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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Fuchs (zoologisch) - Fuchs (Immanuel Lazarus)
Fuchs, eine Unterabteilung der Gattung der
Hunde (s. d.), unterscheidet sich durch den biv
zum Boden reichenden, langbehaarten drehrunden
Buschschwanz, den stark zugespitzten Kopf, die dichte
Behaarung und dadurch, daß die Pupille sich zu
einem senkrechten, schmalen spalte verengt. Gegen
die Mitte des Schwanzes befindet sich eine Drüse,
die Viole in der Jägersprache genannt, die einen
meist sehr unangenehmen Geruch verbreitet. E5
sind viele Arten aus fast allen Weltgegenden be-
kannt; sie gleichen sich alle in ihren Gewohnbeiten,
Schlauheit, mehr nächtlicher Lebensweise, im Be-
wohnen unterirdischer Baue u. s. f. Am bekanntesten
ist der eur 0 päisch e oder gemeine F., auch Birk -
fuchs oder Semmelfuchs genannt l('lnii8 vn^es
^., s. Tafel: Nilde H unde u n d H y ä n e n I, Fi g. 2
beim Artikel Hunde), der über die ganze nördl.
Nelt verbreitet ist, Baue mit einer Haupt- und
mehrern Fluchtröhrcn anlegt, wohl auch Dachse au^
den ihrigen vertreibt, sich von Geflügel, Hasen,
Kaninchen, Feldmäusen, Reh- und Hirschtälbern,
auch von Aas, Insekten, Heuschrecken, Schnecken,
Vogeleiern, Honig, Früchten und Beeren nährt.
Sein heiseres Bellen läßt er selten, gewöhnlich zur
Nachtzeit, hören, und selbst jung eingefangen läßt
er sich nur schwer zähmen. Fallen wittert er sehr
leicht und vermeidet sie mit äußerster Schlauheit:
als Raubtier und besonders seines nützlichen Felles
wegen wird er so viel verfolgt, daß er bei geringerer
Lebenszähigkcit und Fruchtbarkeit schon lange aus-
gerottet sein müßte. In den Ticrfabeln spielt er
l"Neineke", nach dem im 15. Jahrh, versaßten
epischen Gedichte "Reineke Vos" so genannt) alv
Urtypus der Schlauheit und Verschmitztheit eine
große Rolle. Auch in der japan. Tiersage nimmt
der F. (Kitsnuo) eine hervorragende Stelle ein.
Das Pelzwerk aller F. bildet einen nicht unbedeu-
tenden Handelsartikel. (S. Fuchsfelle.) Der F. wird
auf dem Anstande, in Treiben, mit Wildboden-
hunden, in Eisen und Fallen erlegt. Einer großen
Beliebtheit erfreuen sich, besonders in England, die
Fuchsjagden zu Pferde mit großen Meuten auf
diesen ^port eingeübter Hunde.
Man kennt mehrere Varietäten des europäischen
F., z. B. eine sehr hellbraune in Norwegen; den
Brandfuchs, der im südl. Deutschland und Nord-
italicn nicht selten ist, einen schwarzgrauen Bauck
und eine schwärzliche Schwanzspitze hat und srüher
für eine eigene Art gehalten wurde. Dunkle Erem-
plare werden von den Jägern auch als Kohlsü ch f e
unterschieden. Das kostbarste Pelzwerk liefert der
Schwarz-oder Silberfuchs s^nis lli^itt^tt^
^c/ii-eke,-); ebenfalls wertvoll ist der Pelz des amerik.
Kranzfuchses und des Kitfuchses sCanis cino
i'60'3,i-F6iitÄtn8 ,^'//i'cke)'). Charakteristische Arten
der Gattung F. sind: der südamerikanische F.
i^änis ^.xai-H6 1^'c^), über alle gemäßigten Zonen
Südamerikas verbreitet, mit runder Pupille, der
kleine, aber sehr wilde Korsat (l_^ui" 001-3^0 ^.),
mit großen spitzen Ohren, aus den Steppen- und
Wüstenländern Asiens, und der Kama (Canis
kamnH ^'<Men5t.) aus den ^teppenländern Süd-
afrikas. Eine besondere Gattung bildet heute der
Fennek (s. d.). Zu einer besondern Gattung (I^ti^)
rechnet man auch den Eis-, Stein-, Polar- oder
Blaufuchs ^'lniig Illg-oM3 /^., s. Taf. I, Fig. 3),
der die baumlosen Polarländer bewohnt, sebr kleine
Ohren, zwei vorstehende Krallen an den Füßen und
fast runde Pupille hat; auch im Gebiß zeigt er Ver-
schiedenheiten von den eigentlichen F. Er nährt sich
vorzüglich von Vögeln, Fischen, Äsern von Wal-
rossen, Seehunden u. s. f., ist dummdreist und schlau
zugleich, hat im Sommer einen braunen oder grau-
blauen, im Winter einen ganz weißen Pelz, der aber
nicht sehr geschätzt wird. Fliegend e F., s. Fleder-
hunde. In der Gefangenschaft halten alle F. gut
! aus, sind ihres unangenehmen Geruches wegen aber
, wenig beliebt. Die Preise schwanken zwischen 10 M.
