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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fischhaut - Fischkonservierung
desselben, an der Linie Königsberg-Pillan und der
Nebenlinie F.-Palmnicken (18,5 km) der Ostpreuß.
Südbahn, Sitz des Landratsanues und eines Amts-
gerichts (Landgericht Königsberg), hat (1890) 2874
E., darunter 2675 Evangelische, 28 Katholiken, 151
andere Christen und 20 Israeliten, Post zweiter
Klasse, Telegraph, Reichsbank-Warendepot; Vier-
brauereien, Ziegelbrennereien und einen kleinen
Hafen. 7 km südöstlich von F. das Ostseebad Neu-
haus er. Die 1264 erbaute Burg, neben welcher
die Stadt 1305 angelegt wurde, war die Residenz !
der samländischen Bischöfe; der letzte derselben,
Georg von Polenz, nahm 1523 die Reformation an.
Fischhaut, die Haut gewisser Haifische (s. d.),
wird durch Gerben konserviert und dient in diesem
Zustande wegen ihrer rauhen Beschaffenheit zur
Bekleidung des Handgriffs von Hiebwaffen u. dgl.
Nach dem Abschleifen zeigt diese Haut eine sehr ge-
fällige Zeichnung und wird in neuester Zeit als
Überzug von Galanteriewaren benutzt. F. dient fer-
ner wegen ihrer rauhen und harten Befchafjenheit
zum Abschleifen von Gipsabgüssen u. dgl. F. nennt
man auch die der bessern Handhabung wegen künst-
lich hergestellte rauhe Oberfläche von Gewcbrteilen,
z. B. an dem Hahn des Schlosses, an dem Schieber
des Visiers u. s. w.
Fischhof, Adolf, österr. Arzt und Publizist, geb.
8. Dez. 1816 in Alt-Ofen, studierte seit 1836 Medi-
zin und trat dann in das Allgemeine Krankenhaus
in Wien als Setundärarzt ein. Das I. 1848 riß
ihn in die polit. Bewegung; seine Rede (13. März)
vor dem Landhause in Wien war der erste Anstoß
zur Revolution, an der er nun besonders als Präsi-
dent des Wiener Sicherheitsausschusses lebhaften
Anteil nahm, so daß ihn der Bezirk Matzleinsdorf
in Wien als Abgeordneten zum Konstituierenden
Reichstage wählte. Das liberale Ministerium Dobl-
hoff ernannte ihn zum Minifterialrat, auf welche
Stellung er jedoch nach Eintritt des Ministeriums
Schwarzenberg verzichtete. Nach Auflösung des
Konstituierenden Reichstags (7. März 1849) wurde
F. verhaftet und wegen Aufruhrs und Hochverrats
vor Gericht gestellt, aberfreigefprochen. F. wurde nun
einer der beschäftigtsten Arzte in Wien, zog sich aber
Anfang der siebziger Jahre von der Praxis zurück und
starb 23. März 1893 zu Emmersdorf bei Klagenfurt.
Er schrieb: "Zur Lösung der ungar. Frage" (Wien
1861; anonym mit Ios.Unger), worin die Autoren
für den Dualismus eintraten. Kurz vor der Schlacht
von Königgrätz wies er in der Schrift "Ein Blick
auf Österreichs Lage" (Wien 1866) aus die Notwendig-
keit eines engen Zusammengehens Österreichs mit
Deutschland hin. In seiner bedeutendsten Schrift
"Österreich und die Bürgschaften seines Bestandes"
(Wien 1869; 3. Aufl. 1870) empfahl er die autono-
mistische Konstituierung der westl. Reichshälste der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie. 1875 erregte
er noch einmal die öffentliche Aufmerksamkeit durch
einige Artikel in der "Neuen Freien Presse", die
später in Broschürenform erschienen u. d. T. "Zur
Reduktion der kontinentalen Heere" (2 Hefte, Wien
1875), worin er eine internationale Abgeordneten-
konferenz vorschlug zur Beratung einer gleichzeitigen
und proportionalen Reduktion der Heere. Später
schrieb er noch "Die Sprachenrechte in den Staaten
gemischter Nationalität" (Wien 1885) und "Der
österr. Sprachenzwist" (ebd. 1888).
