Autorenkollektiv,
F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien,
14. Auflage, 1894-1896
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Gebirgsbanden - Gebirgserschließung
Gebirgsbauden, Gemeinde im Riesengebirge,
s. Brückenberg.
Gebirgsbildung. Die Gebirge der Erde sind
ihrer Entstehung nach entweder vulkanische oder tet-
tonische. Die vulkanischen G e b irgc sind durch
Eruption von Gesteinsmaterial und Anhäufung
desselben um oder über dem Eruptionskanal ent-
standen. In dem schematischen Profil (s. beistehende
Fig. 1) sehen wir mehrere, verschieden alte vulkanische
Fig. 1.
Schlote die Grundgebirge durchsetzen; über ihnen
türmen sich die vulkanischen Auswürflinge und La-
ven zu Bergen an. Das Grundgebirge kann von
verschiedenster Art sein, eine "Erhebung" kommt
bei den vulkanischen Gebirgen nicht weiter in Be-
tracht. Die Gebirge Islands und Javas sind rein
vulkanischer Entstehung; in Deutschland sind wesent-
lich vulkanische Gebirge der Kaiserstuhl im Rhein-
tbale und die gewaltige Masse des Vogclsberges
in Hessen. Die tektonischen Gebirge sind ent-
standen durch Störung der ursprünglichen Lagerung
der Gesteine der Erdoberfläche. Hier sind aber wie-
der zwei Gruppen zu unterscheiden. Die Ketten -
oder Faltengebirge bestehen aus Falten oder
Faltensystemen der äußersten Krustenteile, die dnrch
Horizontalschub in der Erdrinde hervorgebracht
worden sind. Die Ursache dieses seitlichen, erdperi-
pherischen Druckes, der die schichten der Erde zur
Faltung und Runzelung zwang, liegt in der fort-
dauernden Abkühlung und Zusammenziebung des
Kernes der Erde. Wie die Haut eines austrocknen-
den Apfels allmählich für denselben zu groß wird
und sich runzelt, so muhte sich auch die Erdrinde ver-
halten. Die entstehenden Runzel-, also Faltensystemc
sind die Kettengebirge. Eine Erbebung, d. b. eine
relative Entfernung vom Erdmittelpunkte ist bei
dieser Art der Entstehung durch seitlichen Zusammen-
schub jedoch nicht ausgeschlossen. Oft zeigen Ketten-
gebirge eine annähernd seitlichsynimetrische Struktur,
wie das durch Prosit Fig. 2 veranschaulicht wird.
F'g. 2.
Das hervorragendste Beispiel für solche Gebirge
sind die Alpen. Ketten- oder Faltengebirge sind
ferner der Schweizer Jura, die Karpatcn, der Hima-
laja. In Deutschland sind die niedrigen Höhen-
züge des Elm, der Asse u. s. w. in Vraunschweig
Teile eines wahren Kettengebirges. Für viele Teile
der Alpen sind neben den Falten auch schon Ver-
werfungen von gewaltigem Betrage nachgewiesen
worden. Das Profil Fig. 3 soll die Struktur eines
Gebirges zur Darstellung bringen, in dem neben
Falten auch Verwerfungen und Überschiebungen
nachweisbar sind. Ein solcher Ban führt binüber
zu der zweiten Gruppe der Horstgebirge, die
Kräften in der Erdrinde ibre Entstehung verdanken,
die in radiärer Richtung wirken. Nird irgendwo die
Erdrinde von einem System annähernd paralleler
Spalten durchsetzt, so kann ein Stück derselben stehen
bleiben, während die benachbarten dem schwindenden
Erdkern folgend sinken. Das Profil Fig. 4 stellt
ein solches Horstgebirge dar, wofür als Beispiele
Vogesen, Schwarzwald, Thüringerwald, zum Teil
auch der Harz angegeben werden können. Als eine
Unterart dcrHorstgebirgekönnendieTafelgebirgc
bezeichnet werden, die, wie Fig. 5 vorführt, oft nur
von einer Seite als Gebirge erscheinen, wie die
Fig. 4.
Rauhe Alb von Schwaben her gesehen. Als ein
solches Tafelgebirge mit schwacher Faltung ist auch
das sächs. Erzgebirge anzusehen.
Die G. befällt oft dieselben stellen der Erde zu
wiederholten Malen, wie dies auch ganz besonders
für die Alpen gilt, die durchaus nicht nur erst in
der jüngern Tertiärzeit völlig herausgebildet wur-
den. Durch solche, den Bau verwickelter machende
Verbältnissc kann die Geschicbte der Entstehung
Fig. 5.
eiues Gebirges zu einem sehr schweren Problem
werden. In den tektonischen Gebirgen sind die ein-
zelnen Berge, Thäler, Schluchten und Grate erst
durch lang andauernde Verwitterung und Erosion
von seiten der Gewässer herausmodelliert worden.
- Vgl. Sueß, Die Entstehung der Alpen (Wien
1875); Heim, Untersuchungen über den Mechanis-
mus der G. (2 Bde., Basel 1878); Sueh, Das Antlitz
der Erde (2 Bde., Wien 1883-88).
Gebirgschamäleon ((Haiuaeleo inontium
Znc/i/,0??; s. Tafel: Echsen II, Fig. 6), eine west-
afrik. Art Chamäleon (s. d.) mit starkem, gezähnel-
tem Rückenkamm, im männlichen Geschlecht mit zwei
stark entwickelten nebeneinander auf der Schnauzen-
spitze gelegenen Hörnern, aber ohne Hautanhang
am Hinterkopf. An den Körperseiten finden sich
größere, kreis- bis eirunde Schuppen zu unregel-
mäßigen Reihen angeordnet und ebensolche auf dem
Scheitel und an den Schläfen. Die Hauptfarbe ist
ein schmutziges Braun, die großen Schuppen sind
stets heller gefärbt, grün bis himmelblau. Die
Weibchen haben einen schwächcrn Rückcnkamm und
keine Nascnhörner.
Gebirgserschlietzung. Daß die Gebirge für
Touristen zugänglicher werden, ist in erster Linie