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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ferrari (Gaudenzio) - Ferraris
1637 in Venedig die erste öffentliche Opernbühne.
Bis dahin waren die Musikdramen nur an Höfen
bei Fosten vor geladenen Zuhörern aufgeführt wor-
den. F. war Impresario, Komponist und Dichter. !
Eins seiner Bücher hat Monteverdi, ein anderes '
Cavalli in Musik gesetzt. Auch als Virtuos auf
der Laute (tneorda, tiorlia) war F. so berühmt,
daß er den Beinamen äeiia. tiorda. führte. Der
vielseitige Künstler war überall begehrt; eine Reihe
von Jahren wirkte er am kaiserl. Hofe zu Wien.
Am längsten weilte er in Modena. Die dortige
llidliotoc^ I^3t6N86 besitzt viele Kompositionen von
ihm handschriftlich, darunter zwei Oratorien.
Ferrari, Gaudenzio, ital. Maler, geb. 1471
zu Valduggia im Mailändischen, gest. 1546, hat
wahrscheinlich seine Lehrjahre in der Schule von
Vcrcclli zugebracht und sich dann an den Werken
Leonardos und Luinis weiter gebildet. Den stren-
gern ältern Stil verlassend, zu realistischer Lebendig-
keit neigend und doch phantasicvoll kühn, hat er
cine besonders fruchtbare Thätigkeit als Wand-
maler entfaltet. Seinesigurenrcichen Kompositionen,
in denen er liebt, seine Kunstfertigkeit in perspekti-
vischen Verkürzungen zu zeigen, zeichnen sich durck
kräftige Farbengebung und ein eigentümliches Hell-
dunkel in den Köpfen aus. Von seinen Werken
enthält die Brcra in Mailand u. a.: Martyrium der
heil. Katharina, das ihn auf seinem Höhepunkte
zeigt; ferner die früher in Sta. Ataria della Passione
gewesenen Fresken mit Darstellungen aus der Ge-
schichte der Jungfrau Maria. Sein umfangreichstes
Wcrk sind die den Tod Christi darstellenden Fresken
in 40 Kapellen zu Varallo in Piemont. In Vercelli
enthält das Refettorium von San Paolo ein Abend-
mahl, das den Einfluß von Leonardos Darstellung
erkennen läßt. Sodann sind hervorzuheben: eine
Kreuztragung auf dem Hochaltar zu Caunobbio
sowie ein prächtiges Tafelwerk in San Gaudenzio z
zu Novara (1515), Vermählung Maria und Flucht
nach Ägypten im Dom zu Como. - Vgl. Eolombo,
Vita 6ä 01)01-6 äi OHulioi^io I'. (Tur. 1881).
Ferrari, Giuseppe, ital. Philosoph und Histo-
riker, geb. 1812 in Mailand, studierte in Pavia,
wurde Mitarbeiter verschiedener polit. Zeitschriften
und Freund des Philosophen Romagnosi. Ruf er-
langte er durch eine Ausgabe von Vicos sämtlichen
Werken (6 Bde., Mail. 1836-37), denen er einen
Band über Vicos Geist beifügte. 1839 ging F.
nach Frankreich und veröffentlichte "Vico 6t 1'Ita1i6"
(Par. 1839), einen Auszug seiner Arbeiten über
Vico. 1840 erhielt er eine Professur der Litteratur
an der Universität in Rochefort; doch muhte er sie
socialistischer Tendenzen halber 1841 wieder auf-
geben. 1840 schrieb er "D6 1'6rr6ur" und "1)6 r6-
iiFioLis (^inMN6iiH6 opinioiiilwL". Inzwischen
hatte F. einen Ruf an die Universität Straßburg
erhalten. Dort denunzierten ihn die Ultramontanen,
indem sie eine Stelle des Plato für eine solche aus
F.s Werken ausgaben, wegen kommunistischer Leh-
ren, weshalb er von Villemain abgesetzt ward. Zu
seiner Rechtfertigung gab F. "Iä668 8ur 1a. po1iti^u6
äs ?1iUon 6t ä'^riätotk" (Par. 1842) heraus.
