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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fanum - Faraday
zurückgekehrt, trat er als Generalmajor in den
Dienst der Provisorischen Regierung von Mailand
und schützte Karl Albert hier persönlich gegen die
Voltswut nach dem Abschluß des Waffenstillstands.
Er kämpfte 1849 im Dienste Piemonts gegen die
Österreicher, führte im Krimkriege eine Brigade und
im Kriege von 1859 eine Division mit Auszeichnung
und übernahm dann von den Provisorischen Regie-
rungen von Toscana, Parma, Modena und der
Romayna die Führung ihrer vereinigten Truppen.
1860 m das erste ital. Kabinett unter Cavour
als Kriegsminister eingetreten, schuf er neue Trup-
penkörper, verstärkte die Festungen Pavia und
Pizzighettone, erneuerte die Heereseinrichtung und
führte dann mit Glanz den Fcldzug in den Marken
und Umbricn gegen die pa'pstl. Truppen unter La-
moriciöre, die er vernichtete, und bewirkte als
Führer von Victor Emanuels Generalstab in Unter-
italien Molas und Gaetas Einnahme. F. war 1849
Mitglied des zweiten piemont. Parlaments und
wurde 1860 zum Senator ernannt. Als Ricasoli
1861 sein Ministerium bildete, verzichtete er auf
die Dienste F.s, der den Oberbefehl des 5. Mili-
tärdepartements übernahm. Er starb 5. April 1865
zu Florenz, wo ihm 1872 ein Bronzestandbild (von
Fedi) auf dem Markusplatz errichtet wurde. - Vgl.
8.6la,2i0N6 8uI1a caiuMFiig. äi FNErra uklI'Din-
bris. 6 U61I6 Nai-eb6 8ett. 1860 (Tur. 1860); Ca-
randini, Vita äi Nanfi-Läo ^. (Verona 1872 u.
1884); L. Carpi, II ri80i^ini6Qt0 itaiiauo (4 Bde.,
Mail. 1884-88).
rannm (lat.), heiliger, der Gottheit geweihter
Platz, besonders als Tempelplatz, daher auch Tempel.
Fao, Hafenplatz im Sandschak Basra des türk.
Wilajets Bagdad, rechts an der Mündung des
Hauptarmes des Schatt el-Arab, Kusbah gegen-
über, ist der Sitz der türk. Behörde für die Euphrat-
schiffahrt, Quarantänestation, engl. und türk. Tele-
graphenstation und hat eine starke türk. Truppen-
abteilung. Ein Fort ist im Bau. ^(s. d.).
Fapresto, Beiname des ital. Malers Giordano
I'a.yuili (frz., spr. fäkä'ng, vom ital. facckwo,
Packträger, Dienstmann), Holzfigur, nach welcker
man beim Lanzenrennen mit der Lanze stieß und die,
ungeschickt getroffen, dem Stoßenden einen Schlag
zurückgab; dann: Schlingel, Wicht, Lump; Fa qui-
rl er ie ispr. -kin'rih), Schelmen-, Schurkenstreich.
ra.r (lat.), Dinkel.
Faräbi, Abu Nähr Mohammed ibn Moham-
med ibn Tarchan al-, Mohammed. Philosoph, wurde
aegen Ende des 9. Jahrh, in Farab (Buchara) ge-
boren. Sehr früh wandte er sich nach der Residenz
Bagdad, wo er Gartenhüter wurde, dabei aber mit
großem Fleiß das Studium des Aristoteles betrieb,
sodaß sich viele Schüler um ihn scharten. Später
ging er nach Haleb, wo er an dem Sultan Seif al-
daula einen Beschützer fand, den er auch nach Da-
maskus begleitete. Dort starb er 950. Die Zahl
seiner nur zum Teil im arab. Tert (zum Teil auch in
hebr. Übersetzungen) auf uns gekommenen Schriften
ist sebr groß. Besonders berühmt machte er sich durch
seine Bearbeitung des Aristoteles, vorzugsweise des
"Organon". Seine Autorität beruhte vorzugsweise
in der Entwicklung der Logik. Aber auch seine meta-
physischen Lehren werden vielfach erwähnt, sowie er
auch in der Lehre vom Intellekt für die spätere arab.
