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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gama
214256 E., d. i. 33 auf 1 l^kin, gegen 241662 in
1881 und 444198 in 1841. Der Rückgang in 50
Jahren beträgt also 51 Proz. Die Küste bildet
bier zahlreiche inselrciche Baien und ausgezackte
Buchten, wie Manninbai, Birterbuy- und Kiltieraw
bai sowie die Galwaybai, die 35 km lang, bis
20 km breit durch die vorgelagerten Araninseln
gea,en Westwinde geschützt wird, aber guter Häfen
entbehrt. Sie war nach der Tradition ehemals der
Süßwassersee Lurgan. Das Innere des Landes
wird durch den Lough Corrib (s. Corrib) in einen
gebirgigen und einen flachen Teil getrennt. Im W.
liegt die fast öde Berglandschaft Connemara,
d. h. Land der Baien, die, bis zur Clerbai in Mayo
übergreifend, in G. im Benhaun 730 m erreicht; sie
wird wegen ihrer wilden Scenerien mit Seen, Verg-
nrömen und Wasserfällen oft die Irischen Hoch-
lande genannt. Gegen S. grenzt dieser westl. Teil
mit der minder hohen Landschaft Iarconnaught an
die Galwaybai. Der größere östl. Teil ist bis auf
die im S. von Cläre herüberreichenden Slievc-
Aughty-Berge flach und wird vom Cläre und seinen
Zuflüssen sowie den linken Nebenflüssen des ^uck
und des Shannon an der Ostgrenze reichlich be-
wässert. Im O. wie im W. giebt es außer den Seen
auch Sumpf- und Vruchstrecken, im O. gute Vieh-
weiden und fruchtbaren Ackerboden. Doch sind nur
l 2 Proz. des Bodens Acker- und Gartenland, 35 Proz.
Felder, Wiesen und Weiden. Man baut Haser und
Kartoffeln, auch Weizen, zieht vortreffliches lang-
hörnigcs Rindvieh, feinwollige Schafe, Schweine
und Pferde. Von Metallen wird nur etwas Blei
gewonnen, in Connemara bricht man ausgezeich-
neten Marmor. Den Seetang an der Küste benutzt
man als Dünger. Das Landvolk ist das ärmste in
Irland und seine Wohnungen gehören zu den schleck)
testen im Lande. Nur Linnenmanufaktur bildet einen
Industriezweig von einigerBedeutung. Wichtig ist die
Fischerei, namentlich Heringsfang. Das Land wird in
feiner ganzen Breite von der Bahnlinie Ballinasloe-
Clifden durchfchnitten, von der bei Athenry Zweige
nach N. (Tuam) und nach S. (Limerick) gehen. Die
Grafschaft schickt 3, die Hauptstadt einen Abgeord-
neten in das Parlament. - 2) Hauptstadt der Graf-
schaft G., Municipalstadt und Parlamentsborough,
nordlich an der Bai von G. und an der Mündung
des Corrib, an der Bahn Ballinasloe-Clifden ge-
legen, hat (1891) 13 746 E. gegen 1547l in 1881,
im ältern Teile enge und schmutzige Gassen, im
neuern breite und gerade Straßen (Eyre Square).
Die Fischervorstädte, wie The Claddagh, bestehen
aus schlechten Hütten. G. ist Sitz eines tath. Bischofs,
wichtige Garnifon und Station brit. Kriegsschiffe,
hat einen Gerichtshof, fünf Kirchen, darunter die
cwt. St. Nikolaustirche von 1320 und eine prot.
Kollegiattirche, acht Klöster, eine Lateinschule M-a8-
imi8 ^initk'8 lüoll^) und ein College der Queens-
Universität zu Dublin. Die Stadt ist gegen früher
sehr zurückgegangen. Die Industrie erstreckt sich auf
Brauerei und Brennerei, Gerberei, Malzbereitung,
Marmorschleiferei, Eisengießerei und Bleicherei, der
Handel auf Ausfuhr von Landesprodutten, Fifchen,
Wolle, schwarzen Marmor und Leinwand. Der Hasen
ist seicht, der Verkehr nicht bedeutend. Wichtig war
früher der Handel mit Spanien; Andalusier und Ca-
stilianer wählten G. zum Wohnort; aus jener Zeit
haben manche Häuser noch span. Charakter bewahrt.
