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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französische Revolutionskriege
nach Mannheim. Auf die Nachricht, das; Wartens-
leben an der Lahn durch überlegene Kräfte bedroht
sei, ließ Erzherzog Karl nur das Korps Mercandin
auf dem linken Rheinufer stehen und zog über Mainz
und Hockheim an die Lahn, wo er 13. Juni ein-
traf; auch Wurmser sendete eine Division nach der
Lahn. Moreau drängte 14. und 15. Juni die an
der Rehbach verbliebenen Teile des Wurmserfchen
Heers nach dem verschanzten Lager von Munden-
heim zurück, indes Iourdan 15. Juni bei Wetzlar
vom Erzherzog geschlagen wurde und sein Heer bei
Neuwied nach dem linken Rheinufer zurückführte;
sein linker Flügel (Kleber) zog nach dem verschanz-
ten Lager von Düsseldorf ab. Wurmser übergab!
den Befehl am Oberrhein 18. Juni an Graf Latour ^
und reiste nach Italien ab, und Moreau führte vom ^
24. bis 27. Juni bei Kehl 50000 Franzofen über z
den Rhein, zog an die Kinzig, warf am 28. die nur >
17000 Mann starken Österreicher an der Rench zu-
rück und besetzte Anfang Juli den Kniebispaß.
Der Erzherzog ließ gegen Iourdan zwischen Lahn
und Sieg 36000 Mann unter Wartensleben sowie
in Mainz 27000 Mann, er selbst näherte sich mit
60000 Mann 5. Juli der Murg, die von Truppen
der Oberrheinarmec besetzt war. Die Spitzen der
österr. Kolonnen trafen auf überlegene Streitkräfte
Moreaus und wurden 5. Juli bei Knppenheim und
9. bei Malsch geschlagen, worauf Erzherzog Karl
Truppen nach Mannheim und Philippsburg abgab
und sich mit der Hauptmasse seines Heers nach
Pforzheim 11. Juli zurückzog.
Auch amNicderrhein waren die Franzosen wieder
auf das rechte Rheinufcr zurückgekehrt und schlössen
abermals den Ehrenbreitstein ein, bemächtigten sich
auch der Labnbrücke bei Runkel, worauf Wartens-
lebcn die Lahn anfgab, am 10. Juli bei Friedberg
geschlagen wurde und tags darauf hinter den Main
in die Linie Afchaffenburg-Frankfurt a. M. abzog.
Dort standen jetzt 45000 Deutsche gegen 60000
Franzosen unter Iourdan, der auch den Königstein
einschließen ließ; bei Pforzheim stand Erzherzog
Karl mit 58 000 Mann gegen Moreaus 70000 Fran-
zosen; in den Festungen lagen 30000 Österreicher, !
die von 40 000 Franzosen eingeschlossen wurden, j
Moreau nahm 14. Juli Haslach, wurde aber beim z
Angriff auf die vom Erzherzog besetzte Neckarlinie
am 18. abgewiesen, woranf dieser nach Cannstatt,
Eßlingcn und Geisingen abrückte. Iourdan hatte am
13. Frankfurt a. M. beschossen, worauf Wartens-
leben abzog und 19. Würzburg erreichte, wo sich alle
seine Truppen vereinigten; als die Franzosen am 22.
Schweinsurt besetzten, ging er über den Main nach
Zeil. Der Erzherzog hatte bei Eßlingen einen An-
griff Morcaus abgeschlagen und war am 22. nack
^chorndorf marschiert; doch führte er nur 25 000
Mann, da die Kreistruppen von Württemberg und
Schwaben fowie die Sachsen das Heer verlassen
batten. Am 20. traf Erzherzog Karl bei Vöhmen-
tirch und Moreau bei Schorndorf ein. Im August
setzte er den Rückzug fort, erreichte am 3.Nördlingen,
9. Mädingen und Höchstädt. Morcau folgte nach
Nercsheim, wo ihn der Erzherzog am 11. angriff
und den franz. rechten Flügel mit großem Verluste
zurückwarf; doch blieb die Schlacht unentschieden.
