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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gahnit - Gail
ja auch durch längere angestrengte Aufmerksamkeit
auf einen interessanten Gegenstand ruft die Neigung
zum G. hervor. Ebenso entsteht es durch eine ge-
wisse Idcenassociation denn Anblicke eines Gähnen-
den oder wenn vom G. gesprochen wird. Das G. !
scheint übrigens auf die Cirkulation und Reinigung
des Blutes in den Lungen vorteilhaften Einfluß zu
äußern; denn man süblt sich unmittelbar nach dem
G. freier auf der Brust und munterer als zuvor.
Verbinden sich viele rasch folgende Gähnakte mit-
einander, so heißt dies Gähn tramp f. Er kommt
am häufigsten bei blutarmen und nervenschwachen
Personen" sowie bei hysterischen Frauen, bei Hirn- ^
trankheiten und starken Blutungen vor.
Gahmt,Zintspincll oder Autoinolit, regu-
läres, der Spincllgruppe augehörigcs Mineral. Die
stets einzeln cingcwachsenen Krystalle zeigen na- !
mentlich das Oktaeder, auch Hexaeder und Nhom- !
bendodekaeder und Zwillinge nach der Oktaeder-
flache; die Spaltbarteit ist vollkommen oktaedrisch.
Das Mineral ist dunkellauchgrün bis schwärzlich-
grün und entenblau, von fettartigem Glasglanz,
kantendurchscheinend bi5 undurchsichtig. Die Härte
ist 8, das spec. Gewicht 4,5i bis 4,9. In chem. Hin- ^
sichtist der G. wesentlich/nO^^^O. odcr/.n^L.l^ ^
(Zinkaluminat), entsprechend einer Zusammensetzung ,
von 44 Proz. Zinkoryd und 56 Proz. Thonerde; ^
doch wird stets etwas Zinkoxyd durch Eisenoxydul ^
und Magnesia, eine geringe Menge der Thonerde !
durch Eisenorvd ersetzt. Der G. ist vor dem Lot- z
röhr unschmelzbar, durch Säuren und Alkalien un-"!
angreifbar. Zuerst wurde der G. bei Falnn im ^
Talkschiefer eingewachsen entdeckt, später fand er sich l
zu Franklin in Neujersey und Haddam in Connec-
ticut in großen Krvstallen, zu Tiriolo in Ealabrien !
im Kaltstein. Auch scheiden sich in der verglasten!
Thonmasse der zur Zinkdarstellung gebrauchten und
bei diesem Prozeß eine blaue Farbe gewinnenden !
Muffeln unzäblige scharfe mikroskopische Zinkspinell- !
klyställchen bis zu <),<"'. inm Achsenlänge aus.
Gähnkrampf, s. Gäbnen und Hysterie.
Gahrs, Hohlmaß und Gewicht, s. Garce.
Gaia (Gäa) oder Ge lgrch.; lat. '1^11^8 >s. d.j
oder ^6i'i-li, d. b. die Erde) entstand nach der
Hesiodischcn Theogonie zuerst nach dem Chaos. Sie
gebar aus sich selbst den Uranos (Himmel), die Ge-
birge und den Pontos (Meer), bieranf, von Uranos !
befruchtet, die 12 Titanen und Titaniden, die
Kyklopen und die Hekatoncheiren (die Hundert-
armigen). Da Uranos aus Mißtrauen jedes diefer !
Kinder gleich nach der Geburt einkerkerte, gab sie ^
ihrem Sobne Kronos eille eiserne Sichel (Hippe),
womit dieser seinen Vater entmannte. Sie selbst, !
durch die auf sie dabei niederfallenden Blutstropfen !
befruchtet, gebar die Erinnyen, Giganten und ineli- I
schen Nymphen, später gebar sie ihrem Sohne Pon-
tos den Nereus, Thaumas, Phorkys, die Keto und ^
Eurybia. über Kronos, der seine Kinder verschlang, ^
ebenfalls erzürnt, erzog sie heimlich den Zeus, den l
Sohn ihrer Tochter Rhea, dem sie, als er erwachsen, !
zum Throne des Kronos verhalf. Im Kultus er-
scheint sie besonders in Attika als mütterliche Pfle-
gerin alles Wachsens und Gedeihens und führt daher ,
den Beinamen Kurotrophos (die Kinderernäh- !
rende); an manchen Orten galt sie auch als pro- !
phetische Göttin, wie z. V. in Delphi, wo sie die ^
älteste Vorsteherin des Orakels gewesen sein soll,
und in Olympia. In einigen griech. Vasengemäl-
deri erhebt sie sich halb aus der Erde, um der Athena
den kleinen Erichthonios (s. d.) zu überreichen; auf
spätern Denkmälern findet man sie gelagert, selten
sitzend, mit Früchten und Füllhorn, Kinder auf ihrem
Schoß oder im Arm haltend.
