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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fruchtblätter - Fruchtfolge
den, daß eine Blattlaus in der fünften Generation
5904 Mill. Nachkommen hat; eine Bienenkönigin
legt im Jahre an 100000 Eier, welche znsammen
das INfache ihres eigenen Körpergewichts betra-
gen. Man besitzt eine große Menge annähernder
Berechnungen der Eierzahl, welche Pflanzen und
Tiere in einer Fortpflanzungsperiode reifen. Ein
Maisstengel trägt 2000, eine Sonnenblumeupflanze
4000, eine Gerstenpflanze 7000, eine Ulme 300000
Eamen. In Austern und Archenmufcheln hat man
1-2 Mtl., in der Karaufche 93000, in der Schleie
290000, im Karpfen 3-000000 Eier gefunden,
Beifpiele, welche beweisen, daß die Erde für die
Geschöpfe bald zu eng werden würde, wenn nicht
die obengcnannten Einflüsse, welche Darwin unter
dem Namen des "Kampfes ums Dasein" zusam-
mengefaßt hat, ausgleichend dazwischenträten. (^.
Darwinismus.)
Fruchtblätter oder Karpelle (s^i-^IW) heißen
in den Blüten der Phanerogamen die Älattorgane,
an denen die Samenknospen stehen oder die dazu
dienen, die Samenknospen einzuschließen. (S. Gynä-
ceum, Frucht, S. 386I>, und Fruchtknoten.)
Fruchtboden, s. Blüte Od. 3, S. 163 d).
Fruchtbonbons (engl. Drops und Rocks),
Zuckerwareu, die um 1850 zuerst in England in
den Handel gebracht wurden und aus verschieden-
artigen Zuckermassen uuter Zusatz vou Frucht-
essenzen dargestellt werden. Man fertigt dieselben
entweder als cylindrifche Stangen, welche in kurze
scheibenförmige Stücke zerschlagen werden (Rocks),
oder in Gestalt von Erdbeeren, Himbeeren, Ster-
nen u. s. w. (Drops). Im erstern Falle setzt man,
um hübsche Zeichnungen zu erhalten, verschieden-
farbige Stangen zufammen und gießt den zwischen
den Stäben srei bleibenden Raum iu einem Robr
aus Blech mit beliebig gefärbter Zuckermasse aus.
Drops werden entweder auf Walzwerken oder auf
Prägewerken hergestellt. Während man für die
feinern Sorten sich fast nur der Prügewerke vedient,
gebraucht man zur Anfertigung der gewöhnlichern
Sorten Walzwerke, wie ein folches in nachstehen-
der Fig. 1 dargestellt ist. Fig. 2 zeigt dasselbe
5"g. 2.
in der Seitenansicht. Die meist aus Bronze an-
gefertigten Walzen, welche das entsprechende Muster
je zur Hälfte und genau aufeiuander passend ent-
halten, stehen miteinander in Zahneingrisf. Der
Antrieb erfolgt mittels Handkurbel durch den Ar-
beiter, welcher aus dem gekochten Zucker flache
stücke bildet und sie über das Zuführungsblech
gegen die Walzen schiebt.
Fruchtbringende Gesellschaft oder Pal
m enorden nannte sich die erste der fog. deutschen
Sprachgesellschaften des 17. Jahrb., die 24. Aug.
1017 zu Weimar von Ludwig, Fürsten von Anhalt-
Cöthcn, dessen gleichnamigem Sohne, den drei
Herzögen von Weimar (Joh. Ernst dem Jüngern,
Friedrich und Wilhelm), sowie von Christoph und
Bernd von Krosig auf Anraten und unter Vorsitz
Kaspars von Teutleben mit der Absicht gestiftet
w^d, durch die Wirksamkeit der Mitglieder vater-
ländische Sitte und Zucht und deutsches Wesen
überhaupt zu wahren, insbesondere aber die "Mut-
tersprache in ihrem gründlichen Wesen und rechten
Verstande, ohne Einmischung fremder ausländischer
Flickwörter, in Reden, Schreiben, Gedichten aufs
allerzier- und deutlichste zu erbalten und auszuüben".
