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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fioringras - Firdûsi
Fioringras, s. ^31-0^13.
Fiormi, 3)tatteo, ital. Geograph, geb. 14. Aug.
1827 zu Felizzaro (Provinz Alessandria), ftudiertc
!844 in Turin, wo er sich auch 1848 für matbem.
Disciplinen habilitierte, wurde 1858 Mitglied dcv
Wemontesischen Castralkommission und 1860 ord.
Professor der Geodätik in Bologna, wo er noch
wirkt. Sein Hauptgebiet ist die Kartographie, über
die seit 1882 alle seine Schriften handeln. Unter
diesen ist hervorznheden: "(Foraräo ^rcatoi-e 6 le
5U6 c^rte Z60ssi'HÜc1i6" (Bologna 1889).
Fiormo (ital., gleichbedeutend mit Gulden),
Name einer Goldmünze im alten Florenz (s. Gulden
und Dulaten), einer frühern Geldgrößc und einer
Silbermünze im Großherzogtum Toc<ana. Viel
geringer als die alten ^ioiini d'oro (nur etwa '^7
soviel) war die spätere Nechnungsgröhe des Namens
F.,von I^I toscan. Lire, 33^ Soldi oder 100Quat'
trini. Bei Einführung der Rechnung nach ital. Lire
wurde die toscan. Lira zu 0,84 ital. Lire oderFran-
ten tarifiert, was für den F. 1,4 Fr. (zu 0,8i M.) -
1,131 M. ergiebt.
Fiorituren (ital., "Blüten"), Verzierungen im
Gesang durch Auflösung von Hauptnoten in meh-
rere kleinere Noten. ^Litteratur.
Firakana, s. Japanische Sprache, Scbrift ilnd
Firan, Oase auf der Halbinsel Sinai, im frucht-
barsten Thal derselben. Es tritt hier, am Fuße
des Serdal, das einzig perennierende Wasser, ein
kleiner Bach, aus dem Felsen, um bald darauf, bei
der Krümmung El-Heswe, wieder im Boden zu ver-
schwinden. Lepsius ("Reise von Theben nach der
Halbinsel des Sinai", Berl. 1846) verlegt hierher
Raphidim, wo Moses Wasser aus dem Felsen
schlägt, und den Ort, wo er am Berge Gottes
i'lmalek überwindet. Bei F., besonders aber nord-
westlich im Wadi el-mukattab finden sich die sog.
sinaitischen Inschriften aus dem 1. bis 6. Jahr'^.
n. Chr., roh eingeritzte Figuren von Menschen,
Tieren und Buchstaben an den Felswänden, die
nach Euting ("Sinaitische Inschriften", Verl. 1891)
von Kameltreibern und besonders auch von Kauf-
leuten herrühren, die auf den Weideplätzen des
Sinai Halt machten, bis sich ihre von den Reise-
strapazen angegriffenen Karawanenkamele wiedcr
erholt hatten. Schon im 4. Jahrh, hatte F. Kloster
und Kirche mit einem Visckof von Pharan oder
dem Berge Sinai, für den man damals den nahen
Scrbäl hielt. Der Abfall der Mönche von F. zur
monotheletischen Irrlehre veranlaßte alsdann die
Gründung des Sinaiklosters auf dem Dschebel
Musa durch Iustinian I.
Fircks, Theodor, Baron von, als Schriftsteller
bekannt nnter dem Namen Sche'do-Ferroti, geb.
7. April 1812 zu Kalwen in Kurland, war als In-
genieuroffizier längere Zeit in Eüdrußland und der
Krim beschäftigt. Um 1860 wurde er diplomat.
Handelsagent Rußlands in Brüssel, mußte aber die
Stellung infolge seiner zu Gunsten Polens ver-
mhten Schrift "I^tti-e ä'un patrioto polonais an
Z0uv6iii6iii6nt national äe 1a^uIoZue" (Berl. 1863)
aufgeben. Er lebte fortan in Dresden und starb da-
selbst 25. Okt. 1872. F. war seinerzeit neben Herzen
der einflußreichste polit. Schriftsteller Rußlands.
Sein Hauptwerk sind die "Nwä68 8nr I'aveni!- äo
lg. Rn83i6" (10 Bde., ebd. 1856-68; einzelne öfter),
das die Bauernbefreiung, den Abfolutismus, den
Adel u. s. w. behandelt. Daran reihen sich:
"I^6ttl68 8Ul i'iNLtl-UCtioil populllilk 6Q 15118816"
(Lpz. 1869) und "Die internationale Arbeiter-
bewegung" (Berl. 1872).