Philosophie bahnbrechend war. Von seinen Schriften
ist besonders die über die Organisation der Gesell-
schaft ("HiMlU lll-uuuUna") berühmt, Auch besaß
F. ein sehr bedeutendes musitalisches Talent. Er
soll nicht nur ausübender Künstler gewesen sein
und ein neues Musikinstrument erfunden baden,
sondern war auch sebr bedeutend und selbständig
in der Theorie der Musik. Aus einem seiner musi-
kalischen Werke, von welchen Kosegarten (in der
Vorrede zu seiner Ausgabe der "^likni") eine Ana-
lyse lieferte, sind von I. P. Land in den Akten
des 8. Orientalistenkongresses (Leid. 1885) Auszüge
im Original nebst einer orientierenden Abhandlung
erschienen. Einige der philos. Abhandlungen des
F. sind in lat. Übersetzung von Camerarius ("^1-
pkai-adii V6tu8ti88imi ^ri8tot6ii8 Interpret^ opera
omnia, yUÄ6 latina liuFug. o0N8cripta. reperii-i po-
wsi-unt", Par. 1638) herausgegeben. Im arab.
Original haben Schmölders (in "Docuineuta pkilo-
80^dm6 ^ralniin", Bonn 1836) und Dieterici (Leid.
1890) Abhandlungen des F. ediert; Dieterici hat sie
auch ins Deutsche übersetzt (ebd. 1892). Seine Be-
deutung in der Geschichte der peripatctischen Philo-
sophie im Orient ist durch S. Munk in den <M6-
I3,NA68 ä6 z)kil030Z)bj6 M1V6 et arade" (Par. 1859)
gewürdigt worden. Literarhistorisch und bibliogra-
phisch ist die litterar. Arbeit F.s in der umfassen-
den Monographie Steinschneiders (in den "No-
M0ir68 äs I'^caäemis ä?8 8ci"uc68 cks 8t.-I'^t6i'8'
doui-F", 1859) untersucht und dargestellt.
Farad (benannt nach Michael Faraday), die
elektromagnetische praktische Kapacitätseinheit (s.
Elektrische Kapacität) im Centimeter-Gramm-Se-
kunden-(O 6-8) System (s. Mah und Gewicht
im absoluten Sinne, und Elektrische Einheiten);
sie stellt die Kapacität eines Leiters vor, der mit
der Einheit der Elektricitätsmenge (s. d.), d. i.
1 Coulomb, zum Potentialwerte (s. Elektrisches Po-
tential) der Einheit der Elektromotorischen Kraft
(s. d.), d. i. 1 Volt, geladen wird. Das F. beträgt
nur das Tausendmillionstel s^^-- 1"'")
der theoretischen Einheit des O 6 - 8 - Systems und
wird daher ausgedrückt durch 10^ cm. ^ 86c. Diese
bedeutende Verkleinerung der theoretischen Kapaci-
tätseinheit ist dadurch notwendig, daß letztere für
die Praxis wegen ihrer unbequemen Größe nicht
paßt, indem z. B. die Kapacität eines transatlanti-
schen Kabels nur etwa den anderthalbbillionsten
Teil dieser Einheit beträgt. Ja selbst das F. ist
noch zu groß, sodaß man gewöhnlich das Mikro-
farad, d. i. den millionsten Teil des F. als Kapa-
citätseinheit anwendet. Das Mikrofarad, für wel-
ches die übliche Abkürzung mi ist, beträgt numerisch
10-15 cm. F. 860. Wie groß auch noch das Mikro-
farad ist, geht daraus hervor, daß die Kapacität
eines Kilometers des überseeischen Kabels nicht
mehr als etwa 0,2 Mikrofarad ausmacht. Die Ka-
pacität der gewöhnlichen Leidener Flaschen mißt nur
nach Zchntausendsteln des Mikrofarad, und selbst
die mächtigen Kondensatoren mit einer Belegung
nach Tausenden von Quadratmetern, wie sie z. B.
beim Betrieb der engl.-amerik. Kabel in Gebrauch
sind, besitzen bloß einige hundert Mikrofarad.
Faraday (spr. färr'ede), Michael, engl. Chemiker
und Physiker, der Sohn eines armen Hufschmieds,
geb. 22. Sept. 1791 zu Newington Butts bei London
in der Grafschaft Surrey, kam 1804 nach London
in die Lehre zu dem Buchhändler George Riebau,
der zugleich Buchbinder war und bei dem er neun
Jahre arbeitete. In seinen Mußestunden fertigte er
! eine Elektrisiermaschine und andere Dinge dieser Art