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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedberg (Robert) - Friedensbruch
preuß. Geschichte, die er zum Teil in der "Histor.
Zeitschrift" und den "Forschungen zur brandend.-
preuft. Geschichte" veröffentlicht hat.
Friedberg, Robert, Nationalökonom und Poli-
tiker, geb. 28. Juni 1851 zu Verkin, studierte seit 1871
Nechte und Staatswissenschaften in Berlin, Heidel-
berg und Leipzig, habilitierte sich 1877 an letzterer
Unwcrsität für Nationalökonomie und wurde 1885
außerord., 1894 ord. Professor der Staatswissen-
schaften in Halle. Seit 1886 ist er für Halle und
den Saalkreis Mitglied des preuß. Abgeordneten-
Hanfes, wo er sich der nationalliberalen Partei an-
schloß, seit 1893 gehört er auch dem Reichstag an,
wo er den zweiten anhaltischen Wahlkreis vertritt.
F. veröffentlichte: "Die Vörsenstcuer" (Berl. 1875),
"Die Besteuerung der Gemeinden" (ebd. 1877),
"Vorschläge zur technischen Durchführung einer
vrozentualcu Vörfenstcuer" (Jena 1882) fowie ver-
schiedene Aufsätze, besonders in Hildebrands "Jahr-
büchern für Nationalökonomie und Statistik".
Friede bedeutet ursprünglich den innerhalb der
staatlichen Gemeinschaft herrschenden Zustand der
Rechtsordnung, im Gegensatze zu dem Verhalten
gegen andere ähnliche Gemeinschaften und deren
Angehörige, für welches Feindschaft und Kampf als
der natürliche Zustand galten, an dessen Stelle ein
rechtliches und freundschaftliches Verhältnis nur
durch besondern Vertrag begründet werden konnte.
Die Fortschritte der staatlichen Rechtshandhabung
gegenüber der im Mittelalter noch in weitem Um-
fange zugelassenen Selbsthilfe (f. Fehde) werden da-
durch bezeichnet, das; man den besondern Rechtvscbutz,
den gewisse Personen, Sachen und Qrtlichkeiten auch
während der Fehde genießen sollten, als Haus-,
Burg-, Markt-, Ding- oder Gerichts frieden
u. a., die für bestimmte Wochentage und Zeiten mit
kirchlichem Einflüsse durchgesetzte Waffenruhe als
Gottes frieden, endlich die besonders vereinbarte
und beschworene Ausschließung aller Fehde für einen
gewissen Zeitraum, zuletzt dauernd, Landfrieden
nannte. In der heutigen Rechtsfprache hat sich die
Erinnerung an diese Entwicklung nur darin erhalten,
daß gewisse Verletzungen der Rechtsordnung als
Friedensbruch und die unter besondern: Nechts-
schutze stehenden Personen und Sachen als befrie-
dete bezeichnet werden. Sonst gehört dcrVegriff des
F. nnr noch dem Völkerrecht an, und zwar gilt er im
heutigen europ. Völkerrecht (s. d.), weil er von einer
geschichtlichen Staatengemeinschaft ausgeht, als die
regelmäßige und dauernde Rechtsordnung derselben,
welche nur ausnahmsweise durch den Krieg (s. d.)
unterbrochen und durch den Friedensschluß (s. d.
und Friedensvertrag) wieder hergestellt wird. Den
sichtbarsten Ausdruck erhält der F. in der Untcr-
haltuug der gegenseitigen ständigen diplomat. Vcr-
tretuug, unter deren Schutz sich der iutcrnationale
Verkebr der Staatsangehörigen bewegt und durch
deren Vermittelung er in Staatsverträgen Sicherung
und Förderung crbält. Über die Bestrebungen zur
Herstellung des"ewigenFriedens" s.Friedensfreunde.
Friedeberg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez.
Frankfurt, hat 1101,44 hkm, (1890) 57 194 (27 458
männl., 29 736 weibl.) E., 3 Städte, 91 Land-
gemeinden und 35 Gutsbezirkc. - 2) F. in der
Neumark, Kreisstadt im Kreis F., in 80 in Höhe,
an der Linie Berlin-Kreuz-Königsberg der Preuß.
Staatsbahnen (Bahnhof 6 kin entfernt), Sitz des
Landratsamtcs und eines Amtsgerichts (Landgericht
Landsberg a.W.), hat (1890) 6431 E., darunter
Vrockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. VII.
