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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fenster
sie zeitweilig geöffnet und geschlossen werden können.
Man unterscheidet bei den F. 1) die Konstruktion
der eigentlichen Lichtöffnung im Mauerwerk, und
2) die Konstruktion des Verfchlusses diefer Öffnung,
der aus dem Holzwerk, den Beschlägen und der Ver-
glasung besteht.
Im erstern Falle ist zunächst die äußere Gestalt
des F. zu berücksichtigen, welche sich nach dem Stile
richtet, in welchem das Gebäude errichtet werden
soll. Die äußere Form der F. ist im allgemeinen
die eines stehenden Rechteckes, mit einem näherungs-
weifen Verhältnis der Breite zur Höhe von 1:2
hergestellt. Hierbei ist aber zu beachten, daß die in
solchem Verhältnis hergestellten Fensteröffnungen
eine sehr schlanke Gestalt erhalten, weshalb es vor-
teilhast ist, die Höhe des F. um ein Siebentel bis
ein Neuntel der Fensterbreite geringer zu machen.
Der obere Abschluß des F. kann aber auch durch einen
Halbkreis-, Spitz-, Korb- oder Segmentbogen ge-
dildet werden. Wird das F. in Werkstein ausgeführt,
so erhalten seine Begrenzungen bestimmte Namen
und zwar bezeichnet man den untern horizontalen Ab-
schluß als Sohlbank, Fensterbank,dieseitlichen
senkrechten Einfassungen als Fenstergewände,
Fensters:öcke, den obern Abschluß, welcher gerad-
linig oder bogenförmig sein kann, als Fenster-
sturz. Als solcher ist er durch einen Entlastungs-
dogen (s. d.) von dem auf ihm ruhenden Mauerwerk
zu entlasten. Konstruktiv hängt die Höhe eines F. von
der Stockwerkshdhe ab, indem die Höhenlage der
Sohlbankoberkante, die sog. Brüstungsl)öhe,
0,75 bis 0,9" in über der Valkenoberkante beträgt.
Da die Stockwerkshöhe von Oberkante zu Oberkante
der Balken im Rohbau gerechnet werden muß, so
ist ferner in Rechnung zu setzen 0,24 bis 0,20 in Val-
kenhöhe für normale Zimmertiefen, 0,38 in Stärke
des Bogens, welcher die eigentliche Fensternische
oberhalb überwölbt und als balkentragende Scheide-
mauer 1^/2 Stein stark gemacht werden muß, dann
die Pfeilerhöhe dieses Bogens, welche der Fenster-
nischenbreite entsprechend groß wird, endlich 12 ein
als Anschlag für die Rouleaux, Eisen u. s. w., damit
bei horizontalem Sturz der obere Flügel geöffnet
werden kann, fo daß unter Berücksichtigung aller
dieser erforderlichen Höhen etwa 0,80 in für die obere
Konstruktion, 0,?5 bis 0,Win für die Brüstungshöhe
von der Stockwerkshöhe in Abzug gebracht werden
muß. Wird das F. in Ziegelstein gebildet, so tritt die
Sohlbank häufig als Rollschicht auf, der Sturz ist
stets ein Bogen; soll er wagerecht sein, so ist ein
scheidrechter Bogen anzuordnen, der seinerseits wieder
durch einen Entlastungsbogen gesichert werden muß.
Bei den hölzernen Fenstergerüsten der Fachwände
wird die Fensteröffnung durch die beiderfeitigen
Fenstersäulen, die Sohlbank durch den Vrustriegel,
der Sturz durch den Sturzriegel begrenzt. Am In-
nern tritt das Mauerwerk vor der Lichtöffnung
seitlich zurück um 10-12 "n, wodurch der sog. An-
schlag gebildet wird, welcher zur Befestigung der
Fensterrahmen dient. Bei stärkern Mauern wird die
Brüstungsmauer in der Fensternische zum bequemen
Öffnen des F. und Hinaussehen schwächer gebildet
und damit die äußern Witterungseinflüsse sich inner-
lich nicht geltend machen können, mit einer isolie-
renden Lustschicht konstruiert, welche 4-8 cin breit
ist und durch eine innere ^ Stein starke Mauer be-
grenzt wird. Sie wird durch das Fensterbrett
abgedeckt. Behufs Ablaufs des Regenwassers ist
die Oberfläche der Sohlbank abzuschrägen und unter-
halb mit einer Unterschneidung oder Wassernase zu
versehen, die verhindert, daß das Regenwasser an
den äußern Wänden des Gebäudes herabflieht.
