenen Triebes, kein großes Lichtbedürfnis
besitzt. In Süddeutschland ist er völlig winterhart
und wird viel in Gärten angepflanzt. Die zweite
japan. Art, der wurzelnde Spillbaum, hat dünne,
gebogene, stark verzweigte Aste, welche am Boden
leicht Wurzeln bilden und ihn mit ihrer zierlichen
immergrünen Betäubung decken. Ebenso können
auch ihre mit silberweiß und rosenrot gerandeten
Blättern ausgestatteten Spielarten verwendet wer-
den. Damit dieser Laubteppich recht dicht und eben
werde, hakt man die stä'rkern Zweige am Boden fest.
Dieser Strauch bedarf im Winter nur einer leichten
Bedeckung mit Stroh. In kühlen Wohnräumen kann
^. laäicanZ auch zur Besetzung von Ampeln Ver-
wendung finden.
Gvöra. 1) Distrikt in der portug. Provinz
Alemtejo, hat 7087,88 ykm und (1881) 112 735 E.,
also 16 auf 1 ykm. - 2) Hauptstadt der Provinz
Alemtejo und des Distrikts E., nach Lissabon und
Eoimbra "die dritte Stadt Portugals", 116 km von
Lissabon, auf einem flachen Hügel in 278 m Höhe,
an der Linie Casa Branca-Estremoz der Portug.
Südostbabn, in einer von dem zum Sadäo gehenden
Tarrama durchströmten, fruchtbaren Ebene, ist Sitz
eines Erzbischofs (die Kirchenprovinz E. umfaßt
die Erzdiöcefe E. fowie die Suffraganbistümer
Veja und Faro) und hat (1878) 13 046 E., Fabri-
kation von Tuch, Baumwollwaren, Hüten, Leder
und Handel mit guten Rotweinen und jährlich um
Johanni eine stark besuchte Messe. E. ist von alten
verfallenen Mauern und neuern, jedoch unvollende-
ten Festungswerken umgeben und von einem, auf
dem höchsten Punkte sich erhebenden alten Kastell
verteidigt. E. war wiederholt königl.3tesidenz. Von
den 5Pfarrkirchen zeichnet sich die erzbifchöfl. Kathe-
drale durch Größe und prachtvolle Ausstattung aus.
Ein 4 kin langer, von Sertorius erbauter röm.
Aquädukt (^Fua äa pi-ata.) versorgt die Stadt noch
! jetzt mit Trinkwasser. Auch sind noch die Überreste
! eines Dianentempels vorhanden (jetzt Schlachthaus
und Fleischhalle). Die 1550 vom Kardinal-Infan-
ten Heinrich gestiftete Universität, die im 18.Jahrh,
zugleich mit dem Iefuitenorden aufgehoben wurde,
dildet jetzt ein Kollegium, neben dem noch ein theol.
Seminar besteht. Die Bibliothek enthält 25 000
Druckwerke und 2000 Manuskripte und ein Gemälde-
museum. Von den 13 Mönchsklöstern sind die mei-
sten verfallen, einige dienen andern Zwecken; ferner
bestehen noch 8 Nonnenklöster, ein Museum röm.
Altertümer, ein großes Hospital sowie ein Stist für
adlige Fräulein. Vor der (^tadt liegt die Kartause
Scala Coeli mit prächtiger Kirche.
E. ist der uralte Waffenplatz lldura, der alv
röm. Municipium wegen der von Cäfar verliehenen
Privilegien den Namen I^idkralitas ^nlia führte.
Später erscheint es als aot. Bistum unter dem
Namen Ebora (Elbora). Vom westgot. Könige Si-
sebet 617 befestigt, wurde die Stadt 712 von den
Mauren erobert und Iabura genannt, diesen aber
von dein 1162 gestifteten christl. Ritterorden 1166
entrissen, der sich seit 1166 nach dieser Festung, seit
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