84 Katholiken und 196Israeliten, Post erster Klasse,
Telegraph, Fernsprechverbindung, königl. Gymna-
sium (seit 1880; Direktor Schueider, 11 Lehrer,
7 Klassen, 115 Schüler), königl. Schullehrerseminar
(seit 1888), Präparandenanstalt, höhere Mädchen-
schule, Vorfchußvercin; Gerberei, bedeutenden Acker-
bau und Handel mit Getreide und Spiritus sowie
Schlachtvieh und Lebensrnitteln nach Berlin. Von
den alten Befestigungen der seit 1260 bestehenden
(^tadt ist nur noch das got. Driesener Thor er-
kalten. - 3) F. am Queis, Stadt im Kreis
Löwenbcrg des preuß. Neg.-Vez. Liegnitz, in 320 in
Höhe, links am Queis und an der Nebenlinie
Greiffenberg-F. (8,7 km) der Preuß. Staatsbahnen,
Sitz eines Ämtsgerichts (Landgericht Hirfchberg),
hat (1890) 2670 E., darunter 466 Katholiken,
Post zweiter Klasse, Telegraph, städtifche Sparkasse,
Flachsgarnspinnerei (über 5000 Spindeln), große
Bleicherei sowie Fabrikation von Papier, Cement-,
Holz-, Töpfer-, Strumpfwaren und Schuhen. Etwa
5 Km entfernt Bad Flinsberg.
Friedeck, alter Name der Stadt Briefen (s. d.).
Friedet', Stadt mit eigenem Statut in Öster-
reichisch-Schlesien, an der rechts zur Oder gehen-
den Ostrawitza, an den Linien Kojetein-Vielitz und
Mährisch-Ostrau-Friedland (Station F.-Mistek) der
Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, gegenüber der mähr.
Stadt Mistek, hat (1890) mit der Schloßgememde
(I^äeck)' ^am6k, 1859 E.) 10,23 hkni und 7374
meist czech. E. (2639 Deutsche, 292 Polen), Bezirks-
gericht (422,09 hkm, 33 Gemeinden, 36 Ortschaften,
38788 E.) in der Vezirkshauptmannfchaft Teschen,
eine uralte Stadtpfarrkirche, Marienwallfahrtskirche
auf einer Anhöhe, Schloß des Erzherzogs Albrecht
und bedeutende Baumwollindustrie. In der Nähe
befinden sich die erzherzogl. Eisenwerke Vaschka
(1251 E.) und Karls Hütte mit einem großartigen
Walzwerke.
Friedenau, westl. Vorort von Berlin (s. d., Bd. 2,
S. 794a), im Kreis Teltow des preuß. Reg.-Bez.
Potsdam, 4,9 1cm vom Potsdamer Bahnhof in
Berlin, an der Linie Berlin-Potsdam der Preuß.
Staatsbahnen und an der Berliner Stadt-und Ring-
bahn (s. d.), mit Dampfstrahenbahn nach dem Zoo-
logischen Garten und dem Nollendorfplatz in
Berlin, in 42 in Höhe, wurde 1871 uuter dem
Drucke der damaligen Wohnungsnot in Berlin
von einer Aktiengesellschaft auf dem Boden des
ehemaligen Ritterguts Deutfch - Wilmersdorf als
Villentolonie gegründet und 1875 zur Gemeinde
erhoben. Diese'hatte 1880: 1302, 1885: 2137,
1890: 4211 E., d.i. 1885-90 eine Zunahme von
97,02 Proz., 1892: 6951 E., Post, Telegraph, Fern-
sprechverbindung, neue Kirche, Gebäude der Goftner-
schen Mission, Wasserleitung, Kanalisation, Gas-
beleuchtung, eine private höhere Knaben- und zwei
höhere Mädchenschulen, mehrere mechan. Werk-
stätten (u. a. Firma Bamberg).
Friedensbriefe (lat. litwi-ae oder lidslii pH-
ei8), die Empfehlungsbriefe, die in der alten Kirche
bis ins 3. Jahrh, von den Konsessoren (s. Oonk6880i')
den Abgefallenen (f. I^si) ausgestellt wurden, um
ihre Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft zu
veranlassen-, ibr Gebrauch wurde zum Schaden der
Ausguckt oft zu weit ausgedehnt.
Friedensbruch, im Mittelalter im allgemeinen
jedes Ungericht (Strafthat). Im eugern Sinne wur-
den damit die Ilngerichte bezeichnet, welche einen
besondern Frieden brachen. Bruch des o>e^tz>-
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