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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Gasheizungsvorrichtungen
während das Leuchten durch einen Glühkörver her-
vorgerufen wird, welcher über der Flamme anf-
gehängt ist und den Flammenmantel genan nm-
schließt. Der Glühkörper ist durch Iniprägnieren
eines Baumwollgewebes mit den Nitraten von Cer,
Mtrium, Didym, Lanthan und Zirkon und Verbren-
nung der Pflanzenfaser beigestellt, wobei die Oxyde
obiger Erdmetalle in Form eines spröden Glüh-
gewebes zurückbleiben.
Das sog. Anersche G. bat in dein Streben nach
einer vollkommenern Ansnntznng des Gases nnd
nach Erzielnng böherer Leucht traft eine ganz nene
bedeutungsvolle Vabn eröffnet, und die Bestre-
bungen sind bereits von einem nennenswerten Er-
folg gekrönt. Der Brenner selbst
bat sckon versckiedene Konstruk-
tionsändernngen erfahren nnd
ist in seiller nenesten Anordnnng,
wie er in Dentschland znr Ans-
sübrung kommt,nebenstebcnd ab-
gebildet.
Tie bedeutenden Vorzüge die-
ser nenen Belenchtllngsart ha-
ben derselben raschen Eingang
verschafft und derGaöbelcuchtung
bei ibrer^onknrrenz lnit der eleb
trisckenBeleuchtung großen Vor-
schub geleistet. Das G. entwickelt
bei einein stündlichen Gasver-
brauch voll 80 bis 100 1 eine
Leuchtkraft von 5<> bisWKerzeli
iogl. Gasbelenchtnng, S. 568 d).
Bei lveitalis hellerni Lichte als
die frühere Gasbeleuchtung nnd
anch als das elektrifche Glüh-
licht, ergiebt also das G. eine
ganz bedentende Ersparnis air
^>as und kommt daher ill man-
cbe>l Fälleli sogar billiger zn
steheli als die Petroleulnbelench-
tnng. Das G. entwickelt lveit
wemger strablende Värlne, rußt nicht und bat
eine weiße, mitunter ili5 l>)rnnlicbe spielellde, glän-
zende Farbe. Die spektralanalytische Untcrsnchnng
der Flamme bat gezeigt, daß dieselbe wenig rote,
gelbe und grüne, dagegen aber viel blaue, vio-
lette und ultraviolette Strahlen aussendet, sodaß
viele Farben bei Ga5glülM)tbelenchtnng anders
als bei Tageslicht erscheinen. Von Nachteil ist die
große Zerbrecblickkeit der Glühtörper (durchschnitt-
liche Brenndancr 300-^>50 Stnnden) und die bis
jetzt insolge der Patentansnutzung noch hohen An-
schaffnngskosten der Brenner und Glühkörper. Trotz-
dem wird das G. fast allenthalben, namentlich in
Läden und Restaurationen, eingeführt, und findet
auch sckon für Straßenbelenchtnng Anwendung.
Bezüglich der Haltbarkeit der Glühkörper hat man
nenerdings mit Erbinmerde gute Erfolge erzielt, und
die Hinznfngnng mehr roter und gelber Strahlen
hat man durch Beimengung von Chromoxyd erreicht.
Gasheizullgsvorrichtungen, diejenigen Ap
parate, die das Lencbtgas zu Hcizzweckcn in der In-
dnstrie sowie im Hanshalt verbrennen. Die Ver-
teilung eines gasförmigen Heizstoffs von centrater
Stelle ans bietet den großen Vorteil, daß derselbe
an jeder gewünschten Stelle zur Nenntznng ohne
weiteres zur Verfügung steht und bei seiner Ver-
brennung keine lästigen Nebenerscheinungen, wie
Rauch, Nuß oder Asche, mit sich bringt. Zu G.
eignen sich verschiedene Gase, doch ist das Leuchtgas
infolge seines hoben Heizwertes und seiner gleich-
zeitigen Verwendbarkeit zur Beleuchtung und znr
Krafterzeugung vermittelst Gasmotoren (s.d.) ganz
besonders geeignet. Anßer dem Lenchtgas werden zu
G. namentlich Wasfergas, Halbwassergas, Dowson-
Gas und Generatorgas verwendet: doch benntzt
man diese letztern Gase wenigstens in Deutschland
nicht zur centraleu Versorgung der Städte mit
Heizgas. In jüngster Zeit sncht man durch Herab-
setzung deo Gaspreises in den meisten Städten die
Verwendnng des Lenchtgases zu G. möglichst zn
fördern (vgl. Gasbeleuchtung, S. 569a). Es giebt
schon einige Städte, in welchen mehr Gas zurHeizung
als zur Beleuchtung verwendet wird.
Die Anwendbarkeit der Gasbeizung ist ungemein
vielseitig: Inder Technik zu Schmelzzwecken, zum
Lö'teu, Heizen, Sengen, Trocknen, im Haushalt für
Badeöfen, Zinnnerheizung, znm Kochen, Braten,
Backen, Rösten, Plätten. Das Lenchtgas vermag
im Durchschnitt aus 1 cdin 5000 Wärmeeinheiten
zu einwickeln, also nngefähr ebensoviel als 1 Ic^
guter Heizkohle. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß
bei den G. diefe erzengte Wärme viel besser ans-
genutzt wird als bei festen Brennstoffen. Während
bei letztern von der theoretifchen Wärme in unfern
gewöhnlichen Stubenöfen selten mebr als 20-30
Proz. ansgenutzt werden, ermöglichen die G. eine
Ansnutznng bis zu 80 Proz.
Zu den meisten Zwecken der Gasheizung benutzt
man die durch Luftbeimifchung entleuchtete Gas-
flamme, wie sie zuerst im Bunsenbrenner An-
wendnng fand. Da die entlenchtete Gasflamme nicht
rußt und mit hoher Temperatur (etwa 1300° an der
heißesten Stelle) verbrennt, so sind namentlich die
Kochapparate fast dnrchgehends nach dem Princip
des Bunsenbrenners konstrniert. Nachstehende Fig. l
zeigt einen einfachen Gaskocher inr Schnitt. Das bei
^
Fig. 1.
ä ans einer feinen Öffnung ausströmende Gas reißt
bei 0 die Lnft mit sich, deren Menge je nach der
Geschwindigkeit des Gasstroms 2 - 3 Proz. des
Gases beträgt. Das Gemisch durchstreicht ein langes
Rohr und tritt durch eine verstellbare schlitzförmige
Öffnung bei F aus, wo es an der Luft mit blauer
Flamme verbrennt. Das Ganze ist von einem gnß-
eisernen ringförmigen Gestell umgeben, auf welchem
das Kochgeschirr in bestimmter Entfernung von der
Flamme aufsitzt. Bei guten Gaskochern erfordert
11 Waffer, nm in emailliertem Geschirr zum Kochen
zu kommen, etwa 351 Gas und braucht hierzu 12
-Itt Minnten.
Zum Kochen, Braten und Backen dienen Gas-
kocher, Herdplatten, Backröhren und deren Kom-
binationen bis zum Gasherd. Zur Heizung dieser
Apparate dienen entweder Brenner, wie der in
Fig. 1 abgebildete, oder es werden Heizröhren ver-
wendet, bei welchen das Gasluftgemisch aus kleinen
eng nebeneinander stehenden in die Mischröhre ein-
gebohrten Löchern brennt. Die Billigkeit der Gas-
heizung zu Küchenzwecken im Vergleich mit andern
Heizstoffen zeigt folgende Zusammenstellung von