Fischkäse, ein Nahrungsmittel, das von Fischern
an den Küsten des Marmaramcers, besonders an
den Dardanellen und am Golf von Isnnd bereitet
wird, indem sie Fischrogen an der Sonne trocknen
und in länglichen oder quadratischen Stücken in
Fischblase pressen oder (bei den weniger feinen
Sorten) in Wachs tauchen. Man ißt den F. in
ganz dünne Scheibchen geschnitten ohne weiteres
oder tränkt ihn mit Essig und Ol.
Fifchkonservieruttg, das Haltbarmachen der
zum Genuß bestimmten Fische, geschieht im allge-
meinen durch dieselben Methoden, wie die Fleisch-
konservierung (s. d.) überhaupt; man unterscheidet
namentlich: Trocknen, Pökeln, Räuchern, Mari-
nieren und Einlegen in Ol.
Durch Trocknen werden namentlich Kabeljau,
Stör und Hausen konserviert. Die Fische werden
zunächst ausgenommen, wobei man vom Kabeljau
die Leber (zu Leberthran), von Stör und Hausen
den Rogen (als Kaviar) verwertet, und dann
an der Luft getrocknet. Der getrocknete Kabeljau
heißt Stockfisch, nach vorausgegangenem Ein-
salzen Klippfisch (gepökelt heißt er Laberdan).
Das Pökeln oder Einsalzen wird vorzugs-
weise beim Hering angewendet. Das Verfahren
soll gegen Ende des 14. Jahrh, von dem Holländer
Beulelz (auch Bökel ^s. d.^ oder auch Pökel geschrie-
bell) erfunden worden fein, wird aber schon um
1300 in hanseatischen Urkunden erwähnt. Von den
gepökelten Heringen unterscheidet man folgende drei
Sorten: Matjesheringe, d. h. Iungfernheringe,
in denen Rogen und Milch noch nicht entwickelt sind
und die sich durch besonders zartes und schmack-
haftes Fleisch auszeichnen, Vollheringc, welche
lurz vor dem Laichen gefangen sind, und Hohl-
heringe, welche bereits gelaicht haben und wenig
schmackhaft sind.
Zur Herstellung von Dauerware verwendet mcin
beim Salzen meist sog. starte Salze, wie das
St. Uves- und Lissaboner Salz, welche durch Bei-
mischung von dem Kochsalz ähnlichen Verbindungen
stark verunreinigt sind, während für den sog. Deli-
kateßhering meist das feinere und reinere Lüneburger
Salz verwandt wird.
Zum Zwecke des Einsalzens werden die Hcringe
unmittelbar nach dem Fange in Salzlake gelegt,
ohne jedoch gepreßt zu werden; dann werden sie nach
und nach wieder herausgenommen, um "gekehlt" zu
werden, wobei mit einem geschickten Messerschnitt
Kiemen, Herz und Verdauungswertzeuge, aber nicht
Milch und Rogen entfernt werden. Darauf wandert
der Fisch zum Zwecke der Reinigung und des Ansal-
zens abermals in Late, wird dann wieder heraus-
genommen und nach dem Abtropfen in besondern
Gefäßen mit Salz umgerührt, um dann lagenweise
mit Schichten von Salz in Tonnen verpackt zu werden.
Nach 24 Stunden wird er wieder herausgenommen
und nach Entfernung der bereits gebildeten Late aber-
mals mit Salz verpackt, wobei der Rücken der Fische
immer nach unten gelegt wird. Im Verlauf einiger
Tage sinken die Heringe in der gebildeten Lake zu-
sammen und es müssen neue Lagen zur Füllung der
Tonne aufgepackt werden. Dann wird die Tonne
verschlossen und öfters aerollt und umgedreht,
damit die Lake alle Schichten der Packung durch-
dringen kann. Nach der Landung der Ware findet
vor dem Verfand gewöhnlich eine nochmalige Um-
packung statt. Bei der zu derselben Familie ge-
hörenden Sardelle wird vor dem Einsalzen der
Kopf entfernt. Auch die Kaviarbereitung beruht auf
der Konservierung mit Salz (s. Kaviar).