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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferdinandsorden - Ferghana
sprudeln des Wassers bis zu 25 m Höhe wurde be-
reits 8. Juli durch ein vorübersegelndes Schiff wahr-
genommen. Am 13. Juli sah man eine aufsteigende
Rauchsäule und am Abend einen Feuerschein in
derselben, was an einer vulkanischen Eruption
nicht mehr zweifeln lieh. Der deutsche Geolog
Frieor. Hoffmann näherte sich 24. Juli der Erup-
tion Zur See bis auf 1 kni Entfernung und lieferte
dann in der Schrift "Geognost. Beobachtungen"
(Berl. 1839) eine treffliche Beschreibung der Vor-
gänge. Durch eine Reihe aufeinander folgender
Ausbrüche wurde an einer vorher 200 in tiefen
Stelle eine Insel von vulkanischem Schutt aufge-
worfen, die sich gegen 60 m über den Meeresspiegel
erhob und die man^ bereits Mitte August gefahrlos
betreten konnte, ^ie wurde sogleich von England
in Besitz genommen. Infolge der Wirksamkeit der
Brandungswellen auf den lockern Kegel war jedoch
schon im Dezember nichts mehr von der Insel zu
sehen. Später blieb nur noch eine kleine, die Schiff-
fahrt nicht störende Untiefe übrig, obwohl sich Mai
1833 und später geringere Eruptionen wiederholten.
Ferdinandsorden. 1) Orden des heiligen
Ferdinand und des Verdienstes, sicil. Or-
den, von König Ferdinand IV. 1. April 1800 in
drei Klassen (Großkreuze, Komture und Ritter) ge-
stiftet, 1861 aufgehoben. Das Ordenszeichen ist
ein aus abwechselnd fünf goldenen Strahlcnbün-
deln und fechs silbernen Lilien gebildeter gekrönter
Stern, auf dem sich innerhalb eines kreisrunden
blauen Randes, der in goldenen Buchstaben die
Worte: I^iäei 6t mei-ito ("Der Treue und dem Ver-
dienst") trägt, auf goldenem Grunde das Bildnis
des heil. Ferdinand befindet, der das Schwert in
der Rechten, einen Lorbeerkranz in der Linken hält.
Der Orden wird an rot eingefaßtem blauem Bande
von den Grohkreuzen von der rechten Schulter zur
linken Seite (nebst Vruststern), von den Comman-
deuren um den Hals und von den Rittern im Knopf-
loche getragen.-2) Militärordcn des heiligen
Ferdinand, span. Orden, von den Cortes für aus-
gezeichnete und heroische Thaten 31. Aug. 1811 ge-
stiftet, von Ferdinand VII. 19. Jan. 1815 erneuert,
mit neuen Statuten versehen 18. Mai 1862. Er hat
fünf Klassen. Ordenszeichen ist ein goldenes, weiß
emailliertes, achtspitziges Kreuz mit goldenen Ku-
geln ; im Mittelschild der heil. Ferdinand in blauem
Reif mit der Devise: ^.1 mei-ito iniliwr ("Dem
Militärvcrdienst"), auf dem Revers die goldenen
gekrönten Weltkugeln. Bei der zweiten und vierten
Klaffe, die für heroische Thaten verliehen werden,
liegt das Kreuz auf einem Lorbecrkranz und hängt
an einem solchen. Das Ordensband ist rot mit gelben
Streifen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden II,
Fig. 19.)
Fere, La (spr. fähr). 1) Hauptort des Kantons
.F. (190,ii <ikm, 27 Gemeinden, 24103 E.) im
Arrondissement Laon des franz. Depart. Aisne,
Festung zweiter Klasse, am Zusammenfluh der Serre
und der Oise, an der Zweiglinie Tergnier-Laon der
Franz. Nordbahn, Sitz des Kommandos der 2. Feld-
artilleriebrigade, hat (1891) 3318, als Gemeinde
5394 E., in Garnison das 17. Feldartillerieregi-
ment, ein bedeutendes Arsenal, eine Artillerieschule
<seit1719), zw^i Krankenhäuser; Pulver- und Ge-
treidemühlen, ^cifenfabrikation, Drillich- und Lein-
wandhandel. - F. wurde 1589 von Ligisten über-
rumpelt und 1595 von Heinrich IV. durch Kapitula-
tion gewonnen. Am 1. März 1814 siel es chne
Widerstand der preuß. Brigade Thümen des Vülow-
schen Korps zu, leistete aber 1815 tapfern Widerstand.
