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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fensterachse - Fensterfleck
fenster werden häufig in Ställen, Aborten ange-
wendet und erhalten in ihrer Mitte zwei Zapfen,
durch welche sie sich um ihre horizontale Achse drehen
lassen. Schiebefenster eignen sich wenig fürWohn-
gebä'ude, werden höchstens bei Erkerbauten, Veran-
den u. dgl. angewendet. Ihre Flügel werden in der
Regel nach oben, in seltenen Fällen nur zur Seite
geschoben, während sie durch Gegengewichte oder
Federn in ihrer neuen Lage erhalten werden.
Das Beschläge der F. besteht in Fensterhaken
oder Vankeifen, welche zur Befestigung des Futter-
rahmens am Anschlag dienen; in sog. Schein-
winkeln zur Verstärkung der Eckverbindungen der
Flügel; in Winkel- oder Fischbändern zur Be-
wegung der Flügel und in denjenigen Vorrichtun-
gen, welche zum Angriff und Verschluß der Flügel
besonders dienen. Dies sind bei feststehendem Mittel-
pfosten die ganzen und bei einzelnen F. die halben
Vorreib er, Ein reib er oder Lappenreib er
und der Nuder- oder Dreherverschluß; bei auf-
gehendem Mittelpfosten der Espagnolette- und
der Basquillverschluß, auch Vasculeschloß
genannt. Die beiden letztern sind, da sie den Ver-
schluß der Flügel gleichzeitig und an drei Punkten be-
wirten, ferner das Sichwerfen der Fensterflügel ver-
hindern, die zweckmäßigsten und gebräuchlichsten
Beschläge. Auch hat man Vorrichtungen zum Fest-
stellen der Flügel und Fensterläden, Beschläge für
Ventilationsfenster u. s. w. (S. auch Schlosserarbei-
ten.) Die Verglasung der F. ist geschichtlich sehr
alt. Schon die alten Römer fertigten die Fenster-
scheiben aus Spiegelstein, was der Beschreibung
nach anscheinend nichts anderes ist als blättriges
Frauen- oder Marienglas. Außerdem hat man aber
im 2. Jahrh. n. Chr. mit Marmor oder dünnge-
schliffenem Achat, auch aus Horn die Fenster ver-
schlossen. Daß man bei den Ausgrabungen in Pom-
peji Bruchstücke von Glastafeln aufgefunden, ist
noch kein Beweis, daß man schon in so früher Zeit
allgemein Glasfenstcr gekannt habe. Die ersten
sichern Nachrichten von Glasfenstern finden sich im
6. Jahrh, bei Gregor von Tours, welcher Kirchen-
fenster von gefärbtem Glase erwähnt (s. Glasmale-
rei). In Deutschland hatte bereits im 10. Jahrh,
das Kloster Tegernsee F. mit bunten Glasscheiben.
An vielen Kirchen aus dem Mittelalter sind die F.
mit herrlichen Glasmalereien geziert, so z. B. am
Dom zu Mailand, Dom zu Köln, Münster zu Strasi-
burg, Dom zu Amiens u. s. w. Die Wohnhaus-
fenster besetzte man schon im Mittelalter mit Glas
und zwar mit den zwischen Blei gefaßten runden
Bu tz ensch eib en, welche dem Raum ein malerisches
grünliches Licht geben, sich aber nicht zum .hinaus-
sehen eignen. Daher waren nebenbei noch ^chiebe-
fenster mit Tafelfcheiben angebracht (so in der Lucher-
stube zu Wittenberg, heute noch in Vauernhäusern
der Alpenthäler). Mit dem Fortschritt in der Tech-
nik der Glasbereitung begann man die Scheiben
immcr größer zu machen. Doch noch in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrh, waren Glasscheiben (meist
venet. Herkunft) eine Sache des Lurus. Neuerdings
ist man dahin fortgeschritten, das ganze F. aus
einer, oft um seine Achse drehbaren Scheibe zu
machen. So gut so ausgestattete F. auch sind, um
den Blick ins Freie zu gewähren, so wenig befriedigen
sie künstlerisch, weil sie nicht raumabschließend wirken,
dem Zimmer nicht die zur Gemütlichkeit erforder-
liche Sonderung von der Außenwelt geben. Daher
wurden mit dem Wachsen der Scheiben mehr und
mehr die Gardinen eingeführt, welche das an
Raumabfchluß ersetzen sollen, was die Butzenscheiben
früher boten. Ja in neuerer Zeit hat man sich dieser
primitivsten Glasform wieder zugewendet, da man
einsah, daß sie künstlerisch höher steht als die
Spiegelscheibe. Ebenso giebt man den Kirchen u.v5
Sälen jetzt, wenn möglich, wieder ihre Scheiben in
gebrochenen Farben, nachdem die Farblosigkeit und
Wasserklarheit langeZeit allein für schön gegolten hat.
