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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Farīn; Farīna; Farināti; Farinelli; Färing; Faringdon; Farīni

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Farin - Farini

Farīn, Farinzucker, verschiedene Arten des Verbrauchs- oder Konsumzuckers, welche die Form eines feinern oder gröbern Mehles haben. Es giebt weißen, hellgelben (blonden) und dunkelbraunen F. Bei der großen Verschiedenheit des F. wechselt seine Zusammensetzung, Reinheit und Sauberkeit außerordentlich, doch kann man immer annehmen, daß F. mehr Unreinigkeiten enthält als Brotzucker, Würfel- und Stückzucker, und zwar um so mehr, je dunkler er ist; dasselbe gilt von seinem Gehalt an Feuchtigkeit. (S. auch Verbrauchszucker.)

Farīna, Joh. Maria, s. Eau de Cologne.

Farīna, Salvatore, ital. Romanschriftsteller, geb. 10. Jan. 1846 zu Sorso in Sassari, studierte in Turin und Pavia die Rechte, widmete sich jedoch nach Vollendung seiner Studien der litterar. Laufbahn; er lebt in Mailand. Unter seinen zahlreichen Erzählungen, die ihm die größte Gunst des Publikums erwarben und ihn, wie keinen andern lebenden ital. Romanschriftsteller, im Auslande bekannt machten, sind zu nennen: «Due amori» (1869), «Il romanzo di un vedovo» (1872), «Fiamma vagabonda» (1872; neue Ausg. u. d. T. «Frutti proibiti», 1878), «Fante di picche» (1874), «Capelli biondi» (1876), «Dalla spuma del mare» (1876), «Un tiranno ai bagni di mare» (1877), «Il tesoro di Donnina» (1877), «Racconti e scene» (1878), «Oro nascosto: scene delle vita borghese» (1878), «Mio figlio» (ein Cyklus von Novellen: «Prima che nascesse», 1879; «Le tre nutrici», 1879; «Mio figlio studia», 1879; «Mio figlio s’innamora», 1880; deutsch u. d. T. «Mein Sohn», 2 Bde., Berl. 1884), «Il marito di Laurina» (1881), «L’intermezzo e la pagina nera» (1881), «Amore ha cent’occhi» (1883), «L’ultima battaglia di Prete Agostino» (1885), «Pe’ belli occhi della gloria» (1888), «Don Chisciottino» («Der kleine Don Quixote», 1889; deutsch in der «Deutschen Rundschau», 1890), «Più forte dell’amore?» (1890; deutsch 1893), «Vivere per amare» (1890; deutsch 1893), «Per la vita e per la morte» (1891; deutsch 1894), «Che dirà il mondo?» (1894). Die meisten sind in mehrere europ. Sprachen übersetzt (deutsch in Auswahl von Borchers, «Novellen», 3 Bde., Lpz. 1876‒77). Seit einer Reihe von Jahren redigiert F. den litterar. Teil der «Gazetta musicale» und giebt die «Rivista minima» und eine Bibliothek ausgewählter ausländischer Romane in ital. Übersetzungen heraus.

Farināti, Paolo, ital. Maler, geb. 1525 in Verona, gest. daselbst 1606, war ein älterer Zeitgenosse Paolo Veroneses, an den er sich später anschloß. Seine Kompositionen sind schwungvoll, fast stürmisch bewegt und zeugen von äußerst lebhafter Phantasie; so seine Fresken in San Nazzaro und San Giovanni in Fonte zu Verona. Von seinen Ölbildern ist das Hauptwerk: Die wunderbare Speisung, in San Giorgio Maggiore zu Verona (1603). Im Hofmuseum zu Wien sind von ihm: Maria mit dem Leichnam Christi, Ein heidn. Opfer; in der Dresdener Galerie: Darstellung Christi im Tempel. Man hat auch Radierungen von ihm.

