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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Fremdwörter

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Fremdwörter

zuwenden. In der Harnblase geben F. zur Bildung von Blasensteinen Veranlassung. Zuweilen werden durch die F. dem Körper tödliche Giftstoffe zugeführt, vor allem, wie oben erwähnt, Bakterien. So kann nach einer Splitterverletzung, z. B. am Finger, Tod durch "Blutvergiftung", durch Wundstarrkrampf u. dgl. erfolgen, wenn der Splitter nicht baldigst entfernt und die Wunde antiseptisch behandelt wird. Wenn die betreffenden F. sehr spitz sind, wie z. B. die Nadeln, so erfolgt bisweilen durch Muskelbewegungen eine förmliche Wanderung derselben innerhalb des lockern Bindegewebes durch den Körper, sodaß sie schließlich in einer von dem ursprünglichen Ort des Eindringens weit entfernten Körpergegend zum Vorschein kommen können. Auch Kugeln "wandern" nicht selten.

Die Entfernung aller F. ist immer nur von sachkundiger Hand vorzunehmen; ausgenommen sind hiervon nur diejenigen F., welche zufällig in den Schlund und Kehlkopf geraten und wegen drohender Erstickungsgefahr augenblickliche Entfernung, auch durch Laienhand, erheischen. Gar nicht so selten geschieht es, daß beim hastigen Essen große Bissen im Schlunde stecken bleiben, sich hier festkeilen und plötzliche Erstickungsnot resp. Tod hervorrufen. In solchen Fällen öffne man schnell den Mund des Erstickenden, fahre mit Zeigefinger und Daumen tief in den Mund hinein und suche den Bissen im Schlunde festzuhalten und heraufzuziehen. Wenn dies nicht gelingt, so drücke man Brust und Bauch des Erstickenden gegen einen Tisch und führe mit der Faust einige kurze kräftige Schläge gegen seinen Rücken (zwischen die Schulterblätter), wodurch die Luft aus den Lungen herausgepreßt und so der eingekeilte Bissen oft genug gelockert und nach außen geschleudert wird. Der Arzt bedient sich zum Herausziehen derartiger F. meist zangenförmiger Instrumente, der sog. Schlundzangen, oder er versucht auch wohl mit der Schlundsonde dieselben in den Magen hinabzustoßen.

Sind F. in das Auge gelangt (am häufigsten Kohlenpartikelchen, Staub, Sandkörner, kleine Insekten, Grannen von Kornähren, Drehspäne u. dgl.), so ist es häufig notwendig, behufs ihrer Entfernung das obere Lid umzustülpen. Man läßt zu diesem Zwecke den Blick scharf nach abwärts richten, faßt dann die Wimpern des obern Lides mit den Fingern und zieht sie nach abwärts und vorwärts vom Auge ab, wobei man mit einem Finger der andern Hand einen leisen Druck auf den obern Teil des Augenlides ausübt und so die Umstülpung erleichtert. Kommt man auf die angegebene Art nicht zum Ziele, so unterlasse man alle weitern Manipulationen, namentlich alles Reiben, und wende sich möglichst bald an einen Augenarzt.

Bei allen F. der Nase und des Ohres muß sich der Laie durchaus aller gewaltsamen Ausziehungsversuche enthalten, da durch dieselben der fremde Körper zumeist nur noch tiefer in die betreffende Körperhöhle hineingetrieben und zudem gewöhnlich noch mancherlei arger Schaden (Entzündung, Blutung, beim Ohr Durchbohrung des Trommelfells u. dgl.) gestiftet wird. Allenfalls mag der Laie bei fremden Körpern, die in den äußern Gehörgang gerieten, das Ausspritzen desselben mit lauwarmem Wasser versuchen, wodurch in den meisten Fällen, wenn es sofort angewendet wird, der betreffende Gegenstand nach außen entleert wird. Nicht selten gelangen auch kleine Tiere (besonders Insekten) in den Gehörgang und können hier unangenehme Empfindungen, Schmerzen, Entzündung, ja selbst Krämpfe verursachen. Wie bei den leblosen F. leisten auch hier Einspritzungen mit lauwarmem Wasser oder Öl im allgemeinen die besten Dienste. Gelingt die Entfernung des F. nicht auf die angegebene Weile, so wende man sich rechtzeitig an einen Ohrenarzt.

