Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

39
Frankfurt am Main
Straßen und Eisenbahnen, 5926 Ka sind landwirt-
schaftlich benutzt (3480 ka Stadtwald) und 125 Ka
Wasserfläche. Der mittlere Luftdruck betrug (1893)
753,2 mm, die mittlere Jahrestemperatur 9,7° ^'.
(-> 32,2 Marimum, -19,0 Minimum)^die Nieder-
schlagsmenge 612,5 mm. (Hierzu ein <^tadtplau
mit Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Ge-
bäude und eine Karte: Frankfurt a. M., Stadt-
gebiet und Stadtkreis.)
Bevölkerung. Die ortsanwefende Bevölkerung
betrug 1440etwa 9000,1800: 40000,1867: 78277,
1880 :136 819, 1885 :154513 und 1890 :179 985
(85388 männl., 9459? weibl.) E., das ist eine Zu-
nahme(1885-90)von25472(^6,4Proz.) oder durch-
schnittlich jährlich 5094 Personen. Dem Religions-
bekenntnis nach waren 107 782 Evangelische, 53244
Katholiken, 1533 andere Christen und 17426 Is-
raeliten. 1890 gab es 10664 Wohnhäuser (99 un-
bewohnte) mit 1810 Einzel-, 35322 Familienhaushal-
tungen und 182 Anstalten. Von1000E.sind geboren
in F. 383, im übrigen Preußen 269, im übrigen
Deutschen Reiche 320, im Auslande 27. Die Zahl der
Geburten betrug (1893) 5644 (158 Totgeburten),
der Sterbefälle 3270, der Ehen 2040. In Garnison
liegen das Infanterieregiment Nr. 81 und die 1., 2.
und 5. Eskadron des Hufarenregiments Nr. 13.
Rechnet man zu der Einwohnerzahl von (1890)
179985, abgesehen von der (^tadt Osscnbach a. M.
und der Landgemeinde Bürget, noch diejenigen der be-
nachbarten, in engster Interessengemeinschaft stehen-
den Ortschaften Vockenheim (18675 E.), das jetzt mit
^-.verschmolzen ist, Oberrad (6476), Niederrad (5440),
Rodelheim (4601), Preungesheim (1742), Hausen
(1395), Vonames (910), Heddernheim (3225), Ecken-
heim (1652), Eschersheim (1183), Niederursel (899),
Seckbach (2625), Ginnheim (1531), Praunheim (986),
Berkersheim (351), Griesheim a. M. (4040), Schwan-
heim (2903), Neu-Isenburg (5873), Vergen-Enkheim
l3704) und Fechenheim (3238), mit insgesamt 71449
E., so ergiebt sich für das wirtschaftliche Weichbild
von Groß-Frankfurt insgefamt eine Einwohnerzahl
(1890) von 251434.
Anlage. Das eigentliche F. breitet sich amrechten,
langsam ansteigenden Ufer des Stroms ans und ist
mit dem auf der füdl. Mainfeite liegenden Stadtteil
Hachsenhausen durch eine Anzahl Brücken verbunden.
Der ursprüngliche Kern liegt innerhalb der Gren-
zen der ältesten Stadtbefestigung aus dem 12.Jahrh.,
die sich durch die mit "Graben" endigenden Straßen-
namen kennzeichnen. Die Festungswerke (17. Jahrh.),
welche die außerhalb des Grabens entstandene Neu-
stadt umgaben, wurden 1806-12 abgetragen und
in schöne Straßen und Anlagen umgewandelt, die
die Innenstadt des rechten Mainufers in einer Ge-
samtstäche von 250000 ^m umgeben. Von den mittel-
alterlichen Befestigungen sind nur noch der runde
Eschenheimer Turm (49 m), 1400-28 an Stelle
eines 1349 errichteten viereckigen Turms erbaut,
der Rententurm (1455) am Fahrthor und der Kub-
hirtentnrm in Sachsenhausen erhalten. Die Auhen-
stadt ist seit 1864 mit der Innenstadt vereinigt, und
1. Jan. 1877 wurde das ehemalige frankfurtische Dorf
Bornheim mit 10144 E., 1. April 1895 die Stad:
Bockenhcim (s. o.) der Stadtgemeinde einverleibt.
Brücken und Straßen. Von den zahlreichen
Brücken ist die älteste die 1342 erbaute steinerne
14dogige Alte Mainbrücke (265 m lang) mit dem
Standbild Karls d. Gr. von Wendelstädt und
Zwerger. Die Ober-Mainbrücke wurde 1878 erbaut.