Farinelli, Carlo, genannt Broschi, ital. Sängerkastrat, geb. 24. Jan. 1705 in Neapel. Er ging 1734 nach London, erregte hier großen Enthusiasmus und sammelte beträchtliche Reichtümer. Kurze Zeit hielt er sich dann in Paris auf und ging 1737 nach Madrid, wo er 10 Jahre hindurch jeden Abend vor Philipp Ⅴ. und der Königin Elisabeth sang. Als er durch seinen bezaubernden Gesang den in tiefe Melancholie versunkenen König endlich dahin gebracht hatte, daß eine ärztliche Behandlung vorgenommen werden konnte, wurde er dessen Liebling und später erster Minister. Durch kluges Benehmen wußte er sich auch unter Philipps Ⅴ. Nachfolgern, Ferdinand Ⅵ. und Karl Ⅲ., am dortigen Hofe zu halten, bis er 1761 mit Schätzen beladen nach Italien zurückkehrte und sich unweit Bologna ein Landhaus bauen ließ. Hier starb er 15. Sept. 1782.

Färing, Föring, Handelsgewicht auf der Insel Island = 10 alten dän. oder norweg. Pfund = 4,9811 kg.

Faringdon (spr. färringd’n), Stadt in der engl. Grafschaft Berks, 3 km südlich von der Themse, an einer Zweiglinie (5,1 km) der Great-Westernbahn, hat (1891) als Zählbezirk 5703 E., Hopfenbau und große Schweineschlächtereien (40‒50000 jährlich). Berühmt sind die Schinken von F. In der Nähe White-Horse-Hill, ein Hügel (270 m), an dessen Abhang eine 113 m lange Pferdegestalt schon in angelsächs. Zeit eingeschnitten ist; auf dem Gipfel Uffington Castle, eine Schanze dän. Ursprungs.

Farīni, Luigi Carlo, ital. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 22. Okt. 1812 zu Russi in der Provinz Ravenna, studierte zu Bologna Medizin, nahm an der Erhebung der Romagna (1831) teil und war dann Arzt, mußte jedoch, der päpstl. Polizei verdächtig geworden, 1843 auswandern. Er ging nach Frankreich, kehrte aber 1846 nach Pius’ Ⅸ. Thronbesteigung zurück und trat 1847 in dessen liberale Regierung als Generalsekretär im Ministerium des Innern ein, um hierauf die Leitung des Sanitätswesens in Rom zu übernehmen. Nach Verkündung der Republik ging er nach Piemont. Im Dez. 1851 in die Kammer gewählt, übernahm er im ersten Kabinett Azeglio den Unterricht; 1859 ging er als königl. Kommissar nach Modena, wurde dort zum Diktator gewählt und vermittelte zuerst in Modena, dann auch in Parma, Bologna und Florenz die Erklärung für Victor Emanuel. Nachdem er 1860 von Cavour mit dem Ministerium des Innern betraut worden war, ging er als königl. Statthalter in das neu angegliederte Süditalien, um 8. Dez. 1862 nach Rattazzis Sturz die Neubildung des Kabinetts zu übernehmen, dessen Vorsitz er jedoch krankheitshalber im März 1863 an Minghetti abtrat. Er starb 1. Aug. 1866 auf seinem Landsitz bei Genua. In Ravenna wurde sein Denkmal 1878 enthüllt. Als Schriftsteller hat F. in seiner von Gladstone ins Englische übersetzten «Storia dello stato romano 1814‒50» (4 Bde., Tur. 1850‒53; 3. Aufl., Flor. 1853) und seiner Fortsetzung von Bottas «Geschichte Italiens von 1814 bis 1850» (Flor. 1850; 2. Aufl., 4 Bde.) Tüchtiges geleistet; außerdem begründete er 1850 das satir. Blatt «La Frusta» und trat für Cavours Politik in der von ihm ins Leben gerufenen Zeitung «Il Piemonte» und im «Risorgimento» ein. – Vgl. Finali, Ricordi della vita di F. (in der «Nuova Antologia», 1878).

Sein Sohn, Domenico F., geb. 2. Juli 1834 zu Montescudo, trat 1850 in die Militärakademie zu Turin, nahm als Hauptmann an den Feldzügen von 1859 und 1860 mit Auszeichnung teil und wurde 1861 dem Generalstab zugeteilt, in dem er den Krieg von 1866 mitmachte. Den Vorsitz in der Kammer, der er als Mitglied des linken Centrums seit 1864 angehörte, übernahm er 1878, legte ihn aber, nachdem er schon 1880 einmal zurück- ^[folgende Seite]