Gaia, Villa Nova de, Stadt im Distrikt
Oporto der portug. Provinz Entre Minho eDouro,
auf einem Hügel am linken Donroufer, an der Linie
Oporto-^issabon, hat (1878) 9126 E., zahlreiche
Villen, Fabrikation von Glas, Seife und Geweben,
Töpferei und Wein Handel. Die Stadt gewährt
einen herrlichen Blick auf das gegenüber liegende
Gaidmsaure, s. Hypogäasäure. ^Oporto.
Gaidoz (spr. gädohs), Henri, franz. Gelehrter,
geb. 1842 zu Paris, studierte daselbst und 1865-66
in Berlin. G. hat sich als Keltolog und Neligions-
schriststeller sowie als Geograph und Ethnograph
einen geachteten Namen erworben. 1872 erhielt er
die Professur sür Geographie und Ethnographie an
der 1^<x)l0 lidi'o <Ie" 80i6nc63 iiolitihuoZ in Paris
und 187ll den für ihn ncn begründeten Lehrstuhl
für keltische Sprachen und Litteraturen an der
l^olo in-:Ui<^i6 (1^8 1^^nto8 6tuäs3. 1870 grün-
dete G. die "I'ovno coltiliue", deren Leitung 1885
A. dc Inbainville übernahm, und 1877 mit E. Rol-
land für das Gebiet des "Folklore" die Zeitschrift
"^I6Iu8ML. 1^0VU6 (lo M)'t1i0l0gi6, Iitt^i'iitui'6 P0-
^ulllii'", traältionä ot U33ss63" (seit 1888 von G.
allein herausgegeben). G. hat für die bedeutendsten
wissenschaftlichen Zeitschriften Frankreichs und teil-
weise auch des Auslandes geschrieben. Von seinen
Werken, worunter aucb einige politische, sind zu
nennen: "1^ roventlic^tion äu ^^n^6rm^ni3M6"
(in der "Il"vu6 äL3 donx ^Ionäo3", 1871), "1^'^.iiL-
Ml^ssnc! ot 108 ^1l0Mllnä")> (in der "I^0VU6 (101^1 anc6",
1871), "1^8siui880 (^01^i'6ii,3ic>n (Io8 (ilHiiIoiLv (1879),
"I^n. i-elilNON l!^ioi^6 ot 16 .?ui llo cIi6N6" (1881),
"1^08 I'6ii^i0N8 <I6 Icl (ii'ünäo ^li'0ta^N6)) (1885), "1^6
I>Ilr8on ix)^nlü.ii'c; <Io lii I^i'lmce" (mit P. Sebillot,
1884), "liidlio^i^iie 663 ti'lläiti0N3 6t ä6 1a lit-
t6i'lltnvo llo3 1"rmic8 (1'outro M0r" (mit demselben,
1886), "I^tnde de 1:i invt1u>Io^i6 ssanloi80)) (1886)
nnd "1^ v^0 ot, l^t. Ilnl"0i t)> (1887).
<!Kaictt, soviel wie Geien, s. Geitaue.
Gaikawav, ind. ^iirstentitel, s. Gackwar.
Gail, rechter Nebenfluß der Dräu, kommt aus
den Karnischen Alpen in Tirol (1636 in hoch) und
mündet nach einein Laufe von 130 1<m unterhalb
Villach. Von der Mündung bis Hermagor heißt co
"Unteres", von da bis Kötschach "Oberes Gailthal",
und von hier bis zum Ursprünge Lessachthal. Im
N. und S. wird das Thal von mächtigen Kalkalpen
eingeschlossen, mit Übergängen ins Drauthal (Kreuz-
berg, Gailbcrg) und ins Kanalthal und nach Vene-
tien lVartolograben, Naßfeld, Plöcken). Eine gute
Fahrstraße führt lns Kötschach und nach Oberdrau-
burg. Der untere Teil bis Hcrmagor ist slowenisch,
der obere deutsch. Ausgezeichnet ist die Vieh-, ins-
besondere die Pferdezucht.
Gail, Wilhelm, Landschafts- und Architektur-
maler, geb. 7. März 1804 zu München, besuchte
die Akademie daselbst und bildete sich seit 1822 unter
seinem Schwager Peter Heß. 1825-27 bereiste er
Italien, ging 1830 nach dem nördl. Frankreich und
1832 nach Spanien, worauf er sich in München
niederließ. In der frübern Zeit feines Schaffens
überwog die genrehafte Darstellung, spä'terdie Archi-
tekturmalerei. Von seinen Gemälden besitzt die Neue
Pinakothek zu^München: Saal des Dogenpalastes
zu Venedig, ^an Lazaro dcgli Armeni in Venedig