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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Gallatin; Gallaudet; Galle (anatomisch)

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Gallatin – Galle (anatomisch)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Gallas'

auf zum Reichsgrafen erhoben, übernahm er 1631 als Feldzeugmeister das Kommando eines Teils des bei Breitenfeld von den Schweden geschlagenen Heers, deckte Böhmen und focht dann gegen Gustav Adolf bei Nürnberg und Lützen, wo er den rechten Flügel befehligte. G. deckte sodann Passau gegen Bernhard von Weimar und erhielt über alle Truppen an der österr. und böhm. Grenze den Befehl, wurde vom Kaiser, als man von Wallensteins geheimen Verhandlungen mit den Schweden erfahren hatte, zum Generallieutenant der kaiserl. Armee bestellt und arbeitete sehr geschickt mit Piccolomini gegen Wallenstein, nach dessen Ermordung er reichen Lohn, auch den thatsächlichen Oberbefehl über das kaiserl. Heer erhielt, den nominell des Kaisers ältester Sohn, Erzherzog Ferdinand, führte.

Am 6. Sept. 1634 errang G. den Sieg bei Nördlingen über Bernhard von Weimar, wodurch das südwestl. Deutschland wieder in die Gewalt des Kaisers kam, und führte nach dem Prager Frieden 20000 Mann nach Lothringen, die aber dort durch Seuchen und Mangel an Verpflegung fast sämtlich untergingen. 1637 focht er glücklich gegen Banér und Wrangel in Pommern, besetzte Usedom und Wolgast, mußte aber Ende 1638 mit seinem fast aufgeriebenen Heere sich nach Böhmen zurückziehen. Das Kommando wurde ihm genommen und er erhielt den Beinamen «Heerverderber». Jedoch befehligte er 1643 wieder gegen Torstenson, mußte sich aber vor diesem mit großem Verluste elbaufwärts zurückziehen, wurde in Magdeburg eingeschlossen und rettete sich mit nur schwachen Trümmern des Heers nach Böhmen, worauf er den Oberbefehl an Hatzfeld abgeben mußte. Noch einmal übernahm er 1645 den Befehl über die bei Jankau geschlagenen kaiserl. Truppen, legte ihn jedoch wegen seiner Kränklichkeit zu Anfang 1647 in die Hände Holzapfels nieder und starb 25. April 1647 zu Wien. Er hatte sich große Reichtümer erworben, wie die meisten Heerführer seiner Zeit. Seine Herrschaft Friedland, die er aus Wallensteins Besitz erhalten, vergrößerte er durch den Ankauf böhm. Güter, und seine Nachkommen breiteten sich auch in Schlesien aus. Doch erlosch sein Mannsstamm 1757, worauf der Erbe von Friedland, Graf Clam (s. d.), den Beinamen G. annahm.

