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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feuerlöschwesen

nern, 8 Obermaschinisten, 324 Feuermännern, 356 Spritzenmännern und 118 Pferden. An Fahrzeugen waren vorhanden 9 Dampffpritzen (davon 3 in Reserve und 1 außer Dienst), 9 Tender, 18 große Handspritzen, 16 Personenwagen, 16 Schlauchwagen, 14 Wasserwagen, 4 Gerätwagen und 2 große Maschinenleitern. Das Personal der auch Polizeizwecken dienenden Telegraphenverwaltung (564,94 km Leitungen) zählt 29 Köpfe (einschließlich 1 Telegrapheningenieur) in 363 Stationen mit 393 Apparaten (einschließlich 103 zum öffentlichen Gebrauch). Die 1892 von insgesamt 76 Fahrzeugen zurückgelegte Wegstrecke betrug 62570 km. Der Gesamtwasserverbrauch betrug 1893: 11222247 l (in 252 Fällen), 1892: 2839687 l (240), 1882-91 30623162 l (1519); bei Bränden (50) außerhalb des Weichbildes 1893: 1274302 l. 10158380 l (einschließlich außerhalb) der Gesamtwassermenge (11222247 l) wurden aus der Wasserleitung entnommen. 1894 waren 4902 Hydranten und 1097 Brunnen im Betrieb. Die Zahl der 1893 angemeldeten Brände betrug 5850, worunter 92 Groß-, 163 Mittel- und 1168 Kleinfeuer, 49 Schornsteinfeuer, sowie 50 außerhalb des Weichbildes stattgefundene Feuer und 4378 ohne Alarmierung der Feuerwehr von Privatpersonen gelöschte Kleinfeuer; die Summe der Feueralarmierungen 1472.

Zahl der Schadenfeuer 1883: 1769 (einschließlich 27 Großfeuer), 1884: 1906 (22), 1885: 2294 (18), 1886: 2704 (25), 1887: 3001 (34), 1888: 2954 (35), 1889: 3762 (47), 1890: 3968 (51), 1891: 4441 (43), 1892: 5273 (66), 1893: 5850 (92); Einwohnerzahl Berlins 1883: 1226392, 1892: 1638416. Die Alarmierungszeit einer Abteilung, d. i. die Zeitdauer zwischen dem ersten Alarmsignal in der Wache und der Meldung, daß die Abteilung zum Abrücken fertig (einschließlich Bespannung), beträgt 60-75 Sekunden. Ein Feuer wird in Berlin als groß bezeichnet, wenn mindestens zwei Spritzen in Betrieb gesetzt werden mußten; als mittel, wenn 1 Spritze genügt; als klein, wenn die Inbetriebsetzung einer Spritze nicht erforderlich ist. Die jährlichen Kosten des F. in Berlin betrugen (1893-94) 1404355 M.

Die Wiener Berufsfeuerwehr besteht (Ende 1893) aus 398 Mann (einschließlich 8 Offizieren) mit 98 Pferden. Die Mannschaft ist kaserniert und bezieht ständig 1 Haupt-, 12 Neben- sowie 4 Turmwachen. An Fahrzeugen waren vorhanden: 9 Dampfspritzen, 1 Tenderwagen, 9 Personenwagen, 15 große und 33 kleine Handspritzen, 55 Wasserwagen, 3 Gerätewagen, 6 große Schiebeleitern, 12 Schlauchwagen. Im Betrieb befinden sich 966 Hydranten, darunter 87 in Gebäuden. Der Telegraphendienst (254 km Leitung, 212 Telegraphen- und Telephonstationen, 398 automatische Feuermelder, einschließlich der Vororte), den jeder Feuerwehrmann erlernen muß, wird durch 21 Mann ausgeübt. Außer der Berufsfeuerwehr bestehen noch die Freiwillige Rettungsgesellschaft, die u. a. auch eine Dampfspritze besitzt, und 36 Freiwillige Feuerwehren (1200 Mann), ausschließlich 3 Turner- und 6 Fabrikfeuerwehren der zu Wien gehörigen Vororte.

