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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Flourens (Marie Jean Pierre) - Flüchtiges Salz
an dem Ausfall gegen Versailles teilzunehmen, und
besetzte 3. April den Bahnhof von Rueil bei Mal-
maison, wo er im Handgemenge mit einer Patrouille
Gendarmen getötet wurde. Äußer polit. Flugschrif-
ten veröffentlichte er das wissenschaftliche Werk
"8ci6nc6 ä6 1'komm6" (Bd. 1, Brüss. 1865).
Flourens (spr. fiurängft oder fluräng), Marie
Jean Pierre, franz.Arztund Physiolog, geb. 15.April
1794 zu Maureilhan (Depart. Hsrault), kam 1814
nach Paris, wo er in enge Beziehungen zu Chapwl,
Georges und Frede'ric Cuvier, Destutt de Tracy,
Geofjroy Saint-Hilaire u. a. trat. Seine ersten
wissenschaftlichen Schriften, die sich durch Klar-
heit des Stils und Genauigkeit der Untersuchung
auszeichneten, erschienen 1819. F. wurde 1828
Mitglied der Akademie der Wissenschaften, erhielt
1830 den Lehrstuhl für vergleichende Anatomie
im königl. Botanifchen Garten, wurde 1832 Titu-
larprofessor am Museum, 1833 Sekretär der Aka-
demie der Wissenschaften und 1840 in die Fran-
zösische Akademie gewählt. Ludwig Philipp erhob
ihn 1846 zum Pair von Frankreich. F. starb 6. Dez.
1867 zu Montgeron bei Paris.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "K6-
c1i6rc1i63 experimentale Lnr 168 proprieteZ 6t 163
fonctionZ äu 8^8t6M6 nerveux äan3 163 auimaux
V6rt6dr63" (Par. 1824; 2. Ausg. 1842; deutsch von
Becker, mit Vorrede, Lpz. 1824), "Nxperienceg 3111-
lo 8^3t6M6 Q61'V6UX, kaiLant 8uit6 aux 1'6cli6ron63
6x^6rim6iit3.i68" (Par. 1825; deutsch von Becker,
Lpz. 1826), "l^0ur8 8ur la. Feueration, I'ovolo^ie !
et i'eindr^oloFiL" (Par. 1836), "R6c1i6i'c1i68 8ur i
lo ä6V6i0pp6IN6Nt (163 03 et ä63 ä6Iit8" (ebd. 1842),
"^natomis F6N61^6 (Ie la. peau 6t des N16indrai163
INUl1I16U363)) (ebd. 1843), "^i6N10ii'68 cl'auawinie 6t
(16 ^)Ii^8i0i0Fi6 C0Mpai'L68)) (ebd. 1844), "^deorie
6xp6rinl6iitai6 ä61a. lormation ä63 08" (ebd. 1847).
F. wies in diesem Werke zuerst das große Gesetz des
Lebens durch Versuche nach, daß die Materie sich
ohne Aufhören verändert und erneuert, daß aber
die Kraft bestehen bleibt. Die Berichte der Akademie
der Wissenschaften von 1847 enthalten mehrere
Denkschriften von F. über die Wirkungen des Ein-
atmens von Äther, damals noch ganz unbekannt,
und er lehrte zuerst die Wirksamkeit des Chloro-
forms kennen. Später erfchien noch "Oourg äe
pli^LioloFie coniparee" (Par. 1855). Neben seinen
rein fachwissenschaftlichen Arbeiten hat F. seit 1841
auch eine Reihe von Werken philos. Inhalts ver-
öffentlicht. Dahin gehören: "^uai^e 1-3.130111166
663 tra.v3.ux äe (^6orA6 Ouvier" (Par. 1841 u. ö.),
"Lusson, iii8t0il6 ä6 868 travaiix 6t ä6 863 iä668"
(ebd. 1844 u. ö.), "D6 1'iii8tiiiet 6t äe 1'iiit6i1iZ6iic6
663 Hnimaux" (ebd. 1841 u. ö.), "Nxamen ä6 la,
pw'6N0i0Fi6" (ebd. 1842; 3. Aufl. 1851), "5oiit6-
N6ii6, 011 (16 111. p1iii080I)1ii6 N10^61'Q6 1'6^3.tiv6N16Iit
aux 801611063 Piiv8i<iu68" (ebd. 1847), "Hi3t0ir6 ä6
lg. ä6c0iiv6i't6 ä6 1a, circiilatioQ än 8ÄHF" (ebd.
1854; 2. Aufl. 1857), "1)6 1a. i0UF6vit6 011 ä6 1a.
(iua.ntit6 66 vi6 8ui' 16 Fiod6" (ebd. 1854; 5. Aufl.
1872; deutsch, Lpz. 1855), "1)61a. vi6 6t ä6 1'iQt6i1i-
86QC6" (Par. 1858; 2. Aufl. 1859). Von 1853
bis 1855 gab F. die "Nivi-63 ä6 Lusson" heraus.
