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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fátra - Fauche-Borel
Islams betrieben. Einem ismä'ilidischen Sendling,
Adü Abdallah al-Schi'i, gelang es, während der
Pilgerfahrt nach Mekka einige Berber in das Netz der
äsmä'ilidischen Propaganda zu ziehen; 893 erschien
Abu Abdallah selbst in Afrika, und seiner geschickten
Agitation glückte es, in der Bevölkerung dem Obeid-
alläh, einem angeblichen Nachkommen des Dscha'far,
einen großen Anhang zu verschaffen und ihn als
Mahdi anerkennen zu lassen. Für Obeid-allah er-
Mrten sich so viele Anhänger in Nordafrika, daß Abu
Abdallah mächtig genug'wurde, das zu Kairuan
(in der Nähe des jetzigen Tunis) herrschende Ge-
schlecht der Aghlabiden 910 n. Chr. zu stürzen und
den Obeid Allah al-Mahdi auf ihren Thron zu setzen.
Derselbe gründete die Stadt Mahdija und machte
sie zu seiner Residenz. In raschem Siegeslauf dehnte
er seine Eroberung auf weitere Gebiete in Afrika
aus und bekriegte auch Sicilien. Versuche, auch
'Ägypten unter seine Votmäßigkeit zu bringen, schei-
terten an der Tapferkeit des ägypt. Feldherrn Munis.
Obeid-alläh starb nach fast 25jähriger Regierung 934.
Ihm folgte sein Sohn Abül-Kasim-Mohammed,
mit dem Beinamen al - Kä'irn bi - amr Allah (934-
Ä46), und diesem wieder sein Sohn Isma'il mit
dem Beinamen Al-Manßür Billah (945 - 953).
Dessen Sohn und Nachfolger, Abu Tamim Ma'add,
mit dem Beinamen Al-Mu'izz li-din Allah (953 -
975), gelang es endlich durch die Energie und
Tapferkeit seines Feldberrn Dschauhar, in den
Besitz von Ägypten (970) zu gelangen, das er zwei
Jahre später, nachdem er den Chalifentitel ange-
nommen hatte, zum Hauptsitz seiner Herrschaft
machte. Er schlug seine Residenz in der neubegrün-
deten Stadt Al-Kähira (Kairo) auf, wo noch jetzt
die Moschee Al-Azhar das dauerndste Monument
seiner Regierung ist. Seine Herrschaft debnte sich
nach und nach über Palästina und unter der Regie-
rung feines Sohnes Abu-Manßür Nizar, mit dem
Beinamen Al-'Aziz (975 - 996), auch über einen
großen Teil von Syrien aus, dessen Besitz den F.
freilich sehr oft wieder streitig gemacht wurde. Dem
Nizär folgte sein erst elfjähriger Sohn Al-Häkim
(bi-amr Allah), der sich bald aus der Vormund-
schaft des Wesirs Arghuan selbständig machte und
seine überspannte grausame Sinnesrichtung durch
eine Reihe unsinniger Verordnungen und die An-
dersgläubigen bedrückender Gesetze bekundete. 1017
erklärte er sich als Inkarnation der Gottbeit und
führte fortan tolerantere Regierungsgrundsätze ein;
1021 verschwand er, nach einigen wurde er auf An-
stiften feiner eigenen Schwester ermordet.
Sein Sohn und Nachfolger Abül-Hasan 'Ali,
genannt Al-Zähir (1021-36), war ein milder und
gerechter Fürst, der, wie sein Sobn Abu Tamim
- Ma'add, mit dem Beinamen Al-Mustanßir l gest.
