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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankfurt am Main
für die Main-Neckar-Vahn (die südlichen sechs Gleise)
und die nach S. und SW. gehenden Züge der Hess.
Ludwigsbahn: der Ostbahnhof für die Züge nach
Hanau, nach Aschaffenburg und Bayern, die sich in
Hanau mit den vom Hauptbahnhof abgehenden ver-
einigen, fowie für die Hess. Ludwigsbahn nach Eber-
bach. Der Bebracr Bahnhof in Sachsenhausen ist
Station ftr die Züge vom Hauptbahnhof nach Ha-
nau-Fulda-Bebra; der Osfenbacher Bahnhof dient
nur dem Ortsverkehr. Der Ostbahnhof ist durch ein
Gleis mit dem Hauptbahnhof und dem Hafen ver-
bunden (s. Frankfurter Verbindungsbahn).
Der gesamte Eisenbahngüterverkehr betrug
(1891/92) 1676196 t, darunter abgegangen 685 624: t.
Die Pferdebahn lseit1872)hatte(1892)41,4^in
Betriebslänqe, 134 Wagen, 456 Pferde und beför-
derte auf 9 Linien 16 659512 Personen.
Post und Telegraph. F. hatte (1892) 7 Post-
ämter erster Klasse, darunter eins in Sachsenhausen;
ferner ein Telegraphenamt erster Klasse mit Zweig-
stelle, 1 Fernsprechamt, 1 Bahnpostamt, 1 Postamt
zweiter Klasse (in Bornheim) und 3 Postagenturen;
die Fernsprecheinrichtung hatte (1892) 2143 Fern-
sprechstellen mit 8715918 Verbindungen. 1892
gingen ein (wurden aufgegeben) 23 586 600
(41831800) Briefe, Postkarten, Drucksachen und
Warenproben, 1605989 (2021426) Pakete ohne,
241798 (212243) Briefe und Pakete mit Wertan-
gabe, 76763 (190346) PostNachnahmesendungen.
Der Wert der ausgezahlten Postanweisungen betrug
94,004 Mill. M., der eingezahlten 50,??2 Mill. M.
Der Telegrammverkehr betrug 1480986 Stück,
darunter 684141 aufgegebene.
Schiffsverkehr. 1892 kamen auf dem Main
an überhaupt 5596 Schiffe, darunter 753 Schlepper
und 314 Kettenschiffe, mit insgesamt 606612 t La-
dung, davon in Dampfschiffen 3666 t, und 29903 t
Flöße; es gingen ab 5564 Schiffe mit 102506 t
Ladung, davon 2808 in Dampfschiffen.
Das Wappen der Stadt ist ein Weiher, gold-
gekrönter und -bewehrter Adler in Not, die Stadt-
farbcn sind Not und Weiß.
Geschichte. F. (793 I^auconolnrcl) ist sehr alt,
geht auf eine röm. Militärstation zurück und soll
seinen Namen durch Kaiser Karl d. Gr. erhalten ha-
ben, der hier mit seinem Heere durch eine Furt ging
und die jenseit des Mains lagernden Sachsen schlug;
er hielt hier 794 eine Neichsversammlung und führte
804 eine Kolonie gefangener Sachsen hierher. Lud-
wig der Fromme legte 822 die kaiserl. Pfalz, den
Saalhof am Main (s. S.40a) an. Unter den spätern
Karolingern hob sich das Ansehen F.s noch mehr,
sodaß es 876 Hauptstadt des Ostfränkischen Reichs
genannt wird. Die Selbständigkeit der Stadt begann
1220 mit Beseitigung des kaiserl. Vogts durch Fried-
rich 11.; die weitere Grundlage der Neichsfreiheit
wurden mehrere Gunstbriefe (1329) Kaiser Ludwigs
des Bayern, welcher der Stadt 1330 zu der bereits
bestehenden, seit 1240 durch Friedrich 11. beschirm-
ten Herbstmesse die Ostermesse und auch später manche
Ncchte und Freiheiten verlieh. Nachdem F. schon seit
Friedrich Barbarossa (1152) Wahlstadt gewesen war,
wurde dies Recht 1356 durch die Goldene Bulle be-
stätigt, welche noch auf dem Stadtarchiv aufbewahrt
wird; feit Maximilian II. (1562) sind auch alle Kaiser
hicr gekrönt worden. Endlich erwarb 1372 die Stadt
das kaiserl. Schultheißenamt. Im Dreißigjährigen
(1635) und Siebenjährigen (1759 - 62) Kriege so-
wie in den franz. Kriegen (1792, 1796, 1799, 1800,
