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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Forcieren - Fördermaschine
N890) 971 evang. E., Post, Telegraph, Weinbau,
Not- und Weißgerberei, Wollspinnerei und Gips-
drüche. - F. wird 1240 zuerst genannt und gehörte
im 13. Jahrh, den Grafen von Düren (Walldürn),
kam 1323 an Hohenlohe, 1806 an Württemberg.
Forcieren (frz., spr. forß-), zwingen, erzwingen,
erstürmen, mit Gewalt nebmen; etwas aufs 'Äußerste
treiben, es übertreiben; forcierte Geschosse,
s. Geschütz und Pressionsführung; Forciertheit,
gezwungenes Wesen.
Forckenbeck, Max von, liberaler Politiker, geb.
21. Okt. 1821 zu Münster, stndierte 1839-42 in
Gießen, dann in Berlin Rechts- und Etaatswissen-
schaften und ward 1847 beim Stadtgericht zu Glogau
angestellt. Bereits 1848 beteiligte er sich an der
polit. Bewegung und wurde Vorsitzender des Demo-
kratisch-Konstitutionellen Vereins in Vreslau. Das
Ministerium Manteuffel versetzte ihn 1849 als
Nechtöanwalt und Notar nach Elbing, wo er als
Stadtverordneter und später als Vertreter der Stadt
beim Kreistage wirkte. Ende 1858 wurde F. ins
preuß. Abgeordnetenhaus gewählt, wo er 1861 zu
den Mitbegründern der Deutschen Fortschrittspartei
gehörte und namentlich die Kommissionsberichte
erstattete. 1866 hatte er wesentlichen Anteil an der
Begründung der Nationalliberalen Partei und wurde
sodann zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses
gewählt. Dies Amt versah er zu allgemeiner Zu-
friedenheit bis 1873, wo er auf Präsentation der
Stadt Vreslau, die ihn in diesem Jahr zu ihrem
Oberbürgermeister wählte, in das preuß. Herrenhaus
berufen wurde, dem er auch später als Vertreter der
Stadt Berlin angehörte. Im Reichstag, dessen Mit-
glied F. seit 1867 war, wurde er nach Simsons Rück-
tritt 1874 zum Präsidenten gewählt und machte sich
auch hier durch seine taktvolle Amtsführung ver-
dient. Als aber infolge der Einlcnkung in die Schutz-
zollpolitik seit 1878 seine nähern polit. Freunde im
Reichstag in die Minderheit gerieten, legte er 20.Mai
1879 das Präsidium nieder. Sein gleichzeitiger Ver-
such jedoch, das gesamte Bürgertum auf einem nach
Berlm zusammenberufenen ^tädtetag zum Wider-
stände gegen die Zölle auf Lebensmittel zu organi-
sieren, scheiterte. Mit den übrigen freihändlerisch ge-
sinnten Secessionijten bildete F. dann 1881, aus
der Nationalliberalen Partei austretend, die "Libe-
rale Vereinigung", mit der er sich 1884 der Deutschen
freisinnigen Partei anschloß. In den letzten Jahren
ist F. in dem Parlament nicht mehr hervorgetreten,
obgleich er dem Reichstage mit Ausnahme der Le-
gislaturperiode 1887 - 90 dauernd angehört hat.
Am 21. Nov. 1878 war F. zum Oberbürgermeister
von Berlin gewählt worden; 1890 wurde diese Wahl
auf 12 Jahre erneuert, aber bereits 26. Mai 1892
starb F. zu Berlin. - (^ein Vetter Oskar von
F., geb. 28. Sept. 1822 in Münster, begründete 1885
das Zeitungsmuseum (s. d.) zu Aachen.
Ford, Sir Francis Cläre, engl. Staatsmann,
geb. 4. Juni 1828 in London, trat 1846 bei den
Dragonern ein, verließ schon 1851 den Militärdienst,
wurde 1852 Gesandtschaftssekretär in Neapel, war
sodann in München, Paris, Lissabon, Brüssel,Stutt-
gart, Karlsruhe, Wien, Buenos-Aires, Kopenhagen
und Washington thätig, 1871 Botschaftssekretär in
Petersburg, dann wieder in Wien, Karlsruhe und
Darmstadt. 1875 wurde F. engl. Vertreter m der
Valifar-Komnnssion, die Canada eine Entschädigung
von 5^ Mill. Dollars zusprach. Nacheinander"war
er engl. Gesandter in Argentinien s1878), Uruguay
l1879), Brasilien (1879) und Griechenland (1881),
dann engl. Kommissar in der Frage der Neufund-
land-Fischerei zu Paris (1883). 1884 kam er als Ge-
sandter nach Madrid, wo er 1886 den span.-engl.
