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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fählmann - Fahne
-Quecksilber), verbunden mit 1 Molekül elektronega-
tiven Schwefelmetalls (Schwefelantinion, Schwefel-
arsen), sodaß die allgemeine Formel 41^8>(j2^,
worin I5^Oi2, ^, ^6, ^u und II3.2, lH^3d und
^8 ist; die antimonhaltigcn F. sind die dnnkcln und
silderreichsten (selbst bis zu 30 Proz. Silber) und
fast stets quecksilberfrei, die arsenhaltigen zugleich
die lichtern und silberfreien oder ganz silberarmen.
Blei kommt in allen nur sehr selten vor, dagegen
enthalten manche Varietäten etwas Wismut und
Kobalt. Das F. findet sich auf Erzgängen (Harz,
Nassau, Freibcrg, Saalfeld, Schwatz in Tirol, Un-
garn), oft mit einem feindrufigen Überzug von
Kupferkies versehen, und wird sowohl auf ^ilber
als auf Kupfer verhüttet.
Fählmann, Friedr. Rob., Sprachforscher, geb.
1. Jan. 1800 auf dem Landgnte Hagewied in Esth-
land als der Sohn armer Landleute, studierte 1818
-27 in Dorpat Medizin, beschäftigte sich aber noch
eifriger mit der Sprach- und Sagcnkunde seines
Volts. 1842 zum Lektor der esthnischen Sprache in
Dorpat erwählt, entwickelte F. eine rege Thätigteit,
starb aber schon 21. (9.) April 1850. Seine Arbeiten
finden sich meist in den ersten Bänden der "Verhand-
luugeu der Gelehrten Esthnischen Gesellschaft" seit
1840 abgedruckt. Sein Hauptverdienst liegt in der
Sammlung des Nationalepos der Esthcn, der "Ka-
leviade" oder "Kalewipoeg"(SohnKalews),dasnach
F.s Tode Fr. Kreutzwald herausgab (Dorpat 185)7
-01). - Vgl. Kreutzwald, Robert F. (Dorpat 1852).
Fahn, Längenmaß und Gewicht, s. Fen.
Fähnchen (^v^kna), Schmetterlingsgattung,
s. Widderchen.
Fahndung, das Streben, einen Verbrecher,
namentlich einen entlaufenen, zu entdecken und
wieder einzufangen. Es gebort dies in den Ge-
schäftskreis der polizeilichen Organe.
Fahne, ein durch Farbe oder Bild gezeichnetes
Stück Zeug an einer Stange. Als Heerzeichen waren
im frühen Altertum Sinnbilder, meist Tierbilder in
Gebrauch. Doch führten schon die Inder neben
der mit einem Drachen gezierten Reichsstandarte
zahlreiche bunte F. und Fähnchen, die entweder einzel-
nen Anführern des Fußvolks anvertraut oder an den
Kriegswagen befestigt waren. Vei den Hebräern
hatten je drei Stämme die gleiche F. Bei den Grie-
chen und Römern wurde sodaun die F. Feldzeichen
jeder taktischen Abteilung. Erst durch Marius soll
als gemeinsames Feldzeichen für das röm. Heer der
Adler eingeführt worden sein, der dann das eigent-
liche LiFinim is^ioniZ blieb. Er war von Metall.
Auch für die Gliederung der Kohorten wurden ver-
fchiedene Zeichen angenommen, ßi^na. und vexiNa:
jene hauptsächlich Standarten mit Metallbildern,
diese gemeiniglich kleine viereckige F., die an einer
Querstange hingen, von weißer, roter oder purpur-
ner Farbe, namentlich für die Reiterei. In Flam-
menform hießen sie t^minulae. Häufig wurden die
vsxillg. mit den gi^ull. verbunden. Nach dem Siegs
Konstantins des Grohcn über Maxentius erhielt
die Kriegsfahne (Ilüi^ruin) das Christusmono-
gramm (s. 0.), auch wohl das griech. Kreuz allein.
Aus diesen römischen F. entstand die Kirchen-
fahne, wie sie mit ihrem Querstabe noch jetzt bei
den Prozessionen der kath. Kirche im Gebrauch ist.