Das Muster für die innere Einrichtung der Gesell-
schaft gaben die ital. Akademien, zumal die ^ccH-
äennH lleii^ ('iu80H. Jedes Mitglied erhielt einen
bedeutungsvollen Namen, ein Sinnbild aus dem
Pflanzenreich und einen Wahlspruch. So hieß z.B.
Herzog Wilhelm von Weimar "der Schmackhafte".
Sein Sinnbild war eine Birne mit einem Wespenstich
und sein Wabispruch: "Erkannte Güte". Andere
hießen der Nährende, der Bittersüße, der Suchende,
der Vielbcluühte, der Unsterbliche, der Steife, der
Gemästete, der Abtreibende u. s. w. Mitglieder der
F. G. follten nur hochstehende oder durch wissen-
schaftliches und dichterisches Verdienst ausgezeichnete
Personen sein, ihr Oberhaupt war stets ein Fürst.
! Zuerst war es Ludwig von Anhalt-Cöthen (der Näh-
rende) 1617-5)0, dann Wilhelm IV. von Sachsen-
Weimar (der Schmackhafte) 1651-62, zuletzt Herzog
August von Sachsen (der Wohlgeratene) 1667-80,
nach dessen Tode die Gesellschaft einging. zu ihren
Mitgliedern gehörten u. a. Opitz (1629), Büchner
(1641), Harsdörfer und Schottet (1642), Moschf-
rosch (1645), Rist (1647), Logau und Zesen (1648).
Olearius (1651), Neumark (1653), Birken (1658)
und A. Gryphius (1662). Sitz des Ordens war unter
Ludwig der Hof von Cöthen, unter dessen Nachfolger
Weimar,uuter August endlich Halle. Die Gesellschaft
wirkte, besonders während dererstcnJahrzehnteihres
Bestehens, mannigfach anregend und die deutsche
Bildung und Litteratur fördernd, hielt fich aber mehr
an Mßerlichkeiten und verfiel bald selbst wieder in
Nachäffung fremdländischer Vorbilder. - Vgl. Nen-
mark, Neusprossender deutscher Palmbaum (Nürnb.
1668); Varthold, Geschichte der F. G. (Berl. 1848);
Kranse, Der F. G. ältester Ertzschrein (Lpz. 1855);
H. Schultz, Die Bestrebungen der Sprachgesell-
schaften des 17. Jahrh. (Gott. 1888); H. Wolfs,
Der Purismus in der Litteratur des 17. Jahrh.
(Straßb. 1888).
Fruchtdrosseln, s. Bülbüls.
Früchte, s. Frucht.
Fruchtesfenzen, s. Fruchtäther. 7
Fruchtfächer, s. Frucht (S. 886d).
Fruchtfleisch heißen die fleischig entwickelten
Teile bei gewissen Früchten, wie bei der Beere, der
Steinfrucht u. a. (S. Frucht, botanisch.)
Fruchtfolge, auch Fruchtumlauf, Rota-
tionen der Landwirtschaft das System, nach wel-
chem die auf einem und demfelben Acker in gegebener
^eit angebanten Früchte aufeinander folgen. Ziel
und Zweck der F. ist ein mehrfacher. Zunächst
müssen unter Berücksichtigung der vorhandenen Bo-
dendcschasfenhcit die Früchte in solchen Mengen ge-
baut werden, wie es die der Wirtschaft gegebene
Bctriebsrichtung verlangt; 3. V. beim Zuckerrüben-
bau ein bestimmtes Areal mit Zuckerrüben, bei
Brennerei eine bestimmte Fläche mit Kartoffeln oder
Korn u. s. w. Ferner haben solche Früchte einander
zu folgen, welche verschiedene Anforderungen an die
Physik, und chcm. Beschaffenheit sowie an den Reich-
tum des Bodens an verbliebenen Ernterückständen
(s. d.) stellen; eine flach wurzelnde Pflanze folgt einer
tief wurzelnden (z. B. Roggen auf Klee), eine Halm-
frucht folgt einer Blattfrucht (Weizen auf Bohnen)