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Fabrizieren - Facette
dem zumeist in Budapest- 15 Iabre lang war F.
Mitglied des ungar. Reichstags, wo er sich den
ungarnfreundlichen Iungsachsen anschloß. Er starb
1882 zu Budapest. F. hat auf dem Gebiete der sie-
benbürg. Quellenforschung und Geschichtschreibung
Namhaftes geleistet. Unter seinen histor. Arbeiten sind
die bedeutendsten: die Herausgabe der Krausschen
Chronik, des "Urkundenbuchs", und die Biographie
des Eachsengrafen Markus Pempflinger.
Fabrizieren (lat.), verfertigen, insbesondere
durch mechan. Thätigkeit erzeugen.
Fabry, Wilhelm, f. Fabricius Hildanus.
radula. (lat.), Fabel (s. d.), Schauspiel - ^. äocet,
die Fabel lehrt, die Moral von der Geschichte ist;
I?. oder (^onwsäia, MiMta, to^äta u. s. w., s. ()o
mosäia; fabulieren,fabeln, erdichten,Erdichtetes
erzählen; Fabulist, Fabeldichter; fabulö s, fabel-
baft, märchendaft.
Fabvier (spr. fawwieh), Charles Nicolas, Baron,
sranz. General, besonders bekannt als Philhellene,
geb. 15. Dez. 1783 zu Pont-ä-Mousson in Lothrin-
gen, trat 1804 aus der Polytechnischen Schule als
Offizier in die franz. Artillerie, wurde 1807 von
Napoleon nach der Türkei gesandt, um Konstanti-
nopel gegen die Anschläge der Engländer zu be-
festigen, und begleitete dann den General Gardanne
nach Persien. Nach seiner Heimkehr trat F. 1809
als Kapitän in die kaiserl. Garde und begleitete
1811 als Adjutant den Herzog von Nagusa (Mar-
mont) nach Spanien. Während des Feldzugs in
Sachsen 1813 wurde er Oberst im Generalstabe und
nach der Schlacht bei Leipzig Stabschef bei den
vereinigten Trümmern der elf Armeekorps. Im
Feldzuge von 1814 rettete sein Eingreifen am Abend
des Schlachttages von Laon, 9. März, den geschlage-
nen Heeresteil Marmonts. Während der Hundert
Tage stellte sich F. in Lothringen an die Spitze eines
Streifkorps, weshalb er nach der zweiten Restaura-
tion außer Thätigkeit gesetzt wurde; doch ward er
1817 wieder als Stabschef unter Marmont zur
Unterdrückung der von den Nltraroyalisten erregten
Unruhen nach Lyon entsendet. Zur Aufklärung jener
Vorfälle veröffentlichte erdieSchrist"1^0nen1817"
(2 Tle., Par. 1818). 1823 bot er den Griechen seine
Dienste an. Er erwarb sich durch Disciplinierung
des griech. Heers große Verdienste, nahm aber in-
folge de5 Mißtrauens und der Eifersucht der griech.
Häupter, die ihm die Übergabe der Akropolis von
Athen 1827 zur Last legten, im Sommer 1828 seinc
Entlassung und kehrte nach Frankreich zurück. Von
dort aus begleitete er im November die franz. Er-
pedition nach Morea, nabm an der Iulirevolution
von 1830 den thätigsten Anteil und wurde zum Chef
des Generalstabes der Pariser Nationalgarde er-
nannt, legte jedoch 1831 seine Stelle nieder. Nach
der Revolution von 1848 wurde F. von der Pro-
visorischen Regierung als Gesandter nach Kon-
stantinopel geschickt, 1849 aber im Depart. Meurthe
in die Legislative gewählt, wo er mit den Kon-
servativen stimmte. F. trat auch 1819 im Kriege
gegen Schleswig-Holstein auf kurze Zeit in dän.
Dienste. Er starb 15. Sept. 1855 zu Paris. F. ver-
öffentlichte u. a. ein "Journal d68 opörationZ äu
6^ corpg pknäaM Ik campa^ns cl61814 6ii ^ranc6n
(Par. 1819). - Vgl. Debidour,I^6 F6N6raI^., savie
et 868 6crit8 sin den "^nnal68 äe1'i^st", 1887 fg.).