.Handelsvertrag zu stände brachte und 1887 zum
Rang eines Botschafters erhoben wurde. Im Früh-
jahr 1892 wurde er Botschafter in Konstantinopel und
Nov. 1893 in gleicker Eigenschaft nach Rom versetzt.
Ford, John, cngl. Dramatiker, geb. im April
1586 zu Ilsmgton in Devonshire, wurde 1602 Mit-
glied des Middlc Temple und trat 1606 zuerst als
Schriftsteller mit einem Trauergedicht "Eins's
N6ni0i'ia1" zum Andenken des Grafen Devonshire
auf, das jedoch keine großen Erwartungen erregte.
Er starb um 1640. Teils mit Dekker, Rowley u. a.,
teils allein schrieb er eine Anzahl Dramen, die sich
durch Leidensckaft, kraftvolle und zarte Sprache
auszeichnen. Aber er sucht die ihm mangelnde
! Unmittelbarkeit durch Reflexion Zu ersetzen und seine
! Stoffe und Situationen haben meist etwas Abstohen-
^ des und Widerwärtiges. Zu den bekanntesten und
besten Stücken gehören: "'I' is pit^ äiie'8 a. ^vkore",
^ "11i61ov6i''8 inölaucliolv", "11i6 droksn Iieart" und
! "I,0V6'8 ZHei'iiics" (sämtlich gedruckt 1629 - 33,
! doch früher gespielt), "^1i6 nitoli ok Vämoiitoii"
! (erst 1658 gedruckt), "11i6 8uu'3(iHi-1iiiZ" (aufgeführt
! 1623 - 24) und "'I1i6 cdronicis 1ii8t0i-^ ok I^rkin
^ ^Vll.i'1)6ck" (gedruckt 1634, neu hg. von Fitzgibbon
I 1890). Mehrere seiner stücke sind verloren gegangen.
! Seine "Di-amatie ^ork8" gaben H. Weber (2 Bde.,
i Lond. 1811), Gifford (2 Bde., 1827; neu hg. von
^ Dyce, 3 Bde., 1869) und zugleich mit Massinger
! Hartley Coleridge(1848) heraus.-Vgl.Wolsf,I.F.,
! ein Nachahmer Shakespeares (veidelb. 1880).
Förde, soviel wie Föhrde, s. Fjord.
Förde, Dorf im Kreis Olpe des preuß. Reg.--
Bez. Arnsberg, hat (1890) 850 E., Amtsgericht
(Landgericht Arnsberg), neue got. Kirche und in
der Nähe eine chem. Fabrik, Dynamitfabrik und
Hüttenwerke.
Fördermaschine, Maschine zum Transport
von Vergwerksprodukten auf große Höhen in verti-
kaler oder geneigter Richtung. Die zu fördernden
Lasten werden an Seilen befestigt, durch deren Auf-
wicklung auf Seiltrommeln der Transport bewirkt
wird. Dabei sind stets zwei solcher Seiltrommeln,
je eine für das ablaufende und auflaufende Seil,
vorhanden, deren gemeinschaftliche Achse durch Gö-
pel angetrieben wird, die man, je nach der zum Be-
triebe verwendeten Kraft, als Pferdegöpel, Wasser-
rad- oder Kebrradgöpel, Turbinengöpel und Dampf-
göpel unterscheidet (s. Bergbau, Abschnitt Förde-
rung, Bd. 2, ^. 760). Die Dampfgöpel sind in
der Regel liegende mit Coulissensteuerung ver-
sehene Zwillings-Dampfmaschinen, welche entweder
direkt oder unter Einschaltung eines Zahnräder-
Vorgeleges auf die Welle der Seiltrommel, des
sog. Seilkoroes, einwirken. Dieser muß mit
.iner zuverlässigen und starken Bremse versehen
sein, um ihn und somit die an den beiden Seilen
bangenden Fördergefäße an jeder stelle sofort an-
halten zu können, wobei der Maschinist die Lage
der Förderkörbe im Schacht an besondern, im
Maschinenhause befindlichen Apparaten erkennen
kann. Von besonderer Bedeutung ist die Form des
Seilkorbes. Für runde, auf ihrer ganzen Länge
gleich starke Förderseile kommen bei geringern Förder-
höhen cylindrische Seilkörbe zur Anwendung. Das