Die äußere Gestaltung der F e n st e r um r a h m u n g
ist für den Charakter der Facade eines Gebäudes
von boher Bedeutung und ist'in den verschiedenen
Baustilen eine wechselnde. Während in der Antike
F. mit schrägstehenden Gewänden einfach prosilierter
Ümrabmung beliebt waren, begannen schon die
Römer ihnen Friese und Verdachungen zu geben.
Diese Motive nahm die Renaissance auf, um sie in
reichster Weise fortzubilden. Das Mittelalter gab
den Gewänden eine breite, oft kräftig profilierte
Fase und schloß sie meist im Bogen ab. Beide Sy-
steme finden in zahllosen Abwechselungen auch heute
noch Verwendung. Eine besondere Konstruktion ver-
langen die Dachfenster. Sie befinden sich auf der
Dachfläche selbst, während der gleiche Zweck unter
Umständen auch durch an den Giebeln oder in der
Versenkungsmauer angebrachte Offnungen erreicht
werden kann. Man unterscheidet im allgemeinen
stehende und liegende Dachfenster. Die stehenden
Dachfenster haben vertikale Fensterstäche, dergleichen
seitliche Begrenzungen (Backen) und stehen entweder
unmittelbar auf der Umfassungsmauer über dem
Hauptsims, in welchem Falle sie steinerne Gewände
und Backenmauern erhalten können, oder sie befin-
den sich mitten in der Dachfläche und sind dann von
Holz, Eifen oder Zink mit Schalung und Dachung
überdeckt. Man giebt ihnen eine dem Stil des Ge-
bäudes sich anpassende Form und eine nach den
Stockwerksfenstern sich richtende oder symmetrische
Einteilung oder Stellung. In Bezug auf ihre Form
unterscheidet man die (jetzt nicht mehr üblichen)
Schwalbenschwänze, Froschmäuler oder Fleder-
mäuse; die runden oder ovalen Ochsenaugen (wüs-
äodwul), Dacherker, Dachnasen u. s. w. Die lie-
genden Dachfenster haben eine mitder Dachneigung
zusammenfallende oder wenig abweichende Fenster-
fläche, sind gewöhnlich aus eisernem Rahmen oder
Zink mit vorstehendem Rande und dergleichen Flügel
gebildet, welcher nach außen aufwärts geklappt
(Klappfenster) und durch Stellbügel festgestellt wer-
den kann. Sie werden mit starkem Glase (Hagel-
glas) verglast und stören, da sie von der Straße aus
nicht oder nur wenig sichtbar, das Aussehen des Ge-
bäudes nicht. Zur Beleuchtung kleiner untergeordne-
ter Dachräume begnügt man sich mit gläsernen Dach-
ziegeln oder in die Schiefer gedeckten Glasscheiben.
Vgl. Fink, Der Bautischler (3. Aufl., Lpz. 1877);
Graef, Moderne Vautischlerei (10. Aufl., Weim.
1886); Cremer und Wolffenstein, Der innere Aus-
bau (Berl. 1886 fg.); Vaukunde des Architekten,
Bd. 1, Tl. 2 (2. Aufl., ebd. 1891); Schwatlo, F. und
OberlicktervonHolzundEifen(2.Aufl.,Fulda1894).
Fensterachse, s. Achfe.
Fensterbeschenkung, s. Fenstergeld.
Fensterfleck CII1M8t'6N68ti-6ii9. H^o^"., s. Tafel:
Schmetterlinge I, Fig. 17), ein 15-18 inm klaf-
ternder Schmetterling, schwarzbraun mit goldenen
Pünktchen, jeder Flügel mit 2-3 weißen, glasig
durchscheinenden Fleckchen. Die Raupe lebt im Juli
in zusammengerollten Blattspitzen der Waldrebe.