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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gagern (Maximilian, Freiherr von) - Gähnen
Neichsministerium (15. Dez.), an dessen Spitze nun
G< trat. Das Programm, das cr 18. Dez. 1848
dem Parlament vorlegte (bekannt als Gagern-
sches Programm), wollte unter Ausschluß Öster-
reichs das übrige Deutschland zu einem Buudes-
staate vereinigt und Österreich nur durch ein Unions-
verhältnis mit demselben verbunden wissen. Nach
heftigem Kampfe ward dieses Programm (Jan.
1849) von dem Parlament angenommen. Nach-
dem jedoch 21. März 1840 der Antrag Welckers,
die Verfassung im ganzen anzunehmen und dem
König von Preußen die erbliche Kaiscrwürde zu
übertragen, verworfen worden, nabm G. mit dem
gefamten Reichsminifterium seine Entlasfuug; doch
verwaltete cr noch interimistisch die Geschäfte. Die
Zurückweisung der Kaiserkrone seitens des Königs
von Preußen, G.s Einsicht in die Fruchtlosig-
keit seines Bemühens, einen versöhnenden Aus-
weg zwischen den Regieruugen und den demokrati-
schen Parteien zu finden, bewogen ibn endlich mit
seinen Freunden zum Austritt (20. Mai) aus der
Nationalversammlung. Als dann Preußen in dem
Dreikönigsbündnis und der Union die '^ache der
Nationalversammlung aufuchmen zu wollen schien,
wußte er mit feinen Frcuuden aus der Versamm-
lung zu Gotha (s. Gothacr) sowie in dem Unions-
Parlament zu Erfurt eiue Verständigung in diesem
Sinne zu erwirken. Aber der Umfchwung in der
preuß. Politik begrub vollends die dürftigen Hoff-
nungen, die man auf das Gelingen der Union ge-
setzt hatte. G. bot hierauf, als im Sommer 1850
der fchlesw.-Holstein. Krieg ausbrach, den .Herzog-
tümern nach der Schlacht bei Idftedt seine Dienste
an und machte als Major den Nest des unglück-
lichen Feldzugs mit. Nach dem Ende des Kampfes
zog er sich in das Privatleben zurück, verkaufte 1852
fein Gut Monsheim und siedelte mit seiner Familie
nach Heidelberg über; hier schrieb er dieBiograpbie
seines Bruders Friedrich. Seit 1862 trat G., an-
geblich weil Preußen keine seiner Ideen unterstützt
habe, offen auf die Seite des in konstitutiouelle
Vahuen einlenkenden Österreich und gesellte sich der
Großdeutschen Partei zu. Anfang Jan. 1864 ging
er als großherzoglich heff. Gefandter an den Hof
nach Wien, wurde nach Aufhebung diefes Postens
1872 pensioniert und kehrte uach Hessen zurück; er
starb 22. Mai 1^80 zu Darmstadt.
Gagern, Maximilian, Freiherr von, jüngster
1810 zu Weilburg, stand 1829-33 in niederlän-
dischen, hierauf als Ministerialrat in naussauifcbcn
Staatsdiensten. Die Bewegung von 1848 brachte
ihn in die Nationalversammlung, wo er sich seinem
Bruder Heinrich anschloß. Bei der Bildung des
ersten Reichsministeriums ward cr Unterstaatssekre-
tär^im Departement des Auswärtigen, konnte aber
in Schleswig-Holstein als Beauftragter der Ccntral-
gewalt den Abschluß des Malmöer Vertrags durch
Preußen nicht hindern. Nach Auflösung der Deut-
schcn Nationalversammlung war G. 1850 alc> Ab-
geordneter zum Erfurter Unionsparlament^in bun-
desstaatlicher Richtung thätig. ^>eit dem scheitern
dieser Bemühungen beschränkte er sich zunächst auf
seine amtliche Thätigkeit im nasfauifchen Staats-
dienste. Er trat einige Jahre später zum Katholi-
cismus über und wurde 1855 österr. Hof- und
Minifterialrat im Departement des Auswärtigen.
Bei Eintritt der liberalen Lira mit dem handelspolit.
Referat betraut, trat er 1871 in den Ruhestand.
^ Am 20. Jan. 1881 wurde G. zur Verstärkung der
feudal-tlerikalen Partei ins Herrenhaus als lebens-
längliches Mitglied berufcu. Er starb 17. Okt. 1889
in Wien. Wilh. Aug., Freiherr von.
Gagcrnsches Programm, s. Gagern, Heinr.
