Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

569
Farbenkreisel - Farbenreibmaschinen
bewegung (1. Abteil. "Gelb", 1. Hälfte, Verl. 1876):
Farbenkreis in 15 Abstufungen und 20 Anwen-
dungstafeln. Nach Professor Brückes Physiologie
der Farben unter dessen Anleitung zusammengestellt
(Wien 1877); Rood, Die moderne Farbenlehre mit
Anweisung auf ihre Benutzungen in Malerei und
Kunstgewerbe (Lpz. 1880): Guichard, Die Harmonie
der Farben (mit 765 Farbentafeln, 3 Bde.; deutsche
Ausgabe mit Text von G. Krebs, Franks, a. M. 1882;
kleine Ausg., 116 Taf., ebd. 1892); Wouwermans,
Farbenlehre. Für die praktische Anwendung in den
verschiedenen Gewerben (2. Aufl., Wien 1891).
Farbenkreisel, s. Newtons Farbenscheibe.
Farbenlehre, Chromatik, derjenige Teil
der Optik (s. d.), der sich mit den Gesetzen der Far-
ben befaßt. Newton hat nachgewiesen, daß das
weiße Ächt aus einer sehr großen Anzahl verschie-
denfarbiger Lichter von ungleichen Vreckungserpo-
nenten besteht. (S. Dispersion.) Die Bestandteile
des weihen Lichts können durch Brechung getrennt
werden, sie können aber auch wieder vereinigt wer-
den und stellen alsdann wieder Weihes Licht vor.
Jede Lichtart behält bei allen Brechungen und Re-
flexionen ihre ursprüngliche Farbe bei. Die Phos-
phorescenz (s. d.) und Fluorescenz (s. d.) bilden
nur eine scheinbare Ausnahme von dieser Regel,
denn phosphorescierende und fluorescierende Kör-
per nehmen das auffallende Licht auf, vernichten
es als solches und wandeln die gewonnene Energie
<f. d.) wieder in Licht von anderer Art um.
Die Farben der Körper, die Pigment färben
(f. Farbstoffe), entstehen dadurch, daß die Körper
von dem hindurchgehenden weißen Licht einige Be-
standteile aufnehmen (absorbieren, daber Absorp-
tion der L i ch t st r a h l e n), andere hindurchlassen,
welch letztere deren Farbe bestimmen. Zinnober z. B.
läßt vorzugsweise rotes Licht durch. Fällt weißes
Licht auf Zinnooer, so werden alle Strahlen von
der Oberstäche teilweise zurückgeworfen; ein Teil
des weißen Lichts dringt ein, von demselben kom-
men aber vorwiegend nur rote Strahlen aus dem
Innern zurück. Ein Körper kann, Phosphorescenz
und Fluorescenz abgerechnet, nur jenes Licht wie-
dergeben, das auf denselben fällt. Ein Stück Zin-
nober, durch das Spektrum (s. d.) geführt, zeigt
überall nur die Farbe des auffallenden Lichts, ist
aber am hellsten im Rot, am dunkelsten im Grün.
BeiBetrachtung mit einerWeingeist-Kochsalzflamme
sind alle Körper, weil sie nur gelbes Licht erhalten,
gelb und unterscheiden sich nur durch die Helligkeit.
Nur die Körper mit Oberflächen färben (s. d.) re-
flektieren schon von dem ausfallenden weißen Licht
vorwiegend gewisse farbige Bestandteile.
Zerlegt man das weiße Licht in ein Spektrum,
vereinigt einen Teil der Strahlen desselben, etwa
durch eme Sammellinse, und den Rest ebenso, so
sind beide Teile gefärbt. Der eine erscheint z. V.
rot, der andere grün, der eine gelb, der andere
blau u. s. w. Beide Teile wieder vereinigt sind wie-
der weiß. Solche Paare von Farben, die sich gegen-
seitig zu Weiß ergänzen, nennt man komplementäre.
(S. Komplementärfarben.)
Durch Beobachtung der Intcrferenzerscheinungen
(s. Interferenz des Lichts) hat man gefunden, daß
die Lichtarten, die sich durch die Farbe und den
Brechungsexponenten unterscheiden, auch eine ver-
schiedene Wellenlänge haben. Unter den sichtbaren
Strahlen des Spektrums haben die roten die größte
Wellenlänge (760 Milliontelmillimeter), die violetten
die kleinste (393 Milliontelmillimeter). Wenn weiße
Lichtbündel miteinander interferieren, so löschen sich
hierbei gewisse farbige Bestandteile des weißen Lichts
aus und der Rest erscheint gesärbt. So entstehen
die Interferenzfarben.
