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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flémalle - Flemming, Carl
in Paris, die Himmelfahrt des Propheten Elias
darstellend. Die Dresdener Galerie besitzt von ihm:
Abschied des Aneas von Troja.
Flömalle (spr.-mäll), zwei Ortschaften in der
belg. Provinz Lüttich, hart beieinander gelegen: Flö-
malle-Grande, mit bedeutenden Kohlengruben
undl1890)4480E.;Fle'malle-Hante,mit'Stein-
gruben, Eisengießereien, Weinbergen und 2792 E.
Beide sind Stationen der Nordbahn Namur-Lüttich
und durch Zweigbahn nach Liers mit der Nieder-
länd. Staatsbahn Lüttich-Eindhoven verbunden.
Fleming, Paul, Dickter, geb. 5. Okt. 1609 zu
Kartenstein im sächs. Erzgebirge, wo sein Vater
Schullehrer war, besuchte seit etwa 1623 die Tho-
masschule in Leipzig und studierte seit dem Herbst
1628 daselbst Medizin und Humaniora. Nachdem
er im Mai 1633 Magister geworden, scheuchten ihn
wenige Monate' später die Unruhen des Dreißig-
jährigen Krieges fort. Bald darauf (Nov. 1633)
glückte es ihm durch Vermittelung seines Freundes
Adam Olearius, sich der vom Herzog Friedrich von
Holstein-Gottorp nach Nuhland und Persien aus-
geschickten Gesandtschaft anzuschließen. Er nahm
an allen Wechselfällen dieses nicht von Erfolg ge-
krönten Unternehmens teil, kam bis Ispahan (1637)
und kehrte 1639 nach Deutschland zurück, nachdem
er sich in Reval mit Anna Niehus verlobt hatte;
ihrer ältern Schwester Elfabe, um die er früher
geworben, galt das schöne Lied "Ein getreues Herze
wissen". Er gedachte sich in Hamburg als praktischer
Arzt niederzulassen, starb aber, nachdem er im Jan.
1640 in Leiden promoviert hatte, bereits 2. April
1640 in Hamburg nach kurzer Krankheit.
F. ist die bedeutendste Erscheinung unter den
Lyrikern des 17. Jahrh. Seine Dichtung ist der treue
Spiegel seines Innern: in ihr offenbart sich un-
befangene Freude am Leben neben schlichter kind-
licher Frömmigkeit, männliche Energie und Leiden-
schaft neben Zartheit und Tiefe des Gemüts. Er
ist ungelenker, altmodiger als Opitz in der Form,
übertrifft ihn aber in allem andern. Das große
Ereignis seines Lebens, die pers. Reise, gab auch
seiner Lyrik größern Inhalt: auf sie bezieht sich sein
bekanntestes Gedicht "In allen meinen Thaten".
Seine Gedichte (erste Ausg. 1642) wurden hg. von
M. Lappcnberg (2 Bde., Stuttg. 1865, in der
"Bibliothek des Litterarischen Vereins", Nr. 82-83;
die lateinischen ebd. 1863, Nr. 73); eine Auswahl
mit biogr. Einleitung von I. Tittmann (Lpz. 1870),
von Österley (Stuttg. 1885). - Vgl. Varnhagen
von Ense in den "Biogr. Denkmalen", Bd.4 (3.Aufl.,
Lpz. 1872); Straumer,P. F.s Leben und orient. Reise
(ebd. 1892); Wysocky, D6 ?3.u1i ^iLinii^i Ferm".-
nies 8criz)ti8 6t in^Enio (Par. 1892).
Flemming, Hans Friedrich, Freiherr von,
Iagdschriststeller, geb. in der zweiten Hälfte des
17. Jahrh., gest. nach 1726. F. studierte in Tübingen
und Strahburg, bereiste England, Frankreich, Hol-
land und Deutschland; 1702 wurde er unter August
dem Starken Oberstlieutenant, später poln. Kammer-
herr und kursächs. Oberforst- und Wildmeister. Er
veröffentlichte: "Der vollkommene Teutsche Jäger
und Fischer" (2 Bde., Lpz. 1719, mit Kupfern; neue
Aufl. 1749), eine systemlose Kompilation, doch lange
die wichtigste Iagdschrift. Von histor. Interesse darin
ist die Schilderung der Iagdgebräuche, der großen
Hof- und Luxusjagdcn. Ein Ungenannter fertigte
einen Auszug daraus: "Kurzer Begriff der edeln
Jägerei" (4. Aufl., Nordh. 1745).