In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte er:
"^10F63 1ii8t0ri<iu68)> (3 Bde., Par. 1856 - 62),
"Nxa.in6n äu 1ivi'6 (16 N. vai^vin 8ur 1'0ri^iii6
668 68P6663" (ebd. 1864), "v6 1'nnit6 66 compo-
Litian 6t 6u 6ödat 6utr6 l^uvi6i' 6t (i60N"i0^ 3aint-
iliiaii'6" (ebd. 1865). .
Flöz (Flötz) oder Lager, eine durch ihre be-
sondern Eigenschaften auffallende Gesteinsschicht,
die parallel zwischen andern gewöhnlichen Schich-
ten liegt. Vorzugsweise wendet man diesen Aus-
druck dann an, wenn die besondern Eigenschaften
der Gesteinsschichten praktisch nutzbar sind. So un-
terscheidet man namentlich Kohlenflöze oder Kohlen-
lager und Erzflöze oder Erzlager (f. Erzlagerstätten),
auch wohl Kalksteinflöze, Älaunfchieferflöze zwi-
schen andern minder wertvollen Gesteinsschichten,
wie Sandstein, Thonschiefer u. s. w. Der Abbau
auf F., der Flözbergbau, steht im Gegensatz zu dem
Gangbergbau. Er ist im wesentlichen Strebbau und
Pfeilerabbau mit den Übergängen von einem zum
andern, außerdem Querbau.' (S.Bergbau, Abschnitt
Abbaumethoden, Bd. 2., S. 757 d.) über die Be-
leihung auf F. in rechtlicher Beziehung s. Bcrgwerks-
eigentum (Bd. 2, S. 785d).
Flözgebirge, s. Sedimentärformationen.
Flözleerer Sandstein, s. Grit und Subcarbon.
I*. IZ. 5., in England Abkürzung für ?6ii0^v 0k
t1i6 I^iim6aii 8oci6t^ (d. h. Mitglied der Linne'schen
FluavU, s. Guttapercha. ^Gesellschaft).
Fluchen, jemand Böses wünschen und Gott als
Vollstrecker dieses Wunsches anrufen. Ein beding-
ter Fluch gegen sich selbst ist häufig mit dem Eide
verbunden. Der Fluch gegen andere als Mittel
privater Rache ist schon im Alten Testament ver-
boten. Häufig dagegen wird die Übertretung des
göttlichen Gefetzes mit einem Fluch belegt; die
kath. Kirche thut dies noch jetzt wegen aröberer Ver-
geben, besonders wegen Ketzerei. (S. Anathema.)
Flucht (lat. kuFa). F. ist strafrechtlich mehr-
fach von Bedeutung. Der Verdacht der F. ist
eine der Voraussetzungen zum Erlaß des Haft-
befehls (f. Untersuchungshaft), der übrigens, wenn
keine andern Gründe zur Verhaftung vorliegen,
durch Sicherheitsleistung abgewendet werden kann
(Deutsche Strafprozeßordn. §§. 112, 113). Wenn
der zu Verhaftende flüchtig ist, fo kann ein Steckbrief
erlassen werden (8.131 a. a. O.). Das sichere Geleit
(s. d.) erlischt, wenn der Beschuldigte Anstalten
zur F. trifft (S. 337 a. a. O.). Wenn der Ver-
urteilte der F. verdächtig ist, fo kann der Staats-
anwalt fofort Haftbefehl erlassen, ohne, was sonst
die Regel, zuvor zum Strafantritt zu laden (§. 489
a. a. Ö.). Nach dem Preuß. Forstdiebstahlsgesetz
vom 15. April 1878, §. 3 (s. Forstdiebstahl) und
nach dem Preuh. Feld- und Forstpolizeigesetz vom
1. April 1880, §. 2, bildet es einen Strafschärfungs-
grund, wenn der Forstdieb auf Anrufen des Bestoh-
lenen oder der mit dem Forstfchutz betrauten Person,
oder wenn der Feld- oder Forstfrevler (s. Feldfrevel
und Forstfrevel) auf Anrufen des zuständigen Be-
amten, des Beschädigten oder des Pfändungsberech-
tigten nicht stehen bleibt, sondern die F. ergreift. -
Über die F. von Soldaten, Fahnenflucht, s. De-
sertion. - F. in der Baukunst, s. Bauflucht. - F.
wird in der Jägersprache ein großer Sprung des
Hochwildes genannt; man spricht von hoher F.
und weiter F. und sagt: der Hirsch macht eine F.
Flüchtige Befestigung, s. Feldbefestigung.
Flüchtige Grdfappe, Flüchtige Korbsappe,
f. Sappe.
Flüchtige Öle, die Ätherischen Öle (s. d.) im
Gegensatz zu den nicht flüchtigen oder fetten ^len
(f. Fette und fette Öle). ss. Liniment.
Flüchtiges Liniment (Flüchtige Salbe),
Flüchtiges Salz, s. Ammoniumcarbonat.