Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

837
Fischer von Erlach (Joseph Emanuel) - Fischgift
von Schweden gescharten Gelehrten, wie Bel-
lori u. a., Einfluß ausübten. Der herrschenden
Willkür geaenüber ging er sowohl auf die Denk-
mäler der Antike als auf die Theoretiker der Re-
naissance, wie Vignola, Serlio, Palladio, zurück.
Ohne hiermit trogen antikisierend zu werden, be-
hielt er vielmehr das Schwungvolle des Barockstils
bei, mäßigte und klärte dessen Üppigkeit jedoch auf
Grundlage seiner großen Vorbilder. In seinem
großen Werk in Kupferstichen, dem "Entwurf einer
histor. Architektur", das ihn seit dem I. 1696 be-
schäftigte, behandelte er zum erstenmal die Stile
aller Völker im Bilde. Nach seiner Rückkehr weilte
er zuerst 1686 in Graz, dann in Wien. An der
Pestsäule am Graben bethätigte er sich sckon 1687
als Bildhauer, bei der Hochzeit Josephs 1. baute er
den Triumphbogen 1699 u. s. w. Von letztcrm Kai-
ser hochgeschätzt, begann F. nun, besonders seit den:
Tode des einflußreichen Lodovico Vurnacini, sich
der gesamten Vauthätigkeit iu Österreich zu bemäch-
tigen; ihm verdankt Österreich die Fülle seiner berr-
lichen Kirchen- und Palastbauten aus iener Zeit.
Selbständige hochbedeutende Künstler, wie die Brü-
der Martinelli, dann Gabrielli, Kristian, führten
die Entwürfe des großen Meisters aus. F. starb
5. April 1723 zu Wien. Zu seinen wichtigsten Wer-
ken gehören: das kaiserl. Lustschloß Sckönbrunn,
nicht nach F.s Idee ansgeführt, wonach es auf dem
Berge stehen sollte und zu den großartigsten Bau-
werken der Welt gezählt haben würde; die Kircke
des heil. Karl Borromäus, 1713 begonnen, 1737
von seinem Sohn vollendet, sein erhabenstes Werk
(s.Tafel: DeutscheKunst I1I,Fig.1>; die Paläste
des Prinzen Eugen, Trautson, Vatthyänyi, Schwar-
zenberg, zwei Liechtensteinsche, Schönburg, Schön-
born, die böhm. Hofkanzlei, die kaiserl. Stallungen,
der großartige Umbau der Burg unter Karl VI., wo-
von nnr die Winterreitschule, Reichskanzlei und die
Hosbibliothek nach F.s Tode fertig wurden, sind seine
Erfindung. Außerhalb Wiens finden sich Werke sei-
nes Entwurfs, zum Teil auch von seinem Sohn
Joseph Emanuel ausgeführt, in Salzburg (Univer-
sitätskirche 1707, Schloß Klesheim), in Prag das
schöne Palais Clam-Gallas, die Kirche zu Haindorf
in Böhmen, Schloß Frain in Mähren, Schwarzau
bei Wiener-Neustadt u. v. a.
Fischer von Grlach, Joseph Emanuel, österr.
Baumeister, Sohn des vorigen, geb. 1695 zu Wien,
gest. 29. Juni 1742 daselbst, machte in England be-
sonders Studien in der Physik und Mechanik und setzte
nach dem Tode seines Vaters dessen Thätigkeit fort.
Erstieg noch höherin EhrenundWürden, wurde 1735
in den Freiherrenstand erhoben und Hofkannnerrat,
erreichte aber die Genialität seines Vaters nicht.
Seine eigenen Werke neigen mehr dem franz. Klas-
sicismus zu, der um jene Zeit alles zu beherrschen
anfängt, oder sind rein dekorativ, so das Monu-
ment am Hoben Markt 1729^32, der silberne
Gnadenaltar in Mariazell 1727. Mit Vorliebe
betrieb er mechan. Arbeiten; 1721 stellte er in Cassel,
1722 im Garten des Fürsten Schwarzenberg zu Wien
eine Dampfmaschine auf, die Bergwerke zu Kremnitz
verfah er mit Entwässerungsmaschinen.
