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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Frankreich (Einteilung und Bevölkerung)

näen, mit heißem Sommer, regenreichem Herbst, ohne Schnee; 5) das Auvergner oder limousinische Klima, auf dem Centralplateau, mit kalten Wintern, heißen, aber stürmischen Sommern; 6) das Klima des Rhône- und Saônethals, das sich an das der Mitte, an das Lothringens und der Ardennen anschließt, mit großen örtlichen Unregelmäßigkeiten; 7) das mediterrane oder provençal. Klima, die Zone des Mistral.

Die ursprüngliche Vegetation und die Kulturproduktion des Landes ist ungleich mannigfaltiger und reicher gestaltet als in Deutschland. Denn während die nördl. und östl. Hauptmasse von F. den günstigsten Teilen der mitteleurop. Flora angehört, nimmt die Mittelmeerflora die Provence und das Rhônebassin bis Montélimar im N. ein, und hier wird der Weinstock feldmäßig gezogen, die Olive überall zu lichten Gebüschen gepflanzt; hier bildet die Aleppokiefer weißschimmernde Haine, reifen in den Parks die Zapfen der Cedern. Der Südwesten des Landes, von den Cevennen an über das Garonnegebiet und nördlich bis über den Unterlauf der Loire hinaus, bildet dagegen eine atlantische Übergangszone zwischen den genannten Hauptfloren, in der die Bestände der immergrünen Eiche (Quercus ilex L.) das milde Klima am deutlichsten anzeigen. Die edle Kastanie wächst wild bis zur Champagne.

Die Fauna ist sehr mannigfach. Im N. eine verarmte mitteleuropäische, in welcher (z. B. in den Ardennen) der Wolf nicht fehlt, wird sie im S. sehr reich, indem hier eine bedeutende Menge südeurop.-mediterraner Formen einerseits und solche der Pyrenäen und Alpen andererseits hinzutreten. Eine Froschform, der Schlammtaucher (Pelodytes punctatus Daud.), ist bis jetzt bloß aus F. bekannt.

Einteilung und Bevölkerung. Vor der Revolution war F. in folgende 40 Gouvernements oder Provinzen eingeteilt: Isle-de-France, Paris, Champagne, Lothringen mit Bar, Metz und Verdun, Toul und Toulois, Elsaß, Flandern und Hennegau, Boulogne, Artois, Picardie, Sedan, Normandie, Le Havre, Bretagne, Maine, Anjou, Touraine, Orléanais, Berry, Nivernais, Bourbonnais, Bourgogne, Franche-Comté, Saumur, Poitou, La Marche, Aunis, Saintonge und Angoulême, Limousin, Auvergne, Guyenne und Gascogne, Navarra und Béarn, Lyonnais, Dauphiné, Languedoc, Foix, Roussillon, Provence, Corsica. (S. Historische Karten von Frankreich 4.) Um alle histor. Erinnerungen und Einrichtungen schon ihres Ursprungs willen zu vernichten, schwemmte die Revolutionsflut die alte Einteilung weg, und durch Beschluß der Nationalversammlung vom 12. Nov. 1789 wurde das Land in 83 meist nach den sie durchströmenden Flüssen oder nach Gebirgen genannte Departements zergliedert. Unter Napoleon stieg die Zahl derselben auf 130, beträgt aber gegenwärtig nur 87. Diese zerfallen in 362 Arrondissements mit 2881 Kantonen und 36144 Gemeinden. Diese Einteilung war eine wohlthätige Reform, da die verschiedene Größe und das sich gegenseitige Durchkreuzen der histor. Gebiete mit oft abweichenden Privilegien die Verwaltung erschwerten. Dennoch ist die alte Provinzeinteilung im Munde des Volks nicht verdrängt worden, da sich an sie die Verschiedenheiten physischer, industrieller und gesellschaftlicher Verhältnisse viel enger knüpfen als an die Departements. Das Land bedeckt einen Flächenraum von 528876 qkm und hat (1891) 38343192 E.