für den gemeinen F. und 100 M. für Kama.
Fuchs, ^ 0 m m crkante, Name einiger zu den
Eckflüglern t Vaiu^sa) gerechneten Tagschmetterlinge.
Dahin gehören: der kleine F. oder Nesselfalter
(VtML88a uitica^ />.), dessen schwarzdornige Raupen
gesellig aus Nesseln leben, der große F., Kirsch-
suchs oder Rüstcrfalter fV^ne^^ ^olycnlnro^
/^.), dessen zwischen den rostgelben Dornen fein weiß
behaarte Raupen sich auf Rüstern, Weiden u. s. w.
finden, und der dem vorigen sehr ähnliche, aber
seltenere und mehr im östl. Deutschland lebende
rotgclbe F. oder Salweidenfalter (Vlui688a
x^iitli0in^8 ^1^.), dessen schwarzdornige, auf dem
Rücken mit zwei breiten weißen Längvbinoen ge-
zeichnete Raupen gesellig auf Salweiden leben.
Fuchs <Fur), in der Studentensprache der Stu-
dent in den beiden ersten Semestern; im ersten ^
mcster beißt er krasser F., im zweiten Brand-
fuchs oder Brand er (s. 0.). An einigen Univer-
sitäten werden die krassen F. am Ende des ersten
Semesters zu Brandcrn gebrannt (Fuchsbren-
nen); gleichzeitig findet der F uchsritt statt. In
den Verbindungen genießen die F. nicht alle Rechte
der Burschen; sie gehören dem engern Verband
nicht an, was vielfach dadurch äußerlich zum Aus-
! druck gebracht wird, daß die F. nur einen Teil (zwei>
der Vcrbindungsfarben im Band (Fuchsband),
häufig auch eine befondere Fuchsmütze tragen
(F u ch sfarbcn). Bei einzelnenKorps und Burschen-
schaften tragen die F. überhaupt kein Band. Leib-
fuchs heißt der F. im Verhältnis zudem ältern
Burschen iLeibburschen), an welchen er sich auf
Verlangen der Verbindung oder nach eigener Wabl
enger angeschlossen hat. Bei den Korps heißen die
F. auch R cn 0 ncen. über den Fu ch s ulaj 0 r s. d.,
Fuchs, bei Feuerungsanlagen (s. d.) der vom
Fcuerraum znin Schornstein führende Zugkanal.
iVgl. z. B. Dampskessel, Bd. 4, S. 724a.) - über
F. als Kriegsmaschine, s. Mauerbohrcr.
Fuchse Sternbild des uördl. Himmels, dessen
Sterne aber alle schwächer als 4. Größe sind. Im
F. steht eine ausgezeichnete, von Messier entdeckte
und von Rosse als OunideU uoduiH bezeichnete
! Ncbelmassc; die bisherigen Beobachtungen haben
^ den Nebel nickt in Sterne auflösen können, vielmehr
hat Huggins in ihm ein Gasspektrum erkannt.
Fuchs, Immanuel Lazarus, Mathematiker, geb.
5. Mai 18.'^ zu Moschin (Provinz Posen), promo-
j vierte 185N, war an verschiedenen höhern Lehr-
! anstalten thätig, habilitierte sich Herbst 1865 in
Berlin, wo er 1866 eine außerordentliche Professur
erhielt; 1869-74 war er ord. Professor zu Greifs-
wald, 1874-75 zu Göttingen, 1875-84 in Heidel-
berg , seitdem in Berlin. Seine mathem. Abhand-
, lungm sind in Fachzeitschriften gedruckt. Einige sei-
! ncr Arbeiten behandeln zahlcntheoretischeProbleme',
^ die meisten sind algebraischen und funktionen-theo-
! retiscken Inhalts. Die letztcrn betreffen befonders
i das Studium der Funktionen, welche durch Diffc-
, rentialgloichungen definiert werden.