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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich II. (Kurfürst von Sachsen) - Friedrich August I. (König von Sachsen)
Wilhelm (II.) und Georg unter Vormundschaft seiner
Mutter im sog. Osterlano und erhielt 13. Nov. 1382
bei der Teilung mit seinen Vatersbrüdern Valtha-
sar und Wilhelm die Mark Landsberg, das Pleißncr-
land, einige Stücke des Vogtlandes, mehrere thüring.
Städte und das mütterliche Erbe Coburg. Schon
in seinem vierten Jahre wurde F. mit Anna, der
Tochter Kaiser Karls IV., verlobt, was ihn in der
Folge, da König Wenzel über die Braut anderwei-
tig verfügte, in vielfältige Zwistigkeiten mit diesem
verwickelte, bis Wenzel 1397 sich dazu verstand,
dem Getäuschten eine Abfindungssumme zu zahlen.
F. war 1388 Bundesgenosse der Burggrafen von
Nürnberg in dem deutschen Städtekriege^ Im Ver-
ein mit dem Deutschen Orden unternahm er 1391
einen Zug gegen die Litauer und bekämpfte später
den abgesetzten König Wenzel. Er vermählte sich
1402 mit Katharina von Braunschweig und be-
wohnte seitdem in Gemeinschaft mit feinem Bruder
Wilhelm das Nesidenzfchloß Altenburg. Die über
den Nachlaß seines 1407 linderlos verstorbenen
Oheims Wilhelm I. entstandenen Streitigkeiten wur-
den 1410 dahin ausgeglichen, daß die Brüder den
nördlichen, ihr Vetter Friedrich der Friedfertige
von Thüringen dagegen den südl. Teil Meißens
samt den vogtländ. Distrikten erhielt; die Burg-
grafen von Nürnberg aber, welche als Schwestcr-
söhne des Verstorbenen ebenfalls Anfprüche erhoben,
ließen sich 1415 mit einer Geldfumme abfinden.
Unter F.s Regierung wurde 1409 die Universi-
tät zu Leipzig gestiftet. Die unermüdliche Thätig-
keit, welche er feit 1420 gegen die auch fein Land
unmittelbar bedrohenden Hussitenunruhen ent-
wickelte, und feine Eroberung des Leitmeritzer Kreifes
1421 bewogen den Kaifer Sigismund, ihm 6. Jan.
1423 die erledigte Kur und das.Herzogtum Sachsen
zu verleihen. Von jetzt an wälzte der Kaifer auf
ihn die ganze Last des .Hussitenkrieges. Verlassen
von der versprochenen Hilfe der übrigen Neichs-
fürsten, verlor F. 1425 den größten Teil feines
Heers bei dem Versuch, das ihm verpfändete und
von den Hufsiten belagerte Vrür zu entsetzen, und
als auf den Ruf der Kurfürstin Katharina neue
20000 Mann zur Hilfe heranrückten, fand bei
Aussig 16. Aug. 1426 die Blüte der sächs. Wehr-
mannschaft den Untergang. F. starb 4. Jan. 1428
und wurde in der von ihm gestifteten Fürstenkapelle
im Dom zu Meißen beigesetzt. Sein Nachfolger
war Friedrich II. oder der Sanftmütige. - Vgl.
Horn, Leben und" Heldengefchichte F.s des Streit-
barm (Lpz. 1733).
Friedrich II. oder der Sanftmütige, Kurfürst
und Herzog zu Sachsen (1428-64), der nächste
Stammvater der Ernestinischen und Albertinischen
Linie, gcb. 22. Aug. 1412, übernahm nach seines
Valers Friedrichs des Streitbaren Tode 1428, ob-
schon noch sehr jung, als Erstgeborener das Herzog-
tum Sachsen sowie die Verwaltung des übrigen Lan-
des im Namen seiner erbberechtigten Brüder Sigis-
mund, Heinrich und Wilhelm (III.). Nachdem die
verheerenden Einfälle der Hufsiten aufgehört hatten,
entspannen sich Mißhelligkeiten unter den Brüdern.
