Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

850
Fiume (Fluß) - Fiume (Komitat und Stadt)
Diensten und starb 1534. Sein Enkel SirWilliam
F., geb. 1526, stieg seit 1555 in verschiedenen irischen
Amtern,bis 1560 zum Oberrichter, zeichnete sich als
stellvertretender Gouverneur aus und war 1572-
75 Lordstatthalter; 1588 erhielt er diesen Posten
wieder und vernichtete die Neste der in Irland ge-
landeten großen span. Armada; 1594 kehrte er nach
England zurück und starb erblindet 1599. Sein
Enkel wurde 1620 zum Lord F. und dessen Enkel
1716 zum Viscount Milton und Grafen F. in
irischer Pairie, der dritte GrafWilliam F. dann 1746
auch zum Grafen F. in engl. Pairie erhoben. Von
seiner Gattin Lady Anne Wentworth, Schwester des
Marquis von Rockingham, nahm die Familie später
(1856) den Familienzunamen Wentworth an. -
William F., vierter Graf F., geb. 30. Mai 1748,
folgte 1756 seinem Vater und trat, nach seiner Aus-
bildung in Eton und Cambridge, 1769 ins Ober-
haus. Er gehörte der Familienüberlieferung fol-
gend zu den Whigs, bekämpfte die amerik. Kriegs-
politit unter North, hielt treu zu Fox, bis er nach
der Französischen Revolution sich von ihm trennte und
mit den sog. "alten Whigs" zur Regierungspartei
Pittsübcrtrat.AlsLordlieutenantvonIrland(I794)
geriet er jedoch wegen seiner Parteinahme für die
irischen Katholiken in Meinungsverschiedenheiten
mit der Regierung, die später ausgeglichen wurden.
Unter Grenville trat er 1806 noch einmal vorüber-
gehend ins Amt und gehörte unter der folgenden
Toryregierung zur Opposition. Er starb 8. Febr.
1833. - Sein Sohn Charles William F., seit
1856 Wentworth-Fitz William, fünfter Graf F.,
geb. 4. Mai 1786, trat zuerst 1807 als Viscount Mil-
ton ins Unterhaus, war anfänglich ein Gegner,
später ein fester Anhänger der Parlamentsreform,
der Katholikenbefreiung und des Freihandels. Als
Gegner der Getreidezölle veröffentlichte er "I^irst,
8ßc0iiä auli tliirä Hä(1r"8863 to tli6 iHuäo^nerk ot
Nu^i^nä 0Q tN6 001'U Ig>^v8" (Lond. 1839) und be-
teiligte sich an der Herausgabe der sämtlichen Werke
und der Korrespondenz von Edmund Vurke. Er
starb 4. Okt. 1857. - Sein Sohn William Tho-
mas Spencer Wentworth F., sechster Graf F.,
geb. 12. Okt. 1815, ist Träger des Namens.
Fiume, Fiumane, Fiumare, ital. Bezeich-
nungen für Fluß, Strom. Das Wort Fiumare wird
auch insbesondere für intermittierende Flüsse ge-
braucht, d. h. solche, die in der trocknen Jahreszeit
verschwinden.
Fiüme. 1) Modrus-Fiume, kroat. Noäru^-
liiskk, Komitat im Königreich Kroatien-Slawonien,
aus der weitern Umgebung östlich der Stadt F. ge-
bildet, liegt am Adriatischen Meer (Golf von F.
und Canale della Morlacca), wird von Istrien,
Kram, den Komitaten Agram und Lika-Krbava
umschlossen, hat ohne die Stadt F. und deren Gebiet
4879,09 ykm, (1890) 220629 E. (217389 Kroaten
und Serben, 1190 Slowenen, 475 Deutsche, 347 Un-
garn), darunter 148 774 Römisch-Katholische, 71441
Griechisch-Orientalische, 127 Evangelische und 258
Israeliten, und umsaßt die königl. Freistadt Vuc-
cari und die 8 Stuhlbezirke Cubar, Delnice, Novi,
Ogulin, Sluin, Susak, Vojni? und Vrbovsko.
Hauptstadt ist Ogulin (s. d.). Das vom Karst-
gebirge durchzogene Gebiet ist stellenweise frucht-
bar, im Vinodolthal und an der Küste werden Al-
bäume, Feigen, Pomeranzen und Citronen gebaut.
