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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Feuerungsanlagen
luft, das Eintragen und Entfernen des Arbeits-
gutes sowie die Ableitung der unter die Wirkungs-
temperatur abgekühlten Verbrennungsprodukte er-
folgen soll, sind dieselben mit durch Thüren odcr
Schieber verschließbaren Öffnungen versehen. Bei
den Schachtöfen dient in der Negel die obere Schacht-
ösfnung fowohl dem Eintragen des Brennstoffs und
Wärmgutes (der Beschickung) als dem Entweichen
der gasförmigen Verbrennungsprodukte, während
am untern Schachtende das Austragen des Wärm-
gutes nach dessen Umwandlung erfolgt. Bei den
Herdöfen durchströmt der in der Verbrennungs-
kammer entwickelte Flammenstrom den Herdraum, an
den sich, wie z. B. bei Dampfkesselanlagen, zuweilen
zum Zweck vollständigerer Wärmeabgabe noch lange
Heizkanäle anschließen. Der Gasstrom entweicht
abgekühlt ins Freie und wird, ebenso wie die Gase
niedriger Schachtöfen, durch einen Schornstein (Esse)
in höhere Luftschichten geleitet, vorher zuweilen auch
noch zum Zweck vollständigerer Wärmcausnutzung
durch andere geeignete F. (Dampfkesselfeuerungen,
Lufterhitzer u. s. w.) geführt. Entgegen der frühern
Anfchauung werden gegenwärtig mit Erfolg nach
dem Vorgange von Fr. Siemens weite, geräumige
Herdräume angewendet, in denen die freie Entwick-
lung und vollständige Ausbrennung der Flamme
erfolgen kann, infolgedessen Wärme hauptfächlich
durch Strahlung auf dasArbeitsgutübertragen wird.
Die zur Verwendung fester Brennstoffe, z. B.
Kohle, bestimmte Verbrennungskammer ist in der
Regel nach der einen Seite, meist nach abwärts,
durch einen Nost geschlossen; derselbe stützt den
Brennstoff, gewährt der Luft den Zutritt zu dem-
felben und ermöglicht die Entfernung der bei dessen
Verbrennung zurückbleibenden unverbrennbaren
Mineralteile (Asche und Schlacke). Nur bei man-
chen Schachtöfen, wie z. V. den Doch- und Kupol-
öfen, fehlt der Rost; hier dient ein sich nach unten
verengender, kegelförmiger Einbau (Rast) zur
Stützung von Brennstoff und Arbeitsgut. Durch
richtige Wahl der Beschickungshöhe und der chem.
Zusammensetzung des Brennstoffs angepaßte Ve-
meffung der zutretenden Luftmenge wird eine mehr
oder weniger vollkommene Verbrennung und eine
mehr oder weniger hohe Temperatur der Verbrcn-
nungsprodukte erzielt. Die gebildete Flamme wirkt
daher entweder reduzierend (wenn Kohlenoxydgas
enthaltend), neutral (bei vollkommener Verbrennung
ohne Sauerstoffüberschuß) oder oxydierend (bei
Sauerstostüberschuß). Bei dem Puddeln des Eisens
(s. Eisenerzeugung, Bd. 5, S. 926 d) wird beispiels-
weise im ersten Teil der Arbeit die Verbrennung
des Kohlenstoffs durch eine oxydierend wirkende
Flamme gefördert, am Schluß der Arbeit dagegen
die Oxydation der gebildeten Schmiedeeiscnluppe
durch Anwendung einer neutralen oder reduzierend
wirkenden Flamme verhindert.
Die Lustzuführung oder der Zug der F. wird
teils mittels erwärmter Luftfäulen (Schornstein), teils
mittels mafchineller Einrichtungen (Exhaustoren und
Gebläse) hervorgebracht. Durch entsprechende Be-
messung der Luftzufuhr und Luftpressung gelingt es,
verfchieden große Vrennstoffmengen in der Zeitein-
heit zur Verbrennung zu bringen und damit die frei
werdende Wärmemenge fowie die Temperatur der
Verbrennungsprodukte zu regeln.
Bei manchen Gefäß-Flammöfen, z. B. bei Dampf-
kcsselfeuerungen, unterscheidet man Vorfeuerung,
Unterfeuerung und Innenfcuerung. Unter
Vorfeuerung versteht man eine Feuerungsanlagc,
bei der die Verbrennung in einem besondern Ver-
brennungsgewölbe stattfindet und nur die Verbren-
nungsgase an die Gefäßheizfläche geleitet werden.
Von Unterfeuerung spricht man, wenn der Rost dicht
unter dem Gefäßmantel liegt, so daß Flamme und
Verbrennungsgase an die Kesselwand anschlagen.
Innenfeuerung ist vorhanden, wenn der Rost in das
Gefäß (die Flammrohre) eingebaut ist.
Der Rost besteht aus einer größern Anzahl ein-
zelner Stäbe, der Roststäbe, welche zwischen sich der
Luft den Zutritt zu dem glühenden Brennmaterial
gestatten. Die Zuführung des Brennmaterials auf
den Rost erfolgt entweder von Hand oder durch be-
fondere mechan. Einrichtungen. Der Verbrennungs-
raum über dem Rost ist ringsum abzuschließen bis
auf den Kanal, in dem die Verbrennungsgase ab-
ziehen. Den hintern Abschluß der Rostfläche bildet
die Feuerbrücke. Die Art, insbesondere auch die
Stückgröße des Brennmaterials, bedingt die specielle
Gestaltung des Rostes und die Abmessung der Rost-
spalten. Die letztern werden durch die Neben- oder
Übereinanderlagerung der Roststäbe gebildet und
machen in ihrer Gesamtheit die freie Durchgangs-
fläche des Rostes aus. Ihre Größe sowie die Größe
des Zuges bestimmen die dem Brennmaterial in der
Zeiteinheit zuströmende Luftmenge. Der Rost ist ein
Planrost oder ein Treppenrost, je nachdem die
Roststäbe in einer horizontalen oder geneigten Ebene
nebeneinander liegen oder stufenförmig überein-
ander angeordnet sind. Verfchmelzungen beider
Anordnungen derart, daß die Stufen des Treppen-
rostes aus fchmalen Planrosten gebildet werden,
heißen Etagenroste. Planroste zeigen die auf
Tafel Dampfkessel I-III ersichtlichen Feuerungen.
Ein Treppenrost ist durch nachstehende Fig. 1 u. 1a,
ein Etagenrost durch Fig. 2 dargestellt.
f/
Fig. 1.
Die Wege, welche man einschlagen kann, um auf
dem Rost eine ökonomische und dabei zugleich
rauchfreie Verbrennung zu erzielen, sind ver-
schieden, entspre-
chend den Ursachen
des Rauchens. Will
man, bei abge-
branntemFeuer,auf
einen gewöhnlichen
Planrost neues (kal-
tes) Brennmaterial Fig. 12.
bringen, so muh
die Feuerthür geöffnet werden. Bei jeder Öffnung
derselben tritt aber, besonders wenn nicht gleich-
zeitig der Rauchschieber zur Verminderung des