Der Umstand, daß man in der Malerei und Tech-
nik mit drei Pigmenten oder Grundfarben, Rot,
Gelb und Blau, auskommen kann, indem sich alle
andern Farben durch Mischung dieser Grundfarben
herstellen lassen, gab die Veranlassungen zu den ver-
schiedenen Theorien über die Farbenempfin-
dungen (s. Farbensinn). So entsteht in der Malerei
Orange aus Rot und Gelb, Grün aus Gelb und Blau,
Violett aus Not und Blau u. s. w., wobei wohl zu be-
achten ist, daß hier nicht von Spektralsarben (s. Spek-
trum), sondern nur von der Farbe der entsprechen-
den Pigmente die Rede ist. Um die Mischfarben
zu dunkeln, dienten fchwarze, um sie aufzuhellen,
weiße Pigmente. Jede durch Mifchung von Pig-
menten erhaltene Farbe kann durch kleinere oder
größere Beimischung einer andern (man sagt dann,
sie ziehe oder habe einen Stich in diese oder jene
Farbe), durch verschiedenen Glanz, verschiedene
Lebhaftigkeit, Reinheit, Sättigung u. s. w. unend-
lich viel Schattierungen und Nuancen geben. Man
bezeichnet die hauptsächlichsten Farbenabstusungen
entweder mit gewissen hergebrachten Namen oder
nach gewissen Gegenständen, die diese Nuancen am
schärfsten zeigen, oder endlich durch Beisätze, wie:
hell, dunkel, hoch, tief, brennend, grell, sanft, leb-
haft, matt, fett, mager, schmutzig, rein u. s. w.
Von besonderer Wichtigkeit sind die Begriffe
Sättigung, Helligkeit und Ton oder Tinte
der Farbe. Je mehr weißes Licht eine Farbe ent-
hält, desto weniger gesättigt oder blasser erscheint
sie. Die Helligkeit der Farbe bezieht sich auf ihre
Lichtstärke oder Intensität, während ihr Ton oder
ihre Tinte durch ihre Lage im Spektrum bestimmt
ist. (S. Farbenton.) Für naturhistor. Zwecke, beson-
ders für die Farbe als Mineralog. Kennzeichen, hat
man, um einige Übereinstimmung in Benennung
der Farben zu erlangen, besondere Farbentafeln
oder Farbenskalen. Von letztern dürfte die
Wernerfche auch jetzt noch am bekanntesten sein.
In jüngerer Zeit giebt es auch in pädagogischer
Beziehung, zur Ausbildung des Farbensinns, Far-
bentafeln, z. V. von Patek u. a.; ferner zur Prüfung
des Farbensinns, z. B. von Holmgren u. a. m. (S.
Farbensinn.) Beim Künstler und überhaupt in
ästhetischer Beziehung kommt es weniger auf die
Farbe an sich als auf ihre Zusammenstellung an,
da wohl jede Farbe in geeigneter Verbindung mit
andern eine wohlthuende Wirkung auszuüben im
stände ist. (S.Farbengebung und Farbenharmonie.)
Über die Litteratur der F. s. Farbenharmonie;
ferner: Helmholtz, Handbuch der physiol. Optik
(2. Aufl., Lpz. 1888 fg.); Lommel, Das Wefen des
! Lichts (cbd. 1874); Piecko, Licht und Farbe (2. Aufl.,
! Münch. 1876); Le Conte, Die Lehre vom Sehen
(Lpz. 1883): Hering, Lehre vom Lichtsinn (2. Aufl.,
! Wien 1878).
Farbenmühlen, s. Farbenreibmaschmen.
Farbenreibmaschmen oder Farbenmüh-
len, mechan. Einrichtungen zum Feinreiben von
Mineralfarben und zum Mischen der Farben-
pulver mit Gummiwasser oder einem trocknenden
Öle, welche bei der Aufarbeitung großer Material-
mengen die früher allein übliche Handarbeit mit
Reiber und Reibstein zu ersetzen bestimmt sind.