Sigismund, welchem in der nach Heinrichs Tode 1435
vorgenommenen Drterung die Nutzung des Pleih-
neriandes überlassen worden war, lieft sich in eine
Verbindung mit dem rebellischen Burggrafen von
Meißen und Herrn von Plauen ein, fodaß er 1437
in Gewahrsam gebracht werden mußte. Zwar wurde
er, da er sich in den geistlichen Stand begeben
hatte, 1440 zum Bischof von Würzburg befördert;
doch schon nach 3 Jahren mußte er wegen an-
stößigen Lebenswandels diese Stellung wieder auf-
geben und begann nun neue gefährliche Anfchläge
gegen feine Brüder, die ihn deshalb bis zu seinem
Ende 1463 gefangen hielten. Die von dem kinder-
losen Friedrich dem Friedfertigen heimgefallene Erb-
fchaft, wodurch 1440 zum letztenmale fämtliche
wettinifche Lande unter eine Herrfchaft kamen, gab
fodann Veranlassung zu einer langen Zwietracht
zwischen den beiden noch übrigen Brüdern. Wilhelm
glaubte sich bei der 1445 zu stände gekommenen
Erbteilung, wonach ihm Thüringen und ein Teil
des Osterlandes zugefallen waren, übervorteilt, und
1445 entbrannte der verheerende Bruderkrieg, bis
endlich 1451 auf kaifcrl. Mahnung ein Friede zu
stände kam. Eine mittelbare Folge jenes sürstl.
Zwistes war der Prinzenraub (s. d.). F. war ver-
mählt mit Margarete, der Schwester Kaiser Fried-
richs III. Er starb 7. Sept. 1464 mit Hinterlassung
zweier Söhne, Ernst (s. d.) und Albrecht (f. o.).
Friedrich III. oder der Weise, Kurfürst und
Herzog zu Sachfen (1486-1525), geb. 17. Jan.
1463 zu Torgau, folgte 1486 feinem Vater, dem
Kurfürsten Ernst (s. d.), in der Kur und dem Herzog-
tum Sachfen allein, während er die übrigen Be-
sitzungen der Ernestinifchen Linie gemeinschaftlich
mit feinem Bruder Johann dem Beständigen regierte.
Ein Freund der Wissenschaften, gründete er 1502
die Universität zu Wittenberg, an die er aufgeklärte
Männer als Lehrer berief. An den Bemühungen
über eine Reform der Neichsverfasfung nahm er den
hervorragendsten Anteil, führte auch dreimal das
Reichsvitariat, lehnte aber im entscheidenden Augen-
blicke 1519 die ihm angebotene Kaiserkrone ab. Zu
Luthers Lehre bekannte er sich zwar nicht öffentlich,
aber er griff auch nicht gewaltfam in den Lauf der
Dinge ein, fchützte vielmehr Luther gegen päpstl.
Vergewaltigung, wirkte ihm 1521 freies Geleit nach
Worms aus und ließ ihn dann auf die Wartburg
bringen. Nachdem ihm noch der Bauernkrieg Sorge
gemacht, starb er5. Mai 1525 im Schlosse Lochau (jetzt
Annaburg). Ihm folgte fein Bruder Johann der
Beständige. Sein Vronzestandbilo ziert das Luther-
denkmal in Worms. - Vgl.Kolde, F. der Weise und
die Anfänge der Reformation (Erlangen 1881).
Friedrich August I., Kurfürst von Sachfen,
s. August II. lsen, s. Augmt III.
Friedrich August II., Kurfürst von ^ach-
Friedrich August III., Kurfürst von Sach-
sen, s. Friedrich August I., König von Sachsen.
Friedrich August I. oder der Gerechte, an-
fangs Kurfürst, als solcher Friedrich August III.,
seit 1806 König von Sachsen, der älteste Sohn des
Kurfürsten Friedrich Christian, geb. 23. Dez. 1750
zu Dresden, wurde sorgfältig von Ch. G. Gutschmid
und dem Schweizer Baron Forell erzogen und folgte
seinem Vater 17. Dez. 1763 unter Vormundschaft
seines Oheims, des Prinzen Laver, als Administra-
tors. Nachdem er 15. Sept. 1768 die Regierung
selbst übernommen hatte, die er ganz selbständig in
hochkonservativem, aber durchaus wohlwollendem
und gerechtem Sinne führte, vermählte er sich 1769
mit der Prinzefsin Maria Amalie von Zweibrücken
lgeb. 10. Mai 1752, gest. 15. Nov. 1828), die ihm
21. Juni 1782 die Prinzessin Auguste, sein einziges
Kind, gebar. Wegen der Ansprüche seiner Mutter
auf die Verlassenschaft ihres Bruders, des Kurfürsten
von Bayern, führte er 1778 gemeinschaftlich mit