Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

798
Finchley - Finckenstein
Llbwehr der Konkurrenz ausländischer Erzeugnisse
oder im sonstigen Interesse eines inländischen Pro-
duktionszweigs erhoben wird. In den europ. Kultur-
staaten kommen gegenwärtig nur Eingangszölle als
F. in Betracht. Dieselben sind als F. unzweideutig
gekennzeichnet, wenn sie entweder solche Waren tref-
scn, die im Inlande überhaupt nicht erzeugt werden,
wie z. V. Kaffee in Europa, oder solche, die im In-
lande mit einer dem Zoll genan gleichen innern Ver-
brauchssteuer (Accise) belastet sind. Meistens freilich
wird diese letztereForderung nicht ganz streng erfüllt,
sondern der Zoll etwas höher angesetzt als die innere
Steuer. So ist z. V. in den europ. Staaten, welche
Rübenzucker produzieren, die Besteuerung des-
selben durchweg etwas leichter als die Belastung
des Kolonialzuckcrs bei der Einfuhr. Der Zuckerzoll
wird dadurch bis zu einem gewissen Grade auch
Schutzzoll, doch bleibt im ganzen sein Charakter als
F. vorherrschend. Ansgangszölle als F. kommen
namentlich bei solchen Rohprodukten vor, welche
dem Lande ein natürliches Monopol oder wenig- !
stcns eine sehr bevorzugte Stellung geben, so z. V.
bei dem peruan. Guano und bis vor kurzem bei
dem merik. Silber.
Über die Bedeutung des F. in den Einnahmen
des Deutschen Reichs giebt folgende Zusammen-
stellung des Ertrags der Eingangszölle (1893)
einiger wichtiger Artikel Auskunft:
Warengattungen
Kaffee und Kaffeesnrrogate
Tabak und Tabakfabritate
Wein und Obstwein . . .
Südfrüchte . . .
Reis......
Gewürze ....
Thee........
Meh (Pferde-, Nind^
und Schafvieh) . .
Getreide, Hülsenfrüchte, Malz
Roheisen ....
Vau- und Nutzholz
Baumwollgarn .
Heringe.............
Petroleum und andere Mineralöle
Vom
Zoll- !gesamten
ertrag > Zoll-
ertrag
1000 M. Proz.
48 89"
43154
14241
5 008
5186
3 692
2 665
6 707
73 870
2 782
12 254
4 359
4140
46 342
13,7
12,1
4,0
1,4
1,5
1,0
0,8
1,9
20,7
0,6
3,4
1^2
13,0
Auf
den
Pf.
96,8
85,4
28,2
9,9
10^3
7,3
5,3
13,3
146,2
5,5
24,3
8,6
8,2
91,7
Finchley (fpr. sintschle), Vorort von London
(s. d.) im NNW. von London-Bridge, zur Grafschaft
Middleser gehörig, hat (1891) 16639 E. in 2910
Häusern, ein großes College und ein Krankenhaus.
Fintk, Friedr. Aug. von, preuß. General, geb.
25. Nov. 1718 zu Strelitz, machte im Gefolge des
Herzogs Anton Ulrich von Vraunschweig-Wolfen-
büttel 1734 im poln. Tbronfolgekrieg den Feldzug
am Rhein mit, trat in östcrr. Kriegsdienste, nahm
1737 am Türkentriege teil und ging 1738 in russ.
Dienste. Nach dem Sturze seines Verwandten, des
Feldmarschalls Münuich, wurde F. 1742 von Fried-
rich d. Gr. als Major und Flügeladjutant angestellt.
Er wurde nach der Schlacht von Kolin 1757 Oberst,
noch in demselben Jahre Generalmajor, Anfang
1759 Generallieutnant. Im Feldzuge von 1759
wurde F. dem Prinzen Heinrich, des Königs Bruder,
zugeteilt, dem die Verteidigung von Sachsen über-
tragen war. Nackdcm Dresden verloren gegangen,
Daun aber bis in die Gegend von Pirna zurück-
gewichen war, erhielt F. vom König, der zur Wieder-
eroberung von Dresden heranrückte, den Befehl,
dem Feinde in einer Stellung bei Mären (zwischen
Dippoldiswalde und Pirna) die Rückzugslime nach
Böhmen abzuschneiden. Vergebens stellte F. per-
sönlich dem Monarchen die Schwäche seines Korps,
das nur 12000 Mann zählte, und die Gefahr seiner
Lage vor. Friedrich erteilte ihm den bestimmten
Befehl, nach Maxen zu marschieren. F. gehorchte
und wurde, 20. Nov. von einer weit überlegenen
Macht von allen Seiten zugleich angegriffen, nach
mannhafter Gegenwehr gezwungen, sich am folgen-
den Tage mit dem Neste seines Korps zu ergeben.