Flemming, Hans Heino, Graf, brandend. Ge-
neralfcldmarfchall, geb. 8. Mai 1632, diente auf der
Holland. Flotte und beim brandend. Heere in Polen,
trat 1658 in kaiserl., 1661 wieder in brandend., 1678
in braunschw.-lüncburg. und 1681 als Felomar-
schalllieutenant in kursächs. Dienste. Unter Johann
Georg III. zeichnete er sich beim Entsatz von Wien
aus, nahm den Kahlenberg und brach zuerst in das
türk. Lager ein. F. wurde 1687 Generalfeldmar-
schall, kehrte 1690 nach Berlin zurück und übernahm
die Leitung des Kriegsministeriums bis 1701. Er
starb 28. Febr. 1706 zu Berlin.
Flemming, Jak. Hcinr., Graf von, kursächs.
Staatsminister und Feldmarschall, geb. 3. März
1667, ging nach vollendeten Studien 1688 mit
Wilhelm von Oranien nach England, kämpfte bei
Fleurus, Heilbronn und in Italien im brandend.
Kontingent gegen die Heere Ludwigs XIV. und trat
dann in sächs. Dienste als Generaladjutant des
Kurfürsten Johann Georg. Als Gesandter des Kur-
fürsten Friedrich August in Warschau verschaffte
er diefem 1697 durch Bestechung der Großen die
poln. Krone. In dem Kriege gegen Schweden
unterhandelte er den Bund mit Dänemark, focht
in Litauen, ward bei Clissow 1702 geschlagen und
schwer verwundet und ging 1703 als Gesandter
nach Kopenhagen. F. wurde 1705 General, 1711
Feldmarschall, 1712 dirigierender Kabinettsminister
und starb 30. April 1728 zu Wien.
Flemming, Carl, Verlagsanstalt in Glogau,
im Besitz von Carl Dünnhaupt, geb. 21. Aug.
1845, und Dr. pkil. Hermann Müller, geb.
7. März 1857, seit 1892 Mitglied des Deutschen
Reichstags (Wahlkreis: Sagan-Sprottau). Sie
wurde 1833 von Carl F., geb. 10. Nov. 1806 in
Cröbern bei Leipzig, begründet durch Übernahme
der Güntherschen Buchhandlung und Buchdruckerei
(errichtet 1790) in Glogau. Später kamen eine
lithogr. Anstalt und andere graphische Zweige dazu.
F. verlegte anfangs Kalender, populäre Schriften
("Vürgerfreund", "Dorfbuch"), landwirtschaftliche
Werke, später besonders Landkarten und Atlanten
(namentlich von F. Handtke), seit 1854 auch Iugend-
schriften. Er war der erste im Buchhandel, der einige
seiner Verlagswerke durch Reisende verbreiten ließ,
so namentlich Kirchhofs "Landwirtschaftliches Lexi-
kon", Sohr-Verghaus' "Handatlas" (100000 Exem-
plare) und "Reymanns topogr. Specialkarte von
Mitteleuropa" (s. d.). Das Sortiment wurde 1850
verkauft, der landwirtschaftliche Verlag ging 1876
an Hugo Voigt in Leipzig über. F. starb 1. Nov.
1878. Nachfolger warenseineSöhne Carl Martin
F., geb. 18. Aug. 1835, gest. 23. Febr. 1891, und
15. Mai1888 kam das Geschäft an die jetzigen Besitzer.
Hauptunternehmungen sind im Iugendschnften-
verlag die von Thetla von Gumpert herausgege-
benen "Töchter-Album" (feit 1855) und "Herzblätt-
chens Zeitvertreib" (seit 1856), deren "Bücherschatz
für Deutschlands Töchter", Carl F.s "Vaterlän-
dische Iugendschriften"; unter den Kartenwerken:
Sohr-Berghaus' "Handatlas über alle Teile der
Erde" (8. Aufl.), Richters "Atlas für höhere Schulen"
(55. bis 59. Tausend), "Carl F.s Schulwandkarten",
desselben "Generalkarten", mit dem Blatt "Afrika"
(65. Aufl.), desselben "Neue Kreiskarten", Naberts
"Karte der Verbreitung der Deutschen in Europa"
u. a.; dazu das Tageblatt "Niederschles. Anzeiger"
(seit 1808; 7000 Auflage). , ...