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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Galvanisches Tönen - Galvanismus

Galvanisches Tönen, s. Elektromagnetismus (Bd. 6, S. 7 a).

Galvanische Vergoldung, s. Vergolden.

Galvanische Verkupferung, s. Verkupfern.

Galvanische Versilberung, s. Versilbern.

Galvanische Verzinkung, s. Verzinken.

Galvanisieren, soviel wie elektrisieren, vermittelst des galvanischen Stroms behandeln. (S. Elektrotherapie.)

Galvanisiertes Eisen, s. Verzinken.

Galvanisiertes Silber, durch Ätzungen mattierte und durch künstliche Färbung geschwärzte Silberwaren.

Galvanismus, Voltaismus, Berührungs- oder Kontaktelektricität, bezeichnet den Inbegriff aller Erscheinungen, Gesetze und Erklärungen, die sich auf die elektrischen Vorgänge bei Berührung chemisch ungleichartiger Leiter beziehen. Die Geschichte des G. ist reich an Wandlungen in der Anschauung über die Ursache seiner Grunderscheinungen. 1756 beobachtete Caldani (s. d.) in Bologna, daß Frösche kurz nach ihrer Tötung durch Elektricität in Zuckungen gerieten. Diese Thatsache blieb unbeachtet, bis sie von der Frau des Professors Luigi (Aloisio) Galvani (s. d.) abermals durch Zufall entdeckt wurde (1789). Präparierte Froschschenkel in der Nähe einer Elektrisiermaschine zuckten nämlich jedesmal bei Entladung des Konduktors. Galvani faßte diese Erscheinung nicht als Rückschlag (s. d.) auf, was sie in der That war, sondern er meinte darin einen Beweis dafür zu sehen, daß der Tierkörper eine ihm eigentümliche Elektricität besitze. Bei Studien über atmosphärische Elektricität bemerkte er - und darin besteht die erste beobachtete wirklich galvanische Erscheinung -, daß enthäutete frische Froschschenkel, die mittels kupfernen Haken an einem eisernen Gartengitter hingen, in Zuckungen gerieten, so oft jene Froschpräparate durch den Wind mit dem Eisen in Berührung kamen. Er erklärte sich diese Erscheinung dadurch, daß er annahm, die Nerven und Muskeln eines jeden Tierkörpers seien, wie bei einer Leidener Flasche, entgegengesetzt elektrisch, und dieselben würden durch die Metallverbindung entladen, wobei sie in Zuckungen gerieten. Diese zufällige, aber folgenreiche Entdeckung Galvanis führte ihn zu einem Versuche, der noch jetzt nach ihm benannt wird (Galvanischer Froschschenkelversuch) und in Schulen gewöhnlich wie folgt wiederholt wird. Man verbindet an einem enthäuteten, frisch getöteten Frosch (s. nachstehende Fig. 1) die Schenkelnerven (in der Zeichnung oben als zwei Fäden sichtbar) mit den Wadenmuskeln mittels zweier verschiedener, sich berührender Metallstreifen (z. B. mittels Zink Z und Kupfer K), wodurch der Froschschenkel in die punktierte Lage hinaufschnellt. Da nach der Ansicht Galvanis das Metall nur den Entlader des elektrischen Froschschenkels bildet, so müßte dieser Versuch auch mittels eines Verbindungsbogens aus einerlei Metall gelingen. In der That erprobte auch Alexander Volta das galvanische Experiment in dieser Weise, jedoch ohne Erfolg, indem die Zuckungen gar nicht oder nur kaum merklich auftraten. Dagegen zuckte das Froschpräparat stets lebhaft, sobald es mit zweierlei sich berührenden Metallen, wie in Fig. 1, verbunden wurde. Daraus schloß Volta, daß vielmehr die Berührung verschiedener Metalle die Quelle der Elektricität sei, die sich in jenem Froschkörper ausgleiche und ihn in Zuckungen versetze. Die Ansichten Voltas und Galvanis waren also direkt entgegengesetzt. Obwohl, wie sich später zeigte, jeder Tierkörper in der That eine Quelle der Elektricität ist, so hatte doch auch Volta eine wichtige und richtige Beobachtung gemacht, die zu weitern großen Entdeckungen führte. Zunächst prüfte er seine Ansicht mit dem von ihm (1782) erfundenen Kondensationselektroskop (s. Elektroskop und Leidener Flasche) und fand sie bestätigt.

^[Fig. 1]

Indem Volta (1793) ebene Platten aus verschiedenen Metallen mit isolierenden Griffen aneinander legte und nach der Trennung an seinem Kondensationselektroskop prüfte, fand er, daß durch die Berührung das eine der Metalle sich stets schwach positiv, das andere ebenso negativ elektrisiert hatte. Nach und nach gelangte er zu dem Gesetz der Spannungsreihe, das er 1801 endgültig feststellte, wonach sich die untersuchten Körper (Elektricitätserreger, Elektromotoren) in die Reihe: "Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, Kohle" ordnen lassen, welche die Eigenschaft hat, daß jeder vorausgehende Körper in der Reihe mit einem nachfolgenden berührt positiv wird. Der elektrische Unterschied ist desto stärker, je weiter die Glieder in der Reihe voneinander abstehen und stets gleich der Summe der Spannungsdifferenzen aller zwischenliegenden Glieder. Außer diesen Leitern erster Ordnung, die sich in die Spannungsreihe einordnen lassen, nahm Volta noch Leiter zweiter Ordnung (Flüssigkeiten) an, die diesem Gesetz nicht entsprechen. Verbindet man Leiter erster Ordnung irgendwie miteinander, so kann man auf keine Weise eine größere elektrische Differenz erhalten, als diejenige, welche den äußersten Gliedern der Spannungsreihe entspricht. Dies ist jedoch anders, wenn man zwei Leiter erster Ordnung K Z und einen Leiter zweiter Ordnung T in die Anordnung bringt: K Z T K Z T K Z T..... Hätte K die elektrische Spannung x, Z dagegen die Differenz +e, T gegen K und Z keine Differenz, so würde sich die Folge der Spannungen ergeben: x,x + e,x + e,x + e,x+2e, x+2e, x+2e, x+3e, x+3e..... Die Unterschiede der Enden werden also n mal größer, wenn man die Folge K Z T n mal wiederholt. Durch derartige, wenn auch noch nicht vollständig klare Überlegungen wurde Volta (1800) zur Konstruktion der nach ihm benannten Voltaschen Säule (Fig. 2) geführt, welche aus übereinander geschichteten Platten von Kupfer (K), Zink (Z) und mit verdünnter Schwefelsäure getränkten Tuchlappen (T) bestand und als fertiges Instrument die in Fig. 3 (S. 510) dargestellte Form besaß. Die vorstehende Überlegung wird nur unwesentlich geändert, wenn man erkennt, wie schon Pfaff zeigte, daß auch T gegen K und Z elektrische Differenzen annimmt, sobald nur T nicht in die Spannungsreihe geordnet werden kann. Ver-^[folgende Seite]

^[Fig. 2.]

^[Fig. 3]