Gallatin (spr. gällĕtin), Albert, nordamerik. Staatsmann und Geschichtsforscher, geb. 29. Jan. 1761 zu Genf, ging 1780 nach Amerika und kämpfte im Unabhängigkeitskriege mit. Nach dem Frieden erhielt G. die Professur der franz. Litteratur an der Harvard-Universität in Cambridge (Massachusetts), widmete sich aber bald der Landwirtschaft. Seine polit. Laufbahn begann 1789, als er zu dem Konvent abgeordnet ward, der die Verfassung für Pennsylvanien revidieren sollte. Er hielt zur streng republikanischen Partei und trat 1795 in den Senat der Vereinigten Staaten, dem er bis 1801 angehörte. Von Jefferson wurde er 1801 zum Finanzminister ernannt und bekleidete dieses Amt auch unter Madison bis Febr. 1814. Im Mai ging G. als außerordentlicher Gesandter nach Gent, wo die Friedensverbandlungen mit England geführt wurden und der Friede von ihm mitunterzeichnet wurde. Er unterhandelte 1815 über einen Handelsvertrag mit England und war 1816–23 amerik. Gesandter zu Paris. 1831–39 war er Präsident einer Bank in Neuyork. Er starb 12. Aug. 1849 in Astoria bei Neuyork. G. war ein fruchtbarer Schriftsteller und ↔ vielseitiger Gelehrter. Er war Präsident der Neuyorker Historischen Gesellschaft und Gründer und erster Präsident der Ethnologischen Gesellschaft. Seine Schriften behandeln finanzielle und staatsrechtliche Fragen und die Verhältnisse der Indianer in Nord- und Centralamerika; namentlich letztere sind bahnbrechend gewesen. Die «Synopsis of the Indian tribes within the United States and in the British and Russian possessions in North America», die den zweiten Band der «Transactions and Collections of the American Antiquarian Society» (Worcester 1836) bildet, sowie die Mitteilungen in «Semicivilized nations of Mexico, Yucatan and Central America, with conjectures on the origin of semicivilisation in America» in den «Transactions» der Ethnologischen Gesellschaft (Bd. 1–3, Neuvork 1845–-52) sind besonders bervorzubeben. G.s «Memoir on the North-Eastern Boundary» (Neuyork 1843) über die Oregongrenzfrage sowie seine in 150000 Eremplaren verbreitete Schrift über den Krieg mit Mexiko waren von größtem Einfluß auf die öffentliche Meinung. Seine Schriften wurden von H. Adams in 3 Bänden gesammelt herausgegeben (Philad. 1879). – Vgl. H. Adams, Life of Albert G. (Philad. 1879); J. A. Stevens, A. G. (Bost. 1884).

Gallaudet (spr. gällahdett), Thomas Hopkins, amerik. Philanthrop, der Vater des amerik. Taubstummenwesens, geb. 10. Dez. 1787 zu Philadelphia, gest. 9. Sept. 1851 zu Hartford (Connecticut), graduierte am Yale College 1805 und wurde 1814 zum Geistlichen ordiniert. Da er warmes Interesse für die damals in Amerika noch völlig vernachlässigte Sache der Taubstummen empfand, ging er 1815 nach Paris, um unter Abbé Sicard zu lernen, und nach London, um an der von Thomas Braidwood begründeten Anstalt Studien zu machen. Mit Laurent Clerc, einem taubstummen Schüler Sicards, kehrte er nach Amerika zurück und begründete zu Hartford (Connecticut) das erste Heim für Taubstumme in Amerika, dem er bis 1830 vorstand. Von 1830 bis zu seinem Tode widmete er sich als Geistlicher dem Asyl für Geisteskranke zu Middletown. Von seinen zahlreichen Schriften sind, außer den von ihm herausgegebenen «Annals of the deaf and dumb» (6 Bde.), zu nennen: «Sermons preached at Paris» (1818) und «The child’s book of the soul». Seine Biographie schrieben Heman Humphrey (1857) und E. M. Gallaudet (1888).

Auch seine beiden Söhne Thomas (geb. 3. Juni 1822) und Edward Miner (geb. 5. Febr. 1837) haben sich der Erziehung der Taubstummen gewidmet. Letzterer organisierte zu Washington das Columbian Institute for the deaf, dumb and blind, 1864 das National deaf-mute College, dessen Präsident er noch gegenwärtig ist.

Galle (Bilis, Fel), die von der Leber zubereitete Absonderungsflüssigkeit, welche durch einen besondern Ausführungsgang in den Darm abfließt und sich hier dem Speisebrei beimischt. Die G. ist eine neutrale oder schwach alkalische, dunkelgelbe oder (bei pflanzenfressenden Tieren) grüne Flüssigkeit von 1,026 bis 1,032 spec. Gewicht und intensiv bitterm Geschmack. Sie wird in den sog. Leberzellen (s. Leber) aus Bestandteilen des die Leber durchströmenden, aus Magen, Darmkanal und Milz stammenden Blutes auf chem. Wege erzeugt und fließt durch feine, die ganze Leber durchsetzende Kanälchen, die sog. Gallenkapillaren, ab, die sich, ähnlich den Wurzeln eines Baumes, durch wiederholte Ver-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 486.