Die Pariser Feuerwehr (Sappeurs-pompiers) ist ein Infanterieregiment, bestehend aus 2 Bataillonen von je 6 Compagnien, von denen jede in einer Kaserne liegt. Dieselbe steht bezüglich ihrer Organisation unter dem Kriegsminister, in militär. Beziehung unter dem Gouverneur und in ihrem technischen Dienst unter dem Polizeipräfekten. Das Regiment hat (1891) 50 Offiziere, 1693 Mann einschließlich der Unteroffiziere, seine Unterhaltungskosten betragen jährlich etwa 2160000 Frs., die von der Stadt Paris getragen werden. Commandeur und Offiziere bleiben nicht beim Regiment und avancieren in der Infanteriewaffe gerade wie die andern Infanterieoffiziere. Der Pariser Feuerwehrdienst ist gegen den Berliner auffallend verschieden; der Grund hierfür liegt in den Verkehrsverhältnissen der Pariser Straßen, welche dem schnellen Fortkommen größerer Feuerwehrabteilungen hinderlich sind. Um in möglichst kurzer Frist bei ausbrechendem Feuer sachverständige Hilfe leisten zu können, hat man in Paris kleine Feuerwehrabteilungen in großer Anzahl über die ganze Stadt verteilt. Solche Posten bestehen aus 1 Unteroffizier und 3 Mann und haben einen Bezirk von 100 ha zu bewachen, innerhalb dessen größere Entfernungen als 600 m von der Station nicht zurückzulegen sind; außer diesen Unteroffiziersposten sind noch 1-2 Mann starke Wachtposten eingerichtet, welche wie die Unteroffiziersposten mit dem Feuerwehrkommando und den Feuerwehrkasernen telegraphisch verbunden sind. Diese Wachtposten befinden sich in den Zwickeln, welche von denjenigen Kreisen nicht erreicht werden, die man mit 500 m Halbmesser um die Unteroffizierposten herum beschreibt. Jeder Unteroffizierposten ist mit einer etwa 500 kg schweren Handspritze nebst sonstigem Löschgerät ausgerüstet, mit welcher die Mannschaft im Laufschritt in der Minute einen Weg bis 200 m zurücklegen kann. Bei größerer Gefahr wird aus der nächsten Feuerwehrkaserne telegraphisch Hilfe herbeigerufen. Die 46 Wachtposten und 78 Unteroffiziersposten stützen sich auf 12 in der Stadt verteilte, mit 1 Offizier und 12 Mann nebst Spritze und Zubehör ständig besetzte Kasernen sowie auf 15 mit je 1 Unteroffizier und 7 Mann mit 1 Dampfspritze besetzte Dampfspritzenstationen. 1891 hatte die Pariser Feuerwehr 975 Brände zu löschen; der Brandschaden betrug 5603215 Frs. Von 1875 bis 1885 betrug die Durchschnittsziffer des Schadens von kleinen und großen Stadtbränden 8910 Frs., von 1886 bis 1891 nur 6059 Frs.

Die Londoner Feuerwehr zählt (1891) 590 Feuerwehrmänner (einschließlich der Offiziere und Chargierten), 16 Piloten, 67 Kutscher und 131 Pferde mit 49 Landdampfspritzen, 7 Dampfspritzen auf Booten, 95 große Handspritzen, 80 Schlauchwagen, 146 Rettungsapparate, 9 große Feuerleitern, 2 Leiterwagen, 1 Leitertrolly, 2 Spritzentrollys, welche Geräte auf 54 Landmaschinenstationen, 4 Flußstationen, 27 Wagen- und 127 Feuerleiterstationen verteilt sind. Die Telegraphie umfaßt 70 Telephone zwischen den einzelnen Stationen, 55 Alarmierungsleitungen zu den Stationen mit 358 Meldestellen, 21 Telephone im Polizeibureau, 12 Telegraphen und 35 Telephone an öffentlichen und andern Gebäuden, 17 Alarmapparate mit Glocken. Die Feuerwehr rückte (1890) 4228 mal aus, d. i. 12 mal jeden Tag.

Die Petersburger Feuerwehr besteht (Ende 1890) aus 16 Brandmeistern, 8 Maschinisten für die Landdampfspritzen, 3 desgleichen für die Dampfspritzendampfer auf der Newa, 1000 Feuerwehrmännern und 420 Pferden; sie ist eingeteilt in 14 in Depots liegende Löschkommandos. Die Stadt zahlt jährlich für Unterhaltung 436000 Rubel.