Die Stellung der F. nebeneinander ist abhängig
von der Breite der Fensterpfeiler, der Schäfte oder
Mauerpfeiler zwischen den F., und diese wiederum
von der gewählten Achsweite (s. Achse).
Das Holz werk besteht aus dem Fensterfutter
oderdemB lindrahm enunddenFensterflügeln,
zu welchen vorzugsweise harzreiche Holzarten, wie
Kiefernholz, auch Eichenholz, seltener Lärchenholz
verwendet wird. Die F. müssen in erster Beziehung
gut schließen und leicht zu öffnen fein. Ein zwei-
flügeliges F. erhält eine lichte Breite von 0,9 bis
1,50 in, ein dreiflügeliges 1,50 bis 2,50 in. An den
Fensteranfchlag aus Sandstein oder Ziegelstein wird
zunächst der äußere oder Futterrahmen mittels
Bankeifen oder Steinfchrauben mit Schraubenmut-
tern befestigt. Er erhält eine Breite von 7 bis 10 cm
und eiue Stärke von 3 bis 6 cin. In dem Futter-
rahmen befestigt befindet sich ein horizontaler Quer-
stab, das fog. Losholz, welches die Höhe des F.
in einen hohen untern (für die Unterflügel) und in
einen niedrigen obern Teil (für die Oberflügel) teilt.
Werden beideTeilenoch durch einen stehendenHöhen-
stab (Pfosten) getrennt, fo erhält man ein fest-
stehendes Fensterkreuz, wie dies bei ältern
Wohnhausfenstern und jetzt noch bei sehr breiten F.
üblich ist. T)er Pfosten kann aber auch "aufgehend"
konstruiert werden und tritt als folcher in Gestalt
einer am Flügel befestigten Schlagleiste auf; schmale
F. erhalten aufgehenden, breite dagegen fest-
stehen d en Mitt e lp fo sten. Die unternTeile des F.
können durch Sprossen behufs Verwendung kleinerer
Glastafelnin2oder3 gleich hoheTeile geteiltwerden,
wäbrend bei bessern Ausführungen die untern Fen-
sterflügel nur eine Glasscheibe (also ohne Sprossen-
teilung) erhalten. Die Fensterflügel werden aus 4
bis 6^/2 cin starken Bohlen gefertigt, deren Teile
durch Schlitzzapfen miteinander verbunden sind.
Jeder Fensterflügel erhält an seinem untern Rah-
menteil einen sog. Wasserschenkel, welcher mit dem
erstern aus einem Stück Holz gefertigt wird. Die
Glasfcheibe wird in einem Schlitz des untern Nah-
menteils gelegt, da der Kitt zum Fensterverstrich
leicht ausfault. Der obere niedrigere Teil des F.
erhält gewöhnlich einen feststehenden Mittelpfosten,
weil dieser dem Losholz den nötigen Halt verleiht.
Für das deutsche Klima sind aber außer den
eigentlichen F. noch Doppel- oder Winterfen-
ster erforderlich, die entweder von außen oder von
innen vor die festen F. eingesetzt werden. Im erstern
Falle werden sie als Flügel- oder als Schiebe-
fenster konstruiert, im letztern Falle als Kasten-
fenster. Sind keine Doppelfenster vorhanden, so ist
das durch den Unterschied der innern und äußern
Temperatur erzeugte Schwitzwasser abzuleiten. Das
kann geschehen durch eine im oder auf dem Fenster-
brett angebrachte Sammelrinne, mit einem zwei-
seitigen Gefalle nach der Mitte, von welcher aus das
Schwitzwasser durch eine kleine Zinkröhre nach einem
herausziehbaren Zinkblechkasten unter dem Fenster-
brett oder direkt nach der mit Wasserschräge gebilde-
ten Oberfläche der Sohlbank abgeleitet wird.
Für Schulen, Krankenhäuser u. s. w. werden häu-
fig der obere Fensterflügel als Klappfenster zu
besserer Luftzuführung konstruiert. Die Klappfenster
läßt man besser herunterklappen als aufwärts, da
im letztern Falle leicht Zugluft entsteht. Dreh-