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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasbeleuchtung
breitung, namentlich für Innenbeleuchtung, hat die
Siemenssche invertierte Regenerativlampc
(Fig. 8) gefunden. Die Flamme brennt hier von
oben nach unten, und die Verbrennungsgase zieben
im Innern senkrecht nach oben. Die Flamme ist in
einer Glaskugel eingeschlo^en, welche die richtige
Führung derselben sichert. In der Esse ist eine
Konstruktionen
Fig. 7.
Fig. 8.
Zündsiamme angebracht, welche ein leichtes Anzün-
den der Lampe ermöglicht. Der Hahn läßt sich durch
herabhängende Ketten leicht öffnen und schließen.
Außer diesen Siemensschen Lampen haben noch
andere unter den Namen Wenham, Westphal,
Sckülke, Butzke u. a. bekannten Lampen, welche
jedoch auf den gleichen Grundlagen beruhen, Ver-
breitung gefunden. Vor den Flachbrennern und
Argandbrennern haben die Negencrativbrenner den
Vorzug großer Gascrsparnis, da sic aus der glei-
chen Gasmenge ungefähr die doppolte Leuchtkraft
entwickeln wie diese. Ein großcv Nachteil besteht
in der starken Wärmestrahlung der Flammen so-
wie in der verhältnismäßig komplizierten Anord-
nung der Lampen. In der neuern Zeit ist den-
selben durch das Gasglühlicht (s. d.) eine starke
Konkurrenz erwachsen.
Zur Straßenbeleuchtung benutzt man Later-
nen , in welchen die zur Lichtentwicklung erforder-
lichen Brenner oder Lampen, vor Wind und Wetter
gefchützt, untergebracht sind. Die Laternen sind ent-
weder auf Kandelabern oder Konsolen angebracht.
Als Brenner dienen meist einfache offene Flach-
brenner, welche eine Leucklkraft voll etwa 10 bis
12 Kerzeu entwickeln. Zur Erzielung höherer Leucht-
kraft werden entweder mehrere Brenner in einer
Laterne angebracht. oder man verwendet Regene-
rativlampen oder Gasglühlicht. Der Gasverbrauch
wird größtenteils durch kleine unter dem Brenner
angebrachte Gasregler (s. d.) in den gewünschten
Grenzen gebalten. Der Gasverbrauch sowie die
Leuchtkraft sind für die angeführten Konstruk-
tionen folgende:
Gas-
verbrauch
pro Stunde
in Litern
Leucht-
kraft in
Kerzen
Gasverbrauch
für 100 Kerzeu
und Stunde
in odin
^chnittbrcnner 160 ! 16 ! 1,00
Argandbrenner 180 ! 22 ! 0,80
Regenerativ- ! ^
lampe.... 100-150020-900 0,50
Gasglühlicht . ^ 80-100 50-60 ^ 0,15
Eigenschaften des Leuchtgases. Das in den
Gasanstalten durch die verschiedenen Vorgange der
Gasdcroitung gewonnene und gereinigte Leuchtgas
entbält als lichtgebende Bestandteile: Benzol, Atby-
len und Propylen, als verdünnende Bestandteile:
Wasserstoff, Methan l Sumpfgas), Kohlenoxyd,
Stickstoff, und als verunreinigende Bestandteile:
Kohlensäure neben spuren von ^ckwefolkohlenstoff.
Die Mengenverhältnisse dieser einzelnen Gase wer-
den durch die Gasanalyse (s. d.) bestimmt. So
wurde z. B. im Leuchtgas der Stadt Hannover in
100 Naumteilen gefunden: Benzol 0,69, Äthylen
2,ii, Propylcn 0,I?, Mctban 37,55, Wasserstoff
46,27, Kohlenoxyd 11,^", Stickstoff 1,oi und Koblen-
süure 0,8i Raumteile. 1 cdin Leuchtgas wiegt
0,5i9"'. kss, was einem spcc. Gewicht von 0,4 entspricht.
Zur Bestimmung des spcc. Gewichts dient die Gas-
wage (s. d.). Der Kohlellstoff der licht^benden Be-
standteile des Leuchtgases wird durch die bei der
Vordrcnnung von Wasserstoff und Sumpfgas ent-
wickelten Wärme in der Flamme selbst als freier
Kohlenstoff ausgeschieden und zum Glühen und
Leuchten gebracht. Die verhältnismäßig geringe
Leuchtkraft des von den Gasanstalten gelieferten
Gases kann außer durch verbesserte Lampenkonstrut-
tion (s. oben) auch durch Carburieren (s. d.) ge-
steigert werden. Bei der in dieser Hinsicht sehr ge-
bräuchlichen A l b o c a rbonbele u ch tung dient
Naphthalin als Carburierungsmittel. Dasselbe be-
findet sich in einem meist kugelförmigen Behälter,
der durch eine kleine Gasflamme zur leichtern Ver-
flüchtigung des Napbtbalins erwärmt wird. Durch
diesen Behälter streicht das Gas, kurz bevor es in
den Brenner gelangt, und verbrennt mit größerer
Leuchtkraft. Eine allgemeine Verbreitung hat jedoch
diese Velcuchtungsart nicht gefunden. Mit Sauer-
stoff verbrannt, liefert das Leuchtgas ebonfalls eine
viel höhere Leucktkraft; dock scheiterte diese Art der
Beleuchtung bisher an den hohen Kosten der Ge-
winnung des Sauerstoffs sowie an der Notwendig-
keit doppelter Leitungen für Leuchtgas und Sauer-
stoff. Nachdem in neuerer Zeit eine billige Gewin-
nung von Sauerstoff nach dem Brinschcu Verfahren
aus atmosphärischerLuft ermöglicht ist, hat Dr. Kochs
die ursprüngliche von Linnemann angegebene Lampe
zunächst für mediz. NntcrsuchungsM^cke an Stelle
des Drummondschen Kalklickts angewandt und ver-
bessert. Führt man einer Gasflamme so viel 3un
zu, daß der frei werdende Koblenstoff sofort wieder
verbrennt, so kommt die Flamme nicht zum Leuchten,
man nennt sie entleuchtet. Solche blau brennende
Flammen werden wegen ibrer hohen Temperatur
bei Gasheizung5vorrichtungeu (s. d.) benutzt und
dienen neuerdings auch zur Erzeugung des Gasglüb-
lichts (s.d.). Die bei der Verbrennung des Leuchtgases
entwickelte Wärmemenge beträgt pro 1 odm Leucht-
gas etwa 5000 Wärmeeinheiten. Zur vollständigen
Verbrennung von 1 odm Leuchtgas sind 6 odm Lufr
erforderlich. Mischt man das Leuchtgas nnt dieser