Fischer von Waldheim, Gotthelf, Naturfor-
scher, geb. 15. Okt. 1771 zu Waldheim in Sachsen,
gest. 18. Okt. 1853 als Direktor des Naturhistori-
schen Kabinetts in Moskau, veröffentlichte zahlreiche
zoolog. und geolog. Schriften, wie "Anatomie der
Mti" (Bd. 1, Franks. 1801), "NntomoZi-aMa
imperii RuZLici" (5 Bde., Moskau 1820 - 51),
"Ol^ctoZi'gMie äu ^0nv6rn6ili6iit äs Noscou"
(ebd. 1830-37), "LidlioArapdiZ. palakoutolo^ica
kuimaliuin LMematica" (2. Aufl., ebd. 1834) u. s. w.
Fischflutz, Großer (engl. Lack Uiver), Fluß im
Nordwestterritorium von Britisch-Nordamerika, ent-
springt im NO. des Aylmersees, der zum Mackenzie-
system gehört, fließt nach O., durch den Garrysee,
wendet sich darauf nach N. und ergießt sich in den
innersten Winkel der Elliotbai des Nördlichen Eis-
meers. Der F., der nach den großen (Wal-)
Fischen benannt ist, die sich vor seiner Mündnng
tummeln, bildet 83 Fälle und Katarakte und durch-
stießt eine der ödesten Gegenden des Kontinents.
Fifchgift und Fischvergiftung. Dnrch den
Genuß von frischen sowie von gesalzenen und
geräucherten Fischen sind schon öfters mehr oder
minder schwere, selbst tödlich verlaufende Vergif-
tungen verursacht worden, welche bei der überaus
großen Bedeutung der Fische als Nahrungsmittel
das besondere Interesse der Forscher erregt haben,
über die Natur des Fischgiftes ist im allgemeinen
noch nicht viel Zuverlässiges bekannt. Sehr hänfig
handelt es sich ohne Zweifel um ein dem Fleisch-
und Wurstgift nahe stehendes Füulnisgift, welches
sich bei manchen an und für sich unschädlichen
Fischarten infolge einer raschen Zersetzung und
fauligen Veränderung des Fleisches entwickelt; hier-
her gehören alle Vergiftungen, die nach dem Ge-
nuß von verdorbenem Schell- und Stockfisch, von
mangelhast geräucherten Flundern und Bücklingen,
in Essig eingelegten Schleien und Heringen u. dgl.
wiederholt beobachtet wurden. In andern Fällen
ist es die Aufnahme giftiger Stoffe aus dem um-
gebenden Wafser, welche den Fischen selbst toxische
Eigenschaften verleiht; ans diesem Grunde kann der
Genuß von Sumpssischen fowie von Fifchen, welche
durch Kockelskörner oder durch ungelöschten Kalk
betäubt wurden oder welche sich von dem Aas milz-
brandkranker Tiere nährten, gesundheitsschädlich
wirken. Endlich erleiden manche an sich ungiftige
Fifche während der Laichzeit gewisse noch nicht näher
bekannte Veränderungen, welche Anlaß zu Intoxi-
kation geben können; so hat der Rogen der Barbe
(l^llldug Ünviatilis) schon oft fchwere gastrische Zu-
stände hervorgerufen, die mit dem Namen der
Barbencholera bezeichnet werden.
Die eigentlichen Gift fische (?i8C68 toxico-
plioi-i), deren Genuß stets schädlich wirkt, sind
vorzugsweise tropische Seesische aus der Ordnung
der Knochensische. Hierher zählen verschiedene zur
Familie der Barsche gehörende Arten der Gat-
tung ßpl^raena, namentlich spli^i-aen^ dscunH
und 3p1i)'i'H6N3. darraoucla, mehrere tropische Sar-
dellen, wie Neletta 8. Olupea 1nri883. und NLlettg.
V6N6U03H, manche Meerbrassen, besonders ?H8r,i3
vn1^i-i8, 3M1-U8 6i-^t1iriini8 und der geradezu als
Laxiersisch bezeichnete sp^iuä m^Lua, sowie ver-
schiedene zu den Makrelen gehörige Fische, wie
^1i)unu8 p6lamx8, die Bonite der tropischen Meere,
und (^raiix lallax, mitunter auch 1tiMiiu8 vul-
AHi-iä, der gewöhnliche Thunfisch des Mittelmeers.
Ganz besonders gefürchtet sind verschiedene Fische
aus der Familie der Gymnodonten, welche den
Gattungen Dioäou, Ii-ioäon und ^troäon ange-
hören und die hauptsächlich Ursache der Fischvergif-
tungen im östl. Asien (China, Japan, Ostindischem
Archipel), in Neucaledonien und am Kap sind.
In China und Japan sind diese giftigen Fische so