1806) litt die Stadt bedeutend. Die reichsstüotische
Verfassung, wie sie infolge der V. FettmilchschenUn-
ruhen1612-16 im wesentlichen geworden war,wurde
1806 von Napoleon I. aufgehoben, und Stadt und
Gebiet dem Fürsten-Primas des Rheinbundes, Karl
von Dalberg, übergeben, zu dessen Nachfolger Eugen
Beauharnais bestimmt war. 1810 vergrößerte Napo-
leon das Gebiet durch Vereinigung F.s mit Hanau,
Fulda, Wetzlar und Aschaffenburg zu einem Groß-
herzogtum Frankfurt von 5230 ^m mit
302000E.BeidcrNeugestaltungDeutschlands(1815)
wurde F. zu einer Freien Stadt und 1816 zum Sitze
des Deutschen Bundes erklärt; 18. Okt. 1816 erhielt
F. eine auf der ehemaligen reichsstädtischen beruhende
neue Verfassung. Am 3. April 1833 erfolgte das
sog. Frankfurter Attentat (s. d.) und 1836 der An-
schluß an den Deutschen Zollverein. Schon früher
angeregte Verbesserungen und Abänderungen der
Verfassung wurden seit der Märzbewegung von
1848 nachdrücklicher betrieben, ohne daß jedoch die
darauf bezüglichen Bestrebungen und Verhandlun-
gen zu einem entscheidenden Ergebnis führten. In
F. tagte im April 1848 das sog. Vorparlament und
18. Mai 1848 bis 31. Mai 1849 die Deutsche Na-
tionalversammlung, wodurch die Stadt für einige
Zeit zum Mittelpunkt des polit. Lebens in Deutsch-
land wurde. Mehrere Tumulte, namentlich der Auf-
stand vom 18. bis 20. Sept. 1848, bei dem Generat
Auerswald und Fürst Lichnowski von dem Pöbel
ermordet wurden, mußten mit Waffengewalt unter-
drückt werden. (S. Deutschland und Deutsches Reich,
Bd. 5, S. 187 fg.) Seit 1859 hatte die Gesetzgebung
bedeutende Fortschritte gemacht, besonders durch
Einführung der Gewerbefreiheit, Aufhebung aller
Unterschiede zwischen den verschiedenen Konfessio-
nen und durch wesentliche Verfassungsänderungen.
Vom 17. Aug. bis 1. Sept. 1863 versammelte der
Kaiser von Österreich in F. die deutschen Fürsten um
sich zur Beschlußfassung über eine Reform der deut-
schen Bundesverfassung, doch blieben ihre Beratun-
gen ergebnislos. (S.Deutschland und Deutsches
Reich, Bd. 5, S. 199.) Da bei Ausbruch des Krieges
1866 F. auf feiten der Gegner Preußens stand,
ward die Stadt 16. Juli vom General Vogel von
Falckenstein mit der Division Goeben besetzt und
mit einer Kriegssteuer von 6 Mill. Fl. belegt. Seit
der Einverleibung F.s in das Königreich Preußen
laut Patent vom 18. Okt. 1866 bildete die Stadt
mit ihrem ehemaligen Gebiete, unter Zulegung des
vorher großherzoglich Hess. Teils des Ortsbezirks Nie-
der-Ursel, den Kreis F. Durch die neue Kreisord-
nung vom 7. Juni 1885 ist jedoch nunmehr die
Stadt F. zu einem eigenen Stadtkreis abgetrennt,
während die verbliebenen, ehemals Frankfurter Land-
gemeinden unter Zuteilung von noch weitern 10 Ge-
meinden (davon acht aus dem Reg.-Bez. Cassel) den
Landkreis F. (s. S.38d) bilden. Äm 10. Mai 1871
wurde der Frankfurter Friede (s. d.) abgeschlossen.
Im Sommer 1891 fand hier die Internationale
elektrotechnische Ausstellung statt.
Litteratur. Vöhmer, Urtundenbuch der Reichs-
stadt F. (Bd. 1, Franks. 1836); Kirchner, Geschichte
der Stadt F. (2 Bde., ebd. 1807-10); Vattonn,
Der Kaiscrdom zu F. (hg. von E. Kelchner, ebd.
1869^; Kriegt, Geschichte von F. (ebd. 1871); Archiv
für F.s Geschichte und Kunst (ebd. 1839-93); die
Beiträge zur Statistik der Freien Stadt F. (ebd.,
^ seit 1858); die Mitteilungen (seit 1860) und Neu-
i jahrsblätter des Vereins für Geschichte und Alter-