1843 erschien der bedeutende "N88ai 8ui-16 princi^
6t 168 1iinit68 ä6 lö, pkii080p1ii6 ä6 1'di8t0il-6"
lebd. 1843). Nach der Februarrevolution von 1848
verlieh ihm Carnot sein Amt wieder, doch ging er
noch 1848 nach Bourges, wo er bald von neuem
abgesetzt ward. 1859 kehrte F. nach Italien zurück,
wo er Professor in Turin und Mailand wurde und
als Föderalist ins Parlament trat. F. starb 1. Juli
1876 in Rom. Er schließt sich an Romagnosi und
Vico an, leugnet die Existenz einer übernatürlichen
Glaubenswelt und vertritt einen antimetaphysischen
Realismus. F. gab noch folgende Werke heraus:
"^IkcKig.V6l) ^UZ6 668 r6V0wtiOQ8 ä6 N0tl6 t6MP8"
(Par. 1849), "1^68 p1iil080pli68 8alNri68" (ebd. 1849),
"1^9. t6ä6ra2ioii6 i'6pudI)1icanI," (Capolago 1851),
"I^a ki08oriH ä6iiH i-iv0w2iou6" (Mail. 1851;
2. Aufl., 2 Bde., 1873), "I^Italik äopo il colpo äi
^tkto" (ebd. 1852), "1Ii3t0ir6ä68r6v0luti0U3cI'1taIi6,
011 6u6lt68 6t 6id6lm3" (4 Bde., Par. 1857-58),
<!^'Hnii6xioii (168 I)6ux'8icii65" (ebd. 1860), "Iliä-
toir6 ä6 1a rlli80u äNat" (ebd. 1860), "I^a, <Hin6
6t 1'Nur0p6) i6ur Ki8toil6 6t i6Ul3 traäitioQL 60IN'
par663" (ebd. 1867), "^0l80 8UFÜ 3critt0ii politici
itaii^iii" (Mail. 1862 - 63 u. ö.), "Ztoria cl6N6
i'ivowxwni ä'Itaiiw) (3 Bde., ebd. 1871-73). "^60-
rill. ä6i p6i-i0äi poUtici" (ebd. 1874). - Vgl. Mazzo-
leni, (-.^. (Mail. 1877) und Werner, Die ital. Phi-
losophie des 19. Jahrh., Bd. 3 (Wien 1885).
Ferrari, Luigi, ital. Bildhauer, Sohn von Bar-
tolommeo F. (gest. 1844), geb. 1810 zu Venedig,
machte seine Studien unter des Vaters Leitung und
war an dem Grabdenkmal für Canova in Sta.
Maria dei Frari beschäftigt. Sodann schuf er einen
Laokoon, einen Endymion, ein Standbild des Marco
Polo, David als Besieger Goliaths. Für die Io-
hannitertirche in Venedig arbeitete er ein Marmor-
dcnkmal des Erzherzogs Friedrich von ^ieneich;
ein lebensgroßes Standbild des heil. Iustus in
Marmor fertigte er für den Altar in der diesem
Heiligen geweihten Kirche in Trieft. Außerdem
bilden Grabmäler und Gcnreskulpturen die Haupt-
thätigkeit des Künstlers. 1851 wurde er zum Pro-
fessor an der Akademie in Venedig ernannt, wo er
1894 starb.
Ferrari, Paolo, ital. Lustspieldichter, geb.
5. April 1822 zu Modena, studierte daselbst die
Rechte, widmete sich seit 1847 der dramat. Dichtung
und ward 1860 Professor der Geschichte an der wis-
senschaftlich-litterar. Akademie zu Mailand. Er
starb 9. März 1889. Er begann seine Laufbahn als
Dramatiker mit dem Lustspiel "D^i'toi0min60 (^Ixo-
l^o" (1847; später"II coäiciiio ä6Uo Äo V6NLm?i0"
betitelt). Seinen Ruf begründete das 1852 ge-
schriebene Meisterwerk "(^oläoui 6 16 8ii6 86äici
ix>mm6äi6", das die Runde über alle Bühnen
Italiens machte. Großen Beifall erzielte auch das
Lustspiel "I^a L^tira. 6 ?Hriiii" (1871). Seitdem
nahm F. den ersten Rang unter den gleichzeitigen
Dramatikern Italiens ein. Außer den beiden zu-
letzt genannten Stücken sind zu nennen: "11 ^arwko
in0ä6rii0" (1858; später "?i'08a" betitelt), "I.Ä
clonnk 6 1o 866ttieo" (1864), "DÄQt6 a V6ronH",
"I'oitl'OIlA 8t0lic<T", "1^3/ U16äiciu9. ä'una, lÄFg^H
3.inin3>1ll.tH" (1862), "II äii6ii0" (1868), "<Äi uomini
86ri" (1869), "I^'^tti-io6 C3,iii6ri6r3," (1871), "(^aii86
66. 6ö6tti" (1872), "II 8ni<Mio", "^mioi 6 riv^Ii",
"1^6 äu6 äani6>>, "11 riäicolo" (1878), "II pkräono"
(1879), "?6l v6Nli6tta)>, "IIn FiovHQ6 utüci3,i6",
"1/^ntoni6ttw> (1880), "?ulvi0 ^68ti" (1889) u. a.
Die vollständigste Gesamtausgabe seiner "Op^O
ärHniinatieIi6" erschien Mail. 1877-80 (14 Bde.).
EinigeseinerStückewurdenins Deutsche übersetzt.-
Vgl. Fortis, ?. ^., 8wäi0 dio^küeo (Mail. 1889).
Ferraris, Carlo Francesco, ital. National-
ökonom und Statistiker, geb. 15. Aug. 1850 zu
Moncalvo (Alessandria), war 1874 - 76 Mitglied