'Um die seit dem Abmärsche von Pforzheim an-
gestrebte Vereinigung mit Wartcnsleben, der an
der Naab stand, herbeizuführen, ging der Erzher-
zog bei Donauwörth auf das rechte Donauufer
und marschierte, durch den Strom gegen Moreau
gedeckt, bis Ingolstadt. Dort ging er am 17. auf
das linke Donanufer über, liesi'jed'och 30000 Mann
unter Latour am Lech zurück, und an demselben
Tage griff Iourdan die Vortruppen Wartenvlcbens
an, die sich über Amberg nach der Naab zurück-
zogen. Der Erzberzog schlng am 22. eine Division
Iourdans bei Tciningen, traf am 23. in Neumarkt
ein und griff am 24. mit Wartensleben vereint
Iourdan bei Amberg an, der dort eine Nieder-
lage erlitt und nach Schweinfurt zurückging. Am
24. hatte Morcau bei Friedberg den Übergang über
den Lech erzwungen, worauf Latour die Isar be-
setzte und 7. Sept. nach Landshut zog. Erzherzog
Karl rückte 1. Sept. nach Würzburg, schlug am 3.
abermals Iourdan und erreichte am 8. Frankfurt
a. M.; tags darauf traf Iourdan an der Lahn ein
und hob die Einschließung von Castcl auf. Der
Erzherzog rückte unverzüglich gegen die Lahn vor,
nahm am 13. Wetzlar und nötigte durch mehrere
Gefechte Iourdan, am 17. die Lahn aufzugeben und
hinter die Sieg zu gehen. Am 29. schlugen die Fran-
zosen mehrere Angriffe auf Neuwicd ab, worauf
Waffenstillstand eintrat und die Franzosen bis auf
eine Division, die vor Düsseldorf stehen blieb, auf
das linke Rheinufer abzogen. Der Erzherzog ließ
33000 Mann unter dem Feldmarfchalllieutcnant
Werneck am Niederrhcin stehen und marschierte mit
16 000 Mann gegen Moreau, um mit Latour ver-
eint diesen ebenfalls vom rechten Rheinufer zu ver-
treiben. Moreau war auf die Nachricht vom Miß-
gefchick Iourdans 24. Sept. über den Lech an die
Iller zurückgegangen, setzte am 27. den Rückzug fort,
wurde von Latour 30. Sept. und 2. Okt. angegriffen,
warf diefen aber zurück, zog dann 4. Okt. durch das
Höllenthal ab, vertrieb dort einige vom Erzherzog
vorgesendete Parteigänger, unterlag jedoch am 19.
und 20. am westl. Eingang des Engpasses bei Em-
mendingcn gegen die seit dem 17. Ölt. vereinigten
Truppen des Erzherzogs und Latours und wurde
am 24. bei lHchliengcn nochmals geschlagen; er ging
darauf bei Hüningen über den Rhein. Erzherzog
Karl belagerte die Brückenköpfe von Kehl und Hü-
ningen, die 10. Jan. bez. 5. Febr. 1797 nach tapferm
Widerstände zur Kapitulation gezwungen wurden.
In Italien hatten 1796 die Feindseligkeiten früher
als in Deutschland begonnen. Unter Baron Veau-
lieus Oberbefehl standen in der Lombardei 32000,
in Piemont 5000 Österreicher und daneben 20000
Piemontesen, auf franz. ^eite stand ^cherer mit
der ital. Armee in der Riviera, Kellermann mit der
Alpenarmee in Savoyen. Am 27. März übernahm
Vonaparte den Oberbefehl über das franz. Heer in
Nizza; er war 9. April in Savona und ließ gegen
die Vocchetta demonstrieren, durch die Veaulieu ein
ital. Korps vorgehen ließ, das 10. April in die Riviera
einrückte, aber durch Massena am 12. zum Rückzüge
genötigt wurde und große Verluste erlitt; nur 700
Mann erreichten Mioglia. Inzwischen stand Colli mit
25000 Mann unthätig im Lager bei Ccva und verlor
durch die Gefechte von Cossaria und Millesimo die
Verbindung mit Veaulieu. Am 14. und 15. siegte
Masftna bei Dego über das Korps Argenteaus und
verdrängte hierauf Colli aus den Stellungen von
(5eva und Mondovi, gewährte sodann 28. April dem
Könige von Sardinien Waffenstillstand (gegen Räu-
mung der Citadelle von Cevcv, von Valenza, Cuneo
und Tortona) und ging bei Valenza über den Po.
Das österr. Hilfskorps verließ das piemont. Heer
hierauf und rückte zum Heere Beaulieus, der über