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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Friedrich III. (König von Preußen) - Friedrich I. (Kurfürst von Sachsen)
(2. Aufl., Lpz. 1885); Flathe im "Neuen Plutarch",
Bd. 12 (ebd. 1888). Höchst charakteristisch für die
Stellung, die der König dem Konstitutionalismus
wie den deutfchen Einheitsbestrebungen gegenüber
einnahm, ist der von L. von Ranke herausgegebene
Briefwechsel F. W.s IV. mit Bunfen (Lpz. 1873).
Eine Quelle ersten Ranges für die Geschichte seiner
Negierung find die "Denkwürdigkeiten aus dem
Leben Leopold von Gerlachs" (2 Bde., Verl. 1891
-92), seines Generaladjutantcn und vertrauten
Ratgebers.
Friedrich III., König von Preußen, s. oben
Friedrich III., Deutscher Kaiser (S. 317).
Friedrich Karl, Nikolaus, Prinz von Preu-
ßen, Generalfcldmarfchall, einziger Sohn des
Prinzen Karl, des Bruders Kaiser Wilhelms I., und
der Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar, Schwe-
ster der Kaiserin Augusta, geb. 20. März 1828 in
Berlin, genoß den Unterricht vorzüglicher wissen-
schaftlicher und militär. Lehrer, so namentlich des
damaligen Majors, spätern Kriegsministers von
Roon, der den Prinzen zur Vollendung seiner Stu-
dien 1846-48 auf die Universität Bonn begleitete.
Nachdem er schon 1844 den ersten praktischen Dienst
beim 1. Garderegiment gethan hatte, wurde er
1848 dort Hauptmann und Compagnicchef und
bald darauf im Kriege gegen Dänemark dem Stäbe
des Generals von Wrangel zugeteilt, wo er für
feine perfönliche Auszeichnung im Treffen von
Schleswig sich den Orden pmn- 1s M6iit6 erwarb.
1849 wohnte F. K. im Stäbe des Prinzen von
Preußen dein Feldzuge in Baden bei und that sich,
inzwischen zum Major befördert, besonders bei
einer Attacke des 9. Husarenregiments bei Wiesen-
thal hervor, wobei er zweimal verwundet wurde.
Die Friedensjahre benutzte er zum eifrigsten Stu-
dium der militär. Wiffenfchaften, im besondern der
Feldzüge Friedrichs d. Gr. und Napoleons I. In
dieser Zeit stieg er bis zum Generallieutenant und
Commandeur der 3. Division in Stettin empor. Ein
Vortrag, den er hier über "Die Kampfweise der Fran-
zosen" gehalten hatte, erschien ohne sein Vorwisfen
1860 u. d. T.: "Eine militär. Denkschrift von P.
F. K." (Franks, a. M.) und erregte berechtigtes Auf-
fehen auch in Frankreich, wo sie u. d. T. "I/art
(In comd^ttio 1'ai'in66 li'^i^lU86" (Par. 1860)
gedruckt wurde. Am 1. Juli 1860 wurde der Prinz
zum kommandierenden General des 3. (bran-
dend.) Armeekorps ernannt und im Dez. 1864 er-
hielt er das Kommando des preuß. Armeekorps,
das den rechten Flügel der gegen die Dänen auf-
gestellten Streitmacht bildete. "(S. Deutfch-Däni-
scher Krieg von 1864.) Er führte sem Korps 6. Febr.
bei Arms und Kappeln über die Schlei und zwang
dadurch die Dänen, die Stellung der Danewerke zu
räumen. Durch den Sturm auf die Düppeler Schan-
zen (f. Düppel) trug er 18. April einen glänzenden
Sieg davon. Nachdem Wrangel 18. Mai das Kom-
mando niedergelegt hatte, erhielt der Prinz den
Oberbefehl über das verbündete prcnß.-österr. Heer.
Iütland wurde besetzt und 29. Juni der libergang
nach Alsen durchgeführt, wodurch der Widerstand
Dänemarks gebrochen war. Nach dem Frieden trat
der Prinz in seine frühere Stellung zurück. 1866 rief
ihn der Ausbruch des Deutschen Krieges (s.d.) an die
Spitze der Ersten Armee. Nachdem er 23. Juni die
böhm. Grenze von der Lausitz her überschritten hatte,
vereinigte er sich mit der Elbarmee unter General
von Herwarth und schlug die Österreicher am 26.
