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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Eybler - Eyd. et Sou.
die Tierklasse der Berliner Akademie und wurde 1851
Prosessor. Er stard 12. Okt. 1882 in Berlin.
Gybler, Joseph von, Kirchenkomponist, geb.
8. Febr. 1764 in Schwechat bei Wien, kam im
zehnten Jahre in das Musikseminar zu Wien und
war gleichzeitig Schüler von Albrechtsberger. Mit
reichem Talent zur Kirchenkomposition begabt und
unermüdlich thätig, zog er die Aufmerksamkeit!
Haydns und Mozarts auf sich, die ihn beide mit
Rat unterstützten. 1792 wurde er Chordirektor an
der Karmeliterkirche, 1793 auch an dem Schotten-
' stift, 1801 kaiserl. Musiklehrer, 1804 Hofvicekapell-
meister und nach Salieris Ableben (1825) erster
Hofkapellmeister bis 1833. (5., der 1835 geadelt
wurde, starb 24. Juli 1840. Obgleich er, besonders
in frühern Jahren, sich in jeder Gattung der Kom-
position versuchte, war doch die Kirchenmusik sein
eigentliches Fach. Seine Fruchtbarkeit bezeugen:
28 meist solenne Messen, 7 '16 ä6,im landarme,
34 Graduales, 26 Offertorien, 1 Requiem, 3 Ora-
torien (darunter "Die letzten Dinge").
Gyck, Hubert, Jan und Margarete van, drei
Geschwister, Maler und Begründer der altflandr.
Schule, deren Lebensumständc gleichwohl in Dunkel
gehüllt sind. Als ihren Vater nimmt man mit
Wahrscheinlichkeit Josse van E. an, der, ebenfalls
Künstler, urkundlich noch 1391 genannt wird. Ihr
Name schreibt sich von ihrem Geburtsstädtchcn Maas-
eyck im Bistum Lüttich her.
Der ältere der Brüder, Hubert, ist ungefähr
1366, der jüngere, Jan, um 1386 geboren' über
das Geburtsjahr der Schwester Margarete sind
nur Vermutungen aufgestellt, sicher ist, daß Jan,
der bedeutendere der Künstler, von seinem Bruder
unterrichtet wurde, und daß sie sämtlich Brügge als
ständigen Wohnort wählten, weshalb sie manchmal
auch von Brügge genannt werden. Nach 1420
begaben sich die beiden Brüder zur Ausführung
eines großen Altarwerks (s. unten) nach Gent, wo
Hubert 18. Sept. 1426 starb und in der St. Bavo-
tirche bestattet wurde. Jan vollendete das Werk
1432, kehrte nach Brügge zurück und starb daselbst
9. Juli 1440. Beide waren wegen ihrer Kunst
von den Fürsten des Landes, den Herzögen von
Burgund und dem Bischöfe von Lüttich, hoch-
geehrt. Jan wurde unter anderm von Philipp dem
Guten zum Hofmaler und Kammerdiener mit einem
Jahresgehalt von 100 Pfd. ernannt und machte
1428 eine Reise zu Johann I., König von Portugal,
um dessen Tochter Isabella, die spätere dritte Ge-
mahlin Philipps, zu malen.
Die beiden Künstler führten die Malerei ihrer
Zeit durch verbesserte Technik, namentlich der Öl-
malerei, durch tieferes Eingehen auf die Erschei-
nungen der Wirtlichkeit und deren meisterhafte
Wiedergabe einer auf Jahrhunderte fortwirkenden
, Höhe der Vollendung zu. Man sieht auf ihren
i Bildern Zimmer mit Kaminen und reichhaltigem
Hausrat, Städte mit Mauertürmen, Kirchen und
s belebten Gassen, blumenreiche Wiesen, Bäume mit
i entwickeltem Vaumschlage, blaue Berge und reinen
j Himmel mit zarten, weißen Wölkchen. Die Figuren
selbst beginnen sie anatomisch genau wiederzugeben,
wenigstens an Händen, Füßen und Antlitz. Vor-
trefflich ist die Behandlung der Stosse, seien es
Gewänder von gestickter Leinwand oder von perlen-
besetztem Sammet, reichvergoldcte Rüstungen, me-
tallene Gefäße oder andere Gerätschaften. Der
großartige Schwung deo frühern Faltenwurfs
macht einem mehr realistisch willkürlichen, sckar-
fen und eckigen Platz. Die würdevolle Haltung der
ältern Malerei, die Einfachheit und Milde ihrer
Figuren, die Sanftheit und Gottseligkeit im Aus-
druck der Gesichtszüge wandelt sich bei ihnen zu
mehr menschlicher Frömmigkeit. Das Eigenartige
der Erscheinung tritt stärker hervor, das Gattuna/s-
artige beginnt zu schwinden. All dies war nur durch
die aufs höchste vervollkommnete Technik und eine
Farbengebung erreichbar, welche fast jeder Einwir-
kung der Zeit Trotz bot. Auch die besten Venetianer
haben selten eine so leuchtende, durchsichtige Fär-
bung wie die van E. und ihre Schule.
