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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französisches Heerwesen
600 FrZ., je nach der Dauer der Verpflichtung, ge-
zahlt; außerdem erhalten die Weiterverpstichteten
Soldzulagen, doch ist im allgemeinen der Andrang
zum Dienst in der Kolonialarmee nicht groß, so daß
auch hier die Etatsstärken selten erreicht werden.
1893 betrug die Zahl der Freiwilligeu und "Ren-
gagierteu" bei der Kolonialarmee 6012 Mann, bei
den Truppen im Innern des Landes mehr alc>
das Dreifache, nämlich 19 615 und bei der Marine
über 7000 Mann.
Wenn die eigentlichen Bestandteile der Kolonial-
armee nicht ausreichen, namentlich bei kriegerischen
Unternehmuugen, so werden Ergänzungen aus den
Marinetruppen und auch aus der Landarmee ver-
fügt; so bestand das rund 35000 Mann starke
Expeditionskorps in Tongking zu 13000 Mann aus
europ. oder afrik. Truppen der 19. Region. Die
Occupationsbrigade in Tunis besteht aus 1 Zuaven-
regiment, 1 algerischen Tirailleurregiment, 1 leich-
ten afrik. Infanteriebataillon, 1 Jägerregiment
zu Pferd, 1 Regiment Spahis, 2 Feldbatterien,
1 Festungsbatterie, 1 Geniecompagnie und 2 Train-
compagmen.
Zur Zeit (1895) ist man mit einer Erpedition nach
Madagaskar beschäftigt; die für dieselbe bestimmten,
in einem Lager versammelten inländischen Mann-
schaften sind nach Besichtigung durch den Präsiden-
ten Faure nach dem Operationstheater abgegangen.
Für die Expedition ist ein Ertrakredit von zunächst
65 Mill. Frs. bewilligt worden.
Endlich ist noch die Neubildung von Sahara-
truppen zu erwähnen, die durch Gesetz vom 5. Dez.
1894 vorläufig in der Stärke von 1 Bataillon und
1 Eskadron geschaffen worden sind; es soll dadurck
die Möglichkeit geboten werden, Truppenteile des
19. Armeekorps in Algerieu, die bisher die Aus-
gaben jener zu erfüllen hatten, im Falle einev
Krieges in Europa mit heranzuziehen.
Das Heeresdudget betrug 1890: 556 333550,
1891: 675 729040,' 1892: 645 754425, 1894:
63461013! und 1895: 637 888 370 Frs.
Die Fortschritte, die seit 1871 in der franz. Armee
gemacht worden sind, haben in 21 Jahren 18 Mil-
liarden gekostet oder 15368 Millionen ohne die
Militärpensionen und Ausgaben für die Bahnen.
Die Wiederherstellung des Kriegsmaterials erfor-
derte 2891 Millionen, nämlich:
für Artillerie.......1565149600 Frs.
" Geniewefen...... 781560536 "
" Verwaltungsbehörden 81388730 "
" Bekleidung...... 242594022 "
" Gesundheitsdienst. . . 22991583 "
" Remonte....... 27847591 "
" Eisenbahnen..... 35671645 "
Die laufenden Ausgaben betragen durchschnittlich
jährlich 580 Mill. Frs.
Der Sold der Offiziere, der 1869 durchschnittlich
nur 2700 Frs. betrug, ist jetzt auf 3300 gestiegen.
So erhalten die Unterlieutenants 2340 (statt 1850)
Frs., die Hauptleute 3420 (statt 2750) Frs., die
Obersten 8136 (statt 6000) Frs. Der gemeine Soldat
erhält 60 Cent. mit der Entschädigung für Fleifch,
statt 48 Cent. im 1.1869. Die Prämien für die Ka-
pitulanten nehmen alljährlich 14 Mill. in Anfpruch.
