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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814'

Kolonnen gegen Oporto, wo Soult noch immer stand, vor, überschritt am 12. den Duero, drängte durch Seitenkolonnen sehr geschickt die aus Oporto abziehenden Franzosen von der Straße nach Amarante ab und trieb sie fluchtartig über den Paß von Ruivaes am 18. nach Montalegre, wobei die franz. Artillerie und der Fuhrpark genommen wurden. Soults Korps war ziemlich aufgelöst, und Wellesley konnte es zunächst sich selbst überlassen und nach dem Süden marschieren. Dort war das Korps Victor bei Alcantara über den Tajo gegangen und gegen Lissabon vorgerückt, doch erreichte Wellesley bereits in den ersten Tagen des Juni den Tajo und bestimmte dadurch den Marschall Victor, sich ohne Kampf zurückzuziehen.

Im Ebrothale fanden die Franzosen bei Saragossa (s. d.), das durch Palafox verteidigt wurde, unerwartet hartnäckigen Widerstand. Vom 20. Dez. 1808 bis 20. Febr. 1809 dauerte der Häuserkampf und nahm 36000 Mann franz. Truppen unter Marschall Lannes gänzlich in Anspruch; dann ergab sich Saragossa. Man ließ 14000 Mann unter Suchet in Aragonien stehen und sendete die übrigen franz. Truppen unter Mortier nach Castilien. Die Spanier versuchten unter Blake von Valencia aus Saragossa wiederzunehmen, wurden jedoch von Suchet bei Sta. Maria 17. Juni auseinander gesprengt. Die Centraljunta hatte auch in Estremadura ein neues Heer (53000 Mann) unter Cuesta zusammengebracht, auch sammelte der Marquis Romana bei Genabria Truppen, und Vigo wurde von den Spaniern erobert. Zuerst kämpfte Ney, später auch Soult gegen Romana, doch ließ sich dieser nicht aus Galicien vertreiben und wich jedem größern Kampfe geschickt aus. Soult rückte 24. Juni nach Genabria, dann nach Zamora, Rey wurde bei Payo von Murillo geschlagen, räumte darauf Coruña 22. Juni und entfernte sich ganz aus Galicien. Um diese Zeit bildeten sich in Spanien unter dem Namen Guerrillas (s. d.) Freischaren, die auf eigene Hand gegen die Franzosen einen Rachekrieg führten, durch den es den franz. Truppen bald unmöglich wurde, sich anders als in größern Kolonnen außerhalb der von ihnen besetzten Städte zu bewegen.

Zu dem in Estremadura gesammelten Heere Cuestas (37000 Mann, davon 7000 Reiter) ließ Wellesley aus Portugal 9000 brit. Soldaten stoßen und führte dies Heer persönlich auf dem rechten Tajo-Ufer gegen Madrid, während auf dem linken Ufer 14000 Spanier unter Venegas auf Toledo und Aranjuez marschierten und Lord Beresford mit 20000 Portugiesen die in Leon stehenden Franzosen festhielt; die Lusitanische Legion wurde auf 5000 Mann verstärkt und unter Wilson selbständig im Rücken der franz. Korps verwendet. Am 20. Juli vereinigte sich Wellesley bei Plasencia mit Cuesta, der jedoch im weitern Vormarsch von Victor am 23. angegriffen und zurückgeworfen wurde. Wellesley ließ das verbündete Heer bei Talavera de la Reina Stellung nehmen und wies in dieser 27. und 28. Juli alle Angriffe des 47000 Mann starken franz. Heers unter König Joseph blutig zurück, sodaß die Franzosen sich hinter die Alberche zurückziehen mußten. Wellesley erhielt für diesen Sieg den Titel eines Herzogs von Wellington. Auf die Nachricht von der Schlacht bei Talavera schritt Soult unverzüglich zum Angriff, nahm den Banospaß und besetzte 2. Aug. Plasencia. Das verbündete Heer ging 4. Aug. bei Arzobispo über den Tajo und trennte ↔ sich, da Cuesta sich den Anordnungen Wellingtons nicht fügte und andererseits auch nicht dazu zu bewegen war, entscheidende Maßregeln auf eigene Verantwortung zu treffen; Wellington führte seine brit. Truppen über Deleytosa nach Badajoz, und Cuesta trat nach einer am Tajo durch franz. Kavallerie erlittenen Schlappe den Oberbefehl an Ariezaga ab. Durch den unvermuteten Rückzug des verbündeten Heers war Wilson, der ganz nahe bei Madrid stand, der Verbindung beraubt und mußte sich nach Castel Branco zurückziehen. Auf dem linken Tajo-Ufer hatte Venegas Toledo beschossen und 30. Juli ein franz. Korps bei Aranjuez geschlagen, dann aber 10. Aug. bei Almonacid eine Niederlage erlitten, nach der er seine Truppen zum Heere Ariezagas führte und dieses auf 50000 Mann brachte. Ariezaga marschierte auf Madrid, wurde jedoch bei Ocaña 19. Nov. geschlagen, worauf sich sein Heer größtenteils zerstreute. Bei Salamanca siegte 18. Okt. der Herzog del Parque über Kellermann, wurde jedoch 28. Nov. bei Alma de Tormes geschlagen und sammelte die Trümmer seines Heers unter dem Schutze der Engländer hinter der Coa.