bei Podol, 28. bei Münchengräh und 29. bei Iicm
(Gitschin). In der Schlacht bei Königgrätz hielt die
Erste Armee im Centrum bis zum Eingreifen der
Zweiten Armee (Kronprinz) der östcrr. Übermacht
gegenüber stundenlang zäh stand. Im weitern Ver-
lauf des Krieges kam es für F. K. nicht mehr Zu grö-
ßern kriegerischen Aktionen. 1866-70war der Prinz
wieder kommandierender General des 3. Armeekorps
und 1867 Mitglied des Konstituierenden Norddeut-
schen Reichstages. Im Deutsch-Französischen Kriege
fübrte er die Zweite Armee, hielt 16. Aug. 1870 Ba-
zaine durch die Schlacht bei Vionville bei Metz fest
und fchlug ihn dann 18. Aug. bei Gravelotte und
St. Privat mit der Ersten Armee vereint bis hinter
die Forts der Festung zurück. Mit der Leitung der
Einfckliehungsarmce von Metz betraut, zwang er
Bazaine 27.'Okt. zur Kapitulation (etwa 180000
Mann mit allem Kriegsgcrät), wofür er durch
die Ernennung zum Gencralfeldmarfchall belohnt
wurde. Hierauf erhielt er den Befehl, der Loire-Armee
entgegenzutreten und die Sicherung der Cernicrung
von Paris gegen Unternehmungen vom Süden und
Südwestcn aus zu übernehmen. In hartem Win-
terfeldzug löste F. K. die Aufgabe durch den Sieg
bei Beaune-la-Rolande (28. Nov.) und gewann
Orle'ans nach einer Reihe von Gefechten. Gegen
Ehanzy erfocht er die Siege bei Vendöme uttd Ls
Mans (6. und 12. Jan. 1871). Nach dem Frieden
erhielt der Prinz die Stellung eines Generalinspcc-
teurs der Kavallerie; er lebte seitdem sehr zurück-
gezogen, widmete sich hauptsächlich seinen Studien
und der Jagd und unternahm 1883 eine mehr-
monatige Reise nach Ägypten und Palästina, über
die sein Begleiter Vrugsch Pascha in den: Pracht-
werk "Prinz F. K. im Morgenlande" (Franks. a.O.
1884) berichtete. Der Prinz starb an einem Schlag-
flnß 15. Juni 1885 auf feinem Jagdschloß zu Klein-
Glienicke bei Potsdam. 1888 und 1891 wurden
ihm Denkmäler in Frankfurt a. O. und in Görlitz
errichtet. Seinen Namen führt jetzt das 8. brandend.
Infanterieregiment Nr. 64. - F. K. war feit 29. Nov.
1854 mit Maria Anna von Anhalt (geb. 14. Sept.
1837) vermählt. Aus dieser Ehe stammen der Prinz
Friedrich Leopold, geb. 14.Nov.1865, General-
major und Commandeur der 4. Garde-Infanterie-
brigade, vermählt feit 24. Juni 1889 mit Prinzessin
Luise Sophie von Schleswig-Holstein (geb. 8. April
1866), Schwester der Kaiserin Auguste Victoria, und
drei Prinzessinnen: 1) Marie, geb. 14. Sept. 1855,
gest. 20. Juni 1888, vermählt mit Prinz Heinrich der
Niederlande, in zweiter Ehe mit Prinz Albert von
Sachsen-Altenburg; 2) Elisabeth, geb. 8. Febr. 1857,
vermäblt mit dem Erbgroßherzog August von Oldcn-
z bürg; 3) Luise Margarete, geb. 25. Juli 1860, ver-
^ mahlt mit Prinz Arthur von Großbritannien, Her-
l zog von Connaught. - Vgl. Hoenig, Prinz F. K.
! von Preußen, Generalfeldmarfchall (Berl. 1885);
Rogge, Der Prinz-Feldmarschall F. K. von Prenßen
(ebd.'i885); Fontane,Fünf Schlösser (ebd. 1889; ent-
hält ein anschauliches Bild vom Leben des Prinzen
nach 1871); von Vorcke, Mit Prinz F. K. (ebd. 18l)Z).
Friedrich I. oder der Streitbare, der erste
Herzog von Sachsen wettinischen Stammes und
Kurfürst (1423-28), geb. 29. März 1369 zu Alten-
burg^ war der älteste überlebende Sohn Friedrichs
des strengen (s. d.), Markgrafen zu Meißen, und
Katbarinas, Gräsin zu Henneberg, die ihrem Ge-
mahl die Pflege Coburg nebst Zubehör als Heirats-
gut mitbrachte. Er folgte 1381 mit seinen Brüdern