Nniformierung. Infanterie: dunkelblauer
Waffenrock mit gelbem Kragen, schwarzen Kragen-
patten und roten Epauletten, rote.hose, blaugrauer
Mantel, gelbe Knöpfe, rote Mütze mit blauem
Rande, schwarzes Lederzeug, Schnürstiefel; Fuß-
jäger abweichend hiervon blaue Kragen am Waffen-
rock, grüne Epauletten, blaugraue Hose, blaue
Mütze; Zuaven blaue Jacke und Weste mit rotem
Besatz, hellblaue Leibbinde, rote, weite Beinkleider,
roten Fes mit blauer Quaste; Turkos wie Zuaven,
aber mit gelbem Besatz an Jacke und Weste. Ka-
vallerie: Kürassiere und Dragoner dunkelblaue
Waffenröcke mit rotem bez. weißem Kragen, weih-
metallene bez. Stahlhelme mit gelben Beschlägen
und Schuppentetten, schwarzem Roßbusch, rote
Epauletten und Reithosen; die Kürassiere Swhlhar-
nisch und einen roten Haarstutz am Helm. Chasseurs
und Husaren hellblaue Attilas mit rotem bez. hell-
blauem Kragen und schwarzer bez. weißer Veschnü-
rung, weiße Knöpfe, rote Reithosen, hellblaue Käppis,
schwarzes Lederzeug. Artillerie: dunkelblauer
Attila mit rotem Kragen, schwarzer Beschnürung
und gelben Knöpfen, dunkelblaue Hofe mit rotem
Streifen, dunkelblaues Käppi mit rotem Vorstoß,
schwarzes Lederzeug. Genietruppe: wie die Ar-
tillerie, aber mit schwarzen Patten am dunkelblauen
Waffenrock. Train: hellblauer Attila mit rotem
Kragen und Achfelschnüren, schwarzer Veschnürung
und weißen Knöpfen, rote Neithofe, rotes Käppi
mit Lederbefatz und rotem Vufch, schwarzes Leder-
zeug. Für die Unteroffiziere und Mannschaften der
Gebirgsartillerie ist seit 1894 an Stelle des Attilas
eine mit Schnüren besetzte Jacke eingeführt. Die Offi-
ziere tragen goldene oder silberne Treffen und Ver-
zierungen an der Kopfbedeckung und den ^trmelailf-
schlägen sowie goldene Epauletten oder Schulterstücke.
Die Vekleiduug und Ausrüstung des ganzen Heeres
ist aus vorzüglichem Material hergestellt und sehr
reichlich bemessen.
II. Kriegsmarine. Die Marine wird gebildet durch
freiwillig Eintretende, durch Wiederverpflichtete und
Lente des jährlichen Kontingents, die bei der Los-
ziehung in jedem Kanton die wenigst hohe Nummer
gezogen haben, doch nur in dem Fall, daß die erstem
beiden Kategorien nicht die nötige Zahl an Mann-
schaften geliefert haben. Die Flotte enthält (1893)
folgende'Echiffe: 1) Gepanzerte Schiffe: 17 Ge-
schwaderpanzerschiffe mit znfammen 295 Kanonen
(ausschließlich Schnellfeuer- und Revolverkanonen)
und 11271 Mann Besatzung; 8 Panzerkreuzer mit
97 Kanonen und 3208 Mann; 13 Küstenpauzerschisfe
mit 58 Kanonen und 3061 Mann; 6 Panzerkanonen-
boote mit 15 Kanonen und 538 Mann; zusammen
44 Panzerschiffe mit 465 Kanonen und 18078 Mann
Besatzung. 2) Un gepanzerte Schiffe: 8 Kreuzer-
fregatten, davon 6 mit Panzerdeck, mit zusammen
444 Kanonen und 3875 Mann; 9 Kreuzer I. Klasse
mit 130 Kanonen und 2423 Mann; 11 Kreuzer
I l.Klasse mit 88 Kanonen und 2190 Mann; 14Kreuzer
111. Klasse (davon 6 mit Panzerdeck) mit 68 Kanonen
und 2298 Mann; 12 Avisos 1. Klasse mit 44 Kano-
nen und 1336 Mann; 24 Avisos II. und III. Klasse
mit 110 Kanonen (nur Schnellfeuer- oder Revolver-
kanonen) und 1405 Mann; 14 Kanonenboote mit
44 Kanonen und 1086 Maun; 27 Kanonenboots-
schaluppen mit 49 Kanonen und 1226 Mann; 4 Tor-
pedokreuzcr (alle mit Pauzerdeck) mit 24 Kanonen
und 536 Mann; 8 Torpedoavisos mit 56 Kanonen
lnur Schnellfeuer- oder Revolverkanonen) und 504
Mann; 11 Hochseetorpedoboote mit 24 Kanonen und
311 Mann; 14 Torpedoboote I. Klasse mit 28 Ka-
nonen und 300 Mann; 83 Torpedoboote II. Klasse
mit 16l; Kanonen und 1328 Mann; 41 Torpedo-
boote III. Klasse mit 410 Mann; 6 Torpedowacht-