Sie zeigt nur^oben statt der Lanzenspitze ein Kreuz
uud auf dem Fahneutuch sind gemeiniglich religiöse
Darstellungen angebracht. - Die erste F. der Vt 0 s -
lems entstand angeblich dadurch, daß der Feldherr
des Propheten, Vorcida, seinen aufgelösten Turban
an einer Stange befestigte. Die Abbäsiden führten
schwarze F. ein: eine angebliche F. Mohammeds
wird unter dcm Namen Sandschat-Scherif(s.d.)
noch heute unter den Reichslleinodien in Stambul,
wohin dieselbe 1595 aus Asien übergeführt wurde,
aufbewahrt. Nur in höchster Gefahr wird sie vor dem
Heere entfaltet. - Auch die Germanen und Slawen
hatten schon sehr früh ihre Feldzeichen, die Sachsen
im 6. Jahrh, eine F. mit einem fliegenden Adler üder
einem Drachen und Löwen, die heidn. Normannen
einen Raden auf derselben. Bei den Truppen fan-
den die F. neben den Bannern bereits im 9. Jahrh,
als Feldzeichen Verwendung. Jede Compagnie
hatte ihre F. und wurde danach später F. oder
Fähnlein (s. d.) genannt. Im 12. Jahrh, kamen
in Deutschland, wie früher schon in Italien (s. Car-
roccio), besondere Fahnenwagen in Gebrauch. Im
spätern Mittelalter war die Form und der Ge-
brauch der F., die man Banner (s. d.) oder Pa-
niere nannte, sehr verschieden. Jedes Land, jeder
Fürst, die einzelnen Herren- und Rittergeschlechtcr,
die Städte, die Bündnisse, Gilden u. s. w. hatten
ihre F., auf denen die Wappen gemalt oder gestickt
waren, und es war eine Auszeichnung, sie zutragen.
Meist waren sie viereckig, doch gab es auch zackige,
so die Oriflamme (s. d.) Frankreichs, die in
fünf Zipfel ausging, und die F. Wilhelms des
Eroberers, die ihm der Papst geschenkt hatte.
In den neuern Heeren dient die F. den selb-
ständigen Truppenteilen (Bataillon, Kavallerie-
regiment, selten Artillerieregiment)^als Feldzeichen
(s.d.).
nannt. Das Fahnentuch ist meist den Landesfarben
entsprechend und mit Wappen, Emblemen oder
Sinnsprüchen verziert. Die F. galt von jeder dem
Soldaten als ein Heiligtum. In älterer Zeit wie
jetzt wurden der F. militär. Ehrenbezeigungen er-
wiesen. Der Aufbewahrungsort der F. wird stets
durch einen Posten bewacht. Die F. als das Sym-
bol der militär. Ehre und Treue felbst mit Aufopfe-
rung des Lebens zu verteidigen, war stets eine ernste
soldatische Pflicht, sie zu verlieren, eine Schande für
den ganzen Truppenteil. Eroberte F. und Standar-
ten gelten als die fchönsten Siegestrophäen, werden
in Zeughäusern oder Kirchen aufgehängt und feldst
beim Friedensschluß nicht ausgeliefert. Zu allen
Zeiten wurden kämpfendeTruppcn durch das Voran-
tragen der F. zu außerordentlichen Anstrengungen
begeistert. Mehr als einmal haben höhere Führer
persönlich die F. ergriffen, um in Gcfechtskrisen die
Truppen anzufeucrn,fo Schwerin bei Prag,Augereau
bei Arcole, Erzherzog Karl bei Aspern u. a. Hohes
Alter und die Spuren bestandener Gefechte sind von
jeher als besondere Zierde einer F. betrachtet worden.
Die zerstreute Fechtart, die im Laufe eines Ge-
feckts oft ganze Bataillone in lange Schützenlinien
auflöst, erfchwert die stete Aufmerksamkeit derTruppe
auf die F. und ihren Schutz. Manche Armeen neh-
men deshalb die F. nicht mehr mit ins Feld. Im