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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Garderobe - Gardiner
dem Glase eines niedrigen Warmhauses, und wer-
den durch Stecklinge vermehrt.
Garderobe (frz.), der Raum, in dem die Kleider
aufbewahrt werden; im weitern Sinne die Gesamt-
heit der Kleidung einer Person; auch der Raum des
Theaters, in dem sich die Schauspieler umkleiden.
Im 17. und 18. Jahrh, bezeichnete man damit den
Ankleideraum des Fürsten, in den er sich von der
('dkm!)i-6 äs lit (Schlafzimmer) zurückzog. Jetzt
versteht man besonders in öffentlichen Gebäuden
unter G. die Raume, wo die Befucher ihre Über-
kleider abgeben. Bequeme Zugänglichkeit auch bei
großem Andrang, leichter, sich nie stauender Verkehr
init dem die Kleider aushändigenden Personal sind
Bedingung einer guten G. Garderobier (spr.
-dich), Auffeher über abgelegte Überkleider Garde-
robiere (spr. -biähr), Kleiderauffeherin.
Gardescher See, Strandfee in der preuß. Pro-
vinz Pommern, im NNO. von Stolp, an der Oftfee-
tüste, ist etwa 7 km lang, 2-6 km breit und be-
deckt 35 hkni. Vom offenen Meere trennt ihn ein
'2 km breiter Landstreifen, an seiner Ostseite erhebt
sich der Rcvekol (115 m).
<5a.ras2 (frz., fpr. -deh), Achtung! bewahrt,
fchützt; befonders im Schachfpiel fagt man: 6-. la
r6M6! (fpr. rehn), Schützt die Königin!, wenn sie
von einer feindlichen Figur angegriffen wird.
Gardie (fpr. -dih), Grafen de la, ein languedoc-
sches Geschlecht, das sich seit der Mitte des 16.Jahrh.
in Schweden niedergelassen hatte und mehrere aus-
gezeichnete Männer zählt. Pontus, Baron de la
G., geb. 1520, trat bei der Eroberung von War-
berg (1565) aus dän. in schwed. Dienste, focht als
Feldoberst feit 1574 siegreich gegen Rußland und
ertrank 5. Nov. 1585. - Sein Sohn Jakob, Graf
de la G., geb. 20. Juni 1583, wurde 1015 Graf,
erfocht ebenfalls mehrere Siege über die Russen,
drang bis Moskau vor, eroberte Nowgorod, war einer
der Reichsverweser während der Kindheit der Königin
Christine und starb als Präsident des Kricgskolle-
giunls 12. Aug. 1652. Er war seit 1618 vermählt
mit Ebba Brahe, der Iugendgcliebten des Königs
Gustav Adolf.- Magnus Gabriel, Graf de
la G., Sohn des vorigen, geb. 15. Okt. 1622 zu
Reval, studierte zu Upfala, machte dann Reisen in
Frankreich und erlangte nach seiner Rüäkebr die
Gunst der Königin Christine, die ihm eine Gesandt-
schaft nach Paris anvertraute. Unter Karl X. Gustav
übernahm er den Oberbefehl, eines Teils des Heers,
das unter ihm gegen Rußland glücklich focht; als
Heerführer zeigte er jedoch wenig Begabung. Nach
des Königs Tode (1660) hatte er als Reichskanzler
teil an der Regentfchaft während der Minderjährig-
keit Karls XI. Obfchon mit diesem durch seine Ge-
mahlin, die Prinzessin Mario Enphrosyne von Pfalz-
Zweibrücken, nahe verwandt, ging er doch bei der
Einziehung der adligen Güter fast aller seiner Be-
sitzungen verlustig, sodaß er 26. April 1686 in großer
Armut starb. Ihm verdankt Upsala den sog. "l^oäox
ai'ß6nt6U8" des Ulfilas (s. d.).-Die de la Gardiefchen
Familienpapiere sind zerstreut; ein bedeutender Teil
ist nach der Universitätsbibliothek zu Lund gekom-
men. (Vgl. I)6l^ai'äi8ka ^rcliivot., hg. von Wiesel-
grcn, 20 Bde., Stockh. u. Lund 1831-44.) Der
Briefwechsel und die Akten Magnus Gabriels wer-
den hauptsächlich im Stockholmer Reichsarchiv auf-
beMhrt. Die Korrespondenz von Pontus und Jakob
de la G. endlich befindet sich größtenteils in der Uni-
versitätsbibliothek zu Dorpat.