Gagisten (frz., fpr. gasch-), in Österreich-Ungarn
j die im Bezüge von Gage stehenden Personen des
Heers und der Landwehren im Gegensai>' M dclr
Löhnungsempfängcrn. G. sind die Offiziere und
^ höhcrn Militärbeamtcn, Arzte u. s. w. sowie einige
, besondere Kategorien, wie Vezirksfeldwcbel u. s. w.
! Gagliano (fpr. galjahno), Marco da, ital. Kom-
^ Ponist, geb. um 1575 in Gagliano bei Florenz, war
von 1609 bis zu seinem 24. Febr. 1042 erfolgten
Tode Kanonikus an San Lorenzo zu Florenz und
Kapellmeister am großherzogl. Hofe. Als Komponist
zeichnete sich G., den die Florentiner Schule 30 Jahre
lang als ihr Haupt betrachtete, in allen Gattungen
damaliger Musik aus. Seine Hauptbedeutung liegt
aber in den beiden Opern, die wir von ihm besitzen,
der "DaknL" (l 607; gedruckt 1608 in Florenz, zum Teil
neu veröffentlicht in 3t. Eitners "Publikationen",
Bd. 10) und der "1'Ioi'lv> (Flor. 1628). Namentlich
das letzte Werk ist für die Gefchichte der Oper außer-
ordentlich wichtig, da sich an ibm wie an keinem
! zweiten die Fortfchritte erfehen lasfen, welche die
' dramat. Komposition in ^hrer ersten Periode und
innerhalb der Florentiner schule, aus der sie hervor-
ging, gemacht hat.- Vgl. Vogel, M. da G.(Lpz.1890).
! VHFiiNi'üa.(spr. galjär-), ital. Tanz, s. (^illai-äe.
! Va.Fns (frz., fpr. gannjeh), gewonnen; (-a^neui-
! (fpr. gannjöhr), Gewinner.
! Gagncur (fpr. gannjöhr), Louise, geborene Mi-
! gnerot, franz. Romanschriftstellerin, geb. 1832 zu
I Domblans (Jura), veröffentlichte als Mädchen eine
z Vrofchüre "über die Haudwerkervereinc" (1855),
^ fpäter antiklerikale und focialiftifch gefärbte Romane,
i wie: "Uns 6x^i^ti0ii" (1859), "Ilne t'ommo Iiorä
liguo" (1861), <(Hn äi-ani6 eiectoi'^i)) (1863), "I^a
croislide noii'L" (1865 u. ö.), "1^6 cüiv^iio ä63
f"nm63", mit der Fortfetzung "I^"8 i-^pronv^Z"
(1867), "1^68 for^atg clu lulu-iass"" (1869), "(,'I^ir
^ cmioii') (1872), "1^68 crim68 äe I'^inoui'" (1874;
illustr. Llusg. 1883), "1^68 äi'0it8 än mlrvi" <1876),
"1^08 VI61'^68 lU8368" (1879), "I^n cuov^likr äk
LHci'i3ti6" (1880), "1^6 i-onian <I'un pi^tre') (1882),
"1^6 ei'iine d6 1'adl)^ ^I^nt'i ac)) (1882), "1^", loui-
naizo" (1885), "1^6 8upp1ico äs i'^m^M" (1888)
uud "l7n6 äüvots tin <Ic; 8i('^l0" (1891) u. s. W.
Gagra, ind. Fluß, s. Ghägra.
Gahets, s. Cagots.
Gahmuret, in Wolframs von Efchenbach "Par-
zival" der Vater des Helden, ein Prinz von Anjou,
der zuerst die Mohrin Belakane vor ihren Feinden
errettet und heiratet, sie dann aber verläßt, ehe sie
ihm noch dcn Feiresiz (s. d.) geboren hat; seine zweite
Gattin ist Hcrzeloyde, eine Prinzessin aus dem Grals-
gcschlecht, Parzivals Vcuttcr; noch vor der Geburt
des Knaben fällt G. auf feinen Abenteuerzügen.
Gähnen ((^c^lw oder ()8citatic>) geschieht durch
ein tiefem und langfamcs Einatmen mit wcitgeöff-
nctem stunde, ftart gehobenem Gaumeufegel, fehr
erweiterter Stimmritze und Brust, dem bisweilen
auch ein langfames, häufiger aber ein kurzes, etwas
töuendes Aufatmen folgt. Jede Ermüdung des
Nervensystems durch gewöhnliche Körperanstren-
gungen, durch Hunger oder Krankheit (vor Ohn-
machten und Krampfanfällcn), durch längeres An-
sehen oder Anhören einer wenig anziehenden Sache,