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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französischer Kalender - Französisches Festungssystem
eröffnet und 9. Febr. 1801 mit Österreich und dem
Deutschen Reiche zum Abschlüsse gebracht. Einige
Monate später folgte auch der Friede mit Ruhland,
England, der Pforte, Portugal und Neapel.
Auch zur See und in den Kolonien hatte
die Republik während der vorstehend geschilder-
ten Kriege mannigfache Kämpfe zu bestehen. Nur
22 Linienschiffe und 32 Fregatten waren 1792 dienst-
bereit; doch betrieb der Marineminister Monge
die Rüstungen eifrig und ergänzte das Seeoffizier-
torps, in dem große Lücken durch den Rücktritt der
Royalisten entstanden waren. Der Konvent befahl,
die Flotte anf den Stand von 5>2 Linienschiffen und
52 Fregatten zu bringen, beschloß überhaupt die
Ausrüstung von 346 bewaffneten Fahrzeugen und
ließ sogleich den Bau von 25 Linienschiffen und
20 Fregatten beginnen. Als nach der Kriegserklä-
rung gegen England Toülon in die Gewalt der Ver-
bündeten siel, entkam der Konteradmiral Samt-
Iulien mit 7 Schiffen; doch verbrannten die Eng-
länder 21 Schiffe im Hafen und zerstörten das Ar-
senal. Nach allen Kolonien wurden Schifssexpedi-
tionen entsendet, und viele glänzende Einzelgefcchte
zeugten von der Energie der franz^ Befehlshaber.
Franz. Kaper nahmen viele brit. schiffe fort, fo
z. V. bei Kap ^>t. Vincent, auch wurde bei Kap
Finisterre ein Teil derIamaitaflotte genommen und
Eorsica besetzt. 1794 wurde die dreifarbige Flagge
eingeführt. Am 29. Mai fchlug Viceadmiral Villaret-
Ioveuse auf der Höhe von Brest mit 26 Schiffen die
engl. Flotte unter Lord Howe, verlor jedoch in dem
31. Mai erneuten Kampfe 6 Schiffe. Im Mittelmeere
fanden mehrere unentfchiedene Kämpfe der franz.
Flotte des Konteradmirals Martin gegen die engl.
Flotte des Admirals Hotham statt, doch mußten die
Engländer das Mittelmeer aufgeben, als Holland
und Spanien sich mit Frankreich verbündet hatten.
Dagegen eroberten sie 16. Sept. 1795 unter Admiral
Elpdinstone das Holland. Kapland und nahmen
)6. Aug. 1796 die Holland. Flotte weg, die zur
Wiedereroberung dieser Kolonie unter Admiral
Lukas dort erschienen war. In Ostindien wurden
Trinkomale und Eolombo auf Ceylon, die Infeln
Banda und Amboina, die Besitzungen auf Malata,
in Weftindien Demerara und Berbice von den Briten
erobert und die Holland. Flotte 11. Okt. 1797 auf der
Egmonter Höbe fast vernichtet. Am 14. Febr. 1797
schlug der brit. Admiral Iervis aus der Höhe von
St. Mncent (s. d.) die span. Flotte unter Admiral
Eordova, die danach von Nelson im Hafen von Cadiz
blockiert wurde, und Admiral Harveyer eroberte Tri-
nidad. Eine 1796 geplante Landung eines von Ge-
neral Hoche geführten Truppenkorps an der irischen
Küste mißlang lediglich durch die Ungunst der Witte-
rung. Die ägyptische Expedition (s. d^) der Franzosen
hatte 1. Aug. 1798 die Niederlage der franz. Flotte
auf der Reede von Abukir (s. d.) zur Folge, die
Englands Seeherrschaft auf lange Zeit hlnaus fest-
stellte. Nach tapferer Gegenwehr erlagen nun viele
franz. Schiffe der engl. Übermacht einzeln oder in
kleinen Geschwadern, und nur im Juli 1801 lieferte
Konteradmiral Linois mit 3 Linienschiffen und einer
Der Desinitivfriede von Amiens (s. d.) 27. März 1802
unterbrach den Seekrieg nur auf kurze Zeit.
Vgl.Iomini, tli^wire äß8 Auevi'68 äe I^ievolu-
ü"u'(3. Aufl., 15 Bde. und 4 Atlanten, Par. 1820
-24); C. G. Schulz, Geschichte der Kriege in Europa
seit 1792 (15 Bde. in 23 Tln., Lpz. 1827-53); Ebu-
quet, 1^68 ßu6ll68 äs 1a Involution (10 Bde., Par.