F. im Magen-Darmkanal entfernt man am besten durch sog. "Kartoffelkur", d. h. man giebt Kartoffeln in der verschiedensten Zubereitung, ferner sonstige vegetabilische Nahrung, sodaß der F. gleichsam in dieser Pflanzenkost eingehüllt durch den Mastdarm ohne Schaden abgeht. Zuweilen können F. im Magen-Darmkanal nur durch Operation entfernt werden.

Fremdwörter, Wörter und Ausdrücke, die dem eigenen Bereiche einer Sprache von Hause aus nicht angehören, sondern aus andern, fremden Sprachen aufgenommen worden sind, finden sich in allen Sprachen, auch im Deutschen in bedeutender Anzahl. Zum Teil, und das gilt hauptsächlich für die französischen F., haben sie im Deutschen Eingang gefunden zu einer Zeit, als das deutsche Nationalbewußtsein so schwach war, daß es zum guten Ton gehörte, sich der als feiner geltenden franz. Sprache zu bedienen. Diese Eindringlinge wieder auszumerzen ist seit dem 17. Jahrh. bis auf unsere Tage eine berechtigte nationale Forderung und eine Forderung des guten Geschmacks. Weit größer ist aber die Zahl der einwandsfreien F., die die Deutschen bei den erweiterten Kulturbedürfnissen mit den neu aufgenommenen Gegenständen oder Begriffen notwendigerweise mit übernehmen mußten und die den Wortschatz so vielseitig bereichert haben.

Als die Germanen in den Bereich der röm. Kultur traten, deren Erben sie später werden sollten, haben sie eine außerordentlich große Zahl lateinisch benannter Dinge neu kennen gelernt. Diese Kulturperiode beginnt bereits im 1. Jahrh. n. Chr. Den erweiterten Handelsbeziehungen dankt das Deutsche die Wörter: Münze (moneta), das Pfund (pondus), Straße (strata) und Meile (milia). Mit dem Weinbau sind die Wörter Wein (vinum), Most (mustum), Kelter (calcatura), Winzer (vinitor) aufgenommen worden. Die röm. Baukunst brachte Mauer (murus), Kalk (calx), Keller (cellarium), Söller (solarium), Kammer (camera), Pfosten (postis), Pforte (porta), Fenster (fenestra), Schindel (scindula), Ziegel (tegula), Speicher (spicarium). Man dehnte sich auf weichem Pfühl (pulvinus) von Flaum (pluma). In dem Hause bürgerte sich Tisch (discus) und Spiegel (speculum) ein und mit der Küche (coquina) auch Koch (coquus), Kessel (catinus), Essig (acetum), Senf (sinapi), Käse (caseus) und die Pflanze (planta), die Frucht (fructus) der Pflaume (prunum), Feige (ficus), des Pfirsich (persicum), Kürbis (concurbita) und Rettich (radix), Kohl (caulis) und Pfeffer (piper).

Die zweite Schicht von F. brachte die röm. Kirche. Der Pfaffe (papa), Priester (presbyter), Bischof (episcopus) ließ Klöster (claustrum) bauen für Mönche (monachus) und Nonnen (nonna). Man glaubte an Engel (angelus) und Teufel (diabolus), beging die Feier (feria) des Festes (festum) der Pfingsten (pentecoste); man hörte die Messe (missa), predigte (predicare) und segnete (signare) oder verdammte (damnare). In der Kirche (cyriacum) sah man Kreuz (crux), Kelch (calix), Orgel (organum) und Altar (altare). Aber auch die Schule