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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Falkenstein (Joh. Paul, Freiherr von) - Falklandinseln
"Sachsenspiegel" gefeierte Graf Hoyer von F. in der
ersten Hälfte des 13. Jahrh. Vurchard IV. von F.,
dessen jüngerer Bruder Otto (gest. 1341) dem geist-
lichen Stande angehörte, vermachte 1332 seine weit-
läufigen Besitzungen dem Stifte Halberstadt, welches
sie 1386 an die Herren von der Asseburg (s. d.)
wiederkäuflich überließ, 1449 aber ihnen völlig zu
Lehn reichte. Seitdem war die Burg F. fortwährend
der Wohnsitz einer Linie diefer Familie, bis diese
1761 sich nach dem nahen Meisdorf wandte. 1840
wurde von dem Könige von Preußen die ansehnliche
Herrschaft zu einer Mindergrafschaft F. erhoben.
Der jedesmalige Besitzer der Grafschaft führt den
Namen Graf von der Asseburg-Falkenstein. - Vgl.
Niemeyer, Falkenstein (Halberst. 1840).
Falkenstein, Joh. Paul,. Freiherr von, sächs.
Staatsmann, geb. 15. Juni 1801 zu Pegau, stu-
dierte seit 1819 die Rechte in Leipzig, habilitierte
sich dort 1822 als Privatdocent und wurde 1824
Oberhofgerichtsrat daselbst, 1827 Hof- und Iustiz-
rat in der Landesregierung zu Dresden, 1834 Geh.
Regierungsrat im Ministerium des Innern, 1835
Kreisdirektor in Leipzig mit dem Vorsitz und der
Leitung der Provinzialregierung und der Konsisto-
rialbehörde. Im Sept. 1844 zum Staatsminister
des Innern ernannt, erwarb er sich namentlich in
den TeuerungsJahren 1846 und 1847 Verdienste
um Abhilfe der drückenden Not. Infolge der März-
bewegungen nahm er 5. März 1848 seine Entlassung,
trat jedoch im März 1850 wieder in den Staats'
dienst ein und übernahm das Präsidium des Lan-
deskonsistoriums, 1853 das Ministerium des Kultus
und öffentlichen Unterrichts, in dessen Ressort unter
seiner Leitung eine Reihe der einflußreichsten Ver-
fügungen und Einrichtungen im Kirchen- und Schul-
wesen getroffen wurden. Ihm verdankt die Landes-
universität Leipzig die Grundlage ihrer jetzigen
Blüte. 1866 wurde F. 16. Juni an die Spitze der
"zur Fortführung der vorkommenden Regierungs-
geschäfte niedergesetzten Landeskommission" gestellt.
Nach der Rückkehr des Königs übernahm er den
Vorsitz im Gesamtministerium. 1871 wurde die
erste evang.-luth. Landessynode von ihm einberufen,
nachdem die Einsetzung von Kirchenvorständen au5
freier Wahl der Gemeinden 1868 vorausgegangen
und eine bedeutsame Umgestaltung des kirchlichen
Verfassungslobens dadurch angebahnt worden war.
Ende Sept. 1871 schied F. aus dem sächs. Staats-
dienst,übernahm aber unterBeibehaltung des Amtes
als Ordenskanzler 1. Okt. 1871 die Leitung des
Ministeriums des königl. Hauses. Er starb 14. Jan.
1882 in Dresden. F. veröffentlichte: "Johann, König
von Sachsen" (Dresd. 1878). - Vgl. Petzholdi,
Joh. Paul Freiherr von F. SeinLeben und Wirken
nach seinen eigenen Aufzeichnungen (Dre^d. 1882).
Falkenstein, Iul. Aug. Ferd., Afrikaforscher,
geb. 1. Juli 1842 zu Berlin, bildete sich daselbst zum
Militärarzt aus und studierte außerdem Zoologie.
An der deutschen Loango-Expedition 1873 - 76,
welche die "Afrikanische Gesellschaft" entsendet hatte,
beteiligte er sich und brachte außer wertvollen Samm-
lungen den ersten lebenden Gorilla zurück. Er wurde
dann Oberstabsarzt an der Hauptkadettenanstalt
und lebt jetzt als praktischer Arzt in Groß-Lichter-
jelde. 1881 begründete er den Allgemeinen deutschen
Schulverein. (S. Schulverein.) F. veröffentlichte:
"Die Loango-Küste in 72 Original-Photographien"
(Vers. 1876), "Die Loango-Expedition", Abteil. 2
(Lpz. 1879), "Afrikas Westküste. Vom Ogowe bis
zum Damara-Land" (ebd. 1885), "Ärztlicher Reise-
begleiter und Hausfreund" (8. Aufl., Verl. 1892).