1886 - 94); Rüstow, Die ersten FeldMe Bo^v
Partes 1796-97 (Zür. 1867); Clausewitz, Der Feld-
zug von 1796 in Italien (Hinterlassene Werke,
Bd. 4, 3. Aufl., Berl. 1890); Österreichische militär.
Zeitschrift (Wien), Jahrg. 1813, 1823,1827 - 33,
1835 - 36; Schörer, ?i'6ci8 ä68 0p6i-Hti0U8 mili-
tair68 ätt 1'ln-ni"6 ä'iwlio (Par. 1799); Erzherzog
Karl, Grundfätze der Strategie, erläutert durch die
Darstellung des Feldzugs 1796 in Deutschland
(Wien 1862); Jorck von Wartenburg, Napoleon
als Feldherr, Bd. 1 (2. Aufl., Berl. 1887).
Französischer Kalender (französisch-re-
publikanischer Kalender), s. Kalender.
Französischer Seidelbast, f. vapknß.
Französisches Festungsfyftem. Das Fe-
stllngssystem Frankreichs wurde nach den Ersabwo-
gen des Krieges 1870/71 und durch die Notwendig-
keit, die eines natürlichen Hindernisses entbehrende
neue Ostgrenze durch Befestigungswerke zu schützen,
von Grund aus umgestaltet. An dieser Grenze
wurden zwei große Verteidigungslinien geschaffen,
hinter welchen die neubefestigte Hauptstadt Paris
(s. d.) als Centralstcllung eintritt. Als neues Ele-
ment wurden Sperrsorts,' selbständige Werke bis zu
100 Kampfgeschützen mit einer Besatzung bis zu
1000 Mann eingeführt: sie baden die Bestimmung,
die wichtigsten Straßen, die Eisenbahnen und die
Flußübergänge zu decken sowie die großen Festungen
unter sich zu verbinden.
Die erste Verteidigungslinie beginnt bei Verdun,
folgt in südl. Richtung dem Laus der Maas, geht
bei Toul aufs Moselthal über und schließt sich im
Süden an die Schweizer Grenze an; in zweiter Liuic
liegen hinter ihr die Festungen Reims, ^angres und
Dijon. Von Jahr zu Jahr find die Ausgaben, wie
überhaupt "für die nationale Verteidigung", so für
die Befestigungen gestiegen und betragen für letztere
schon 900 Mill. Frs. Die Zahl der fo entstandenen
Fchnngen und selbständigen Werke ist sebr groß,
und die Gefahr scheint schon vorhanden zu sein', daß
die dasür zersplitterten Verteidigungskräfte die für
die Feldarmee nötigen Truppen verringern.
Derjenige Teil der franz. Grenzbefestigung gegen
Deutschland, welcher sich zwischen den^ Festungen
Vcrdun und Toul dem Laufe der Maas anpaßt, ge-
hört zu den Maasbefestigungen (s. d.); gegen Bel-
gien sind als wichtigere Plätze der ersten Linie
hervorzuheben: Lille (großer Waffenplatz), Valen-
ciennes, Maubeuge (großer Waffenplatz), Mont-
medy, Longwy (letztere beiden auch wichtig gegen
Deutschland); Plätze der zweiten Linie sind 'die
neuerdings ausgebauten La Fcrc und Laon.
Der südl. Teil der Grenze gegen Deutschland wird
durch die Befestigungen der obern Mosellinie ge-
schützt; dieselbe stützt sich im N. auf die Festung
spinal, im S. auf Vclfort und enthält als Ver-
stärkung die Forts Arches, Parmont (Remiremont),
Chäteau-Lambert, Rupt und Ballon dc Servance,
welche die Zugänge zum Moseltbal und alle die
Vogcscn durchsetzenden Straßen und Eisenbahnen
unter Feuer halten. Südlich von Belfort, das, mit
9 Forts umgeben, zwischen Jura und Vogesen die
trou^ cl0^6lf0i-t sperrt, bis zur Schweizer Grenze
sind die Forts de la (5haur und Mont-Bard sowie
dic Werke von Lomont mit ihren Anschlüssen, welche
die Übergänge über den Doubs behaupten.