1094), nicht die Kraft hatte, die von allen Seiten
auf das Reich hereinbrechenden Stürme zu beschwö-
ren. In Syrien, Palästina und Afrika war die
Herrschaft des fätimidiscken Chalifcn kaum noch
vorhanden; m Ägypten selbst gewannen die Türken
immer mehr Einfluß, und am Ende der 58jährigen
Regierung des Mustanßir Villah, die er als Kind
von sieben Jahren angetreten hatte, war das Fati-
midische Reich der Auflösung nahe. Zwar gelang
es seinem Nachfolger Abül-Käsim Ahmed el-Musta
'li Billah (1094-1101), sich auf kurze Zeit wie-
der in den Besitz von Jerusalem zu setzen, aber
er vermochte es doch nicht, dem Andringen der
Kreuzfahrer zu widerstehen. Unter seinen schwäch-
lichen und unthätigen Nachfolgern, 'slmir (1101-
30), Häsis (1130-49), Zäftr (1149-54), Fais
(1154-60), 'Ädbid (1160-71), wurde das Reich
eine Beute ihrer herrsch- und raub^'üchtigen Wesire
und verfiel immer mehr. Mit Al-'Adhid erlischt die
Dynastie der F.; es gelang ihm nicht, seinen Sohn
Däwüd auf den Thron zu bringen. Bereits vor
dem Tode des letzten F. war die thatsächliche Herr-
schaft von dem Kurden Saläh al-din (Saladin)
ausgeübt, der die Dynastie der Ejjubiden (s. Ejjüb)
begründete, welche den Schcinchalifen von Bagdad
als Lberbäuptern des Islams huldigen ließ. -
Vgl. Wüstenfeld, Geschichte der Fatimiden-Chalifen
(Gott. 1881).
Fatra, zwei Gebirgszüge in den nordwestl. Kar-
paten. Die Kleine F. oder das Kleine Krivan-
gebirge, eine 150-165 km lange Kette zwischen
den Flüssen Waag und Neutra einer- und Gran und
Turocz andererseits, erreicht südlich vom Waag-
durchbruch im Mincol 1364 in, nördlich davon im
Krivan F. 1666 in Höhe. Die Thäler sind rauh und
wenig bewohnbar. Wildromantisch sind die Thäler
von Szulyö und Uratna. Östlich davon parallel zieht
die Große F. oder Ungarisches Erzgebirge, zwischen
den Turocz- und Revucathälern im Großen Krizsna,
an der Grenze der Komitate Thurocz, Liptau und
^ohl, 1542 in hoch. Beide F. sind start bewaldet.
Die Große F. ist reich an edeln Metallen (Kremnitz,
Neusohl). Die Pässe von Hermanctz und Sturetz
sind die wichtigsten.
l'atsia., s. ^i-Hlia.
Fatsu, chines. Name des Amu (s. d.).
Kattori, Giovanni, ital. Maler, geb. 28. Sept.
1825 in Livorno, besuchte die Akademie zu Florenz,
an der er seit 1877 als Professor thätig ist. Er hat
besonders Schlachtenbilder geschaffen, die sich durch
dramat. Lebendigkeit und große Naturwahrheit aus-
zeichnen. Eine^sciner ersten bedeutenden Schöpfun-
gen war: Die Schlacht bei Magenta (1859; Galerie
zu Florenz); diesem Bilde folgten dann: Schlacht
bei Madonna della Ecoperta (1868; Pinakothek in
Livorno), Kavalleriegefecht bei Montebello, Das
49. Regiment bei Custozza (Rom, ^iwi-iN ^210-
nai6), Verwundung des Prinzen Amadeo bei Cnstozza
(1870; Vrera in Mailand). Von seinen Genre-
bildern sind zu nennen: Ährenleserinnen (goldene
Medaille), Pferdemartt in Tcrracina, Pferdemarkt
auf der Piazza della Trinitä in Rom.
I'a.ttüra. (ital.), f. Faktura.
Fatuita't (lat.), Alberuheit.
Fatum (lat., Mehrzahl Fata), das Schicksal als
eine durch menschliche Handlungen nicht zu beein-
flussende Macht, die alle wichtigen Ereignisse im
voraus unabänderlich feststellt, so daß weder That-
kraft noch Lässigkeit auf den Gang der Dinge irgend
welchen Einfluß haben. Der Glaube an ein F. ist
uralt; selbst die antiken Götter waren dem F. (der
Moira) gegenüber machtlos. Philosophisch formu-
liert hat man den Glauben als Lehre von der Prä-
destination, ins praktische Leben übertrug ihn der
Fatalismus (s. d.).
Fatüus und Fatüa, s. Faunus.
Faublas (spr. foblah), Held eines frivolen Ro-
mans von Louvet (s. d.) de Couvray.
raudonrA (frz., spr. fobuhr), Vorstadt.
Fauche-Vorel (spr. fobsch borM), Louis, Unter-
händler der Bourbons während der ersten Französi-
schen Revolution, geb. 12. April 1768 zu Neuchatel,
wurde Buchdrucker. Man bediente sich seiner zu den