Im Jan. 1810 stand Ariezaga mit 30000 Mann in der Sierra Morena, wurde jedoch von Soult mit 55 000 Mann 20. Jan. angegriffen und geschlagen, Soult besetzte hierauf Cordoba und Sevilla, wo ungeheure Vorräte in seine Hand fielen. Ariezaga wurde 28. Jan. bei Granada und 5. Febr. bei Malaga von Sébastiani geschlagen, womit der Widerstand im Süden gebrochen schien; doch gelang es dem mit 8000 Mann in Estremadura stehenden Herzog von Albuquerque, sich über Carmona und Lebrija 4. Febr. nach Cadiz zu werfen. In Catalonien hatte Saint-Cyr nach langwieriger Belagerung 10. Dez. 1809 das von Don Marian Alvarez heldenmütig verteidigte Gerona zwar genommen, sonst jedoch keine Fortschritte gemacht. An seine Stelle trat Augereau, der seit 20. Jan. 1810 Hostalrich belagerte und im Mai nahm, nachdem die Besatzung sich, vom Hunger zum Aufgeben des Platzes gezwungen, großenteils durchgeschlagen hatte. Nun übernahm dort Macdonald den Oberbefehl. Spanien hatte in Catalonien keine Feldarmee mehr aufgebracht und seine Widerstandskraft schien gebrochen, auch war der bisherige Sitz der Centraljunta, Sevilla, in Feindeshand. England entschloß sich deshalb, auf der Pyrenäischen Halbinsel mit erheblich stärkern Mitteln als bisher den Krieg gegen Napoleon zu führen, bevor die Spanier durch die franz. Übermacht gänzlich erdrückt wären. Man brachte die portug. Soldtruppen unter Lord Beresford auf 30000 Mann und sendete an Lord Wellington namhafte Verstärkungen.

Wellington hatte bei Lissabon ein starkes verschanztes Lager anlegen lassen und die Schlagfertigkeit der portug. Truppen durch allerlei organisatorische Maßregeln erhöht; die «Linien von Torres Vedras» sperrten die Landenge von Alhandra bis zur Mündung des Lizandra und deckten die portug. Hauptstadt gegen jeden Angriff von der Landseite her, auch Peniche und Abrantes wurden stark befestigt. Wellington hatte im Jan. 1810 51000 Mann, darunter 3000 Reiter, unter seinem Befehl, gegen die Anfang April Marschall Masséna mit 72000 Mann, darunter 6000 Reiter, anrückte. Masséna führte die aus alten Soldaten zusammengesetzten Korps von Rey und Junot von Salamanca 26. April nach Ciudad-Rodrigo, das 10. Juli

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 222.