2) F., ehemals lergHttioa. Vitopolis, später ^a."
unm 8g.ucti Viti g.6 Blumen, deutsch Sankt Veit
am Fl aum, serbo-kroat.Riska., selbständige Hafen-
stadt, einen Teil der Länder der ungar. Krone bil-
dend , liegt an der Mündung des Flüßchens Fiu-
mara (Reka) in den Golf von F., an der Linie
Vudapest-Dombovär-Zäkäny-Agram-Karlstadt-F.
(5521cm) der Ungar. Staatsbahnen und St. Peter-
F. (57 Km) der Österr. Süd-
bahn und ist Sitz eines königl.
Gouverneurs, der zugleich
Präsident der Seebehörde ist,
deren Wirkungskreis sich auf
das ganze ungar.-kroat. Kü-
stenland erstreckt, eines Hafen-
und Seefanitätsamtes, Ge-
richtshofs erster Instanz, zu-
gleich Handels- und Seege-
richt, Hauptzollamtes, einer
Finanzdirektion, Eisenbahnvorstehung, Handels-
und Gewerbekammer, Filiale der Österreichisch-Un-
garischen Bank inWien sowie eines Platzkommandos
und deüKommandos der 79. Infanteriebrigade. Der
Gouverneur ist Mitglied des ungar. Oberhauses; in
das Abgeordnetenhaus entsendet die Stadt einen
Vertreter; auf den kroat.-slawon. Landtag ist sie
berechtigt, 2 Abgeordnete zu senden, von welchem
Rechte aber nie Gebrauch gemacht wurde. Die Stadt
(s. den Plan: Trieft, Fiume und Pola) hat ein
Gebiet von 19,75(i^m,mit dem Gebiet 30337 (14891
männl., 15446 weibl.) E., die Stadt allein (1890)
29494 E. (1062 Ungarn, 1495 Deutsche, 3766 Kroa-
ten,2780Slowenen,13012Italiener,6995Illyrier),
darunter 28483 Römisch-Katholische, 145 Griechisch-
Orientalische, 225 Evangelische Augsburgischer Kon-
fession, 98 Reformierte und 489 Israeliten; 2142
bewohnte Häufer, in Garnison den Stab und 2 Ba-
taillone des 79. ungar.-kroat. Otocaner Infanterie-
regiments "Graf Iellachich". Bonden Gebäuden
sind nennenswert die alte Kapitel- oder Domkirche
Maria Himmelfahrt mit einem neuern Frontispiz
nach Art des röm. Pantheons, die Kirche St. Veit
(San Vito, vormals Iesuitenkirche), eine Nachah-
mung der Kirche Maria della Salute in Venedig,
1631 erbaut, das städtische Theater, die iömgl. Ta-
baksfabrik (früher Zuckerraffinerie), die beiden
Markthallen, die neuen Schulen, die Sparkasse, das
Palais Gorup, die Marineakademie sowie ein röm.
Triumphbogen, angeblich zu Ehren des Kaisers
Claudius II. Gothicus (268 -270 n. Chr.) errich-
tet. An Unterrichtsanstalten besitzt F. eine k. k.
Marineakademie (140 Zöglinge), 1856 gegründet,
eine Nautische Schule, ein königl. Obergymnasium
mit ital. Unterrichtssprache, ein kroat. Obergym-
nasium, eine Handelsakademie, zwei städtische Zaupt-
schulen, mehrere Elementarschulen, darunter eine
ungarische, zwei Mädchenerziehungsinstitute (dar-
unter eins durch Venediktinernonnen geleitet); an
Wohlthätigkeitsanstalten ein städtisches Spi-
tal mit Irren- und Gcburtsabteilung, eine Vürger-
versorgungsanstalt, drei Kinderbewahranstalten.
Handel. Durch die planmäßige Anlage der
Eisenbahnen in Ungarn gravitieren alle Komitate
von Adenburg an über das getreidereiche Alföld
bis nach Slawonien und Bosnien nach F., welches
durch befondere Tarifermäßignngen der Ungar.
Staatsbahnen besonders begünstigt ist. Infolge-
dessen hat sich der Handel seit 1867 in außer-
ordentlicher Weise gehoben. F. hat hauptsächlich
Transit- und Exporthandel, namentlich in den Mo-
naten September bis März, doch ist der Import-