Unterhalb befinden sich eine 1870 errichtete schmiede-
eiserne, nur für Fußgänger passierbare Hänge-
brücke, serner die neue von Schmick erbaute Nuter-
Mainbrücke und am weitesten stromab die Wilhelms-
brücke; letztere, bis 1888 der Main-Neckar-Bahn
dienend, ist für Wagen- und Fußgängerverkehr um-
gebaut. Hierzu kommen noch die beiden neuen Eisen-
bahnbrücken bei Gutleuthof und bei Niederrad,
die Staatseifenbahnbrücke (1880-82) und die Hess.
Ludwigseiscnbahnbrücke (1881). In der innern Alt-
stadt giebt es noch zahlreiche enge und finstere Stra-
ßen und alte Häufer, dagegen zeigen die Hauptplätze
und neuern Straßen, zumal die Zeil, die Neue
Mainzer-Straße, die Kaiser- und Friedensstraße viele
palastartige Gebäude. Der Hauptverkehr bewegt sich
auf der Zeil, dem Noßmartt, in der Friedens- und
den benachbarten Straßen. Die wegen ihrer Dunkel-
heit und ihres Schmutzes berüchtigte Iudengasse, bis
1806 einziger Wohnplatz der Israeliten, ist zum
Teil nen aufgeführt, ebenso das darin befindliche
Stammhaus der Familie Rothfchild mit Beibehal-
tung der alten Facade.
P lätze u n d D'e n t m ä l e r. Auf dem Nohmarkt
erhebt sich seit 1858 das Gutenbergdenkmal, eine
große Brunnengruppe in galvanoplastischer Aus-
führung von Ed. von der Launitz: Gutenderg mit
^chöffer und Fust, am Fußgestell Theologie, Poesie,
Naturwissenschaft, Industrie (1892 erneuert); auf
dem anstoßenden Goetheplatz ein Standbild Goethes
(1844) von Schwanthaler; auf dem Schillerplatz ein
nach Dielmanns Modell 1863 gegossenes Standbild
Schillers; aus dem Römerberg, den noch zu Ende des
18. Jahrh, kein Jude betreten durfte und auf dem die
von Goethe in "Dichtung und Wahrheit" beschrie-
benen Volksbelustigungen nach der Kaiserkrönung
stattfanden, der Iustitiabruunen (1543), 1611 mit
einer steinernen Iuftitia geschmückt, 1887 erneuert;
auf dem ehemaligen Peterskirchhof das Kriegerdenk-
mal für die 1870/71 Gefallenen (Vronzegruppe nach
Eckhards Modell); in den Promenaden kleinere Denk-
mäler und Büsten von Senckenberg, Borne, Moritz
von Bethmann u. a.; vor dem Friedberger Thor das
Hessendenkmal, von Friedrich Wilhelm 11. von Preu-
ßen den Hessen errichtet, die am 2. Dez. 1792 beim
Sturm auf das von den Franzofen unter Custine be-
setzte F. fielen. 1894 wurde vor dem zoolog. Garten
der monumentale Schützenbrnnnen (Entwurf von
R. Eckhard) zur Erinnerung an das 1. und 9. Bundes-
fchichen errichtet. Gegenüber dem Opernhaus soll
ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal aufgestellt werden.
Kirchen. F. hat 9 evang., 5 kath. Kirchen, 2 re-
sorm. Bethäuser, eine (Zions-) Kirche der Metho-
disten, eine Kapelle der Baptisten und 3 Synagogen.
Die berühmteste Kirche ist der kath. Dom, in dem
seit 1562 die deutschen Kaiser gekrönt wurden, 852
von Ludwig dem Deutschen gestiftet, 1235 als got.
dreischisfige Hallenkirche mit vier Türmen neu er-
baut und 1239 dem heil. Vartholomäus geweiht;
der Chor ist 1315-38, das lange Querschiff 1346
-53 errichtet, der Kreuzgang entstand 1348, der
Pfarrturm, 1415-1512, blieb jedoch unvollendet;
die Wahlkapelle wurde 1355, die fpätgot. Scheid-
kapelle am südl. Langschisf, eine Stiftung des Nikol.
Scheid, 1487 aufgeführt. Die Wiederherstellung der
15. Aug. 1867 durch Brand beschädigten Kirche er-
folgte 1869 - 80 durch Denzinger (s. d.), der das
Langhaus erhöhte, den Kreuzgang nach alten Plä-
nen ausbaute und den Turm uach den alten Plänen
des Meisters Hans von Ingelnheim (1483) voll-