Die Tabelle auf S. 58 zeigt die Verteilung der Bevölkerung auf die einzelnen Departements.

F. soll zur Zeit Heinrichs IV. (um 1600) etwa 12, und 1700: 19-20 Mill. E. gehabt haben, und vor der Revolution wird die Zahl auf 25 Mill. geschätzt. Ein Gesetz vom 22. Juni 1791 verlangte eine allgemeine Volkszählung; allein erst 1801 und 1806 wurden die ersten vorgenommen und ergaben 27349902 und 29107435 E. Sie scheinen jedoch ebenso wie einige nachfolgende mehr eine Schätzung gewesen zu sein. Die wirklichen Zählungen ergaben:

1821: 30461000 E.

1841: 34250178 "

1846: 35400486 "

1851: 35783206 "

1856: 36139364 "

1861: 37386000 "

1866: 38067064 E.

1872: 36102921 "

1876: 36905788 "

1881: 37672048 "

1886: 38218903 "

1891: 38343192 "

Im J. 1860 wuchs die Bevölkerung durch die Einverleibung von Nizza und Savoyen um 689000 Seelen, nahm aber durch den Verlust von Elsaß-Lothringen 1871 um 1597000 ab. Von 1881 bis 1886 betrug die Vermehrung 546855 (1,25 Proz.), von 1886 bis 1891: 124289 Personen (0,32 Proz.).

Hinsichtlich der Dichtigkeit der Einwohner, die nur sehr langsam zunimmt, steht das Land unter den europ. Staaten an sechster Stelle. 1821 kamen 56, 1841: 65, 1861: 69, 1881: 71, 1886: 72,2 E. auf 1 qkm. Die Zählung von 1891 zeigte nur eine Zunahme auf 72,4. Die dichteste Bevölkerung haben die Depart. Seine, Nord, Rhône, Seine-Inférieure, Pas-de-Calais, Loire, Bouches-du-Rhône, Seine-et-Oise, Finistère; die dünnste die gebirgigen und sandigen Landschaften: Basses-Alpes, Hautes-Alpes, Lozère, Corsica, Landes, Aube, Cantal und Indre, wo die Einwohnerzahl ständig abnimmt. (S. Karte der Bevölkerungsdichtigkeit in Europa, Bd. 6, S. 429.)

Dem Religionsbekenntnis nach waren (1881) 29201703 Katholiken (78,50 Proz.), 692800 Evangelische (1,8 Proz.), 53436 Israeliten (die meisten im Depart. Seine), 33042 Anhänger anderer Glaubensbekenntnisse und 7684900 Personen ohne Angabe der Religion.

Nach der Zählung von 1886 war die Altersklasse von 25 bis 29 Jahren am stärksten, nämlich mit 2707670 Personen vertreten.

Verteilung auf die höchsten Altersklassen:

Altersklassen Männer Frauen Zusammen

75-79 263688 282184 545872

80-84 116464 133977 250441

85-89 41340 51124 93064

90-94 9013 12624 21637

95-99 1368 2090 3458

100 und darüber 66 118 184

Im J. 1891 waren nur 26,2 Proz. unter 15 Jahren, 62,3 Proz. standen zwischen 15 und 60 Jahren und 12,5 Proz. waren über 60 Jahre alt.

Der Nationalität nach ist die Bevölkerung einheitlicher als die anderer Staaten. (S. Französisches Volk.) Man unterscheidet: 1) die Wallonen im Norden zu 5 Proz., 2) die Bretonen in der Bretagne zu 3 Proz., 3) die Italiener im Südosten zu 1,1 Proz., 4) die Basken und Catalonier in den Pyrenäen zu 0,5 Proz., 5) die Israeliten zu 0,14 Proz., 6) Zigeuner und Cagots zu 0,05 Proz. der Bevölkerung, wonach dem franz. Stamme, d. h. dem Mischvolke von^[Fortsetzung übernächste Seite]