Gardine (vom mittellat. cortmll; frz. conrtmk),
Vorhang; über das Technifche f. Spitzen. Gar-
dinenpredigt, Strafrede, welche der Gatte nachts
von der Gattin hinter der Gardine (d.h. ohne Zeugen)
bekommt.
Gardiner (fpr. gahrdner), Stadt im Counw
Kennebec des nordamerik. Staates Maine, 11 km
südlich von Augusta, am Einfluß des Cobesfecontee,
der Wasserkraft liefert, in den Kennebec und an der
Maine-Centralbahn, bat (1890) 5491 E., Schiffahrt,
Fabrikation von Schuhen und Papier, Sägemühlen
und .Holzhandel, und ist Mittelpunkt eines bedeuten-
den Eisverladungsgefchäfts.
Gardiner (spr. gahrdner), Samuel Rawson,
engl. Historiker, geb. 4. März 1829 zu Ropley in
Hampshire, wurde zu Winchester und Oxford heran-
gebildet und war eine Zeit lang Professor für neuere
Geschichte am XinZ'8 (^116^6 zu London. Er zeich-
net sich durch feine umfassenden Arbeiten über die
engl. Gefchichte im 17. Jahrh, aus, die er fortschrei-
tend in einer Reihe von Einzelwerken behandelt.
Eine Gruppe derselben ist vereinigt erschienen u. d. T.:
"Hi8tO1'V Ot'^NFikmä tlOM tli6 acc688i0Q ol"sHIN68 I.
t0 t1i6 ontw'6^k 0k tli6 Freat civil NNI-, 1603-42"
(10 Bde., Lond. 1883-86), woran sich die "Historv
oktiiL A-6kt <'ivil nar, 1642-49" (4 Bde., ebd. 1886
-94) und die "Historv ol tk6 comiuon^sHitii anä
1-.i-0t.00wi-llt6", Bd. 1 (ebd. 1894) anschließt. Treff-
liche populäre Darstellungen sind: "'Id6 in-5t t^o
!^taai't8 ".na tkk I^uritan Involution" (Lond. 1875;
6. Aufl. 1885), "'lk6 Ikirtv ^621-3' "VVai'" (ebd. 1874;
7. Aufl. 1886) und "^ 8wä6nt'8 Ki8torv ol^n^anä
tiom tn6 6^rÜ68t tim63 to 1885" (3 Bde., ebd. 1890
-91). Mit Baß Mullinger schrieb er: "Inti-oäuction
to tn6 8tuäv ok NnFli8ii ^i8torv" (Lond. 1881);
ferner allein: "Outline ot'NiiFii8li Iii8toi'v" (1881)
und "I1i8t.orica,I dio^rap^i68" (1884). Außerdem
veröffentlichte er Materialien zur Geschichte des
17. Jahrh, in den Bänden der "(^inäßn 8ooi6tv"
lind "Mo con8titutioun,1 äocumsnts ot'tkk l'uritkln
1i,6vo1utioii 1628-60" (Lond. 1890).
Gardiner (spr. gahrdner), Stephen, Bischof von
Winchester und Kanzler von England, wahrfchein-
lich der Sohn eines Tuchmachers in Bury St. Ed-
munds, wurde zwifchen 1483 und 1490 geboren
und studierte in Cambridge bürgerliches und kano-
nisches Recht. Seine Kenntnisse und seine Gewandt-
beit erwarben ibm das Vertrauen des Kardinals
Wolscy, als dessen Sekretär er der fähigste Mit-
arbeiter beim Echeidungshanoel Heinrichs VIII.
war. Bei Wolfeys Sturz (1529) verließ er diefen
als einer der ersten und sicherte sich die Gunst des
Königs, bei dein er großen Einfluß erlangte; 1531
wurde er Bischof von Winchester. Durch feine An-
sichten über die Rechte der Kirche dem Staate
gegenüber erregte er Verdacht, wußte ihn aber durch
feine Schrift "i>" voi-3. odßsUentia" (1535), in der
er die Kirchcnhohcit des Königs verfocht, zu zer-
streuen. Trotzdem blieb er der stärkste Gegner der
nicht nur staatskirchlichen, sondern vor allem prot.
Politik Thomas Cromwells und Cranmers, und
seinem Einfluß vor allem ist die katholisch-staats-
kirchliche Gestaltung der engl. Kirche unter Hein-
rich VIII. zuzuschreiben. Neben den kirchlichen Din-
gen war er auch in der auswärtigen Politik in be-
dentendem Maße thätig. Als unter Eduard VI. die
prot. Richtung die Oberhand erlangte, mußte G.
seiner kath. Gesinnung wegen ins Gefängnis, aus
dem ihn erst Marias Regierungsantritt (1553) be-