Fafade(frz., spr.-ßahd), Fassade, Schau-
seite, die äußere Ansicht eines Gebäudes oder deren
geometrisch gezeichnete Darstellung. Man unter-
scheidet Haupt- oder Vorderfacade, Seiten-, Hinter-
facade u. s. w. Weil indes au'vielen Gebäuden, be-
sonders wenn sie in geschlossener Reihe an einer
Straße stehen, nur eine Ansicht architektonisch aus-
gebildet werden kann, nennt man diese, in welcher
sich gewöhnlich der Haupteingang befindet, vorzugs-
weise F. Die F. ist gleichsam der Ausdruck des gan-
zen Gebäudes und muß deshalb in streng organischer
Verbindung mit dem Gebäude stehen. Von beson-
derm Einfluß auf die Gestaltung der F. ist daher die
Anzahl und Höhe der Stockwerke, deren Fußböden
oder Balkenlagen nach außen durch Gurtgefimse
(Zwischengesimse) gekennzeichnet werden; ferner die
innere Einteilung, welche bei größerer Ausdehnung
der F. durch Vor- und Rücklagen (Risalite) ausge-
sprochen wird; hierdurch läßt sich eine wohlthuende
Unterbrechung der einförmigen glatten Außenwand
erreichen. Die Größe, Verteilung und architek-
tonische Ausstattung der Fenster bilden weiter ein
wirksames Ausdrucksmittel des Stils und Charak-
ters einer F. Hierzu kommen entsprechende Hori-
zontal- und Vertikalteilungen der äußern Wand-
fläche durch geeignet profilierte Sockel-, Gurt-,
Brüstungs-, Kämpfer- und Hauptgesimfe einerfeits
und durch Säulen- oder Pilasterstellungen, Lisenen,
Wandstreifen, Quaderungen u. s. w. andererseits.
Außerdem werden einzelne Teile der Wandstächen
durch Ornamentfriefe, Bildhauerarbeit, Malerei in
Sgraffito oder Fresko, einzelne Öffnungen, wie
Portale, Aussichtsfenster, durch reichere Gestal-
tung, durch Balköne, Erker, Loggien u. s. w. aus-
gezeichnet. Bei Kirchen ist F. meist die Westseite (bei
den Franzosen kortail), d. h. jene dem Chor ent-
gegengesetzte Seite, die das Hauptthor enthält.
Face (frz., fpr. fahß), Gesicht, Vorderfeite (f. lln
faes). In der Befestigungskunst sind F. die beiden
Linien einer verteidigungsfähigeu Deckung, die zur
Bestreichung des Vorgeländes bestimmt sind und
nach der Front zu einen ausspringenden Winkel bil-
den; so bei Fleschen, Lünetten, Bastionen, Kurtinen,
Ravelinen und Tenaillen. Doppelte (stockwerkartig)
angelegte Flanken fanden sich in der Manier Pagans
(s. Französische Befestigungsmanier).
I'a.soss (lat.), in der Pharmacie Niederschlag,
Bodensatz; in der Physiologie und Medizin die Ex-
kremente (s. d.), namentlich der Darmkot.
Facetten (lat. facetiach, witzige Einfälle, Scherz-
reden; besonders kleine scherzhafte Erzählungen in
lat. Prosa, meist satir. oder erotischen Inhalts, die
gern auf ein Bonmot hinauslaufen. Die Litteratur
der F. eröffnete die Sammlung des Florentiners
Francesco Poggio (s. d.), dessen "I^dsr fae6tig.rurn"
lRom 1470) in Deutschland schnellste Nachahmung
fand, zuerst durch Augustin Tünger (1486; hg. von
Keller in der "Bibliothek des litterar. Vereins",
Bd. 118, ^tuttg. 1874), dann durch den Huma-
nisten Heinrich Vebel(s. d.); ferner fammelten F.
Ottmar Nachtigall (I^i8oinin8, "^oci a,e 89.168",
Augsb. 1524), Johannes Gast ("()0rivivHi68 86rui0-
U63", Bas. 1540), Nikodemus Frischlin (s. d.), Otto
Melander (".lonoi-nin athue "krioruin lidri II",
Mühlhausen 1600) u. a. Die deutschen F. pflegen
minder unzüchtig zu sein als die italienischen und
eine scharfe Tendenz gegen das liederliche Leben
des Klerus zu zeigen. Aus den F. erwuchfen die
deutschen Schwanksammlungen.
Facette (frz., spr. faß-), Bezeichnung für gewisse
Flächen bei geschliffenen Edelsteinen (s. Brillant
und Edelsteinschleiferei).