Die Hauptarbeit (1420 - 32) der Brüder ist
das von Jodocus Vyts in der Kirche St. Bavo
zu Gent gestiftete große Altarwerk <s. beigefügte
Tafel: Gent er Altar), welches auf 12, zum
Teil auf beiden Seiten bemalten Tafeln das My-
sterium des christl. Glaubens und als Mittelpunkt
desselben die Anbetung des Lammes darstellt. Von
dem Werk steht nur das Mittelbild (4 Tafeln) noch
am alten Platze: sechs Tafeln von den Flügeln be-
finden sich gegenwärtig im Berliner Museum, die
Figuren Adam und Eva im Brüsseler Museum.
Eine vorzügliche, von Michael Cocrie für König
Philipp II. von Spanien gefertigte Kopie ist eben-
falls zerstreut, zum Teil gleichfalls im Museum zu
Berlin, zum Teil in der Pinakothek zu München.
Von sonstigen hervorragenden Bildern Jans sind
zu nennen: Die Weihe Thomas Bcckets zum Erz-
bifchof von Canterbury (1421), die Bildnisse Io-
han Arnolfinis und seiner Frau (1434; London,
Nationalgalerie), Brustbild des Kanonikus Jan de
Lecuw (1436-, Wien, Hofmuseum), Die heil. Bar-
bara ( l 437; Antwerpen, Museum), Großes Brustbild
Christi (1438; Berlin, Museum), Madonna (1439;
Antwerpen, Museum). Ferner ohne Angabe des
Jahres: Anbetung der Könige (in Brüssel), Ma-
donna von Lucca (Frankfurt; Städelsches Institut),
Madonna des Kanzlers Rollin (im Louvre), Der
Mann mit den Nelken (in Berlin), Madonna mit
dem knienden Abt und der heil. Barbara (ebd.), Ma-
donna mit Kind in einer Kirche thronend (Flügel-
altärchen ; in Dresden). - Der Grundrichtung der
Zeit, welcher die Gebrüder van E. mit solchem
Erfolge den ersten Ausdruck verschafft, sielen bald
alle deutschen Schulen zu, zunächst die Kölner,
bald auch die oberdeutschen. Als ihre unmittel-
baren Nachfolger sind zu nennen: Petrus Cristus,
Gerard van der Meire, Hugo van der Goes, Rogier
van der Weyden der Ältere, Iustus van Gent,
Antonello da Messina, der die Ölmalerei zuerst nach
Italien gebracht haben soll. Unter den spätern
Nachfolgern nehmen Hans Memling und Dirk
Vouts den ersten Rang ein. Im weitern Sinne
können auch Dürer und Holbein ebenso wie Cra-
nach und Lukas von Leiden als abhängig von den
großen Anregungen dieser sog. alt'ftandrischen
Schule betrachtet werden. - Vgl. Waagen, Über
Hubert und Johann van E. (Vresl. 1822); Hotho,
Die Malerschule Huberts van E. (2 Bde., Verl.
1855-58); Crowe und Cavalcaselle, Geschichte der
Altniedcrländ. Malerei (deutsch von A. Springer,
Lpz. 1875); Lalaing, .I6NQ vlni 1^., iuvsnwur äs lg,
psiQwrs ü. I'kuils (Lille 1887).
Gyder, Fluß, s. Eider.
Ztz/6. et Ho?,., hinter den lat. Namen niederer
Meerestiere Abkürzung sür Fortune' Eydoux
(er machte die Erdumseglung der franz. Fregatte La