Firdüsi, Abu 'l-Käßim Manhür, der berühmteste
epische Dichter der Perser, geb. 939 in Schadab bei
Tus in Chorassan (daher sein Beiname Tüsi) auf
der Besitzung Firdüs (daher seiu bekannterer Bei-
name) ; nach des pers. Dichters Dschami Erzählung
soll er F. (richtiger Firdauhi, nach neupers. Aus-
sprache Firdoußi, d. i. auch "der Paradiesische") des-
halb benannt worden sein, weil er den Hof des
Sultans von Ghasni durch seine Gedichte in ein
Paradies verwandelt habe. Seinen Ruhm ver-
dankt er dem fast 60000 Doppelverse enthaltenden
3c1^wikm6 ("Königsbuch"), einer epischen Dar-
stellung der pers. Geschichte von der Erschaffung
der Welt bis zum Untergang der Sassaniden. Die
Entstehung dieses Heldengedichts erzählt die im
15. Jahrb. verfaßte prosaische Einleitung zu dem-
selben, die im ganzen zuverlässige Nachrichten ent-
dält. In den ersten Jahren des letzten Sassaniden
Iesdegerd 111. (632 - 651) wurde ein großes Ge-
schichtsbuch in der Pehlewisprache oder Sprache der
Vartber und Sassaniden, das XinidinMinL ("Kö-
nigsbuch") vollendet, das im Orient weit verbreitet
war und auch ins Arabische übersetzt wurde. Die
Sultane von Chorassan gaben die Anregung zu einer
metrischen Behandlung desselben, welche von Dakiki
unter der Dynastie der Samaniden begonnen, von
F. aber in großartigem Stil, in dem Versmaß des
epischen Reimpaares (jede der beiden Zeilen ist ein
Elfsilbler von vier Vacchien, deren vierter um eine
Silbe verkürzt ist) vollendet ward. Kein Volk der
<Äde hat dem 8c1Mina.m6 ein seine ganze Ver-
gangenheit behandelndes histor. Gedicht von gleichem
dichterischem Gehalt zur Seite zu stellen." F. soll
von dem Sultan Mahmud von Ghasni nur kargen
Lohn empfangen und sich durch eine Satire gerächt
daben, die ihm den Zorn des Sultans und zeitwei-
lige Verbannung zuzog. Doch starb er 1020 mit
Mahmud versöhnt. F. hinterlieh keine Nachkom-
men, ein Sohn war ihm in jungen Jahren gestor-
ben (die Elegie auf diesen Echictsalsschlag findet sich
im 8c1Minäm6).
Die Handfchriften des 3eda1m9.iii6 sind zahl-
reich, es giebt besonders prachtvoll geschriebene und
mit Miniaturen gezierte (einige Nachbildungen ohne
Farben in Dubcur' "I^?6i'3<3", Par. 1841); sie gehen
auf den Tert zurück, welcher 1425 auf Veranlassung
des Baisangar Chan, eines Enkels Timurs, nach
vielfacher Verderbnis durch zahllose Abschriften her-
gestellt worden war. Die Hauptausgaben sind die
von Turner Macan (4 Bde., Kalkutta 1829), von
Iul. Mohl (mit franz. Übersetzung, letztere auch
besonders veröffentlicht, 7 Bde. in Fol., Par. 1838
-78) und I. A. Vullers (durch des Herausgebers
Tod unterbrochen, 2 Bde. und 3 Hefte des 3. Ban-
des, Leid. 1877-83). Im Orient giebt es lithogra-
phierte Aufgaben, oft mit Illustrationen; unter
ihnen ist z.B. die 1851 in Teheran erschienene, von
Mohammed Mehdi vonIspahan, nach T. Macans
Ausgabe lithographiert. Eine von Lumsden (Kal-
kutta 1811) begonnene Ausgabe wurde nicht fort-
gesetzt, übersetzt sind nur einzelne Teile des "sclmk-
NÜ.M6", wie die Tötung des Suhrab durch seinen
Vater Rustem von Attinson (mit dem pers. Text,
Kalkutta 1814), von Pizzi (Parma 1872), von
Rückert (in ganz freier Nachbildung "Nostem und
> Suhrab", Erlangen 1838). Die von Champion be-
^ gonnene Übersetzung blieb beim ersten Bande stehen
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