Gama, Vasco da, portug. Entdecker, geb. um
1KN zu Sines in der portug. Provinz Alemtejo,
erwarb sich bald den Namen eines kühnen See-
manns. Die in der ersten Hälfte des 15. Jahrh,
unter dem Prinzen Heinrich dem Seefahrer be-
gonnenen Entdeckungsreifen hatten die Westküste
Afrikas kennen gelehrt. Bartolomeu Diaz (s. d.)
war später sogar bis 450 km jenseit des Kaps
der Guten Hoffnung gelangt, während Covilham
vom Roten Meere her Aden, Kalikut und Goa be-
fuchte und an der Osttüste Afrikas die arab. Han-
delsplätze bis Sofala kennen lernte. Aber nun
galt es noch, um Afrika herum Sofala zu erreichen
und von hier in dem arab. Seehandelsbereiche den
Weg nach Indien zu finden. Zu diesem Zwecke
rüstete Emanuel d. Gr. von Portugal drei Schiffe
aus, deren Oberbefehl er G. übertrug. Die kleine
Flotte verließ Lissabon wahrscheinlich 8. Juli 1497
und gelangte 16. Nov. nach dem jetzt als Tafelbai
bekannten Hafen, wo sie für einige Tage ankerte.
Am 20. oder 22. Nov. umschiffte G. das Kap der
Guten Hoffnung und wendete sich zu den Mündun-
gen des Sambesi, wo seine Mannschaft vom Skor-
but geheilt wurde. Dann berührte die Flotte Mo-
zambique und lief später in Mombas ein. Die dort
lebenden Mauren fürchteten für ihren Handel und
reizten alle eingeborenen Fürsten gegen die Frem-
den auf, die mehrfach in große Gefahr gerieten.
Nur in Malindi, unter 3° südl. Br., gelang es
ihnen, freundfchaftliche Verbindung auf die Dauer
anzuknüpfen und einen aus Gudscherat stammenden
Piloten zu erhalten. Unter seiner Leitung gelangte
G. 20. Mai 1408 nach Kalikut an der Malabar-
küste, wo der Gewürzhandel Indiens seinen Mittel-
punkt hatte. Auch hier traten die Mauren den
Portugiesen entgegen; indes gelang es dennoch G.,
dem Fürsten des Landes, dem Samudrin (Fürsten
von Kalikut), Achtung einzuflößen. Hierauf trat G.
den Rückweg an und ankerte Sept. 1499 in Lissa-
bon, wo ihm viele Auszeichnungen und auch viele
Versprechungen zu teil wurden.
Der König Cmanuel sendete sogleich unter Cabral
(s. d.) ein Geschwader nach Indien, um portug.
Faktoreien zu begründen. Nur an wenigen Orten
gelang dieses; in Kalikut wurden sogar 40 zurück-
gelassene Portugiesen ermordet. Um diese Unbill
zu rächen, vorzüglich aber um sich den ind. See-
Handel zu sichern, rüstete der König ein neues Ge-
schwader von 20 Schiffen aus, welches unter G.s
Oberbefehl 1502 abging. G. gelangte mit 10 Schif-
fen glücklich an die Osttüste von Afrika, begründete
dort die erste Faktorei in Mozambique, segelte dann
nach Indien, nahm oder versenkte unterwegs maur.
oder ind. Schiffe und zwang den Samudrin durch
Beschießung der Hauptstadt Kalikut und Vernich-
tung einer Kriegsflotte von 29 Schiffen zum Frie-
densschlüsse und zu Entschädigungen. Hatte dieser
mit rücksichtsloser Gewalt durchgeführte Akt der
Rache Furcht vor der Macht der Portugiesen ein-
geflößt, so wurde der Erfolg durch manche mit ein-
heimischen Fürsten geschlossene Bündnisse befestigt.
Schon 20. Dez. 1503 traf G. mit 13 reich beladenen
Schiffen wieder in Portugal ein. Während G. in
der Heimat die wohlverdiente Ruhe genoß, regier-
ten nach und nach fünf Vicekönige über die portug.
Besitzungen in Indien. Der letzte derselben, Eduard
de Menezes, hatte so viel Unglück, daß der König
Johann 111. sich entschloß, G. nach dem Schauplatze
seiner Heldenthaten wieder abzusenden. Bereitwillig
übernahm er das Amt eines Vicekönigs. Er segelte
mit 14 Schiffen 9. April 1524 ab, entwickelte die
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