Falkensteiner Höhle, Kalksteinhöhle bei dem
Dorfe Grabenstetten im Oberamt Urach des würt-
temb. Schwarzwaldkreises, bildet ein weites Ge-
wölbe, an manchen Stellen 12, an andern nur
wenig über 1 m hoch, und enthält einen See, aus
welchem die Elsach entsteht.
Falkenvitriol, soviel wie Adlervitriol.
Falkenwürger, s. ^iniueuwL.
Fallieren, in der Reitkunst eine plötzliche
Parade, bestehend in Senken des Pferdekopfes und
Hinknieen des Pferdes auf einem oder beiden Knien;
in ersterm Fall ist der andere Vorderfuß nach vorn
gestreckt.
Falkirk (spr. fahlkörk), Stadt in der schott. Graf-
schaft Stirling, am Forth- und Clydekanal, aus
dem hier der Ünionkanal ostwärts nach Edinburgh
führt, hat (1891) 15599 E., eine alte, 1810 neu her-
gestellte Pfarrkirche; große Eifenwerke und Kohlen-
gruben, Brauerei, Brennerei MoLedank äi3li1i6r^),
Gerberei, chem. Fabriken und Ziegeleien. Als Hafen
dient Grangemouth (s. d.). An Stelle der drei
Viehmärkte (ti-Ms), auf denen im Jahr für etwa
1 Mill. Pfd. St. Vieh zum Verkauf gelangte, sind
in neuester Zeit wöchentliche Versteigerungen ge-
treten. Westwärts von F. bis Glasgow dehnt sick
das reichste Steinkohlenfeld Schottlands aus. Bei
dem westl. Stadtteil Camelon begann die röm.
Mauer, Grahams Dyke, die 140 Äntoninus Pius
vom Carron zum Clyde führte. - Bei F. wurden
22. Juli 1298 30000 Schotten unter Sir William
Wallace von 87500 Engländern unter Eduard I.
besiegt. Am 23. Jan. 1746 schlug der Prätendent
Karl Eduard mit 8000 Mann auf dem Falkirk-
Muir im SW. dcr Stadt ein 9000 Mann starkes
engl. Heer unter Hawlcy.
Falkirk Burghs (spr. fahlkörk börgs), Gruppe
schott. Städte (Airdrie, Falkirk, Hamilton, Lanart
und Linlithgow), die ein gemeinfames Parlaments-
mitglied wählen, mit (1892) 8402 Wählern.
Falklandinseln (spr. fahklä'nd-), span. Las
Malvinas oder Islas Malvinas, brit. Archi-
pel im Atlantischen Ocean, 450 km östlich von Pa-
tagonien und der Magalhäesstraße, besteht aus
zwei großen, durch den Falklandsund getrennten
Inseln, O st- und Westfalkland, und etwa 200 kleinern
mit insgesamt 16 700 ykm und (1891) 1789 E.
Ostfalkland, 300 kni lang, bis 100 km breit,
eigentlich nur eine Reihe von Halbinseln, wird im
N. von einer Kette paläozoischer Schichten (bis
680 m) durchzogen. Von Mineralien hat man
Eisen, Blei und Steinkohlen gefunden. Im S.
breiten sich sanft gewellte, gutbewässerte Ebenen
aus; der Strand ist flach, sandig und schlammig.
In Westfalkland, 200km lang, bis 60 km breit,
ziehen die Erhebungen, ebenfalls aus paläozoischen
Ablagerungen gebildet, von N. gegen S. Mehrere
Gipfel haben 500, der Mont-Adam sogar 700 in
Höhe. Den Archipel umgiebt ein Seegrasmeer, das
sich in der Breite von 10 bis 15 Längengraden bis
über 40° südl. Br. gegen NO. erstreckt. Beide Inseln
sind reich an Baien mit trefflichen Häfen, die den
Walsischfahrern im Antarktischen Meere als Sta-
tionen dienen.
Das Klima ist sehr gesundes Seeklima. Der Ja-
nuar hat 9,8, der Juli 2,5°, das Jahr 6,i" 0. Mittel-
temperatur; der Regenfall (550 mm im Jahr) isl
gleichmäßig verteilt. Die Luft ist sehr bewegt, West-