Am 27. Nov. 1870 kapitulierte F. nach zweitägiger
Beschießung. Nach den^Friedensschlusse ist es durch
mehrere Forts an der ^?omme verstärkt worden. -
2) La F. Champenoise (spr. schangp'nöahs'),
Hauptort des gleichnamigen Kantons (384,8i hkm,
19 Gemeinden, 6804 E.) im ArrondissementEpernay
des sranz.Depart. Marne, am Pleurs, an der Linie
Gretz - Armainvillers - Coulommiers-Se'zanne-Vitry
le Francois der Franz. Ostbahn, hat (1891) 2124 E.
und ist b'ekannt durch das Gefecht 25. März 1814, in
welchem die in drei Kolonnen auf Paris vorrückenden
verbündeten .Heere die Korps der Marschälle Mar-
mont und Mortier zurückwarfen. Auf feiten der
Verbündeten (14000) fochten nur Kavallerie und
Artillerie gegen überlegene Streitkräfte aller Waffen
(29000 Mann).
rereuta.rii (lat.), Wurfschützen, unter den röm.
Kaisern eine Art leichter Truppen. Gewöhnlich
wurden sie aus den Flügeln in Schlachtordnung ge-
stellt und muhten mit ihren Wurfgeschossen das
Gefecht eröffnen; bisweilen standen sie aber auch,
wie die Rorarii, zwischen den Reihen der Schwer-
bewaffneten, um den Feind zu beunruhigen.
Ferentmo, Stadt im Kreis Frosinone der ital.
Provinz Rom, im SW. von Alatri, in 393 m Höhe,
an der Linie Rom-Neapel (Bahnhof 3 km ent-
fernt) des Mittelmeernetzes, Sitz eines Bischofs, hat
(1881) 7679, als Gemeinde 10042 E., Gymnasium,
Wein- und Olivenbau. Dabei die Ruinen des alten
?6r6iitilniin, einer Stadt der Herniker. Die alte, aus
großenSteinpolygonenerbauteStadtmauer istziem-
lich gut erhalten, auch ein Thor ist noch vorhanden.
I'si'Oii'tinnin, s. Ferentino und Ferento.
Ferento, heutiger Name der Stelle des alten
I?6!'6uliINIIN in Etrurien, bekannt als Geburtsort
des Kaisers Otho. Die Stadt lag nordöstlich vom
heutigen Viterbo und wurde im 12. Jahrh. n. Chr.
zerstört; es sind nock zahlreiche Trümmerreste (Stadt-
mauern, Theater, Bäder) vorhanden.
Feretrius (von tereti-nm, d. i. Bahre), ein Bei-
name Jupiters, unter dem ihm ein uralter, angeb-
lich von Romulus gestifteter Tempel auf dem röm.
Burghügel geweiht war. In diesem wurden die
8P0Ü3. opiwH, d. h. die von dem röm. Feldherrn
dem Fübrer der Feinde im Kampfe abgenommene
Waffenrüstung, aufgehängt. Während der Republik
geschah dies zweimal, durch Aulus Cornelius Cossus
437 v. Chr. und Marcus Claudius Marcellus
222 v. Chr.
Fcrsshanä, Ferganä, zum Generalgouverne-
ment Turlestan gehöriges Gebiet (odiastj) in
Russisch - Centralasicn (s. Karte: Innerasien,
Bd. 1, S. 982), grenzt in seinem nördl. Teil an die
russ. Gebiete Samarkand, Syr-darja und Semi-
rjetschensk, im südlichen an Buchara, Pamir und
Osttnrtestan und hat 92 341,8 (ikni mit 788210 E.,
d. i. 8,5 auf 1 <i^m. Der Hauptsache nach besteht
es aus dem Thal des obern Syr-darja, das sich
von Westen her, am Eingang nur 7, später nicht
über 100 kin breit, zwischen dem Alaigebirgs im
S. sowie dem Tschotkal- und dem Ferghanagebirge
im N. in einer Länge von über 200 ^m nach NO.
hineinschiebt und durch die Hochgebirge abgeschnit-
ten wird, die F. ostwärts vom Tarimbecken trennen.
Es liegt durchschnittlich in 300-500 in Höhe und
ist von großartigen Felsenmauern umgeben, deren
Sättel und Pässe sich gegen 3000 in. über die Thal-
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