F. wurde gleich den übrigen gefangenen Generalen
auf Ehrenwort entlassen und nach dem Frieden vom
Kriegsgericht unter Zietens Vorsitz zu zweijähriger
Festungsstrafe und Ausstoßung aus dem Heere ver-
urteilt. Friedrich V. von Dänemark berief F. 1764
nach verbüßter Festungsstrafe als General der In-
fanterie in seine Dienste. Er starb als erster Depu-
tierter im General-Kriegsdirektorium zu Kopenhagen
22. Febr. 1766. F. schrieb "Gedanken über militär.
Gegenstände" (Berl. 1788). - Vgl. Denkwürdigkeiten
der militär. Gesellschaft, Bd. 2 (Berl. 1802-5);
Bericht über die kriegsgerichtliche Untersuchung (in
der "Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte
des Krieges", Bd. 81, ebd. 1851). Die Vibliotbek
des Großen Generalstabs in Berlin besitzt eine hand-
schristliche, augenscheinlich von einem gut Unter-
richteten verfaßte Lebensbeschreibung F.s.
Finck, Heinrich, Musiker, 1492-1545 in Dien-
sten des poln. Königshofs, gehört unter die bedeu-
tendsten deutschen Kontrapnnktisten der frühern
Zeit. Seine größcrn Kompositionen (Messen) er-
schienen in Sammelwerken (z. B. Nhaw, "3aci'oi'uin
Iivmuoi'mn Udor I", Wittenb. 1542), seine mehr-
stimmigen Lieder in selbständigen Ausgaben (1536).
Finckensteiu, Karl Wilh., Graf Finck von,
preuß. Staatsmann, geb. 11. Febr. 1714 als Sohn
des Feldmarschalls F., des Gouverneurs des Kron-
prinzen Friedrich, wurde dessen Gespiele und Jugend-
freund. Friedrich Wilhelm I. ernannte ihn bereits
mit 21 Jahren zum Legationsrat und sandte ihn in
außerordentlicher Mission an den Stockholmer Hof.
Nach der Thronbesteigung Friedrichs II. aus Schwe-
den zurückberufen, wurde F. mit verschiedenen wich-
tigen diplomat. Sendungen betraut. Zunächst ging
er als Geh. Legationsrat und bevollmächtigter Mi-
nister nach Kopenhagen, dann führte er 1743 die
Unterhandlungen mit König Georg II. von England,
geleitete im folgenden Jahre des Königs Schwester
Ulrike nach Stockholm zur Vermählung mit dem
schwed. Thronfolger Adolf Friedrich und blieb als
preuß. Vertreter bis 1746 in Schweden. Im Anfang
des nächsten Jahres wurde ihm der damals schwie-
rigste Gesandtschaftsposten, der in Petersburg, an-
vertraut und er gleichzeitig im Alter von 33 I.
zum Staatsministcr und im Juni 1749 zum preuß.
Kabincttsministcr ernannt, eine Stelle, die er bis
an seinen Tod innegehabt und in der er einen maß-
gebenden Einfluß auf die preuß. Politik ausgeübt
hat. Bei Friedrichs Entschluß, 1756 seinen Gegnern
zuvorzukommen, zeigten von dessen Beratern nur
Winterfcldt und F. durch entschlossene zustimmende
Haltung rechtes Verständnis für die Gefährlichkeit
der Lage und für die kühne Entscheidung des Königs.
Beide Männer wurden dadurch für die folgende
Zeit die nächsten Vertrauten Friedrichs. Dem Gra-
fen F. übertrug auch der König durch die berühmte
Instruktion vom Jan. 1757 die Sorge für den
von Gefahren bedrohten Staat und für die königl.
Familie. Die starke persönliche Einwirkung F.s